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26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:XI. MARATHONLAUF DER STADT ROM (Marathon di Roma)
mehr zum Lauf: VID1076
Datum des Laufes:13.3.2005 (Sun)
Ort:Rom
Plz:k.A.
Homepage:http://www.maratonadiroma.it/
Strecken:MA
Beschaffenheit:asphaltiert und Kopfsteinpflaster
Profil:nicht ganz flach
Wetter:Bedeckt bis sonnig
Teilnehmer:10000
Name des Berichtenden:Michael Thiele
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 24.3.2005 (Thu)
Hallo zusammen,

nach ewiger Pause mal wieder ein Bericht von mir.

Frohe Ostern!

Michael



[Bericht] Rom-Marathon 13.03.2005 - Die ewige Stadt - der ewige Lauf.

Diesen Laufbericht gibt es auch mit Fotos auf
http://family.drricoh.de/Marathon2005/index.htm



[VWKGJ (Vor-WettKampf-GeJammere)]

Wie verkürzt man sich am besten die kurzen Wintertage? Na, klar doch: Mit
Laufen im Dunkeln.

Nach dem letzten Köln-Marathon im September hatte ich einige Wochen lang mit
meinem rechten Knie Ärger und es mit mir. Glücklicherweise bin ich statt zum
Superspzialisten erst einmal zu meiner Hausärztin gegangen. Die meinte, dass
sie das Symptom kennt - von Ihrem Mann her, der ebenfalls nach jedem
Marathon diese Beschwerden aufzuweisen hatte. Schwups hatte ich ein
homoöpathisches Medikament in der Hand und siehe da: nach zwei Wochen war
ich komplett beschwerdefrei - ich hatte mir in der Zwischenzeit im Internet
schon alle Seiten über Arthrose und künstliche Kniegelenke herausgesucht und
mich gedanklich schon mit Schachspielen (nein, nicht Walking) angefreundet.

Nun gut. Neue Ziele müssen her. Nachdem ich bereits den letzten Winter
(2003/2004) irgendwie ohne große Unterbrechung durchgelaufen war, wollte ich
diesmal ohne die übliche Frühjahrsdelle in die neue Saison starten. Was
liegt also näher als ein Marathon? Nun, meine Familie und mein Job. Das mit
dem Job kriege ich eh nicht so richtig in den Griff (viel Reisen, viel
Arbeiten), aber das mit der Familie. Diesmal überlistete ich einfach meine
Frau mit der Idee, eine schöne Städtereise nach Rom zu unternehmen.
Natürlich zu zweit. Kost' ja nix in Zeiten der "Billichflieger". Gesagt,
getan.

[Vorbereitung]

Die Vorfreude war groß, die Ernüchterung ebenso, als ich noch VOR
Weihnachten feststellen musste, dass gerade mein 12-Wochen-Trainingsprogramm
angefangen hatte. Also musste ich in diesem Winter mit Temperaturen, die
durchaus einem Winter entsprechen, vor die Tür. Zu meiner Überraschung - und
der meiner Frau - kann man sich daran gewöhnen. Hatte ich noch vor drei
Jahren meine Trainingssachen (alles Baumwolle, Plastik kam mir nicht ins
Haus) bei erstmaligen Erreichen von Temperaturen unter 15 Grad sorgfältig in
Kartons verstaut, brannte ich diesmal sogar darauf, nachts in meiner
mehrschichtigen Funktionskleidung über die Kölner Rheinbrücken zwecks
Sightseeing zu laufen. Nicht ganz unschuldig war auch ein sinnvolles
Weihnachtsgeschenk in Form eines MP3-Players und einiger spannender
Hörbücher - Danke noch mal dafür.

Jobmäßig war auch dieses Mal nicht mehr drin, als dreimal die Woche
Trainieren. Sonntags die langen 22- oder 33km-Läufe und in der Woche dann
die Tempo- oder Pflichtstunden. Zusammengerechnet ergab das innerhalb der
besagten zwölf Wochen diesmal gerade mal 500km - und ein schlechtes
Gewissen. Das ist halt nicht so üppig. Dafür entwickelte sich mein Puls
prima. Meine HF sank kontinuierlich auf solche Werte, die ich auch von
anderen her kenne und keine Begleitung durch einen Notarzt mehr vorsah.
Statt Wettkämpfe als Vorbereitung jagte ich die "Rekorde" auf meinen
Trainingsstrecken (Rheinbrücken, Stadtwald). Auch der letzte lange Lauf zwei
Wochen vor dem Tag X konnte mir nichts mehr anhaben. Locker 3 Stunden bei -3
Grad für 33km. Wie bereits erwähnt: Vor ein paar Jahren noch absolut
undenkbar. Dafür hatte ich mich um eine lange Einheit verzählt. Eigentlich
wollte ich vier lange Läufe machen. Egal. Es muss auch so gehen.

