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26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:Abendmeeting Langenthal (CH) (SLV Lauf-Challenge)
mehr zum Lauf: VID666
Datum des Laufes:4.8.2004 (Wed)
Ort:Langenthal (CH)
Plz:CH
Homepage:http://www.lvl.ch/
Strecken:1000m
Beschaffenheit:400m Tartanbahn
Profil:flach
Wetter:22°C nach Gewitterregen
Teilnehmer:62 in 5 Durchgängen
Name des Berichtenden:Rüdiger Schierz
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 6.8.2004 (Fri)
Den Lauf hat Hermann herausgesucht. Er kennt das Abendsportmeeting
noch aus früheren Zeiten und hat es als schöne
Leichtathletikveranstaltung in Erinnerung. Unser beider Ziel ist es
momentan, 1000m unter 3 min zu laufen. Das wäre der richtige Rahmen
dazu. Alfons hält das auch für eine gute Idee und so sind wir schon zu
dritt.

Am Wettkampftag bin ich den ganzen Tag schon total aufgeregt und kann
kaum was essen. Das Wetter ist sehr warm und schwül, das kommt als
Appetitbremser bei mir noch dazu. Nachdem das Mittagessen irgendwie
ausgefallen ist, zwinge ich mich gegen 15 Uhr, eine kleine Portion
Nudeln mit einem halben Becher Naturjoghurt zu essen.

Um 18 Uhr mache ich mich mit dem Motorrad zu dem vereinbarten
Treffpunkt (bei Alfons) auf, wo Hermann und Alfons bereits auf mich
warten. Hermanns Sohn Robert ist auch dabei. Er wird die 1000m auch
mitlaufen, aber wohl etwas schneller als wir. ;-) Wir machen uns auf
den Weg nach Langenthal in der Schweiz, ca. 1h20min Autofahrt.

Während der Fahrt bringen wir uns in Stimmung für den Lauf. Hermann
und Alfons erzählen viele Anekdoten aus ihrem langen
Läuferdasein. Spannenderweise stellt sich noch heraus, dass Robert,
der in Berlin studiert, an der Mathe-Fakultät eingeschrieben ist, an
der auch Carsten Schultz beschäftigt ist, und Robert sogar mit ihm
trainiert und den letzten Berlin-Marathon gelaufen ist. Wie klein die
Welt ist. :-)

Gegen 20 Uhr kommen wir in Langenthal an, noch massig Zeit. Wir melden
uns erstmal an, 8 SFR Startgeld pro Nase. "Jetzt brauchen wir noch
Ihre Lizenz." Ups. So etwas haben wir nicht dabei, d.h. Hermann hat
eine Kopie seines Läuferpasses dabei, zeigt ihn aber nicht, um uns
nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Da wir aus dem Ausland sind,
drückt die nette Dame beide Augen zu und nimmt unsere Anmeldung an.

Die Sportanlagen in Langenthal sind wunderschön, ein riesiges Stadion
mit vielen Plätzen und Rasenflächen. Das ganze Areal wird von einer
Finnbahn umrundet und grenzt an einem herrlichen Laubwald. Sowas habe
ich bei uns noch nicht gesehen.

Die sportlichen Wettkämpfe sind im Gange und es ist mächtig was
los. Das LC Rothaus Breisgau Sport Meeting in Denzlingen, an dem ich
im Juli teilnahm, ist dagegen echt eine popelige Miniveranstaltung.

Da wir noch ziemlich viel Zeit haben, schauen wir erstmal den
Wettkämpfen zu. Was mir als erstes auffällt, ich sehe nur junge
Sportler und keine Senioren. So langsam bekomme ich das Gefühl, dass
wir den Alterschnitt hier mächtig anheben.

Sehr beeindruckend fand ich den 200m Lauf. Der Erste ging in 21,18
Sek. ins Ziel! Wenn man das live von der Tribüne beobachtet,
registriert man erstmal, was das für ein enormes Tempo ist. Die Läufer
rasen wie an einer Schnur gezogen über die Bahn. Ich denke mir, wenn
die beim 1000m Wettkampf auf dem gleichen Niveau laufen, werden wir
weit hinterher laufen. Was machen wir hier eigentlich?

So kurz nach 21 Uhr ziehen wir uns mal um und machen uns auf zum
Warmlaufen. Wir laufen ein Stück auf der Finnbahn und biegen dann in
den Wald. Der schmale Weg führt durch einen wunderschönen Laubwald in
Sommerabendstimmung, kurz vor der Dämmerung. Die Luft ist feucht und
würzig, wir könnten ewig so weiter traben.

Zurück im Stadion wird es langsam dunkel. Vor allem kommen von 3
Seiten dunkle Gewitterwolken, in denen es schwer rumpelt. Es ist jetzt
21.30 Uhr, momentan ist es noch windstill. Ich befürchte, das reicht
nicht mehr bis unserem Start. Wir beginnen mit Dehnen. Während ich auf
dem Rücken liege und mein Knie anziehe, bemerke ich die ersten
Tropfen. Der Wind frischt auf und die 600m Läufer rennen im strömenden
Regen. Wir bringen uns unter der Tribüne in trockene Sicherheit.

