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Bericht

Name des Laufes:Almere Holland-Triathlon
mehr zum Lauf: VID736
Datum des Laufes:28.8.2004 (Sat)
Ort:Almere /Niederlande
Plz:k.A.
Homepage:http://www.almerehollandtriathlon.nl/
Strecken:3,8-180-42,195
Beschaffenheit:Wasser (Hafenbecken/Ijsselmeer)-Asphalt (Strasse/Radweg)-Asphalt (Radwege)
Profil:flach-flach-flach
Wetter:Sonne, Wind, 15-20°C
Teilnehmer:300
Name des Berichtenden: MadMag LID557
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Bericht vom 5.9.2004 (Sun)
Der Triathlon in Almere ist AFAIK die älteste Langdistanz in Europa, dieses Jahr fand die Veranstaltung schon zum 24.ten Mal statt. Start, Ziel und alle Wechsel befinden sich direkt am Hafen in Almere-Haven. Die Wettkampfbesprechung und das Athleten-Büffet finden sogar auf einem Schiff statt.


Ich könnte ein bischen über die Prellungen und Schürfwunden von einem Radsturz am Wochenende vor dem Rennen jammern. Aber ehrlich gesagt, habe ich vor dem Rennen keine Schmerzen gespürt und selbst der Regen am Tag vor dem Triathlon war mir gleichgültig. Dies war meine erste Langdistanz und gleichzeitig mein erster Triathlon, ich hab mich so auf diesen Tag gefreut, dass mich in den Tagen vorher einfach nichts runterziehen konnte.
Vor-Wettkampf-Gejammer muss also ausfallen, ein schlechtes Omen?


Meine Ziele für dieses Rennen waren zunächst einmal anzukommen, darum geht es ja immer, wenn man das erste Mal eine neue Distanz in Angriff nimmt. Ein Zeitziel hatte ich mir nicht gesteckt, vorsichtig betrachtet sollte ich aber nicht mehr als 1:15h/5:45h/3:30h für das Schwimmen/Radfahren/Laufen benötigen. Das waren sehr vorsichtige Schätzungen, wenn also an diesem Tag alles klappen würde, sollte ich nach 10:30h eigentlich im Ziel sein.

Der Start des Rennens war am Samstag um 7:30 Uhr, am Freitag fanden allerdings schon die Registrierung, die Wettkampfbesprechung und der Rad-Checkin statt. Also ging es am Freitag morgen zusammen mit Stefan, der mich an diesem Wochenende begleitete um 9:00 Uhr los. Für die knapp 200km von Duisburg nach Almere brauchten wir keine zwei Stunden und waren pünktlich zur Registrierung in Almere-Haven. Den offiziellen Teil, Registrierung, Einchecken des Rades und Wettkampfbesprechung hatten wir bis 14:00 Uhr erledigt und machten uns auf den Weg zu unserem Hotel in Hilversum.

Für den Rest des Tages stand nicht mehr viel auf dem Programm, Pasta-Essen und Olympia-Schauen natürlich und Einkaufen - was wäre ein Aufenthalt in Holland ohne Chips, Pindakaas und Dubbel-Vla. Von der Olympia-Übertragung habe ich abends nicht mehr viel mitbekommen, nachdem ich mich über die Öffentlich-Rechtlichen geärgert habe, weil sie das 10000m-Rennen der Frauen nicht live gezeigt haben, bin ich irgendwann nach den 4*100m der Sprinterinnen eingeschlafen.

* Samstag - der Tag des Wettkampfes
Eines stört mich gewaltig an so einer langen Veranstaltung - der frühe Start. Um 7:30 Uhr sollte das Rennen losgehen, das hieß für mich, um 4:20 Uhr aufzustehen. Noch krasser sind die Rennradfahrer, bei denen ein Rennen auch schon mal um 6:30 Uhr gestartet wird, was für eine unmenschliche Zeit.

Um 6:00 Uhr machten wir uns auf den Weg, bogen nur einmal anders ab als am Tag vorher und waren plötzlich auf einem anderen Weg als am Vortag. Dieser stellte sich als Umweg heraus, auf dem wir mehrere Minuten länger brauchten als geplant, trotzdem waren wir um kurz nach halb Sieben am Start. Es blieb also noch genug Zeit, um das Rad zu überprüfen, die Dixieklos aufzusuchen,
Kleiderbeutel abzugeben und sich dann noch in Ruhe umzuziehen.

Um 7:25 Uhr wurden wir ins 16°C kalte Wasser des Hafenbeckens geschickt, wer bisher noch nicht richtig wach war, wurde spätestens jetzt aus dem Halbschlaf gerissen. Um 7:30 Uhr fiel der Startschuss und der längste Tag meines bisherigen sportlichen Laufbahn begann. Einmal gestartet, war von der Kälte des Wassers nicht mehr viel zu spüren, umso mehr dafür die anderen Schwimmer. Unvorstellbar, wie beim Ironman Kanada mehr als 2000 Triathleten in einem Massenstart ins Wasser stürzen. Mir war schon das Feld der 300 Starter
in Almere zu eng, obwohl ich mich schon nach hinten und aussen orientiert hatte.