Gewichtsmäßig war ich gegenüber früher nicht so ganz erfolgreich. Trotz
bewusster Ernährungsauswahl war wohl auch die Menge entscheidend. ;-) Und
das letzte Mal Wiegen vor dem Abflug ergab 76,5kg, statt 73,5 oder 71,5
(sechs bzw. 18 Monate zuvor). Ok. Immer noch deutlich weniger als die 89,5kg
von vor drei Jahren. ;-) Ich schob es auf den überlebenswichtigen
Winterspeck...

[Schuhe]

So Mitte Februar, es hatte mal geregnet und nicht geschneit, kam dann doch
wieder ein Engpass. Ich habe drei Paar Laufschuhe. Ein ungedämpftes Paar für
Kurzstrecken bis 20km und zwei gedämpfte für die längeren (Nike Air
Structure Triax), davon eins mit Rissen im Obermaterial - also nur so zur
Reserve aufgehoben für die schönen Tage!? An so einem Februartag passierte
es dann. Meine Füße wurden kalt. Sehr kalt. Hm. Zu kalt. Ein Blick zuhause
auf die Schuhe und vor allem Socken erklärte alles: Das gute Paar ist auch
kaputt! Nein! Jetzt noch wieder genau diese Schuhe finden und einlaufen.
Pustekuchen. Weder in den einschlägigen Läden in der Umgebung noch bei eBay
gab es noch den Nike Air Structure Triax in meiner Größe als Auflaufmodell.
Also aus der Not heraus in den normalen Fachhandel getapert und den normalen
Preis für das aktuelle Modell (schon bunt) gelöhnt (110 EUR). Andere Typen
kamen eh nicht in Frage, denn die passen mir halt wie angegossen. Ich ziehe
sie nach dem Kauf an und kann sofort 20km absolut beschwerdefrei laufen. Da
macht man keine Experimente.

[Anmelden und Ankommen]

Die freien Tage Anfang Januar habe ich dann genutzt, um die Buchungen
vorzunehmen. Der Flieger war kein Problem (Germanwings) - die nehmen
Kreditkarten. Die Oma für unsere Kleinen schon eher. Wie viele Tage sind für
Rom sinnvoll (>30) und wie viel können wir Rabeneltern unseren Kindern (2
und 5 Jahre) und der Oma zumuten (<3)? Irgendwo dazwischen liegt die
Wahrheit und wir haben uns für sechs Tage entschieden (Mittwoch hin, Sonntag
der Lauf, Montag zurück).

Ein Hotel in der Nähe zum Kolosseum (=Start und Ziel) ließ sich auch
ausfindig machen (über www.hrs.de) Hm, sooo billig ist das Ganze nun nicht
mehr.

Wäre noch der Lauf. Die Internetseiten sehen recht normal aus. Eine
eidesstattliche Versicherung, dass man gesund ist, muss man faxen. Kein
Problem. Zahlung mit Kreditkarte. "Shop geschlossen". Wie bitte? Mail an den
Veranstalter. Antwort: Noch mal versuchen in ein paar Tagen. Ok, erledigt!?
Aber so Mitte Februar war immer noch keine Bestätigung da. Hm. Jetzt werde
ich nervös. Dann eine Mail. Es fehlt noch die eidesstattliche Versicherung.
Also. Wieder gefaxt. Kein Problem!? Per Mail nachgefragt: Ist jetzt alles
ok? Antwort: Es liegt uns keine Zahlung vor! Ups! Panik. ALLE Unterlagen
noch einmal gefaxt. Und: es kam ein freundlicher Anruf von einer Dame, die
erneut meine Kreditkartendaten wissen wollte, um mich anzumelden. Ohne zu
zögern habe ich alle Daten rausgerückt. Was hatte ich auch für eine Wahl:
Hinfahren und mit Tränen in den Augen nur die anderen laufen sehen oder die
persönliche Insolvenz riskieren, aber noch eine Chance auf die Teilnahme
haben. Logisch. Mitlaufen. Schließlich bin ich Deutscher. ;-) Zwei Tage
später kam dann die Bestätigung per Email. Mir fehlte einfach die
italienische Gelassenheit. Jetzt ist sie da.

