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26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:19. Olympus Marathon Hamburg
mehr zum Lauf: VID350
Datum des Laufes:18.4.2004 (Sun)
Ort:Hamburg
Plz:D1
Homepage:http://www.marathon-hamburg.de
Strecken:Ma
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:nicht so eben, wie man denkt
Wetter:bedeckt, ca. 8° bis 12°, gelegentlich etwas Sonne
Teilnehmer:15.000 Finisher
Name des Berichtenden:Thomas Pape
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 19.4.2004 (Mon)
Freitag, 16.04.04: Meinen traditionell :-) trainingsfreien Freitag habe ich ausgenutzt, um meine Startnummer zu holen. Eigentlich wollte ich den ÖPNV benutzen, um die Anreise zu üben, habe mich ob des schönen Wetters aber dann doch für das Krad entschieden. Beim Abholen der Startnummer dann das kleine organisatorische Haar in der Suppe: trotz der Tatsache, daß ich den mir zugeschickten Anmeldevordruck verwendete, in der meine ?Stammdaten? aus '03 schon vorgedruckt waren, war meine Chipnummer nicht erfaßt. Schade, also zum ?Chip-Troubledesk?. Nein, nicht zum Troubledesk. Chip-Troubledesk gab's nicht, also nehmen wir mal die Chip-Registrierung, wird richtig sein. Nach einiger Wartezeit (keine Ahnung wie lange, so verbissen hab ich's nicht gesehen) musste mir die junge Dame dann mitteilen, daß sie das entsprechende Computerprogramm nicht habe, ich müsse an einen anderen Schalter. Ja, bedauernswert, man sei gerade dabei, ein Schild zu drucken. An dem richtigen Schalter ging's dann aber schnell, man suchte meine Chipnummer raus und trug sie nach. Anschließend habe ich dann noch nach einem Messeschnäppchen Ausschau gehalten, bin dann auch irgendwann fündig geworden -es hat sich zumindest nicht so aufgedrängt wie vor 14 Tagen in Berlin- und heimgeradelt. Abends bin ich dann nochmal zwecks Zerstreuung :-) zum Fußball gefahren.

Sonnabend schlief ich dann erstmal ausgiebig aus und frönte den Rest des Tages überwiegend meiner Nervosität, abgesehen von einer letzten TE zwecks Auslockerung am Nachmittag.

Die Nacht verbrachte ich dann äußersts unruhig, aber so vielleicht drei, vier Stunden schlief ich dann doch noch.

Marathon-Tag: Um 05:50 klingelt der erste Wecker und ich springe sofort auf und schalte beide aus. Nachdem ich mich angezogen habe, führt der erste Weg in die Küche, Kaffee aufsetzen (ja, zwei Becher müssen sein). Noch während der Kaffee läuft nehme ich das üblicherweise empfohlene Prae-Marathonfrühstück zu mir: zwei Scheiben Toast mit Marmelade. Vor dem Computer werde ich dann langsam wach. Um zehn vor Sieben geht's aus dem Haus, der Bus fährt um 07:01. Bei einem Fußweg von drei Minuten ausreichend Karenz. :-) Am Bahnhof habe ich auch direkt Anschluß und da meine S-Bahn bis Dammtor durchfährt, gibt es keine Weiteren Unsicherheitsfaktoren bei der Anreise. So gegen 07:40 treffe ich dann am Bahnhof Dammtor ein. Beeindruckend schon jetzt die Karawane, allesamt mit einem weißen Plastiksack geschultert, die vom Bahnhof durch Planten und Blomen zum Messegelände zieht. Bei der Messe stelle ich dann rasch fest, daß alles ist wie im letzten Jahr. Als erstes suche ich ?meinen? Kleiderbeutel-LKW und nutze dann nochmal eins der Dixies gegenüber, da es noch keine Wartezeit gibt. Ich geh' dann nochmal in die Messehallen und dort in mich. Zwickt da nicht was im Fuß? Häh, ein Ziehen im Oberschenkel? Hatte ich doch noch nie. Habe ich auch jetzt nicht, alles Quatsch. Bangemachen gilt nicht! So gegen 08:30 ziehe ich dann meinen Trainingsanzug aus. Den alten Pulli behalte ich an, der fliegt beim Start an den Straßenrand. Ich gebe meinen Beutel ab, lasse noch einmal Wasser und bin so 20 Minuten vor dem Start im Block. Ich hatte überlegt, ob ich mich etwas einlaufen soll, habe aber dann beschlossen, daß 42km definitiv genug zu laufen ist und werde das Warmwerden auf die ersten Kilometer verschieben. Die 20 Minuten im Block sind recht lang. Hinter mir, in Block B-braun hatte ich die RW-Pacemaker für vier Stunden gesehen und halte nach seinem 03:30er Kollegen Ausschau, so auf halben Weg zwischen den beiden wäre ich ja richtig, aber von dem ist nichts zu sehen. Ich stelle mich am vorderen Ende meines Blocks auf. (mein Block ist der mittlere B-Block, d.h. theoretisch befinde ich mich genau in der Mitte des Feldes).