Tjo, eigentlich wollten wir jetzt ein paar Steigerungen laufen. Wir
alle sind so langsam im Wettkampffieber, die prickelnde Spannung ist
deutlich spürbar. Wir haben jetzt unsere Spikes an und machen uns auf
jeden Fall mal auf in Richtung Start auf der gegenüberliegenden Bahn.

Da es regnet, ziehe ich über mein Laufsinglet noch ein
Baumwollsinglet, damit erstmal das nass werden kann. Die Aushangtafel
im Startbereich liegt wegen des Windes auf dem Boden. Wir sehen, dass
der 1000m Lauf in 5 Durchgängen ausgeführt wird. Robert ist mit seiner
angebenen Zeit im 3. Durchgang gelandet, Alfons, Herman und ich im
5. und letzten Durchgang. Wir hatten als Zeit 2:51, 2:55 und 2:56
angegeben.

Um mich auf das Wettkampftempo einzustimmen, laufe ich schon mal 2-3
Steigerungen über 100m. Da noch Zeit bis zum Start ist, begeben wir
uns nochmal ins Trockene unter der Tribüne.

Robert macht sich auf zu seinem Start im 3. Lauf. Wir begeben uns an
die Bahn, um ihn anzufeuern. Er schafft eine 2:45 und ist damit im
hinteren Drittel seines Laufs.

So langsam richtig unter Strom begeben wir uns zum Start. Die
Startnummern werden verteilt, indem die Starter zum betreffenden Lauf
namentlich aufgerufen werden. Ich bekomme eine 7 auf einen kleinen
quadratischen Baumwolltuch mit 4 Sicherheitsnadeln. Die Startnummer
wird vorne, rechts untern an der Hose oder Trikot befestigt. Da ich
mein Singlet über er Hose trage, befestige ich es am Trikot. Wow,
jetzt bin ich ein richtiger Leichtathlet.

2-3 letzte Steigerungen während der Lauf 4 über die Bahn brettert und
die Spannung vor dem Start steigert sich tatsächlich nochmal. Der
vierte Lauf ist im Ziel und eine Weile darauf ertönt am Start eine
Trillerpfeife, das Signal zur Aufstellung. Die Reihe stellt sich so
ca. 3 Meter vor der Startlinie auf, nach Startnummer sortiert, die 1
ganz innen, im mit der 7 irgendwo in der Mitte und Alfons ganz außen.
Ich schaue mir die Läufer in meinem Umfeld an. Meine Güte, das könnten
alles meine Söhne sein. Außer uns ist lediglich noch ein "erwachsener"
Läufer dabei, den ich so auf 30 Jahre schätze. Er muntert die ganze
Zeit einen anderen jungen Läufer am Start auf. Vermutlich ist er sein
Coach oder älterer Vereinskollege.

Der Starter geht vor uns durch und kontrolliert die Reihenfolge und ob
alle da sind. Dann heißt es: "Auf die Plätze." Wir huschen vor an die
Startlinie. Der Starter läuft durch und kontrolliert, dass keine Fuß
über die Startlinie tritt. Während ich mich noch mit dem Gedanken
beschäftige, dass ich noch 5 cm vor könnte knallt auf einmal der
Startschuss.

Alle rasen los, ich befinde mich ziemlich weit hinten, komme direkt
hinter Hermann zu laufen, Alfons ist weiter vorn. So geht es gleich um
die Kurve. Das Tempo fühlt sich gut an. Auf der folgenden Gerade hauen
die vor mit die Bremse rein. Ohne groß nachzudenken laufe ich stur mit
meinem einmal eingeschlagenem Tempo weiter und gehe sofort an Hermann
vorbei. "Huch", denke ich, "Wenn das mal nicht zu vorwitzig
ist. Wahrscheinlich sammeln die dich zum Schluss alle wieder ein."

An Hermann vorbei schließe ich die Lücke zu einem Läufer vor mir und
hefte mich an seine Fersen. Das Tempo scheint mir richtig zu sein. Im
weiteren Verlauf reißt eine Lücke vor dem Läufer zu dem Trupp vor uns
auf. Mir ist das egal, ich hab' mein Tempo und einen Tempomacher.

