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01.05.2024, der 3. Tag der KW 18

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Bericht

Name des Laufes:Rund um den Lainzer Tiergarten
mehr zum Lauf: VID353
Datum des Laufes:27.6.2004 (Sun)
Ort:Wien
Plz:A
Homepage:http://www.runnersworld.at/rw2003/default.asp?page=aus&LID=562
Strecken:25k
Beschaffenheit:Asphalt, geschotterte Forststraßen, schmale, verwachsene und gatschige Wege
Profil:irgendwas zwischen 650 und 700 Hm, also recht hügelig
Wetter:22°, bedeckt, feucht
Teilnehmer:129
Name des Berichtenden: wi(e)nfried LID32
Winfried aus

Bericht vom 20.8.2004 (Fri)
Es ist Ende Juni und damit steht wieder "Rund um den Lainzer Tiergarten" an. Im Gegensatz zu den letzten drei Jahren, in denen ich schon einen Marathon oder Ultra davor gelaufen bin und daher noch nicht so ganz erholt war, habe ich mich heuer auf kürzere Läufe - 1000 m bis 15,8 km - beschränkt und deshalb diesen Lauf als Höhepunkt vor meiner sommerlichen Wettkampfpause eingeplant.

Der Lainzer Tiergarten ist ein 25 km? großes Naturschutzgebiet am westlichen Wiener Stadtrand. Seit dem 15. Jahrhundert als kaiserliches Jagdgebiet eingerichtet, wurde Ende des 18. Jahrhunderts unter Joseph II. eine Mauer rundherum gebaut, nach dem ersten Weltkrieg ist er dann für die Bevölkerung geöffnet worden.
http://www.magwien.gv.at/wald/lainz_tg/index.htm

Innerhalb des Tiergartens absolviere ich häufig meine Trainingsläufe, dort sind es großteils asphaltierte Wege die ich benütze, zwar mit teilweise kräftigen Steigungen, aber mit Kastanienalleen zwischen den Waldstücken doch "angelegt". Die Strecke um den Lainzer Tiergarten herum, um die es hier geht, hat eine ganz andere Charakteristik: Die Bedingungen wechseln nämlich mehrfach zwischen asphaltierten Straßen und Wegen - davon zwei Kilometer neben den sechs Fahrspuren der Wiener Westeinfahrt - Forststraßen und schmalen, teilweise dicht verwachsenen und gatschigen Waldwegen, kombiniert mit Steigungen und Gefällen verschiedenster Art. Als Höhepunkt sind gegen Ende der Runde dann noch rund 200 Stufen bergab zu bewältigen, in der steilsten Gasse Wiens, der Markwardstiege. Was außerhalb der Mauern allerdings fehlt, sind die Wildschweine, von denen es innerhalb rund 1000 Stück gibt.

Um diesmal nichts dem Zufall zu überlassen, bin ich heuer öfters Teile dieser Runde gelaufen, und ich habe einen Zwischenzeitenplan auf der Basis des Wettkampfs von 2002 aufgestellt, bei dem ich ziemlich gleichmäßig gelaufen bin. Kilometermarkierungen gibt es nämlich keine, und die würden auch kaum etwas bringen, da es fast keine flachen Stücke gibt, also habe ich die Strecke in neun Abschnitte unterteilt.

Diesen auf eine Endzeit von 1:42 (bisherige PB 1:45:51) ausgerichteten Plan habe ich auch Jan geschickt, den ich in der Vorwoche bei einem 5 km-Lauf erstmals getroffen habe, nachdem er mir davor nur aus dem Forum von maxfun.at bekannt gewesen war. Er hat dann gemeint, dass er die 1:42 auch versuchen möchte. Bei einem Test über eine Teilstrecke vier Tage vor dem Lauf bin ich natürlich viel zu schnell gewesen, also habe ich mir vorgenommen lieber etwas langsamer zu starten. Die aus diesem Test hochgerechneten 1:36 sind sicher nicht möglich.

