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Bericht

Name des Laufes:15. Residenzlauf Würzburg
mehr zum Lauf: VID70
Datum des Laufes:27.4.2003 (Sun)
Ort:D-97070 Würzburg
Plz:D9
Homepage:www.residenzlauf.de
Strecken:10 km
Beschaffenheit:Straßen durch Innenstadt
Profil:Asphalt, geringe Höhendifferenz
Wetter:17-18°C laut Ansage, "April, April"
Teilnehmer:über 2000, in meiner Altersklasse (W 40) 369
Name des Berichtenden:Ursula Schwemmle
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 28.4.2003 (Mon)
15. Residenzlauf Würzburg 27.4.2003 (Datum oben nicht richtig eingebbar)

Läufe im Frühling (und speziell Wettkämpfe) waren noch nie was für mich, denn das bedeutet ja, daß ich schon im Winter fleißig rausmuß - und Kälte macht ja so faul und frischluftüberdrüssig.... Nachdem ich mir aber im Herbst so kuschelig warme Funktionsunterwäsche zugelegt hatte, wollte diese eben auch benützt werden. Und siehe da, das Laufen machte Spaß. Da kam die Idee, doch mal am hiesigen Residenzlauf mitzumachen, um mal Wettkampfluft zu schnuppern. Ein bißchen unsicher schob ich aber die Anmeldung hinaus, zumal der Kälteeinbruch Anfang April mir die unerwünschten Gäste Halsweh, Fieber, Kehlkopfentzündung ins Haus bescherte. Die ganze Karwoche krankgeschrieben, kein Laufen erlaubt (oder möglich). Letztlich brachte mein optimistischer Freund mich doch dazu, mich auf den letzten Drücker doch noch anzumelden. In der letzten Woche dann nochmal Kniestechen links, leichtere Hustereien - soll ich wirklich? Dann aber jedenfalls keine besondere Leistung erwarten!

Am Sonntag dann scheußliches Aprilwetter - kühle Luft, teils bissiger Wind, ein wenig Sonne gefolgt von heftigen Regengüssen. Die angeblichen 17-18°C (Ansager) kann ich nicht glauben. Was soll man denn da überhaupt anziehen zum Rennen? Im Rucksack landen schließlich neben frischer Wäsche, langer Hose, Socken, T-Shirt (für hinterher) und Duschzeugs ein langärmeliges Funktionsunterhemd, über ein T-Shirt ziehe ich einen Sportpulli, die Beine werden in lange Laufhosen gesteckt. Sicherheitshalber kommt noch eine kurze Radlerhose mit, falls es doch noch warm wird. Mein Stirnband darf nicht fehlen, denn Schweiß in den Augen macht die Kontaktlinsen so kratzig....

Am Residenzplatz gegen 12:00 Uhr schon großes Gewusel, einige Läufe (Kinder, Schüler) schon vorbei, Betrieb seit dem Vormittag; mein Lauf, der 10-km-Hauptlauf, startet um 14.00 Uhr. Viermal eine Strecke von zweieinhalb Kilometer, nur auf der Straße, ob das nicht ein bißchen eintönig wird? Und dann das Wetter - "April, April" und für mich Frostbeule viel zu kalt. Ich fröstle schon beim Anblick von Läufern, die mit kurzen Hosen und ärmellosen Hemden bzw. knappen Sportoberteilen antreten. Ich friere, gleichzeitig schwitze ich vor lauter Aufregung fürchterlich, während mein Freund und ich uns nach Abholung der Startunterlagen und des Meßchips umsehen bei den Buden der Sponsoren und einem "Fit und Fun"-Lauf über zwei Runden (5 km) zuschauen. Zwischendurch immer wieder Gerenne auf's Örtchen, das Lampenfieber drückt auf die Blase. Schließlich ziehe ich das verschwitzte T-Shirt aus, behalte aber den Pulli an.

