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27.04.2024, der 6. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:18. Olympus Marathon Hamburg
mehr zum Lauf: VID69
Datum des Laufes:27.4.2003 (Sun)
Ort:Hamburg
Plz:D2
Homepage:www.marathon-hamburg.de
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:flach
Wetter:heiter mit Hagel-Schauern
Teilnehmer:16500
Name des Berichtenden:Martin Hollmichel
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 30.4.2003 (Wed)
Geschichte eines Marathon Jahres

Es begann vor einem Jahr nach dem HH-Marathon. Schon laenger hatte ich vor, etwas gegen den dicken Bauch zu tun (1.93m, 107 kg, 35), hatte aber nie laenger als eine Woche durchgehalten. Berichte vom HH Marathon geben aber dann den Anstoss: Du musst was tun !

Das erste Ziel war gesetzt: Bis zum 1.7.2002 wollte ich entweder 30min oder 5 km am Stueck durchlaufen koennen.
Die ersten Tage waren niederschmetternd: nach 300 oder 400 m war ich am Ende. Die Aussage, man solle nur so schnell laufen, dass man sich noch dabei unterhalten koenne, war fuer mich der reine Hohn. Aber ich hielt durch. Nach 2 Wochen dehnte ich die 1,5 km Runde auf 3 aus. zwar immer noch mit drei bis vier gehpausen, aber ich spuerte wie ich von tag zu tag mehr schaffte.
Aber Anfang Juni war es bereits erreicht: 7km in 48 Minuten ohne Pause ! Danach gewoehnte ich mich immer mehr an laengere Strecken, so das ich bis Ende September meine Runde bis auf 20 km ausweiten konnte. Das lief ich zwar in nicht atemberaubenden 2:10h, aber ich war zufrieden damit.

Es folgte mein erster 10km Wettkampf im Oktober, den ich mit 0:57 abschloss. Ich war mit dieser nicht zufrieden, da ich auf dem letzten Kilometer merkte, dass ich zuerst viel zu vorsichtig angegangen bin, aus Angst die 10 km gar nicht zu schaffen. Trotz alledem war ich so von den vorherigen Trainingsergebnissen so motiviert, mich zum HH Marathon anzumelden.

Wenige Wochen spaeter fiel ich aber in ein tiefes loch: den Sommer ueber hat ich bei gutem Wetter meist morgens um 6 Uhr meine Runden gedreht, mit Anfang November war es aber dunkel und nass um diese Zeit und abends nach dem Job war die Motivation auch nicht groesser. Dies hatte zur Folge, dass ich von November bis Januar nicht mehr als 1-2 mal die Woche gelaufen bin. Mein Gewicht, was inzwischen auf 93 kg gesunken war, kletterte wieder auf 97kg.

Mitte Januar jedoch, als die Erkenntnis wuchs, dass es nur noch 16 Wochen bis zum Marathon war, stiege meine Trainingsmotivation. Es war auch nicht mehr nass, sondern nur noch kalt, so versuchte ich wenigstens wieder einmal die Woche den langen Lauf zum unwiderruflichen Bestandteil zu machen, so dass meine Trainingsleistung wieder von 15km auf 40-60km die Woche anstieg. Das Wetter macht aber doch hin- und wieder einen Strich durch die Rechnung, so dass statt der 8 angestrebten Lauefe ueber 20 km nur 5 wurden, davon 2 an die 30km.

Der letzte Sonntag vor dem Marathon sollte ein kurzer 19km Lauf werden, der jedoch wegen des Alkoholgenusses am Osterfeuer am Tag zuvor zum Desaster wurde: Ab km 15 schleppte ich mich nur nich nach Hause. Das was nicht die Motivationsspritze, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Dementsprechend skeptisch war ich dann auch die letzten Tage vor dem Marathonstart: werde ich die 42 km ueberhaupt schaffen koennen ? Ich habe mich dann aber doch aufraffen koennen, am Freitag die Startunterlagen abzuholen.

Am Sonntag dann morgen bin ich aber doch relativ zuversichtlich nach Hamburg gefahren mit dem Gedanken: lauf einfach soweit du kannst, aufgeben kann doch keine Schande sein. schnell noch 2 S-Bahn Stationen vor HH-Dammtor die noetigsten Geschaeften verichtet, da wie erwartet vor dem Startbloecken lange Schlangen vor den Klohaeuschen waren. Dabei konnte ich ein Dixie-Klo beobachten, dass so heftig wackelte, dass ich mich wunderte, wie viele Leute da wohl drinnen waeren, und was sie da wohl machten. Wenn's denn hilft !?