Um beim Wettkampf auch wirklich eine Kontrolle über mein Tempo zu haben, habe ich die berechneten Durchgangszeiten auf ein weißes Klebeband geschrieben und das dann auf das Uhrband geklebt. Als weitere Vorbereitung habe ich am Vorabend noch ein altes, gut verstautes Paar Laufschuhe hervorgeholt: Asics DS Trainer VII, die ich vor eineinhalb Jahren mit rund 1100 km für besondere Anlässe auf die Seite gelegt habe. Die ursprünglich für das Wochenende vorhergesagten 30° sind inzwischen herunterkorrigiert worden, durch die reichlichen Niederschläge der letzten Wochen wird es an einigen Stellen zwar arg gatschig sein, aber das stört weniger als Hitze. Wenn nichts Unerwartetes passiert, schaut es für einen schnellen Lauf also durchaus gut aus.


- Wettkampftag

Tatsächlich ist es in der Früh recht kühl und der Himmel bedeckt, auf das Wetter kann ich mich also definitiv nicht ausreden. Dafür fühlen sich die Beine recht müde an, aber das bessert sich hoffentlich auf dem neun Kilometer langen Weg zum Start, den ich mit dem Rad zurücklege - dank kaputten Umwerfers kann ich nur das kleine Blatt benutzen, das schont die Kräfte für später.

Die Anmeldung ist im Novotel am Auhof, das ist das Hotel bei der Raststation am Ende der Westautobahn (A1) am Stadtrand. Unmittelbar dahinter führt die Tiergartenmauer und somit die Laufstrecke vorbei. Beim Aufwärmen treffe ich auf Alfred, der hier in den letzten Jahren einmal Erster und einmal Zweiter geworden ist, seit April aber wegen einer Verletzung nicht mehr richtig trainiert hat und deshalb nur "langsam" mitlaufen wolle. Später sehe ich auch Jan und mache mit ihm aus, am Anfang auf jeden Fall einmal zusammen zu laufen. Meine Beine fühlen sich allerdings noch immer nicht besser an als in der Früh, besonders die Waden sind ziemlich schlapp, hoffentlich verschwindet das beim Laufen bald. Kurz vor dem Start um zehn Uhr treffe ich noch auf Horst, der letztes Jahr einen sehr schönen Bericht (siehe http://www.drsl.de/?bericht=131 beziehungsweise ) über diesen Lauf abgeliefert hat, und auf Ute, die aber auch diesmal nicht mitläuft.


- Der Lauf

Beim Start stelle ich mich in die zweite Reihe, da einige mir unbekannte Läufer dabei sind, die ziemlich schnell ausschauen. Gerade noch rechtzeitig entdecke ich, dass die Schuhe noch gar keinen doppelten Knoten haben, und ändere das rasch. Pünktlich um zehn Uhr kommt der Startschuss, Alfred setzt sich an die Spitze, gleich dahinter noch zwei Läufer, dann Jan und ich. Nach ein paar hundert Metern ist dahinter schon ein Loch aufgerissen, und wir scherzen etwas mit Alfred, dass er uns die Pace machen könne, wenn er heute eh nicht voll laufen wolle. Bald darauf geht es auf einen Waldweg, wo zwischen den Gatschlacken schon recht wenig Platz ist, also setze ich mich vor Jan an die zweite Stelle. Alfred beginnt sich schön langsam abzusetzen, vielleicht sollte man nicht allzuviel darauf geben, was Läufer vor dem Wettkampf über ihre Ziele sagen.

Ich habe mir in den letzten Tagen zwar darüber Gedanken gemacht, dass es bei so einem kleinen Lauf durchaus passieren kann, dass keine schnelleren Läufer teilnehmen und ich womöglich einmal an der Spitze laufen muss, oder gar im Ziel vorne sein könnte, aber Alfreds Tempo ist mir jedenfalls zu hoch, der ist immerhin schon einen Halbmarathon in 1:12 gelaufen. Vielleicht kann er das Tempo heute ja auch nicht halten, aber das hilft mir nichts, wenn ich jetzt über meine Verhältnisse laufe. Deshalb passe ich lieber auf, wo ich meine Schritte hinsetze und nehme mir für den Fall, dass es später um eine Platzierung gehen sollte, vor nichts anbrennen zu lassen.

Auf dem Waldweg, der jetzt zu laufen ist, liegen über die allertiefsten Gatschlacken auch Bretter, die im nassen Zustand nicht ganz ungefährlich sind. An ein paar Stellen ist ausweichen oder drüberspringen aber schlicht unmöglich, also muss man durch. Der gerade Weg ist doch auch der schnellste, also spritzt der Dreck schon jetzt bis übers Knie, dabei kommen die richtig gatschanfälligen Stellen erst.