Tja. Man versucht die Euphorie noch etwas anzustacheln mit Musik wie ?So seh'n Sieger aus? und so kriegen wir die Zeit bis zum Start auch irgendwie rum. Irgendwann heißt es, Block A sei auf der Strecke (wir starten ja 5 Minuten versetzt) und kurz drauf sind sie auch zu sehen. Irgendwie, ohne daß ich ein Signal mitbekommen hätte, setzt sich dann auch unser Lindwurm dann irgendwann in Bewegung. Ich beginne bewußt locker und werde anfangs viel überholt. Da mein Ziel 03:40 lautet müsste ich im Schnitt 05:13 Minuten pro km laufen. Zusätzlich zu meiner Marathon-Uhr mir 50 Lap-Zeiten habe ich noch meine Pulsuhr um, die allerdings nur Speicherplatz für 16 Zwischenzeiten hat. Mit dieser Uhr nehme ich alle 5k eine Zwischenzeit, damit ich nicht soviel Kopfrechnen muss. Für die 5k läge ich mit 26:02 im Soll. So geht's also über Glacischaussee und Reeperbahn, immer mit dem Gedanken, daß ich eigentlich noch beim Warmmachen bin, und den warnenden Worten des Coaches im Hinterkopf: ?You're probably going to have a lot of built-up energy because of 18 weeks of anticipation. For that reason, it is important to be very cautious the first few miles--and those few miles after the first few miles.?. Also: ?Ruhig, Brauner!?. Entsprechend die Splits: 06:01 (oops, wohl ein bißchen /zu/ ruhig), 05:28 (ok), 05:46, 05:32, 05:29 (5k 28:16). Irgendwo hier überhole ich einen Trupp von BGS-Beamten, die in voller Montur, Kampfstiefel, Einsatzhose und Hemd (!) laufen. Später finde ich ein Bild von denen im Internet, identifziere eine Startnummer und stelle fest, daß die Burschen tatsächlich angekommen sind, knappes Stündchen nach mir. Den lustigen Franzosen überhole ich auch etwa hier. Weiter: 05:22, 05:17, 05:34, 05:03, 05:10 (26:28). (10k 54:45). An dieser Stelle bin ich guter Dinge, mein Ziel zu erreichen. Wie im letzten Jahr denke ich, wenn die nächsten drei Zehner genauso an dir vorbeifliegen, wird das ein Kindergeburtstag. Ich befinde mich zudem mitten im für mich schönsten Stück der Strecke, vom Start bis zum Wallringtunnel bei km 15. Klar, erstens bin ich St. Pauli-Fan, dann habe ich von der Elbchaussee einen (diesmal etwas diesigen) Blick auf meinen Bezirk (Hafen, hier: Burchardkai) und laufe an der Speicherstadt, und damit auch an meiner Dienststelle vorbei. Genau meine Ecke also. Weitere Splits: 10:06, 05:20, 05:12, 05:16 (letzte 5k: 25:55). Als ich hier auf die Uhr drücke befinde ich mich im Wallringtunnel und habe die ersten großen Volksfeste an der Strecke bereits hinter mir. Im Wallringtunnel diesmal keine La-Ola, die durchs Feld geht, stattdessen feiert sich die Läuferschar mir rythmischem Klatschen. 05:12, 05:26, 05:02, 05:15, 05:10 (5k 26:10). Ich denke, ich habe meinen Ryhtmus gefunden. Ich fühle mich richtig gut, und bin fast sicher, gegen Ende nochmal etwas aufzumachen und die fehlenden zwei Minuten aufzuholen. Kurz vor der 20km-Marke laufe ich auf meine Arbeitskollegin Manuela auf. Sie ist schon drei Minten länger als ich auf der Strecke und will die vier Stunden knacken. Da sie etwas langsamer läuft als ich, wünsche ich ihr noch alles gute und lasse es rollen. Etwa hier entdecke ich das Abklatschen als 