Das Schwimmen lief trotzdem nicht schlecht, als wir aus dem Hafenbecken heraus waren, hatten wir auch genug Platz. Allerdings ging es jetzt für die nächsten 1,6km in Richtung der noch tief stehenden Sonne. Dadurch habe ich von den Bojen, die den Schwimmkurs markierten, nicht viel gesehen. Entsprechend schlecht war mein Richtungsgefühl und ich konnte mich nur an den übrigen Schwimmern orientieren. Die waren mal rechs und mal links von mir, entweder bin ich Zick-Zack geschwommen oder alle Anderen...
Nach der Hälfte des Schwimmkurses ging es dann mit der Sonne im Rücken viel besser. Bis hierher lief es noch sehr locker, es fühlte sich nicht so richtig wie ein Rennen an. Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht, am Ende des Schwimmens stieg ich
nach 1:14:34h aus dem Wasser, ein paar Minuten später, als ich mir erhofft hatte.

Noch schlechter war der erste Wechsel. Die acht Minuten, die ich zum Umziehen brauchte, reicht anderen für drei Wechsel. Aber dafür kamen jetzt meine stärkeren Disziplinen, für mich konnte es also nur noch besser werden. Passenderweise begann die Radrunde auch gleich mit einer Rückenwindpassage. Hier hätte man es richtig schön krachen lassen können, aber auf einer Langdistanz heisst es sich erstmal zurückzuhalten. Darum liess ich es ruhig angehen und fing an, schonmal einen Riegel zu Essen und zu Trinken. Auf der 60km langen Runde gab es alle 15km eine Verpflegungsstelle und mein Plan war, jedesmal eine Trinkflasche mit Energiegetränk oder Wasser zu nehmen. Diese Strategie habe ich nach der ersten Runde dann abgeändert, da mir das Energiegetränk gut bekommen ist und die Sorte, die es dort gab, bereits relativ viel Kohlenhydrate enthielt (150g/l).

Die erste Runde war etwa nach 1:48h absolviert, die zweite Runde begann wieder mit dem Rückenwindstück und jetzt versuchte ich hier schon, ordentlich Tempo zu machen. Auf drei Vierteln der Strecke hatten wir den Wind allerdings von vorn oder schräg vorne, was die teilweise bis zu 8km langen Geraden mental noch schwerer machte als es ohne Wind gewesen wäre. Auf der zweiten Runde lief es trotzdem noch sehr gut und nach 3:34h machte ich mich auf die letzte
Runde. Hier war jetzt jede Zurückhaltung dahin und die ersten Kilometer mit dem Wind im Rücken bin ich an paar Konkurrenten vor mir gerade zu vorbeigeflogen. Vielleicht deshalb fiel
mir das anschliessende Stück gegen den Wind schon viel schwerer, als in den ersten Runden. Dafür konnte ich mich jetzt schon mit dem Herunterzählen der Kilometer-Schilder motivieren, denen ich jetzt am liebsten zugerufen hätte:
"Machts gut, mich seht ihr nicht wieder!". Die letzte Runde fiel mir zwar schwerer als die anderen Beiden, sie war aber auch nach 1:46h
vorbei. Insgesamt hatte ich also 5:20h für die 180km gebraucht, die offizielle Zeit von 5:28h enthält auch noch den ersten Wechsel.

Der zweite Wechsel ist schon besser gewesen, meine Laufschuhe hatte ich direkt bei meinem Rad in der Wechselzone abgestellt. Nach 2:44min machte ich mich auf den Weg, um "nur noch" einen Marathon zu Laufen. Nach dem Radfahren kann einen der subjektive Eindruck schon mal täuschen und das wahre Lauftempo ist dann eine kleinere oder größere Überraschung. Meine war von der größeren Sorte - die ersten 5km lief ich in 18:50min - viel zu schnell. Ich hab zwar versucht, noch ein bischen lockerer zu laufen, viel langsamer wurde es aber erstmal nicht, die erste von drei Laufrunden war nach 53:57min absolviert. Dieses Tempo war ich bei meinem letzten Marathon gelaufen - Wahnsinn. Laut Ergebnisliste sind auch nur der letztlich Erste und Zweite an diesem Tag noch schnellere Runden gelaufen. Die Beiden sind aber mit 2:37:01h, bzw. 2:43:09h an diesem Tag in
einer Liga gelaufen, die für mich wohl unerreichbar bleiben wird.