Nach dem ersten Waldstück geht es leicht bergauf über eine grob geschotterte Forststraße weiter, wo mir Jan mitteilt, dass ihm das Tempo zu hoch sei, und er deshalb abreißen lasse. Schade, dabei bin ich mit meinen müden Beine heute sicher nicht so schnell unterwegs, aber genauer weiß ich das eh gleich, wenn ich auf der Brücke über die Autobahn die erste Zwischenzeit nehme: geplant sind dafür 12:35.

11:39 - Scheiße! Das darf doch nicht wahr sein, ich bin fast eine Minute zu schnell. Jetzt ist mir auch klar, warum Jan das Tempo nicht mitgehen wollte. Nach der Brücke gibt es die erste Verpflegung: also einen Becher greifen und schnell hinunterschütten, gleich darauf geht es nämlich steil bergab über die Böschung in einen Graben, wo der schmale Weg links von der Tiergartenmauer begrenzt wir, während von rechts immer wieder Sträucher hineinragen.

Nach einem Abschnitt über eine Wiese folgt der erste Teil des Anstiegs zum Dreihufeisenberg, hier gibt es unter den tiefhängenden Ästen, die man immer wieder vom Kopf fernhalten muss, einen ziemlich schmierigen Untergrund, den Spuren nach dürfte Alfred hier ganz schön gerutscht sein. Durch die das dichte Laub ist er aber außerhalb meiner Sichtweite, dafür ist ein Stück hinter mir wieder jemand zu sehen; ich kann nicht erkennen, wer es ist, aber nachlassen sollte ich jetzt nicht, sonst glaubt der womöglich noch mich einholen zu können.

Es wird schon ziemlich mühsam zu laufen, dabei bin ich noch am Anfang der Runde. Wenigstens kenne ich die Steigung so gut, dass ich genau weiß, dass an der Stelle, wo es so ausschaut als ob man schon oben wäre, das steilste Stück erst kommt. Dann endlich oben am Dreihufeisenberg (518 m) ein Blick auf die Uhr: verdammt ich bin nocheinmal 30 Sekunden zu schnell gewesen. Wenn ich so weiterlaufe, habe ich sehr bald ein Problem.

Ich muss auf dem langen Bergabstück, dass jetzt folgt, unbedingt versuchen, mich ein wenig zu erholen ohne dabei Zeit zu verlieren, mein Tempogefühl kann ich heute anscheinend komplett vergessen, das schwankt bergab ständig zwischen "immer noch zu schnell" und "jetzt aber viel zu langsam". Nach ein paar Kilometern auf einer Forststraße mit freiem Blick auf ein paar Wienerwaldhügel gibt es eine kurze Steigung zur Verpflegungsstelle beim Laaber Tor, wo auch alle Läufer fotografiert werden.

Alfred:
http://www.lcwienerwaldsee.at/neuigkeiten/2004/rundlt04/page5.jpg
ich:
http://www.lcwienerwaldsee.at/neuigkeiten/2004/rundlt04/page6.jpg
und dahinter Jan (links) und Mario:
http://www.lcwienerwaldsee.at/neuigkeiten/2004/rundlt04/page7.jpg

Ein Blick auf die Uhr ergibt, dass ich zwar einige Sekunden vom Vorsprung auf die geplanten Zeiten verloren habe, aber vielleicht ist das jetzt die passende Geschwindigkeit - die 1:42 könnten sich noch ausgehen.

Auf halbwegs festem Untergrund und nur leicht wellig geht es recht angenehm weiter bis zu der Stelle, wo der lehmige Boden komplett von Pferdespuren durchlöchert ist - natürlich alles mit Wasser gefüllt. Ausweichen ist unmöglich, und trotz höchster Konzentration erwische ich natürlich eines der Löcher voll, sodass ich mit dem linken Fuß bis über den Knöchel im braunen Wasser stehe. Wenigstens sind die Schuhe recht luftig gebaut, dadurch rinnt es schnell wieder ab.