Wir fliegen also hin und stellen dezent fest, dass "in der Nähe vom
Kolosseum" schon mal Auslegungssache sein kann (5km Luftlinie). Dafür ist es
ganz nett und die Metro fährt im Winter ja auch bis 21.00Uhr(!?!!) (Danach
fahren auf den Strecken Ersatzbusse - wieso auch immer). Die 7-Tageskarte
ÖPNV kostet nur 16 EUR. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln muss man ja
nicht so viel zu Fuß laufen. Von wegen! Obwohl ich bereits zweimal da war,
kann einen die Stadt immer wieder neu in ihren Bann ziehen. Und erst das
Essen! Die Disziplin leidet auf der Zielgeraden. Und das Wetter (eine Woche
vorher hat es in Rom noch geschneit, nachts -2 Grad)! Und die Schuhe. Welche
Schuhe? Meine Wanderschuhe. Ich habe mir darin am ersten Abend eine Blase
gelaufen. Also lief ich am nächsten Tag wie der Profi-Touri aus Übersee mit
meinen Laufschuhen durch Rom und war auf 10 Meilen als solcher zu erkennen.

Und dann muss man ja unbedingt auf den Petersdom in die Kuppel hoch und zum
Pantheon Cafe (=Espresso) trinken und nach Trastevere das Leben und die
Aussicht genießen und, und, und... Oh, oh. Meine Waden meldeten sich. Wie
nach einer harten Tempoeinheit. Was tun? Im Hotel für den Marathon Ausruhen
oder weiter gucken, sitzen, bewundern und genießen? Na? Die Antwort ist doch
klar, oder?

Mit ein Wenig Italienisch und der Freundlichkeit der Römer war das Abholen
der Startunterlagen draußen vor der Stadt übrigens kein Problem. Meine
Blicke wurden nur finster, als ich bemerkte, dass auf den Straßen der
touristischen Pfade, entlang derer wir tagsüber wanderten, überall
Kopfsteinpflaster lag. Gut ausgefahrenes, schön unebenes Kopfsteinpflaster.

[Vorbereitung]

Mit dem Taxi (wer weiß schon, welcher Bus an diesem Tag bis wohin wann
abfährt?) ging es dekadent bis in die Nähe des Kolosseums (5 Kilometer waren
mir zum Einlaufen einfach zuviel). Die Organisation vor Ort war perfekt. Die
Sachen konnte man in Bussen abgeben. Je Startnummernblock von 500 Läufern
ein Bus. (Jetzt war auch klar, wo denn die ganzen Busse geblieben sind.).
Noch schell den Startblock anschauen. Prima. Jetzt umziehen (so ca. 8-12
Grad, windig, bedeckt). Ich entschied mich für lang/lang. Schließlich laufe
ich auch lang'.

Noch spontan beim Souvenirstand vor dem Konstantin-Bogen eine Wegwerfkamera
gekauft, um unterwegs ein paar Fotos machen zu können. Dann an die
Toilettenreihe angestellt. 8:30 Uhr. Der Start ist um 9:00Uhr. Durchgezählt.
Wenn jeder vor mir nur zwei Minuten braucht... Hm. Muss ich wirklich? So um
8:50 wollte ich dann noch den Start lieber live im Läuferfeld als in einer
mobilen Toilette erleben und bin vorgegangen bis zum einchecken. Dort gab es
noch einen kleinen Stau. Von jedem wurde die Nummer vor dem Betreten des
Startblocks gescannt. Und dann ab in den Startblock. Die menschlichen
Sperren zwischen den Blöcken hatten sich aber bereits aufgelöst und das Feld
ist vorgerückt, so dass ich mitten im Hauptfeld gelandet bin. Ist schon gut
so. Meine Waden, meine Waden.


[Der Lauf]

Da ging es auch schon los. "Cinque, Quattro, Tre, Due, Uno, Bum!" Und das
Feld setzt sich in Bewegung. Nach anderthalb Minuten war ich über die
Startlinie. Das Kolosseum hinter mir. Das Denkmal Vittorio Emmanuele II. an
der Piazza Venezia vor mir, rechts und links ein paar einsame Läufer (10.000
Teilnehmer). Es geht links runter am Kapitol vorbei. Dort spielt eine
Kapelle! Nette Geste.

Ich sehe ein paar Kölner, erkennbar am Köln-Wappen und Finisher-T-Shirt. Wir
wechseln ein paar Worte. Dann geht es weiter. Jetzt beim Laufen fällt mir
auch ein Teil der römischen Geschichte wieder ein. Rom wurde auf sieben
Hügeln erbaut. Und einer davon liegt jetzt gerade vor mir. Auch das
Kopfsteinpflaster macht sich bemerkbar. Geht aber noch. Es geht vorbei am
Circus Maximus. Er ist leer. Keine 200.000 Besucher wie zu den "besseren"
Zeiten.