Über Zeiten kann ich nicht viel berichten. Im Auslauf des Zielbereichs
ist eine große Digitaluhr aufgebaut. Bei 200m nehme ich die noch wahr,
ich gehe bei 34 Sek. über die 200m-Linie. Das ist ok, 35 Sek. hatte
ich angepeilt. Bei 600m hab' ich nicht auf die Uhr geschaut, aber das
Bimmeln der Glocke "letzte Runde" wahrgenommen. Nur noch eine Runde!
Erstaunlicherweise fühle ich mich noch ganz gut und ich bin mir auf
einmal sicher, dass ich das Tempo halten kann. Ich ziehe sogar leicht
an um nach der Kurve an meinem Vordermann vorbei zu gehen. Der merkt
das und zieht ebenfalls an. Am Ende der Gerade ziehe ich aber vorbei
und bemerke aus dem Augenwinkel, dass er aussteigt, was mich sehr
verwundert, so kurz vorm Ziel. In der Zielkurve ziehe ich das Tempo
nochmal etwas an und bin mir irgendwie sicher, dass das nicht zu früh
ist. Am Eingang in die Zielkurve registriere ich, dass ich mich Alfons
nähere. Das gibt mir nochmal extra Motivation und ich gebe jetzt
richtig Gas, sind ja nur noch 100m. Mit einem Mordstempo rausche ich
an Alfons vorbei und bis zum Ziel bekomme ich sogar Anschluss an den
noch weiter vorne laufen Pulk.

Wow! Ich bin im Ziel und ich fühle mich super. Alle um mich herum
keuchen und ich natürlich auch. Aber ich bin bei weitem nicht so
platt, wie ich bei meinem Testlauf vor ein paar Wochen
war. Wahrscheinlich hatte ich noch Reserven. Aber ich glaube, es macht
viel mehr Spass, bei 600m festzustellen, dass noch Reserven da sind
und zuzulegen, als umgekehrt die letzten 200-400m im Survivalmode zu
laufen. im Survivalmode zu laufen.

Ich hab' keine Ahnung, welche Zeit ich gelaufen bin. Der erste war in
2:54 im Ziel. Da ich nicht so weit dahinter war, denke ich, dass ich
unter 3 min geschafft habe. Ist momentan aber auch gar nicht so
wichtig. Ich fühle mich einfach gut.

Hermann, Alfons und ich unterhalten uns kurz über den Rennverlauf. Die
beiden sind nicht mit sich zufrieden. Alfons hatte eine bessere Form
erwartet, jetzt so kurz vor den Deutschen Seniorenmeisterschaften in
Zittau und Hermann hat es nicht unter 3 min geschafft.

Ich merke, dass mir schlecht wird, wenn ich mich jetzt nicht bewege,
ziehe meine Schuhe aus und gehe barfuß auf dem Rasen
auslaufen. Herrlich. Nach ca. 15 Auslaufen dehne ich noch ausgiebig
und dusche heiß. Ich fühle mich nur gut. Die Erschöpfung ist schon weg
und die Beine fühlen sich locker und geschmeidig an. Zu Essen gibt's
leider nichts mehr, es ist nach 23 Uhr, aber immer noch eine Menge
los. Nur auf dem Grill liegt halt keine Wurst mehr. Zum Glück sind
noch 2 Schokoriegel da, von denen ich einen nehme und ich ergattere
noch eine Scheibe trockenes Brot. Zu trinken hatte ich in Form von
Apfelschorle genügend dabei.

Nach dem Studieren der Ergebnisliste machen wir uns dann endlich auf
den Heimweg. Die Gesamtergebnisse findet ihr hier:
http://www.lvl.ch/ -> Resultate

Hier der Auszug unseres Laufs:

,----[ Männer - 1000 m - 5. Serie ]
| Rang Name Jg Klub Resultat
| 1. Eichenberger Michael 88 All Blacks Thun 2:54,61
| 2. Zurbrügg Fabian 88 LC Scharnachtal 2:56,14
| 3. Schlittler Robin 89 LV Albis 2:56,55
| 4. Jobin Amélien 88 LAC Biel 2:56,74
| 5. Leiser Daniel 89 All Blacks Thun 2:57,49
| 6. Thoutberger Eric 89 LSG Brugg 2:57,66
| 7. Stucki Armin 87 SC Diemberg 2:58,37
| 8. Schierz Rüdiger 59 SV Waldkirch 2:58,44
| 9. Graf Alfons 49 SV Waldkirch 3:00,48
| 10. Vollmert Hermann 48 SV Waldkirch 3:04,81
| 11. Bührer Jonas 89 GG Bern 3:07,46
| 12. Wyler Marco 76 SC Diemberg 3:09,81
| 13. Bruchez Suanny 90 CA Sion 3:12,65
`----

Das war ein tolles Erlebnis und wir finden es schade,
dass es bei uns im Vergleich dazu nicht so schöne Bahnläufe gibt,
bzw. überhaupt wenige Bahnläufe.

Spät in der Nacht bin ich daheim und trinke in Ruhe noch ein Bier. Ich
bin noch so aufgedreht, dass ich vor 3 Uhr sowieso nicht schlafen
kann. Das war ein sehr schönes Erlebnis und ich freue mich schon auf
das nächste Mal. Lebbe ist schee.

Dass 1000m so einen langen Bericht produzieren können! Vielen Dank
für's Lesen.

Cheers,
Rudiger


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=501


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