Auf das Aquädukt der 2. Wiener Hochquellwasserleitung richte ich meinen Blick nur kurz, da es hier steil bergab geht, vor allem können die Steine bei der Überquerung des Baches ziemlich rutschig sein, und einen zweiten nassen Schuh kann ich auch nicht gebrauchen. Die hier verlorenen Höhenmeter muss man natürlich sofort wieder hinauf, im Gegensatz zu den vorigen Jahren laufe ich diesmal die Steigung aber durch, weil ich das im Training einmal so getestet und für gut befunden habe. Das geht zwar auch jetzt, aber auf dem gleich darauf folgenden aufgeweichten Weg durch hohes nasses Gras fehlt mir dann doch die Kraft, und so erwische ich noch ein paar Schlammlöcher mehr als mir lieb ist.

Danach wechselt der Boden immer wieder zwischen wurzelreichem Waldboden, feinem Schotter, spitzen Steinen und festem halbwegs glattem Untergrund. Nach einem kleinen Sprung über den Gütenbach bei der gepflasterten Furt geht es vorbei am Schäferhundeübungsplatz zum Gütenbachtor, wo ich wieder eine Zwischenzeit nehme. Dort steht auch ein Mann, der mir den Rückstand auf den Führenden mit "2:05" ansagt. Leider ist mein "Danke" schon draußen, als er eine rassistische Bemerkung nachschiebt. Meinem Zeitplan bin ich hier - kurz nach der Streckenhälfte - auch schon 1:14 voraus. Über die leicht abfallende Gütenbachstraße könnte ich es normalerweise schön rollen lassen, aber die Beine fühlen sich jetzt schon ziemlich mies an, mir bleibt also nicht mehr, als mich um ein halbwegs sauberes Laufen zu bemühen, damit das Tempo nicht zu stark abfällt.

Das Gütenbachtal verlässt man aber bald wieder, um nach links in den Maurer Wald abzubiegen, kräftig bergauf natürlich. Zuerst ist der Wechsel im Laufrythmus ganz angenehm, aber kurz darauf ist die Steigung nur mehr mühsam. Beim Testlauf am Mittwoch hat sich dieses Stück viel lockerer laufen lassen. So lahm, wie es sich anfühlt, verliere ich sicher auch Zeit auf meinen Plan, aber wenn es nicht zu viel ist, können sich die 1:42 noch ausgehen.

Oben angekommen geht es ziemlich flach auf einer Forststraße weiter, und jetzt spüre ich das Gummiband, von dem ich bisher nur gelesen habe: irgendwer hat das hinten an meiner Hose festgemacht um mich zu bremsen, und sogar dort, wo es wieder bergab geht, hält es mich zurück; die Beinmuskulatur scheint sowieso nur mehr aus Pudding zu bestehen. Vielleicht habe ich heute wirklich einen schlechten Tag erwischt, wenn ich hier jetzt einfach geradeaus weiterlaufe, bin ich in weniger als 15 Minuten zuhause... Aber so ein Blödsinn, ich liege an der zweiten Stelle, und überhaupt, auch wenn mich die von hinten noch einholen, aufgeben kommt sowieso nicht in Frage. Wie ich im Zeitplan liege, weiß ich jetzt eh gleich, wenn ich zur Abzweigung von der Wittgensteinstraße komme: Ich habe auf den letzten 13 Minuten gar keine Zeit verloren, sondern nocheinmal 20 Sekunden auf den Plan herausgeholt! Jetzt muss ich wohl mit vollem Einsatz weiterlaufen. Was ist, wenn Alfred einbricht oder aufgeben muss? Also darf ich bergab durch die Modl-Toman-Gasse keine Zeit verlieren, auch wenn das für die Gelenke und Muskeln wohl nicht das Gesündeste ist.

Unten am Lainzer Bach angekommen gibt es wieder was zu trinken und danach geht es den Bach entlang kurz flach über einen völlig desolaten Asphaltbelag dahin, da ist mir ja fast lehmiger Gatsch lieber. Das Gummiband, das ich am Bergabstück davor abgeschüttelt habe, ist jetzt wieder fest an meiner Hose montiert und bremst meine Schritte schön gleichmäßig. Nach 400 m ist das Flachstück aber sowieso wieder aus und es folgt eine kurze knackige Steigung mit ein paar Stufen zum Abschluss in die Siedlung oberhalb der Hermesstraße. Im Vergleich zum letzten Jahr bei 30°, wo ich hier dem Hitzschlag schon nahe war, geht es heute gar nicht schlecht, und das Tempo dürfte sich jetzt auch so eingependelt haben, als ob ich es noch ein Stück halten könnte.