1a-Motivationshilfe. Nicht daß ich durchhängen würde, aber es gibt einem doch zusätzlichen Antrieb. In Erinnerung blieben mir besonders diese beiden Szenen: ich klatsche ein Kind ab, woraufhin Mami auch die Hand ausfährt und mir beim Abklatschen ein ?Super!? zuruft. Dann sehe ich ein kleines Mädchen das die Hand raushält. Ich wechsle die Spur nach außen, da ist die Hand weg, das Mädchen guckt weg. Als sie wieder guckt, fahre ich die Hand aus, und schaue sie fragend an. Sie lächelt und klatscht ein, dazu Mami's Kommentar: ?Na gut, einen noch? Weiter mit den Splits: 05:05, 05:02, 10:26, 05:16 (25:50) Hier beginne ich herunterzuzählen: noch 5k, dann ist die Hälfte rum. Bin aber immer noch sehr frisch und dope mich zusätzlich weiterhin mit abklatschen. An der Saarlandstraße stehen wieder sehr viele Zuschauer, hier ist ja uch die U-Bahn-Station. Ich laufe dicht am Rand und komme mir vor wie ein TdF-Fahrer. Das Bild ist zwar überstrpaziert, aber es ist echt so! 05:11, 05:02, 05:15, 05:03: 5k 25:44. KM 30. Etwa hier überholt mich ein DRK-Krad. Kurz darauf höre ich ein Kind rufen ?Da war ein Krankenmotorrad!? - die Bezeichnung finde ich süß und grinse. Ein einsamer Klatscher am Straßenrand sieht mich grinsen und freut sich: gut, widme ich eben ihm dieses Grinsen. Ein Winken als Dank für das unermüdliche Anfeuern bekommt er noch dazu. Seit etwa 5k gehen einige zeitweise, hier habe ich letztes Jahr mit Gehpausen angefangen. Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, durchzulaufen, und ab hier muss ich zumindest bei den Verpflegungsstellen Zickzack laufen, weil immer mehr Läufer Gehpausen einlegen. Ich frage mich, ob das immer so abrupt und mitten im Weg sein muss. Ein Läufer rempelt mich an, weil er auf einen Gehpäusler aufgelaufen ist. 05:10, 10:42, 05:14, 04:47 (oops) 5k 26:13. Langsam wird es schwieriger, den Schnitt zu halten. Aber ich laufe durch! 05:28, 10:51, 05:18, 05:47 (letzte 5: 27:15). Ich begrabe die Hoffnung auf die Sub 03:40. Bei km 38 höre ich noch wie jemand eindringlich meinen Namen ruft und irgendwann dämmert mir, daß ich gemeint sein könnte. Jau, hallo Markus! Bei km 39 musste ich dann bewusst Tempo rausnehmen. Ich weiß nicht, ob das ein mentales oder körperliches Problem war. 3,195 km hörte sich so ewig weit an! 05:17 (alles geben!), 05:42 (ich habe schon alles gegeben!), 05:50 (ich glaube, das waren eher 2k!), 55s. Der letzte km hat sich ewig gezogen. Hmmm? Ach ja, 03:44:19. Traditionell scheine ich beim Marathon etwa 3-4 Minuten über meinem Ziel zu bleiben, jedenfalls war's beim ersten auch schon so. Ich zermartere mir das Hirn, woran es lag. Zu langsam angegangen? Aber wer weiss, wann der Akku dann leer gewesen wäre. In der Mitte zu ungleichmäßig (einige km zu schnell)? Keine Kampfsau-Qualitäten am Ende? Egal, schön: PB um 19 Minuten verbessert, trotzdem. Schade: meine M-Zeit passt immer noch nicht ganz zu meinen Unterdistanz-Zeiten: 1:40 für den HM ergeben je nach Formel bis zu 03:30. Jedenfalls bin ich heute deutlich besser drauf als letztes Jahr, wie auch meine Frau daheim feststellte. Und bei km 38 soll ich Gerüchten zufolge auch noch ganz frisch ausgesehen haben!