Die Quittung für das hohe Anfangstempo bekam ich nach dem ersten Halbmarathon, nicht nur dass das Tempo langsamer wurde, jetzt hatte ich auch noch mit einer inneren Stimme zu kämpfen, die mir
eingeredet hat, wie schön Gehpausen sein können und das ich noch viel Zeit auf der Bank hatte, um meine 10:30h nach Hause zu schaukeln. Mein Lauf wurde jetzt zu einem Etappenrennen - "diese Runde beendest Du noch laufend", "vor den Zuschauern kannst Du jetzt nicht gehen", usw.

An der ersten Verpflegung auf der dritten Runde hatte meine schwächere Hälfte dann das erste Mal gewonnen. Aber nicht für lange - gegangen bin ich dort nur so lange, wie ich brauchte, um je einen Becher Cola, Wasser und Extran zu trinken. Mehr als 20m Gehpause sind es wohl nicht gewesen. Die Strecke bis zur nächsten Verpflegung war kurz genug, dass ich sie wieder laufen konnte. Dort gab es dann das erste Mal ein Energiegel, zu verlieren hatte ich ja nichts mehr, falls es mir nicht bekommen würde. Andererseits wäre ein kleiner Energieschub jetzt nicht schlecht.

Auf der nächsten Etappe hatte ich eine Läuferin mit einem Fahrradbegleiter vor mir. Das musste die Zweitplatzierte sein, ihre Verfolgerin hatte ich schon auf meiner zweiten Laufrunde überholt. In dieser Phase wurde "Gabi" (ihr Name stand hinten auf ihrem Badeanzug) zu meiner Gegnerin. Das gab mir erstmal wieder Motivation, zumindest bis ich sie eingeholt hatte.

Von den nächsten Kilometern habe ich keine detaillierten Erinnerungen mehr. Nicht das ich nichts mehr wahrgenommen hätte, aber die Strecken zwischen den Verpflegungsstellen war ich mehr mit mir selbst beschäftigt als mit meiner Umgebung. Das änderte sich wieder nach 35km, mit den Gedanken schon im Ziel zählte ich die Kilometer herunter. Vielleicht war es das Energiegel und
die Cola, die ich zuletzt getrunken hatte oder auch nur die zurückgekehrte Motivation, jedenfalls wurde ich jetzt subjektiv wieder stärker und legte noch mal einen Schritt zu.

Mir ging es jetzt jeden Kilometer besser und einen weiteren Schub bekam ich, als wir für die letzten 4km wieder direkt am Meer liefen. Von hier konnte man ein Hochhaus direkt am Hafenbecken in der Ferne sehen. Auf der ersten Runde hatte ich
dieses überhaupt noch nicht wahrgenommen, auf der zweiten Runde sah es für mich unendlich weit weg aus, jetzt schien es mir aber schon viel näher zu
sein. Den nächsten Schub gab mir ein Blick auf die Uhr. Wenn ich die letzten Kilometer noch mal in 4:20min oder schneller laufen könnte, würde ich noch die 3h-Marke unterbieten. Anstatt also die letzten 4 von insgesamt 226 Kilometern richtig
zu geniessen, fing ich lieber noch mal an ein Rennen zu laufen. Kein Rennen gegen die Anderen, sondern nur gegen die Uhr. Wirklich rechnen konnte ich nicht mehr, bei Km40 war ich nach 2:49:50h, war mir aber überhaupt nicht sicher, wie schnell ich auf den letzten beiden Kilometern gewesen war. Weiter ging es im Renntempo, jetzt noch unterstützt von den einigen hundert Zuschauern, die auf den letzten 2km vor dem Ziel am Deich sassen und uns anfeuerten.

Die "flamme rouge" passierte ich nach 2:55h, jetzt war ich mir endlich sicher, dass ich die 3h im Sack hatte und ich fing an, die letzten Minuten zu
geniessen. Das hätte ich besser noch ein bischen langsamer getan, denn im Zielkanal lief ich auf einen anderen Läufer auf. Der war offenbar nicht nur am Ende des Rennens, sondern auch am Ende seiner Kräfte, denn auf der Ziellinie blieb er erstmal stehen und bewegte sich praktisch kaum noch. Darum habe ich jetzt leider kein offizielles Finisherfoto von dem Augenblick, wo ich die Ziellinie überquere - Schade.

Das Gefühl im Ziel war unbeschreiblich, ich war total glücklich, richtig high! Mit der Finishermedaille um den Hals habe ich nur noch gegrinst. Ich weiss nicht einmal, ob ich mich nach meinem ersten Marathon ähnlich gefühlt habe, so gut war es aber glaube ich nicht. Ich bin jedenfalls infiziert und mache schon wieder Pläne für nächstes Jahr.

Meine Zeit: 9:44:44h.
1:14:34h/5:28:35h/2:44min/2:58:52h fürs Schwimmen/1. Wechsel + Radstrecke/2. Wechsel/Laufen.
Das reichte für Platz 167 im Schwimmen, 56 beim Radfahren und die 7. Laufzeit. Insgesamt sprang Platz 27 für mich heraus, damit war ich sogar zweitbester Deutscher.

Danke fürs Lesen.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=529


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