Im Hörndlwald geht es natürlich unnötigerweise wieder bergauf um gleich darauf wieder bergab zu gehen, dabei machen meine Beine jeden weiteren solchen Wechsel mit immer weniger Begeisterung mit. Am Ende des Waldes sitzt dafür eine ältere Frau neben der Strecke, die freundlich anfeuert. Ich habe die Zuschauer zwar nicht mitgezählt, aber vermutlich wäre ich mit meinen Fingern noch ausgekommen. Über ein etwas fades Stück zwischen der Mauer links und einer Schrebergartensiedlung rechts steigt der Weg zuerst leicht, dann etwas steiler zum St. Veiter Tor an. Hier kann ich wieder eine Zwischenzeit nehmen, diesmal habe ich ein paar Sekunden verloren, aber schön langsam glaube ich, dass sich die geplanten 1:42 ausgehen können. Auch das ständige Auf-und-ab, das jetzt folgt kann mich da nicht irritieren. Es gibt hier auch an mehreren Stellen kleine Holzbrücken, damit man nicht in jeden Einschnitt hinuntermuss.

Kurz steil bergauf mit ein paar Stufen, und ich bin auch schon beim Adolfstor, wo es noch einmal etwas zu trinken gibt, gleich darauf der steilste Teil des Rennens, aber dieses Stück über die Serpentinen ist recht kurz und ich sehe schon das Aussichtsbankerl, dort ist auch für mich Zeit für einen kurzen Blick zurück über den Süden von Wien. Damit ist der letzte Berg geschafft, aber das heißt noch nicht, dass es schon leicht wird. Bevor die letzten beiden Kilometer vor dem Ziel flach durch das Wiental führen, müssen noch 150 Höhenmeter vernichtet werden.

Vorbei an der Himmelhofwiese und dem ehemaligen Skilift gibt es noch kurz freien Blick Richtung Norden auf den 14. Bezirk von Wien. An einer steinigen Stelle knicke ich etwas um, es ist aber nichts passiert, also wartet nur mehr die letzte Attraktion, die Markwardstiege. Die ersten beide Absätze der Stiege kann ich noch seitlich umgehen, dann ist wieder volle Konzentration gefragt: die linke Hand knapp über dem Geländer und immer zwei Stufen auf einmal, was auf den kurzen Auftritten der Plastersteinstufen nicht ganz einfach ist. Die untere Hälfte der Stiege kann man auf der parallel führenden Straße laufen - wie immer hier bohren sich die Zehen dabei fest in die Schuhspitzen. (Insgesamt hat die Markwardstiege über 400 Stufen in 15 Absätzen und 65 Hm.)

Das Bergablaufen ist für die Muskulatur natürlich auch keine Erholung gewesen, aber dafür ist es jetzt, unten angekommen, endlich nicht mehr weit. Als Motivation für die noch fehlenden zwei Kilometer stelle ich mir die weiche grüne Wiese neben der Ziellinie vor, in die ich mich bald fallen lassen kann - je schneller ich laufe, desto früher. Und das sich die Beine jetzt schlecht anfühlen, ist eh normal, andernfalls hätte ich vorher was falschgemacht.

Beim Umspannwerk ungefähr einen Kilometer vor dem Ziel sehe ich weit vor mir noch einen Läufer - das kann doch nicht Alfred sein?! Aber der hat sicher 250 oder 300 m Vorsprung, unmöglich ihn noch einzuholen. Gasgeben könnte ich auf dem letzten Stück aber eigentlich trotzdem noch, oder... ähh... Das Tempo halbwegs halten muss auch reichen, die Wiese, auf die ich mich im Ziel legen will, läuft ja nicht davon.

