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11.05.2024, der 6. Tag der KW 19

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Bericht

Name des Laufes:1. Freiburg Marathon
mehr zum Lauf: VID285
Datum des Laufes:28.3.2004 (Sun)
Ort:Freiburg
Plz:D7
Homepage:http://www.marathon-freiburg.com/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:leicht wellig
Wetter:Sonne, 1° bei Start, später bis 10°
Teilnehmer:knapp 3000
Name des Berichtenden:Rüdiger Schierz
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 29.3.2004 (Mon)
Vorab: Einen sehr schönen Laufbericht allgemein zum 1. Freiburger
Marathon von Michael Krüger gibt es hier im Laufreport:
http://www.laufreport.de/archiv/0304/freiburg/freiburg.htm

Vor dem Lauf

Am Samstag jogge ich noch mal 3 km, um meine Beine locker zu
halten. So hatte ich das auch bei meinen letzten 2 Marathons 2002
gemacht. Nach meiner Erinnerung sprotzte ich damals nur so vor Energie
und musste mich deutlich zurückhalten. Diesmal ist es ganz anders. Ich
bin lahm und mein linkes Knie macht immer noch Problem (Schienbein
oben/innen und Kniekehle). Ich habe das Gefühl, trotz Tapering nicht
voll regeneriert zu sein. Naja, wird schon schief gehen. Hoffentlich
ist mein Knie nach dem Marathon nicht komplett platt. Ist das
vernünftig, so an den Start zu gehen? Andererseits habe ich seit
Anfang Dezember auf diesen Lauf trainiert.

Am Morgen

Ich schlafe unruhig, muss nachts auf Klo (viel am abend getrunken) und
dann nachts nochmal raus, um die Katze rauszulassen, die vor der
Schlafzimmertür sich lautstark meldet. Dann klingelt der Wecker und
ich bin sofort wach. Ich schaue auf die Uhr, es ist 7.15 Uhr
(Sommerzeit) und der Wecker hat noch nicht geklingelt, ich hab' das
nur geträumt. Ich bleibe im Bett bis um 7.30 der Wecker wirklich
klingelt, und der andere auch, den ich vorsorglich auch noch gestellt
habe.

Alles ist vorbereitet. Ich ziehe gleich meine Laufklamotten an, Pulli
und Trainingsanzug drüber. Handtuch und Wechselklamotten sind im
Rucksack. Alle evt. kritischen Stellen werden mit Melkfett geschmiert
und die Brustwarzen mit kleinen Leukoplastschnipseln abgeklebt. Die
Fußnägel hab' ich bereits am Vortag geschnitten.

Zum Frühstück gibt's eine halbe Scheibe Brot mit Marmelade. Mehr krieg
ich so früh (subjektiv ist es 1 Stunde früher) eh nicht runter. Vorher
hab' ich noch ein oder zwei Glas Wasser mit etwas Fruchtsaft
getrunken. Ich fahre mit der Breisgau S-Bahn nach Freiburg
rein, zur Freiburger Messe.

Hier ist schon schwer was los. Der HM mit doppelter Teilnehmerzahl
soll um 9.30 Uhr starten. Ich schau mir erstmal in Ruhe alles an und
genieße den Start der Halbmarathonis. Es ist eine super Stimmung im
Startbereich, viele Zuschauer, meine erste Gänsehaut für diesen
Tag. Ich freu mich schon auf unseren Start in 40 min.

Ich begebe mich zur Kleiderbeutelabgabe. Jetzt stellt sich die
Kleiderfrage. Momentan ist es kalt draußen, 1°C im Schatten, aber die
Sonne scheint bei blauem Himmel und in der Sonne merkt man deutlich
ihre wärmenden Strahlen. Ursprünglich wollte ich in T-Shirt mit
Singlet drüber laufen. Jetzt überlege ich, ob das bis 12-13 Uhr nicht
zu warm werden könnte. Ich beschließe, mich einfach mal kurz draußen
im Trainingsanzug warm zu laufen und mich dann zu entscheiden.

Ich jogge so ca. 800m und komme zurück in die Halle und
schwitze. Also, Trainingsanzug, Pulli und T-Shirt aus, Singlet an. Ob
das ausreicht? Ich geb' meine Sachen ab, geh' noch auf's Klo und
begebe mich in kurze Tight, Singlet und weiße Baumwollhandschuhe
(Schuttig-Händshuh) an den Start. Beim 2:59 Luftballon klettere ich
von der Seite in den Startbereich über die Absperrung. Aua, mein
Knie.

Der 2:59 Luftballon ist gar nicht am Pacemaker festgemacht, sondern
als Markierung an der Absperrung. Der Pacemaker mit seinem Luftballon
ist ca. 30m weiter vorn. Na ja, ist egal, ich wollte sowieso auf jeden
Fall mal dahinter bleiben. Ich bleibe hier im Starterfeld und warte
die letzten Minuten bis zum Startschuss und frotzel mit den Läufern um
mich herum.