Die km-Zeiten sind nicht so prickelnd: 5:48 für den ersten. Dann 5:35 und
dann endlich unter 5:30. Das wird wohl keine neue Bestzeit. Aber mal gucken,
wie das so ist, wenn man gut trainiert einen Marathon angeht und die zweite
Hälfte dann schneller angehen kann... (hö, hö - mehr dazu später)

Die Strecke ist sehr gut abgesperrt, so dass auch kreuzende Touristen den
Läufern nicht wirklich gefährlich werden können. Der Autoverkehr ist
ausgesperrt worden. Herrlich.

Vorbei an der Kirche mit dem "Mund der Wahrheit". Jetzt geht es zum Ufer des
Tiber. Die Zeiten werden besser. Ich nehme mir vor, deutlich unter 5:30/km
zu laufen. Dann an der Engelsburg vorbei geht es auf die andere Seite des
Flusses. Wir laufen direkt auf den Petersplatz zu. Ein herrlicher Anblick.
Eine weitere Kapelle spielt den Radetzky-Marsch. Ich muss herzhaft lachen.
An den Vatikanischen Museen vorbei - Km 10 ist erreicht - wieder zurück zum
Tiberufer und weiter entlang stromaufwärts - diesmal halt auf der "schäl
Sick".

Die Gegend wird öde und einsam. Das Feld zieht sich auseinander und
Zuschauer sind Mangelware. Man folgt dem Tiber in den Norden bis zu einer
dicken Autobrücke (Km 17). Hier gibt es wieder eine Steigung. Es weht ein
kühler Wind. Und von der Brücke aus sieht man auch schon die Moschee - ein
Zeichen, dass der Halbmarathon nicht mehr weit weg ist. Auf der anderen
Seite kommen wir zum Marathon Village - der Ort, wo man die Startunterlagen
abholen konnte. Puh, ist das eine langweilige Gegend. Die Zeiten liegen noch
unter 5:30/km. Ich laufe absolut schmerzfrei. Wann kommt endlich wieder
etwas zum Fotografieren? Das Halbmarathon Tor passiere ich entspannt bei
1:54:00. Ich rechne mal durch. 3:59:59 könnte knapp werden, falls ich noch
abbauen sollte. Wo sind die Reserven? Haben die heute frei?

Ich verpflege mich unterwegs an den Ständen mit Getränken (alle 5km gibt es
Wasser und Gatorade, dazwischen ab 7,5km Wasser und Schwämme). Also weiter
mit 5:30/km. Tendenz leicht steigend. Jetzt heißt es ja nur noch, den Lauf
nach Hause zu bringen. Es folgt eine Unterführung und dann geht es wieder
rein ins historische Zentrum. Es wird wieder voll am Straßenrand. Einmal um
noch die Ecke und schon sehe ich überraschend die Piazza Navonna vor mir.
Dort steht mein Ein-Frau-Support-Team. Ich bleibe stehen und bekomme einen
halben Liter Wasser, ein Power Gel und anderweitige Motivation. :-)

Km 27 liegt nun hinter mir. Die Zeiten liegen noch bei etwas über 5:30/km.
Aber im Rahmen. Es geht weiter. Der rechte Schuh drückt am Spann. Noch
einmal kurz anhalten und die Lasche verschieben. Alles ok. Gerade 500m vom
Ziel entfernt geht es erneut vorbei an der Piazza Venezia (das zweite von
drei Mal) wieder stadtauswärts in Richtung Piazza del Poppolo. Oh, jetzt
werde ich etwas müde. Ich trinke weiter brav alle 5km einen Becher. Die
Zeiten bleiben jetzt deutlich über 5:30/km. Das Training war wohl doch nicht
genug. Einmal um den Platz gewendet und das nächste Ziel heißt Spanische
Treppe. Die Stadtführung, meine Streckenführung, ist wirklich gelungen.
Wieder ein paar Straßen weiter taucht recht unvermittelt der Trevi-Brunnen
auf. Auch hier ist trotz der Enge alles hervorragend abgesperrt. Die Läufer
haben stets genug Platz. Es folgt eine leichte Steigung und ich bin mir
bewusst, dass ich nun etwas zu kämpfen haben werde. Ich nehme mir vor, so
gleichmäßig wie möglich zu laufen und auf jeden Fall unter 6:00/km zu
bleiben - ja, man kann die Ziele ja schon mal anpassen. ;-)

