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Bericht
Name des Laufes: | XI. MARATHONLAUF DER STADT ROM (Marathon di Roma) mehr zum Lauf: VID1076 |
Datum des Laufes: | 13.3.2005 (Sun) |
Ort: | Rom |
Plz: | k.A. |
Homepage: | http://www.maratonadiroma.it/ |
Strecken: | MA |
Beschaffenheit: | asphaltiert und Kopfsteinpflaster |
Profil: | nicht ganz flach |
Wetter: | Bedeckt bis sonnig |
Teilnehmer: | 10000 |
Name des Berichtenden: | Michael Thiele (Autor-LID zuordnen: Login und [Edit]) Bericht vom 24.3.2005 (Thu) |
Hallo zusammen, nach ewiger Pause mal wieder ein Bericht von mir. Frohe Ostern! Michael [Bericht] Rom-Marathon 13.03.2005 - Die ewige Stadt - der ewige Lauf. Diesen Laufbericht gibt es auch mit Fotos auf http://family.drricoh.de/Marathon2005/index.htm [VWKGJ (Vor-WettKampf-GeJammere)] Wie verkürzt man sich am besten die kurzen Wintertage? Na, klar doch: Mit Laufen im Dunkeln. Nach dem letzten Köln-Marathon im September hatte ich einige Wochen lang mit meinem rechten Knie Ärger und es mit mir. Glücklicherweise bin ich statt zum Superspzialisten erst einmal zu meiner Hausärztin gegangen. Die meinte, dass sie das Symptom kennt - von Ihrem Mann her, der ebenfalls nach jedem Marathon diese Beschwerden aufzuweisen hatte. Schwups hatte ich ein homoöpathisches Medikament in der Hand und siehe da: nach zwei Wochen war ich komplett beschwerdefrei - ich hatte mir in der Zwischenzeit im Internet schon alle Seiten über Arthrose und künstliche Kniegelenke herausgesucht und mich gedanklich schon mit Schachspielen (nein, nicht Walking) angefreundet. Nun gut. Neue Ziele müssen her. Nachdem ich bereits den letzten Winter (2003/2004) irgendwie ohne große Unterbrechung durchgelaufen war, wollte ich diesmal ohne die übliche Frühjahrsdelle in die neue Saison starten. Was liegt also näher als ein Marathon? Nun, meine Familie und mein Job. Das mit dem Job kriege ich eh nicht so richtig in den Griff (viel Reisen, viel Arbeiten), aber das mit der Familie. Diesmal überlistete ich einfach meine Frau mit der Idee, eine schöne Städtereise nach Rom zu unternehmen. Natürlich zu zweit. Kost' ja nix in Zeiten der "Billichflieger". Gesagt, getan. [Vorbereitung] Die Vorfreude war groß, die Ernüchterung ebenso, als ich noch VOR Weihnachten feststellen musste, dass gerade mein 12-Wochen-Trainingsprogramm angefangen hatte. Also musste ich in diesem Winter mit Temperaturen, die durchaus einem Winter entsprechen, vor die Tür. Zu meiner Überraschung - und der meiner Frau - kann man sich daran gewöhnen. Hatte ich noch vor drei Jahren meine Trainingssachen (alles Baumwolle, Plastik kam mir nicht ins Haus) bei erstmaligen Erreichen von Temperaturen unter 15 Grad sorgfältig in Kartons verstaut, brannte ich diesmal sogar darauf, nachts in meiner mehrschichtigen Funktionskleidung über die Kölner Rheinbrücken zwecks Sightseeing zu laufen. Nicht ganz unschuldig war auch ein sinnvolles Weihnachtsgeschenk in Form eines MP3-Players und einiger spannender Hörbücher - Danke noch mal dafür. Jobmäßig war auch dieses Mal nicht mehr drin, als dreimal die Woche Trainieren. Sonntags die langen 22- oder 33km-Läufe und in der Woche dann die Tempo- oder Pflichtstunden. Zusammengerechnet ergab das innerhalb der besagten zwölf Wochen diesmal gerade mal 500km - und ein schlechtes Gewissen. Das ist halt nicht so üppig. Dafür entwickelte sich mein Puls prima. Meine HF sank kontinuierlich auf solche Werte, die ich auch von anderen her kenne und keine Begleitung durch einen Notarzt mehr vorsah. Statt Wettkämpfe als Vorbereitung jagte ich die "Rekorde" auf meinen Trainingsstrecken (Rheinbrücken, Stadtwald). Auch