Im Ziel, noch vor der Medaillenausgabe, muss ich mich etwas an den Absperrgittern abstützen. Nicht zuletzt wegen des Publikums aber nur kurz. :-) Ich nehme mechanisch meine Medaille in Empfang. Letztes Jahr habe ich an dieser Stelle meine Tränen weggedrückt und es später bedauert, diesen emotionalen Moment nicht ausgekostet zu haben. Jetzt stellt sich heraus, daß meine Befürchtung berechtigt war, es würde nie mehr sein wie beim ersten Mal. Mein Auge bleibt trocken. Ich wanke zu den Messehallen, das kalte Brunnenwasser das ich zu Erstversorgung nehme, liegt wie ein Stein im Magen. Bei der Beutelausgabe habe ich meinen schon in Händen, bevor ich registriere, daß man meine Anwesenheit überhaupt bemerkt hat. Klasse! Wie letztes Jahr lasse ich fast an Ort und Stelle mich und meinen Beutel fallen. Allmählich (und ehrlich gesagt unter Schnmerzen) qüale ich mich aus meinen Klamotten und in die trockenen. Eine erste Durchsicht ergibt keine nennenswerten Schäden. Einige Blasen unter den Zehen haben sich durch die Aufprallenergie bereits selbst geöffnet und erfordern keine Behandlung. Ich schleppe mich aus der Halle und draußen bewahrheiten sich meine Befürchtungen: es gibt kein Bier. :-( Ich genehmige mir stattdessen ein Erdinger alkoholfrei. Naja, es gibt schlimmeres (bleifreies Pils, z.B.) und gesünder ist es sicher. Auf dem Boden sitzend trinke ich das ?Bier? und begebe mich anschließend zurück zum Bahnhof. Ich bin weniger desorientiert als letztes Jahr und wähle den direkten Weg, der mir auch wesentlich leichter fällt. Vom Bahnsteig aus stelle ich fest, daß immer noch gelaufen wird. Puuh, ihr armen. Ich bin dann rechtzeitig zuhause um mir die Zusammenfassung auf N3 anzusehen. Bei Begin der Sendung steht die Uhr auf 6 Stunden und es wird munter weiter eingelaufen. Naja, mehr oder weniger munter. Nach der Sendung nehme ich ein Vollbad und mache anschließend ein Nickerchen. Seitdem geht's mir eigentlich wieder prima, heute (Montag) habe ich nur noch leichten Muskelkater, dafür schmerzt meine Archillessehne zeitweise etwas. Jedenfalls bin ich froh, daß ich heute frei habe!


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=323


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