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27.04.2024, der 6. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:04. RheinEnergie Marathon
mehr zum Lauf: VID269
Datum des Laufes:4.4.2004 (Sun)
Ort:Bonn
Plz:D5
Homepage:http://www.rheinenergie-marathon-bonn.de
Strecken:Ma
Beschaffenheit:Asphalt, Straße
Profil:nicht flach
Wetter:recht gut, ca12 Grad, kaum Regen, etwas Sonne
Teilnehmer:ca. 4000
Name des Berichtenden: Oli Sch LID7
Oliver aus

Bericht vom 5.4.2004 (Mon)
Tja, was soll man sagen zu einem Marathon, den man bei Anfang des Trainings unter 4h laufen wollte, und dann letztendlich mit über 5h beendet hat. Um es vorweg zu nehmen: Ich bin unheimlich stolz, dass ich diesen Marathon irgendwie über die Runden gebracht habe.

Die Vorbereitung:

Alles fing damit an, dass Tom und ich ungefähr im November beschlossen haben an diesem verrückten Datum 04.04.04 unter 4 Stunden zu laufen. Andere aus drsl kamen dazu und so stand schon bald fest, dass es in Bonn zum ersten großen drsl-Treffen kommen sollte.Vollkommen motiviert wurde im Netz nach Trainingsplänen gesucht, umgewandelt und verglichen, mein damaliges Formloch wollte ich bis dahin überwunden haben. Um den Jahreswechsel herum jedoch, war dann bei mir komplett alle Motivation flöten. Der Trainingsplan wurde zwar druchgezogen, aber meine Form war im tiefsten Keller. Bezeichnend dafür vielleicht ein Eintrag aus meinem Trainingstagebuch "Heute endlich mal wieder das Gefühl gehabt, schneller zu laufen" Dabei war ich an diesem Tag mit einem 7er Schnitt unterwegs gewesen und weiß noch wie alle ich war, als ich nach ca.9km vor der Haustür stand. Die ganze Form aus dem Sommer wie weggeblasen, ich fühlte mich wie ein kompletter Laufanfänger, bei jedem Schritt taten mir die Beine weh, die langen Läufe waren ein einziges Gekrampfe, der Trainingsplan, zusammengestellt unter dem Eindruck meiner Sommerform, zu diesem Zeitpunkt vollkommen zu viel für mich aber wenigstens die Richtschnur an die ich mich halten konnte. Allmählich kam dann aber die Form langsam zurück, das anfangs angestrebte Marathontempo von 5:35 war über längere Strecken als 100m zu halten, einen 10er WK konnte ich in diesem Tempo sogar recht locker laufen, so dass ich wenigstens hoffen konnte den Marathon unter 4:30 zu laufen, irgendwie, wenns gut läuft...
Was mir wenigstens etwas Auftrieb gab, war die neben der (zu) langsam ansteigenden Form die Tatsache, dass ich den Plan ohne körperliche Probleme, Verletzungen oder ähnliches durchziehen konnte. Ganz anders als im letzten Jahr, wo ich mitten in der Vorbereitung fast einen Monat kaum laufen konnte. Allmählich scheinen sich die Knochen daran gewöhnt zu haben.

Die Ouverture:

Das drsl-Treffen war natürlich mit einer der Hauptgründe nach der bescheidene Vorbereitung für mich trotzdem nach Bonn zu fahren, und alleine das war es auch schon wert. All die Leute, die man so lange schon irgendwie "kennt" mal im richtigen Leben kennzulernen war schon ein tolles Erlebnis - und wie soll ichs sagen... die sind wirklich alle so nett, wie sie in der Newsgroup tun :-) Das Essen war prima, wann hat man schon die Gelegenheit, so viele verschieden Nudelsoßen zu probieren, das Bier war lecker, über die Musik wurde sich auch nicht gestritten, vielleicht war der Abend ein wenig zu kurz, aber am nächsten Tag wollte man ja auch noch ein wenig laufen. Vielen Dank auch noch mal an Max für Bereitstellung von Küche und Feierraum, Laurent, für die Besorgung von Pasta und Parmesan, allen Soßenlieferanten, allen Bierkutschern.
Während des Treffens wurden dann noch anhand von Dieters minutiös ausgearbeiteten Streckenplänen die Supportteams eingeteilt, Max vollendete das Tuning seines Babyjoggers (Frontspoiler) aber irgendwann mussten wir dann doch ins Bettchen.