der letzte lange Lauf zwei Wochen vor dem Tag X konnte mir nichts mehr anhaben. Locker 3 Stunden bei -3 Grad für 33km. Wie bereits erwähnt: Vor ein paar Jahren noch absolut undenkbar. Dafür hatte ich mich um eine lange Einheit verzählt. Eigentlich wollte ich vier lange Läufe machen. Egal. Es muss auch so gehen. Gewichtsmäßig war ich gegenüber früher nicht so ganz erfolgreich. Trotz bewusster Ernährungsauswahl war wohl auch die Menge entscheidend. ;-) Und das letzte Mal Wiegen vor dem Abflug ergab 76,5kg, statt 73,5 oder 71,5 (sechs bzw. 18 Monate zuvor). Ok. Immer noch deutlich weniger als die 89,5kg von vor drei Jahren. ;-) Ich schob es auf den überlebenswichtigen Winterspeck... [Schuhe] So Mitte Februar, es hatte mal geregnet und nicht geschneit, kam dann doch wieder ein Engpass. Ich habe drei Paar Laufschuhe. Ein ungedämpftes Paar für Kurzstrecken bis 20km und zwei gedämpfte für die längeren (Nike Air Structure Triax), davon eins mit Rissen im Obermaterial - also nur so zur Reserve aufgehoben für die schönen Tage!? An so einem Februartag passierte es dann. Meine Füße wurden kalt. Sehr kalt. Hm. Zu kalt. Ein Blick zuhause auf die Schuhe und vor allem Socken erklärte alles: Das gute Paar ist auch kaputt! Nein! Jetzt noch wieder genau diese Schuhe finden und einlaufen. Pustekuchen. Weder in den einschlägigen Läden in der Umgebung noch bei eBay gab es noch den Nike Air Structure Triax in meiner Größe als Auflaufmodell. Also aus der Not heraus in den normalen Fachhandel getapert und den normalen Preis für das aktuelle Modell (schon bunt) gelöhnt (110 EUR). Andere Typen kamen eh nicht in Frage, denn die passen mir halt wie angegossen. Ich ziehe sie nach dem Kauf an und kann sofort 20km absolut beschwerdefrei laufen. Da macht man keine Experimente. [Anmelden und Ankommen] Die freien Tage Anfang Januar habe ich dann genutzt, um die Buchungen vorzunehmen. Der Flieger war kein Problem (Germanwings) - die nehmen Kreditkarten. Die Oma für unsere Kleinen schon eher. Wie viele Tage sind für Rom sinnvoll (>30) und wie viel können wir Rabeneltern unseren Kindern (2 und 5 Jahre) und der Oma zumuten (<3)? Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit und wir haben uns für sechs Tage entschieden (Mittwoch hin, Sonntag der Lauf, Montag zurück). Ein Hotel in der Nähe zum Kolosseum (=Start und Ziel) ließ sich auch ausfindig machen (über www.hrs.de) Hm, sooo billig ist das Ganze nun nicht mehr. Wäre noch der Lauf. Die Internetseiten sehen recht normal aus. Eine eidesstattliche Versicherung, dass man gesund ist, muss man faxen. Kein Problem. Zahlung mit Kreditkarte. "Shop geschlossen". Wie bitte? Mail an den Veranstalter. Antwort: Noch mal versuchen in ein paar Tagen. Ok, erledigt!? Aber so Mitte Februar war immer noch keine Bestätigung da. Hm. Jetzt werde ich nervös. Dann eine Mail. Es fehlt noch die eidesstattliche Versicherung. Also. Wieder gefaxt. Kein Problem!? Per Mail nachgefragt: Ist jetzt alles ok? Antwort: Es liegt uns keine Zahlung vor! Ups! Panik. ALLE Unterlagen noch einmal gefaxt. Und: es kam ein freundlicher Anruf von einer Dame, die erneut meine Kreditkartendaten wissen wollte, um mich anzumelden. Ohne zu zögern habe ich alle Daten rausgerückt. Was hatte ich auch für eine Wahl: Hinfahren und mit Tränen in den Augen nur die anderen laufen sehen oder die persönliche Insolvenz riskieren, aber noch eine Chance auf die Teilnahme haben. Logisch. Mitlaufen. Schließlich bin ich Deutscher. ;-) Zwei Tage später kam dann die Bestätigung per Email. Mir fehlte einfach die italienische Gelassenheit. Jetzt ist sie da. Wir fliegen also hin und stellen dezent fest, dass "in der Nähe vom Kolosseum" schon mal Auslegungssache sein kann (5km Luftlinie). Dafür ist es ganz nett und die Metro fährt im Winter ja auch bis 21.00Uhr(!?!!) (Danach fahren auf den Strecken Ersatzbusse - wieso auch immer). Die 7-Tageskarte ÖPNV kostet nur 16 EUR. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln muss man ja nicht so viel zu Fuß laufen. Von wegen! Obwohl ich bereits zweimal da war, kann einen die Stadt immer wieder neu in ihren Bann ziehen. Und erst das Essen! Die Disziplin leidet auf der Zielgeraden. Und das Wetter (eine Woche vorher hat es in Rom noch geschneit, nachts -2 Grad)! Und die Schuhe. Welche Schuhe? Meine Wanderschuhe. Ich habe mir darin am ersten Abend eine Blase gelaufen. Also lief ich am nächsten Tag wie der Profi-Touri aus Übersee mit meinen Laufschuhen durch Rom und war auf 10 Meilen als solcher zu erkennen. Und dann muss man ja unbedingt auf den Petersdom in die Kuppel hoch und zum Pantheon Cafe (=Espresso) trinken und nach Trastevere das Leben und die Aussicht genießen und, und, und... Oh, oh. Meine Waden meldeten sich. Wie nach einer harten Tempoeinheit. Was tun? Im Hotel für den Marathon Ausruhen oder weiter gucken, sitzen, bewundern und genießen? Na? Die Antwort ist doch klar, oder? Mit ein Wenig Italienisch und der Freundlichkeit der Römer war das Abholen der Startunterlagen draußen vor der Stadt übrigens kein Problem. Meine Blicke wurden nur finster, als ich bemerkte, dass auf den Straßen der touristischen Pfade, entlang derer wir tagsüber wanderten, überall Kopfsteinpflaster lag. Gut ausgefahrenes, schön unebenes Kopfsteinpflaster. [Vorbereitung] Mit dem Taxi (wer weiß schon, welcher Bus an diesem Tag bis wohin wann abfährt?) ging es dekadent bis in die Nähe des Kolosseums (5 Kilometer waren mir zum Einlaufen einfach zuviel). Die Organisation vor Ort war perfekt. Die Sachen konnte man in Bussen abgeben. Je Startnummernblock von 500 Läufern ein Bus. (Jetzt war auch klar, wo denn die ganzen Busse geblieben sind.). Noch schell den Startblock anschauen. Prima. Jetzt umziehen (so ca. 8-12 Grad, windig, bedeckt). Ich entschied mich für lang/lang. Schließlich laufe ich auch lang'. Noch spontan beim Souvenirstand vor dem Konstantin-Bogen eine Wegwerfkamera gekauft, um unterwegs ein paar Fotos machen zu können. Dann an die Toilettenreihe angestellt. 8:30 Uhr. Der Start ist um 9:00Uhr. Durchgezählt. Wenn jeder vor mir nur zwei Minuten braucht... Hm. Muss ich wirklich? So um 8:50 wollte ich dann noch den Start lieber live im Läuferfeld als in einer mobilen Toilette erleben und bin vorgegangen bis zum einchecken. Dort gab es noch einen kleinen Stau. Von jedem wurde die Nummer vor dem Betreten des Startblocks gescannt. Und dann ab in den Startblock. Die menschlichen Sperren zwischen den Blöcken hatten sich aber bereits aufgelöst und das Feld ist vorgerückt, so dass ich mitten im Hauptfeld gelandet bin. Ist schon gut so. Meine Waden, meine Waden. [Der Lauf] Da ging es auch schon los. "Cinque, Quattro, Tre, Due, Uno, Bum!" Und das Feld setzt sich in Bewegung. Nach anderthalb Minuten war ich über die Startlinie. Das Kolosseum hinter mir. Das Denkmal Vittorio Emmanuele II. an der Piazza Venezia vor mir, rechts und links ein paar einsame Läufer (10.000 Teilnehmer). Es geht links runter am Kapitol vorbei. Dort spielt eine Kapelle! Nette Geste. Ich sehe ein paar Kölner, erkennbar am Köln-Wappen und Finisher-T-Shirt. Wir wechseln ein paar Worte. Dann geht es weiter. Jetzt beim Laufen fällt mir auch ein Teil der römischen Geschichte wieder ein. Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut. Und einer davon liegt jetzt gerade vor mir. Auch das Kopfsteinpflaster macht sich bemerkbar. Geht aber noch. Es geht vorbei am Circus Maximus. Er ist leer. Keine 200.000 Besucher wie zu den "besseren" Zeiten. Die km-Zeiten sind nicht so prickelnd: 5:48 für den ersten. Dann 5:35 und dann endlich unter 5:30. Das wird wohl keine neue Bestzeit. Aber mal gucken, wie das so ist, wenn man gut trainiert einen Marathon angeht und die zweite Hälfte dann schneller angehen kann... (hö, hö - mehr dazu später) Die Strecke ist sehr gut abgesperrt, so dass auch kreuzende Touristen den Läufern nicht wirklich gefährlich werden können. Der Autoverkehr ist ausgesperrt worden. Herrlich. Vorbei an der Kirche mit dem "Mund der Wahrheit". Jetzt geht es zum Ufer des Tiber. Die Zeiten werden besser. Ich nehme mir vor, deutlich unter 5:30/km zu laufen. Dann an der Engelsburg vorbei geht es auf die andere Seite des Flusses. Wir laufen direkt auf den Petersplatz zu. Ein herrlicher Anblick. Eine weitere Kapelle spielt den Radetzky-Marsch. Ich muss herzhaft lachen. An den Vatikanischen Museen vorbei - Km 10 ist erreicht - wieder zurück zum Tiberufer und weiter entlang stromaufwärts - diesmal halt auf der "schäl Sick". Die Gegend wird öde und einsam. Das Feld zieht sich auseinander und Zuschauer sind Mangelware. Man folgt dem Tiber in den Norden bis zu einer dicken Autobrücke (Km 17). Hier gibt es wieder eine Steigung. Es weht ein kühler Wind. Und von der Brücke aus sieht man auch schon die Moschee - ein Zeichen, dass der Halbmarathon nicht mehr weit weg ist. Auf der anderen Seite kommen wir zum Marathon Village - der Ort, wo man die Startunterlagen abholen konnte. Puh, ist das eine langweilige Gegend. Die Zeiten liegen noch unter 5:30/km. Ich laufe absolut schmerzfrei. Wann kommt endlich wieder etwas zum Fotografieren? Das Halbmarathon Tor passiere ich entspannt bei 1:54:00. Ich rechne mal durch. 3:59:59 könnte knapp werden, falls ich noch abbauen sollte. Wo sind die Reserven? Haben die heute frei? Ich verpflege mich unterwegs an den Ständen mit Getränken (alle 5km gibt es Wasser und Gatorade, dazwischen ab 7,5km Wasser und Schwämme). Also weiter mit 5:30/km. Tendenz leicht steigend. Jetzt heißt es ja nur noch, den Lauf nach Hause zu bringen. Es folgt eine Unterführung und dann geht es wieder rein ins historische Zentrum. Es wird wieder voll am Straßenrand. Einmal um noch die Ecke und schon sehe ich überraschend die Piazza Navonna vor mir. Dort steht mein Ein-Frau-Support-Team. Ich bleibe stehen und bekomme einen halben Liter Wasser, ein Power Gel und anderweitige Motivation. :-) Km 27 liegt nun hinter mir. Die Zeiten liegen noch bei etwas über 5:30/km. Aber im Rahmen. Es geht weiter. Der rechte Schuh drückt am Spann. Noch einmal kurz anhalten und die Lasche verschieben. Alles ok. Gerade 500m vom Ziel entfernt geht es erneut vorbei an der Piazza Venezia (das zweite von drei Mal) wieder stadtauswärts in Richtung Piazza del Poppolo. Oh, jetzt werde ich etwas müde. Ich trinke weiter brav alle 5km einen Becher. Die Zeiten bleiben jetzt deutlich über 5:30/km. Das Training war wohl doch nicht genug. Einmal um den Platz gewendet und das nächste Ziel heißt Spanische Treppe. Die Stadtführung, meine Streckenführung, ist wirklich gelungen. Wieder ein paar Straßen weiter taucht recht unvermittelt der Trevi-Brunnen auf. Auch hier ist trotz der Enge alles hervorragend abgesperrt. Die Läufer haben stets genug Platz. Es folgt eine leichte Steigung und ich bin mir bewusst, dass ich nun etwas zu kämpfen haben werde. Ich nehme mir vor, so gleichmäßig wie möglich zu laufen und auf jeden Fall unter 6:00/km zu bleiben - ja, man kann die Ziele ja schon mal anpassen. ;-) Das letzte Mal Piazza Venezia. Wieder am Kapitol und Circus Maximus vorbei führt die Strecke nun gerade stadtauswärts. Gemein. Und dieser Teil ist auch nicht so ganz eben. In meinem Zustand kommen mir die Hügel nun wie Berge vor. Wir passieren die Pyramide des Cestius (Km 35) und ich sehe die Tempomacher für 4:00h langsam an mir vorbei ziehen, die ich so bei Km 5 zunächst hinter mir gelassen hatte. Ich kann das "Tempo" nicht mitgehen. Mein Puls geht nach oben. Ruhig Brauner! Diese Ausfallstraße will nicht enden. Es geht leicht bergab. Dann wieder bergauf. Auf der anderen Seite der Allee führt der Weg dann wieder zurück zum Kolosseum, so dass man die Glücklichen sehen kann, die weit vor einem selber laufen. Wendepunk ist die Kirche S. Paolo. Oh, die Zeiten erreichen 6.00/km und mehr. Der Rückweg besteht in meinen Augen aus einer einzigen Steigung. Die Zeit wird jetzt sehr knapp. Bloß nicht anfangen zu gehen. Ich lasse die Wasserstelle bei km 40 aus. Endlich Km 41. Endlich Km 42. Endlich der letzte Kilometer. Es wird knapp. Oh, oh. Ich höre über Lautsprecher, wie die 4:00-Zugläufer gefeiert werden. Man muss noch um das Kolosseum herum. Wieder eine Steigung. Die Muskeln machen sich bemerkbar. Das wird kein Endspurt. Endlich oben auf der Zielgeraden. Die Bruttozeit wird vom Sprecher mitgezählt. 3:59:50 - ah, noch ein paar Meter. Nichts geht mehr. Ich laufe noch immer. Vor mir andere Läufer. Hinter mir eine kleine Lücke. 3:59:57, 3:59:58, 3:59:59 - der Sprecher macht eine kleine Pause, um mich noch "durchzulassen". Nett. "4:00 "! Puh! Durch. Ich bin glücklich! Meine Uhr sagt netto 3:58:25. Das war knapp, hat aber riesig Spaß gemacht! Ich beschließe spontan, meine gerade angezeigte neue HFmax zu ignorieren und alles auf einen Messfehler zu schieben. Jetzt gibt es noch die Medaille. Die Startnummer wird noch einmal gescannt (Auschecken). Dann gibt eine Folie gegen das Auskühlen. Und einen Verpflegungsbeutel mit Obst und Getränken. Auch warmer Tee und Gatorade wird angeboten. Da stehen auch die Busse. Die sind mit den Sachen einfach die paar hundert Meter aus dem Startbereich herübergefahren, als die Läufer unterwegs waren. Schade nur, dass es keine Duschen gibt. Aber wo soll man die auch hernehmen, so zwischen Forum Romanum und Kaiserforen. Das Wetter ist prima. Gute 15 Grad. Mir ist warm. Lang/lang war sehr vorsichtig. Ich kann noch ganz gut gehen und ziehe mich langsam um. Das wird einen Muskelkater geben - mehr aber auch nicht. [Epilog] Für Rom braucht man also doch keine 30 Tage, nur 4 Stunden. Der Kurs erschien mir recht anstrengend, was vor allem dem Kopfsteinpflaster und den leichten Steigungen zu Verdanken ist - und dem Sightseeing-Programm der vorhergehenden Tage. Die Organisation war super - nur gab es leider im Zielbereich halt keine Duschen. Die Idee mit der Kamera war übrigens nicht so originell. Ich war nicht der Einzige. Dafür gibt es jetzt Fotos von "mittendrin". Faszinierend war für mich während der Vorbereitungszeit vor allem, dass ich mal kontinuierlich vier Monate am Stück gesund war. Das hat es Jahrzehnte nicht mehr bei mir gegeben. Sonst war ich in jedem Winter kaum mal zwei Wochen am Stück gesund. Für mich war das ein anstrengender, aber auch ein sehr schöner Marathon. Mein erster ganz schmerzfreier - das Knie hat gehalten, der Fuß hat mitgespielt. Unter 4:00h. Viel gesehen, Fotos gemacht, Spaß gehabt. Was will man mehr? Hm. Mich juckt es schon wieder. Wann ist noch der Köln-Marathon dieses Jahr? Ist Rom eigentlich steigerungsfähig? Ich denke da so an Paris, London, New York, Tokio... |