Meine Sorge, zu frueh im Starblock zu sein, und dabei abzukuehlen erwiese sich als unbegruendet: 1000ende Mitlaeufer strahlen doch eine gewisse Waerme aus. Nach einiger Zeit ging es um 9:10 dann endlich langsam los. Hinunter den Gorch-Fock-Wall Richtung Reeperbahn. Es war dort nicht seht viel los, einige Leute kamen mit dem ueblichen Billigpflanzen Ramsch vom Hamburger Fischmarkt entgegen, hier hatte ich mir mehr erhofft. In Altona stieg dann aber langsam die Stimmung der Zuschaufer. Zeitgleich sank meine Stimmung, denn irgendwie hatte ich das Gefuehl im linken Schuh wuerde etwas druecken.
Die Stimmung stieg dann an den St.Pauli Landungsbruecken, als der Schmerz etwas nachlies, und ich die ersten 10km mit 1:03:44 ganz gut ueberstanden glaubte.
Nach dem Durchlaufen des Wallringtunnels ging es dann um die Innenalster, wo der Wind das erste mal ein wenig boeig unangenehm von vorne kam. Nachdem es zwischen Landungsbruecken und Hauptbahnhof deutlich weniger Zuschauer gab, stieg hier die Stimmung aber wieder an. Es gind dann ueber die Kennedybruecke an der Aussenalster weiter. Anhand der Position der Hubschrauber konnte man erkennen, dass man die fuehrenden Lauefer an der Esplanade/Kennedy bruecke nur knapp verpasst hatte. Kurz vor km 20 entschloss ich mich, den linken Schuh etwas lockerer zu schnueren und ich bildete mir ein, dieses wuerde helfen. Ich merkte auch, dass ab diesem Zeitpunkt die Kraeft begannen, nachzulassen (1:05:39).
Die Strecke von der Alster ueber die Alte Woehr am Stadtpark bis hin zur City Nord begann sich endlos hinzuziehen. Ich beobachte, wie die ersten Mitstreiten begannen, Gehpausen einzulegen. Das Verlangen, es genauso zu machen, wuchs ins Unermessliche, da meine Oberschenkel anfingen zu schmerzen. Obwohl ich die 30km, die ich ja breits in der Vorbereitung geschafft hatte, begann ich bei 28km, die ersten 100m eine Pause einzulegen. Die weiteren 2 km bis zum vom Start am weitesten entferntesten Punkt bis nach Ohlsdorf wollte ich aber unbegingt noch schaffen, meine Motivation sank immer mehr, als ich an der anderen Alsterseite die Lauefer auf dem Rueckweg sah, der Wendepunkt in Ohlsdorf abber nicht zu sehen war.
Dort aber endlich angekommen, und am vermeintlichen Tiefpunk meiner Kraefte, bildeten die Zuschauer aber eine nur wenige Meter breite Gasse und feuerten mich dermassen an, dass ich mich nicht traute, eine weiter Gehpause einzulegen. So bis km 32 getrieben, sagte ich mir, es sind nur noch vier Verpflegungspunkte zu passieren, so dass ich die 30km Zeit (1:10:59) ignorierte. Auf den nicht endenwollenden langen Geraden Maienweg, Alsterkrugchaussee und Tarpenbekstr. sagte ich mir, das auf den letzten 10km ein Aufgeben nicht in Frage kommt. Als es jedoch hier ein dicker HAgelschauer niederging und ich tatsaechlich anfing zu frieren, war der Gedanke zum Aufgeben nicht mehr weit. Da die Familie aber kurz vorm Klostenstern micht noch anfeuern wollte, beschloss ich wenigstens bis dahin auf den Beinen zu bleiben. Ab es kam, wie es kommen musste: auf meinem zweiten Tiefpunkt standen wieder so viele Zuschauer an der Strasse und machten den Weg so eng, dass ich einfach weiter laufen musste.
Nach einer letzten Gehpause den "Gipfel" der Rothenbaumchaussee erklimmend, beschloss ich alle weitere Schmerzen im linken Fuss und den Oberschenkeln zu ignorieren, und trabte lanngsam weiter die letzten 4 km Richtung Ziel. Auf den letzten 800m erwischt mich ein weitere kalter Schauer und der Spruch vom Zielsprecher: "Der Regen ist bestellt, denn die Duschen sind defekt". aber nach 1:18:14 und 4:54:34 war es dann geschafft: Im Ziel. In einem Jahr von Null auf Marathon !

Ich hoffe, ich habe Euch nicht zu sehr gelangweilt,

Martin


PS: so schlimm kann es auch nicht gewesen sein, hab' mich gerade zum Berlin Marathon gemeldet, 04:54 muessen doch zu toppen sein !




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