Das Vorspiel:
Dieter, Chrissi und ich waren in der Pesion Scholz untergebracht, gutbürgerlich, sehr nett. Der Pensionswirt war mal Schützenkönig, ein dicker Langhaardackel macht uns auch seine Aufwartung... herrlich :-) Für Dieter war wohl das Bett ein wenig zu kurz (das lag aber an Dieter...) und ich wachte mitten in der Nacht während einer meiner wenigen Schlafphasen auf... ein heftiger Krampf in meiner rechten Wade, was soll das denn jetzt... Gegen 6.30Uhr klingelte dann mein Wecker, 7.00 Uhr Frühstück (vorschriftsmäßig: Weißbrottoast mit Marmelade, nicht nach Vorschrift: 3 Becher Kaffee...), Toilette, 8.11 Busstation Saarstraße (Linie 610) um dann am Münsterplatz am Messezelt das Treffen mit allen anderen, wo sich dann schließlich die Läufer von den Supportern trennten, die einen Richtung Tribüne, die anderen, um ihren Kleiderbeutel abzugeben um dann ihre Startplätze aufzusuchen.

Der Lauf:
Olzo wollte erstmal bei mir mitlaufen, aber es war von vornherein ausgemacht, dass er irgendwann von dannen ziehen sollte. Ich wusste auch nicht, wie ich auf einen Mitläufer reagieren würde, all meine langen Läufe in der Vorbereitung hatte ich alleine absolviert und so wäre das dann für mich auch eine neue Erfahrung. Auf dem Weg zum Startplatz merkte ich dass, meine rechte Wade an der Stelle des nächtlichen Krampfes irgendwie hart war, aber das würde sich wohl irgendwann im Laufe des Rennens weglaufen.
Der Start bei so einem großen Lauf ist immer wieder ein tolles Erlebnis. Die laute Musik, der Ruhepuls im Stehen von ca100, das überall um einen herum rasugeschwitzte Adrenalin von tausenden Läufern, die eigene Anspannung... wahnsinn. Kurz vor dem Start dann ein lautes Lied, in einem mir unverständlichen (Bonner?) Dialekt, eine Hälfte der Läufer und Zuschauer klatschen rhythmisch in die Hände, die anderen, darunter Olzo und ich, starren sich verständlos an... "das sind wohl die Eingeborenen..." Aber dann geht es endlich los, langsam trabt man an, irgendwenn ist man über der Startmatte, die Championchips fiepen was das Zeug hält und der Marathon hat endlich begonnen. Pünktlich zum Startschuss meldet sich dann natürlich auch die Blase obwohl ich vorher wirklich oft genug auf Toilette war, aber irgendwann wird es hier wohl auch mal ein kleines Gebüsch geben... Die Kilometer laufen einigermaßen locker unter den Füßen weg, die Ruhewoche vor dem Marathon hat sich ausgezahlt. Die Zeiten sind mal unter mal über 6min/km, irgendwie habe ich das Gefühl, das Olzo mich doch irgendwie auf einen Kurs unter 4h bringen wollte, aber darauf will ich mich nicht einlassen, 4:15 ist das absolute Optimum, was ich mir vorstellen kann und auch das will ich nicht zwingen. Nach der Vorbereitung will ich nur eins... ankommen. Aber trotzdem fühl ich mich gut, der Puls ist für das Tempo erstaunlich niedrig aber ein Marathon ist lang. Bei km10 erreichen wir das erste Mal das Supportteam, grinsen, fröhlich winken, mir gehts gut, ich laufe weiter, während Olzo seine Zugpferd-Gallionsfigur den Supportern überläßt, da es sich mittlerweile selbstständig machen wollte, mich aber schnell wieder einholt. Bei km15 will sich Olzo dann von mir trennen, er will versuchen noch Michael Schottner zu erreichen, der ist schließlich auf Bestzeitkurs. An den Getränkeständen nehm ich mir immer eine kleine Gehpause, dabei trinkt sichs besser. Dabei merke ich auch das erste Mal meine rechte Wade wieder, kein Schmerz eher ein Zeichen der Anwesenheit. Bei km17 wird mir das Bein schwer, ich versuche die Muskulutar durch Ausschütteln ein wenig zu lockern...uiuiui, das zwickt in der Wade. Meine Laune nähert sich rapide dem Nullpunkt, so wird das nicht lustig werden... Ein Kilometer weiter stehen dann Chrissi und Udo, schwenken ihre drsl-Schilder, ich bleibe stehen, gebe Chrissi einen Kuss, sie kuckt mich ganz erstaunt an, ich muss wohl ziemlich frustriert ausgesehen haben. "Ich glaub, ich hör auf, das bringt nix.. " hör ich mich sagen. "Ach was" sagt Chrissi, Udo schaut auch eher so aus, als ob er mit meinem Plan nicht einverstanden wäre. Seufzend wende ich mich ab. "Ok, bis km26..." Die 8km schaffe ich wohl noch irgendwie und dann kann ich ja immer noch weiter sehen. Die Halbmarathonmarke erreiche ich immerhin noch bei ca. 2:10 aber die darauffolgende Steigung geh ich mehr als dass ich sie hochlaufe. Bei meinen wenigen Erfahrungen mit Bergaufläufen die ich als Norddeutscher habe, ist mir aufgefallen, dass ich dann immer auf dem Vorfuß laufe, was bei Wadenproblemen nicht wirklich gut kommt. Auch die Steinerschen/Strallhoferschen Tipps die Kraft beim Bergauflaufen zu sparen, um sie auf den Bergabpassagen besser einzusetzen kommen mir in den Sinn, auch wenn damit sicherlich andere Steigungen gemeint sind und ich jetzt auch nicht versuchen werden beim Runterlaufen irgendwelche Zeiten wieder reinzuholen. Die Idee wirklich aufzuhören nimmt in meinem Kopf immer konkretere Ausmaße an. In Hamburg vor einem Jahr wurde es für mich ab km32 so richtig heftig, und nicht schon kurz vor der Halbmarathonmarke. Aber plötzlich steht Dieter vor mir, T-Shirt, Jeans, Laufschuhe. er ist mir von km26 entgegengelaufen. "So, jetzt kannst du nicht mehr aufhören, ich hab kein Geld, keine Fahrkarte und irgendwie muss ich wieder ins Ziel kommen" grinst er mir entgegen. "Ach du schöne Sch..." denk ich mir und mach ihm gleich klar, dass ich das aber nur noch mit Gehpausen hinkriege ("Wenn überhaupt", denke ich mir dabei...). Klar, kein Problem, bei km26 gibts Cola und dann wird das schon... Mittlerweile zuckt es des öfteren richtig heftig durch die Wade aber ich schleppe mich mit 9min laufen 3min gehen immer weiter von Kilometerschild zu Kilometerschild. Neben mir Dieter mit enervierend lockerem Schritt, kümmert sich nebenbei um andere verletzte Läuferinnen, stellt umgewehte Kilometerschilder wieder auf, "Angeber" grinse ich ihn an, nachdem er locker wieder an mich rangelaufen ist. Die letzten 2 Stunden waren ewig lang, aber jetzt in der Erinnerung auch sehr kurz, irgendwie komprimiert auf dort ein Kilometerschild, da eine Anfeuerung, hier eine lustiges Moment, dass einen Moment die Beine vergessen macht. Während des Laufens kommt der Puls kaum über 75% hoch, aber die Beine... Als wir bei km35 Chrissi irgendwie verpassen, schießen mir fast die Tränen in die Augen. So fertig war ich noch nie. Hamburg war ein Spaziergang zu dem hier. Allmählich ist aber ein Ende abzusehen, wenn nur irgendwie die Wade hält. Irgendwann dann das 40km Schild. 41km, das Publikum wird mehr, mehr humpelnd als laufend kriech ich weiter. Kurz vor Schluss biegt Dieter ab und die letzten 200m lauf ich alleine um mich herum Zuschauer die Fahnen schwenken und jeden ind Ziel schreien, absoluter Tunnel, ich sehe nicht unsere Supporter auf der Bühne. Zielstrich,irgendwie bin ich endlich da, die Tränen laufen mir über die Wangen.