Das letzte Mal Piazza Venezia. Wieder am Kapitol und Circus Maximus vorbei
führt die Strecke nun gerade stadtauswärts. Gemein. Und dieser Teil ist auch
nicht so ganz eben. In meinem Zustand kommen mir die Hügel nun wie Berge
vor. Wir passieren die Pyramide des Cestius (Km 35) und ich sehe die
Tempomacher für 4:00h langsam an mir vorbei ziehen, die ich so bei Km 5
zunächst hinter mir gelassen hatte. Ich kann das "Tempo" nicht mitgehen.
Mein Puls geht nach oben. Ruhig Brauner! Diese Ausfallstraße will nicht
enden. Es geht leicht bergab. Dann wieder bergauf. Auf der anderen Seite der
Allee führt der Weg dann wieder zurück zum Kolosseum, so dass man die
Glücklichen sehen kann, die weit vor einem selber laufen. Wendepunk ist die
Kirche S. Paolo. Oh, die Zeiten erreichen 6.00/km und mehr. Der Rückweg
besteht in meinen Augen aus einer einzigen Steigung. Die Zeit wird jetzt
sehr knapp. Bloß nicht anfangen zu gehen. Ich lasse die Wasserstelle bei km
40 aus. Endlich Km 41. Endlich Km 42. Endlich der letzte Kilometer. Es wird
knapp. Oh, oh. Ich höre über Lautsprecher, wie die 4:00-Zugläufer gefeiert
werden. Man muss noch um das Kolosseum herum. Wieder eine Steigung. Die
Muskeln machen sich bemerkbar. Das wird kein Endspurt. Endlich oben auf der
Zielgeraden. Die Bruttozeit wird vom Sprecher mitgezählt. 3:59:50 - ah, noch
ein paar Meter. Nichts geht mehr. Ich laufe noch immer. Vor mir andere
Läufer. Hinter mir eine kleine Lücke. 3:59:57, 3:59:58, 3:59:59 - der
Sprecher macht eine kleine Pause, um mich noch "durchzulassen". Nett. "4:00
"! Puh! Durch. Ich bin glücklich! Meine Uhr sagt netto 3:58:25. Das war
knapp, hat aber riesig Spaß gemacht! Ich beschließe spontan, meine gerade
angezeigte neue HFmax zu ignorieren und alles auf einen Messfehler zu
schieben.


Jetzt gibt es noch die Medaille. Die Startnummer wird noch einmal gescannt
(Auschecken). Dann gibt eine Folie gegen das Auskühlen. Und einen
Verpflegungsbeutel mit Obst und Getränken. Auch warmer Tee und Gatorade wird
angeboten. Da stehen auch die Busse. Die sind mit den Sachen einfach die
paar hundert Meter aus dem Startbereich herübergefahren, als die Läufer
unterwegs waren. Schade nur, dass es keine Duschen gibt. Aber wo soll man
die auch hernehmen, so zwischen Forum Romanum und Kaiserforen. Das Wetter
ist prima. Gute 15 Grad. Mir ist warm. Lang/lang war sehr vorsichtig. Ich
kann noch ganz gut gehen und ziehe mich langsam um. Das wird einen
Muskelkater geben - mehr aber auch nicht.


[Epilog]

Für Rom braucht man also doch keine 30 Tage, nur 4 Stunden. Der Kurs
erschien mir recht anstrengend, was vor allem dem Kopfsteinpflaster und den
leichten Steigungen zu Verdanken ist - und dem Sightseeing-Programm der
vorhergehenden Tage. Die Organisation war super - nur gab es leider im
Zielbereich halt keine Duschen.

Die Idee mit der Kamera war übrigens nicht so originell. Ich war nicht der
Einzige. Dafür gibt es jetzt Fotos von "mittendrin".

Faszinierend war für mich während der Vorbereitungszeit vor allem, dass ich
mal kontinuierlich vier Monate am Stück gesund war. Das hat es Jahrzehnte
nicht mehr bei mir gegeben. Sonst war ich in jedem Winter kaum mal zwei
Wochen am Stück gesund.

Für mich war das ein anstrengender, aber auch ein sehr schöner Marathon.
Mein erster ganz schmerzfreier - das Knie hat gehalten, der Fuß hat
mitgespielt. Unter 4:00h. Viel gesehen, Fotos gemacht, Spaß gehabt. Was will
man mehr?

Hm. Mich juckt es schon wieder. Wann ist noch der Köln-Marathon dieses Jahr?
Ist Rom eigentlich steigerungsfähig? Ich denke da so an Paris, London, New
York, Tokio...




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