Schließlich, endlich, nach erneutem Regenguß, Aufstellung zum Start des Hauptlaufs; hätte ich gewußt, daß über 2000 Läufer (davon 368 andere Frauen) dabeisind, wäre ich daheimgeblieben und hätte einen gemütlichen Lauf über die Felder gemacht! Aber jetzt ist es zu spät. Ich stehe, passiv dorthin geschoben, ziemlich weit vorne am Start mitten in einem Haufen ziemlich fit aussehender und alle viel luftiger als ich angezogener Männer, und daß der Knall irgendwo seitlich ein Startschuß war, merke ich erst, als alle loslaufen und ich zwangsläufig mit. "Laß sie alle vorbeilaufen, eigenes Tempo ist wichtig" habe ich mir vorgenommen; trotzdem fange ich schneller an als sonst. Es laufen aber auch so erstmal alle an mir vorbei, scheint es. Das Feld zieht sich schnell auseinander, so daß es zumindest für mich nicht zum befürchteten Gedränge kommt. Die viermal zu laufende Strecke geht zunächst fast eben auf gut und übersichtlich abgesperrten kurvigen Innenstadtstraßen entlang, bevor nach einer Linkskurve eine leicht kurvige Berganstrecke entlang des sogenannten Ringparks folgt, bevor es relativ abschüssig wieder hinunter zur nächsten Runde geht. Eine Markierung zeigt die Hälfte der jeweiligen Runde an. Die erste Runde ist relativ schnell vorbei, meinem Gefühl nach etwas zu flott, aber nicht erschöpfend. Kurzzeitig mal Andeutung von Seitenstechen beim Bergablaufen, das verschwindet aber wieder mit bewußtem Achten auf's Ausatmen.
Im zweiten Drittel der zweiten Runde meckert der innere Schweinehund: "Und das jetzt noch öfter??" - ich muß verrückt sein. Von der Motivationskrise lenke ich mich ab durch das Beobachten der anderen Läufer. Immer noch überholen mich viele, Frauen wie Männer, alte und junge. Manche laufen schwungvoll, die trainieren bestimmt regelmäßig und systematisch! (Ich nicht, ich laufe spazieren, wie andere spazierengehen. Kein Gedanke an Trainings- und maximale Herzfrequenzen oder so.) Andere scheinen unter Qualen zu laufen, keuchend und mit den Armen rudernd, mit verkrampften und krebsroten Gesichtern - und sind trotzdem schneller als ich. Die Bergabstraße beschert mir rechtsseitiges Kniezwicken beim gebeugten Nachvorneführen des Beines. Wieso rechts?? Gemeckert hat die letzten Wochen doch das linke Knie! Egal, ich versuche das Knie etwas gestreckter zu halten, flacher zu laufen. Sieht wahrscheinlich unregelmäßig, vielleicht sogar humpelnd aus, fühlt sich aber ganz gut an. In der Ebene und bergauf geht es wieder leichter. Kurz nach dem Beginn der dritten Runde stehen Helfer mit wassergefüllten Pappbechern - ich greife dankbar zu, trinke ein paar Schlucke und schütte mir den Rest über den Kopf, es ist wunderbar erfrischend. Trinken während des Trabens ist garnicht so einfach! Inzwischen schwitze ich kräftig, aber das ist besser als Frieren. Ich laufe (anders als es meistens empfohlen wird) lieber zu warm als zu kalt angezogen. Rund um den Parcour stehen immer wieder Grüppchen von Freunden und Verwandten einzelner Läufer und Läuferinnen, die anfeuernd brüllen oder tröten. Auch mir winken immer wieder wildfremde Menschen zu, und ich winke gerne zurück. Allerdings gibt es auch ein paar wenige rücksichtslose Passanten, die einfach trotz Absperrung und nahender Läufer über die Straße latschen. Wenigstens zwei Mitläufer haben sich offenbar übernommen; am Rand sehe ich jemanden liegen, schon unter Obhut von Sanitätern, die meine Frage, ob ich helfen kann, verneinen, so daß ich nicht stehenbleibe. Ein anderes Sanitätsauto fährt mit Blaulicht an ausweichenden Läufern vorbei.