Nachspiel:
Einige Minuten lang versuche ich massierend meine Wade zu beruhigen, hole mir dann erstmal was zu trinken und meine Medaille. Kleidersack abholen, warme Duschen, eine tolle Erstverpflegung mit Rinderbouillon, Broten, selbst noch so spät. Auf der Afterrunparty einige Kölsch, das Finisher T-Shirt gibts leider nur noch in L. Insgesamt kann man der Verpflegung in Bonn nur ein Riesenlob zollen, auch wenn in der Suppe die ausgeschenkt wurde Rosenkohl war... merkwürdiges Rezept....

Fazit:
Über 5h ist ja nun keine tolle Marathonzeit, aber das ist mir sowas von egal. Nach diesem Formtief, mit diesen muskulären Problemen bin ich wirklich froh mich überhaupt ins Ziel gerettet zu haben. Hier noch mal Dank an Dieter, der mich trotz seiner Knieprobleme knappe 18km ins Ziel gebetet hat. Mein Muskelkater ist nicht so schlimm wie letztes Jahr in Hamburg, ich könnte, wenn ich wollte, freihändig aufstehen, bloß meine Wade ist richtig hart und tut weh. Der Marathon in Bonn ist wirklich eine schöne Veranstaltung und in Verbindung mit einem drsl-Treffen ein absolutes Highlight.
Ach ja, und der nächste Marathon wird defnitv nach einer Sommervorbereitung gelaufen!

Die Zeiten meines Elends ;-)

5km 30:07
10km 1:00:48
15km 1:32:02
20km 2:06:11
25km 2:41:23
30km 3:18:40
35km 3:59:48
40km 4:43:45
42.195km 5:01:12
Hf 78%


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