Also noch schnell am Pulverstampftor vorbei - dort feuert mich noch Vereinskollege Christian an, der innerhalb der Mauer trainiert hat - nach links um die Ecke und auf den letzten 400 m doch etwas schneller, weil vor dem Ziel mindestens zehn bis fünfzehn freundliche Zuschauer stehen, darunter auch Ute mit Kamera:
http://www.unet.univie.ac.at/~a9503206/bilderallg/zieleinlauf.jpg

Nach einem kurzen Glückwunsch an Alfred und einer Kuchen- und Getränkeerstversorgung kontrolliere ich gleich die offiziellen Zeiten (das ist hier eine handgeschriebene Liste auf einem Tisch neben der Ziellinie): Alfred ist mit 1:39:50 nur eine gute Minute vor mir (1:40:55), dabei soll er unterwegs bis zu drei Minuten Vorsprung gehabt haben, wie ich jetzt erfahre. Mit knapp 1:44 kommen dann auch Jan und Mario als nächste ins Ziel. Als ich nach einem weiteren Besuch des Kuchen- und Getränkestandes dann noch ein paar Kilometer auslaufe, kommt mir Horst entgegen, dem es im Vergleich zum Vorjahr gar nicht gut gegangen ist. Wieder zurück beim Ziel bediene ich mich noch ein drittes Mal bei Getränken und Kuchen, bevor ich duschen gehe. Vor den dafür vorgesehenen Hotelzimmern haben sich inzwischen aber schon lange Schlangen gebildet, auf Anstellen habe ich keine Lust, also benütze ich die an einen Gartenschlauch angeschlossene Dusche neben dem Pool, dessen Wasser für ein bisschen Schwimmen auch warm genug ist.

Bei der Siegerehrung gibt es leider keine Sachpreise wie in den vergangenen Jahren, die Schachtel mit dem hervorragenden direktgepressten Apfelsaft von 2002 ist mir noch gut in Erinnerung. Die ersten Drei gesamt und in der Altersklasse M30:
http://www.unet.univie.ac.at/~a9503206/bilderallg/siegerehr.jpg


- Fazit

Anscheinend bin ich auf den ersten Kilometern schon wieder auf meine Beine hereingefallen: Sie haben sich nicht gut angefühlt, und ich habe deshalb gedacht, ich wäre eher langsam unterwegs. Um keine Zeit zu verlieren habe ich mich dehalb mehr angestrengt, dabei aber anscheinend überkompensiert. Schön langsam könnte ich auch einmal begreifen, dass sich komisch anfühlende Beine durchaus auf ein zu hohes Anfangstempo zurückführen lassen können. Aber egal, ich lerne ja noch, und das Lernen macht Spaß. Jetzt bleibt natürlich noch das Ziel, die Runde in weniger als den "magischen 100 Minuten" zu schaffen. Schaut so aus, als "müsste" ich nächstes Jahr zum fünften Mal hier starten, dann werde ich aber vorher den ersten Kilometer zur Tempokontrolle markieren.


- Zwischenzeiten

geplant: gelaufen:

12:35 0:12:35 11:39 0:11:39 [1] Brücke über Westautobahn
15:36 0:28:11 15:07 0:26:46 [2] Dreihufeisenberg
09:39 0:37:50 09:54 0:36:40 [3] Laaber Tor
14:11 0:52:00 14:06 0:50:46 [4] Gütenbachtor
13:37 1:05:37 13:17 1:04:03 [5] Wittgensteinstr./Modl-Toman-G.
14:36 1:20:13 14:49 1:18:52 [6] St. Veiter Tor
13:47 1:34:00 13:47 1:32:39 [7] Nikolaitor
06:31 1:40:31 06:39 1:39:18 Pulverstampftor
01:29 1:42:00 01:37 1:40:55 [8] Ziel


- Streckenprofil (nur bei Festbreitenschrift zu erkennen)

Die Ziffern kennzeichnen die Positionen der Zwischenzeiten.

| 2
|-------------*----------------------------------- 500 m
| *
| *
|
|---------------*--------------------------------- 400 m
| *
| * *3** *** * *
| *** * 6 *
|------*1-*-------------*4------5---*-*----------- 300 m
| ** * ** * * *
| * * *
| ** 7***8
|------------------------------------------------- 200 m
| 1 2
|0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 km


- Ergebnisliste:
http://www.runnersworld.at/rw2003/ergebnisse/erglainz04.pdf

Ein kurzer Artikel findet sich unter:
http://www.laufsport-marathon.at/ergeb/nat.asp#lain


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=513


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