Etwa nach dem ersten Drittel der dritten Runde sehe ich zunehmend Leute, die Gehpausen einlegen; inzwischen fange ich an, einige andere hinter mir zu lassen. Die Knie meckern gelegentlich, aber es ist auszuhalten. Das Atmen geht regelmäßig und leicht, den Kreislauf spüre ich nicht (habe auch sonst damit keine Schwierigkeiten). Etwa im letzten Drittel dieser Runde überfällt mich wieder ein Motivationstief - hier noch einmal vorbeizumüssen, scheint der Gipfel an Langeweile und Monotonie zu sein. Die Vorsicht, mit der ich auf meine Schritte beim Bergabstück achte, lenkt mich wieder davon ab. Der Schluß meiner dritten Runde ist für Schnellere offenbar schon der Zieleinlauf, Helfer lotsen jeweils in die richtige Richtung. Die Uhr am Ziel zeigt jetzt ungefähr 46 gelaufene Minuten an, insgesamt bin ich bisher recht ausgewogen gelaufen, finde ich. Unverständliches, vom Tonfall reißerisch, aber auch anfeuernd wirkendes Sprechen des Kommentators. Letzte Runde! Wieder einen Pappbecher Wasser gegriffen, Schlucken während des Laufens nicht einfacher geworden, Dusche über den Kopf erfrischend. Inzwischen strahlende Sonne, ich schwitze, trotzdem ist mir gleichzeitig ein wenig fröstelig. Sind das Ermüdungserscheinungen? Egal, das Laufen geht weiter ganz gut. Daß ich das letztemal hier überall vorbeikomme, spornt an, nachdem die letzten zwei Runden langsamer waren. Ich laufe schwungvoller, lege Geschwindigkeit zu, während die anderen eher müde zu werden scheinen. Die, die mich anfangs überrundeten (einige offenbar auch zweimal) sind entweder schon im Ziel oder fallen jetzt zurück. Immer noch scheinen einige ausgesprochen mühsam zu laufen, bleiben aber flott dabei. Das letztemal bergab! Jetzt lasse ich meine Beine einfach los, lege (unter nur leichtem Kniezwicken mal rechts, mal links) einen kleinen Spurt ein, der sich am Ende selbst wieder verlangsamt. Die letzte Kurve zum Ziel hin laufe ich langsam, aber in Sichtweite des Ziels packt mich dann doch der Ehrgeiz und ich renne mit großen schnellen Schritten los, angefeuert auch durch das Klatschen und Rufen der hier stehenden Zuschauer, renne die letzten Meter über die Zielgerade, laufe aus und wundere mich plötzlich, daß es jetzt schon vorbei ist.
Auslaufend beziehungsweise -gehend keuche ich nach meinem Sprint, spüre das Ruhigerwerden des Pulses (den ich nicht zählen kann, weil ich meine Uhr nicht trage) und freue mich, daß ich durchgehalten habe und bei meinem eigenen Tempo geblieben bin. Es war anstrengend, klar, aber ich bin nicht völlig fertig, bin nicht verbissen gelaufen, insbesondere nicht über irgendwelche Schmerzgrenzen hinaus. Och, eigentlich könnte ich sowas doch bald mal wieder machen!
Ach ja, die Zeiten: 1. Runde 14:08, 2. Runde 15:30, 3. Runde16:18, 4.Runde 16:44 min; Gesamtzeit brutto 1:2:43, netto 1:2:40. Ich glaube, ich habe 10 km schon mal schneller geschafft (mit dem Fahrrad abgemessene Feldwege), aber da war ich auch nicht krankgewesen vorher. In meiner Altersklasse bin ich 51. von 58 (die schnellste brauchte 42:52 min brutto, 42:47 min netto) gewesen, unter allen teilnehmenden Frauen 307. von 369 Läuferinnen. Die Laufprofis im "Lauf der Asse" haben für dieselbe Distanz gerade mal halb soviel Zeit wie ich gebraucht. Den Lauf gegen mich selber habe ich gewonnen!

Daß mein selbst nicht laufender Freund nicht nur meine Aufregung und schlechte Laune angesichts strömenden Regens vor dem Start ertrug, sondern auf meinen ganzen Krempel aufpaßte und mich bei jeder Runde anfeuerte, machte das Ganze natürlich noch schöner. Und daß er sich hinterher (beim ersten Hefeweizen des Jahres) meine begeisterten, weitschweifigen und sich immer mal wieder wiederholenden Berichte anhörte, war das gutgelaunte Sahnehäubchen am Schluß.

Der ausrichtenden Laufgemeinschaft Würzburg gebührt für die reibungslose Organisation großes Lob, auch der Stadt, die Umkleiden und Duschen nahegelegener Schulen zur Verfügung stellte. Ziemliche Abzocke waren die Preise der kommerziellen Stände, die Eß- und Trinkbares verkauften - 2,90 Euro für eine Bratwurst zum Beispiel fand ich ziemlich happig.

Laut Ansage findet der 16. Residenzlauf Würzburg am 26.4.2004 statt - Informationen auch unter www.residenzlauf.de.

PS: Weg mit der gräßlich häßlichen sogenannten "Rechtschreibreform"!


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=76


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