Ach ja, btw., meine Rennstrategie:

Auf eine genaue Zielzeit will ich mich nicht festlegen. Unter 3:00
wäre natürlich toll, aber nur als Bonus. In erster Linie will ich
einen Lauf an meiner Leistungsgrenze hinkriegen, ohne bei dieser
Gratwanderung abzustürzen, sprich: einzubrechen. Was dabei dann als
Zeit rauskommt, wird irgendwas um die 3 Stunden sein,
höchstwahrscheinlich unter 3:10. Unter der Vorgabe hatte ich mal
folgendes angepeilt:

- bis Halbmarathon mal so 4:18/km
- wenn ich mich dann noch gut fühle, mal versuchen auf 4:15/km zu
gehen
- wenn ich mich bei km 30 entsprechend fühle, mal ~4:12/km riskieren

Der Lauf

Pünktlich um 10.10 Uhr knallt der Startschuss und es geht los. Auf der
Matte drücke ich meine Uhr ab, um die Nettozeit zu haben. Ich hab'
mich etwas zu weit hinten aufgestellt. Obwohl ich gefühlsmäßig sehr
langsam laufe, ist mir ständig jemand langsameres im Weg. Ich warte
aber Lücken ab, um vorwärts zu kommen und verzichte auf
kräftezehrenden Zickzack-Lauf. Zwischendurch schaue ich auf die Uhr
und stelle fest, dass ich beim Start den falschen Knopf gedrückt
habe. Sie steht noch auf 00:00. Ok, dann starte ich die Uhr halt genau
an km 1.

Es wird freier und ich komme besser vorwärts. Bei km 2 nehme ich die
Rundenzeit. Ups! 4:01, noch langsamer bitte. Bei km 3: 4:08. Das
gibt's doch gar nicht, ich bin doch schon langsamer. Also noch
langsamer. Die Berliner Allee ist schon zu Ende und in Haslach kommt
km 4: 4:47. Mist! So langsam auch wieder nicht. Kam mir aber auch gar
nicht so langsam vor. In der 2. Runde laufe ich diesen km in
4:48. Erst da wird mir klar, dass hier wohl was mit den
km-Markierungen nicht gestimmt hat. Im Moment glaube ich noch daran
und beschleunige wieder etwas. Bei km 10 stoppe ich eine 5:16! Ab
jetzt sind mir die km Markierungen schnurz und ich laufe einfach mein
Tempo nach Gefühl.

So langsam laufe ich mich ein und die Stimmung ist super. Nach der
"Blauen Brücke" am Beginn der Wilhemstraße ist sie zum erstenmal heute
so überwältigen, dass mir vor Rührung die Tränen in den Augen
stehen. Das zweite Gänsehaut-Feeling für heut.

Im weiteren Verlauf kommen noch mehrere Punkte an denen das Publikum
einfach riesig ist. Es spielen Live Bands richtig gute Musik und über
die ganze Strecke verteilt treffe ich auf Freunde am Streckenrand, die
mich anfeuern. Super! So ein Lauf in der Heimat hat doch was.

Ab so km 12 laufe ich übrigens in den Schwanz den Halbmarathons. Hier
an der Dreisam entlang und später in der Kartäuserstr. ist es etwas
schwierig mit dem Überholen. Ich muss teilweise Slalom laufen. Später,
ab dem Schlossbergring und Mozartstraße bis zum Ziel auf der Messe
klappt das Überholen aber problemlos. Die Straßen sind ab da breit
genug und es bildet sich links regelrecht eine Kette von überholenden
Marathonis, in der ich mitlaufe.

Herdern, so bei km 17, war vorher als kleiner, verschlafener Vorort
verschrien. Jetzt tobt hier der Bär. Es geht durch eine lange Gasse
von Zuschauern. Wieder Gänsehaut.

Auf der Begegnungsstrecke bei Zähringen winkt mir Michael Krüger
entgegen, der hinter mir ist und mir entgegen kommt, während ich schon
auf dem Rückweg zur Messe bin.

Dann bin ich auch schon im Zielbereich. Es wird 2-bahnig. Links ist
der Zieleinlauf für die Halbmarathonis, direkt rechts daneben geht es
über die Startlinie in die 2. Runde. Auf einmal sind die Massen weg
und es befinden sich nur noch vereinzelt Läufer vor und hinter
mir. Ups! Wie wird die 2. Runde werden? Halbmarathon wäre vielleicht
doch auch ganz nett gewesen.

In der 2. Hälfte versuch ich konstant weiter zu laufen. Es fühlt sich
so langsam aber schon nicht mehr soooo locker an. An Temposteigerung
mag ich nicht mehr denken. Ich bin gespannt, wie sich das ab km 35
anfühlt.

Ich denke an den Lauf in Essen im Herbst 2002 zurück. Da merkte ich
bei km 27, dass ich wohl deutlich zu schnell angegangen war. Ich
horche bei km 27 kritisch in mich hinein. Hm, schneller werde ich
nicht, aber Tempo halten könnte klappen. Also weiter.

Bei km 30 greife ich zu Iso, bis dahin habe ich nur Wasser an den
Getränke und Verpflegungsstellen genommen. Ich hab' noch keine
Probleme, denke aber, dass mir ein paar Carbos zum Schluss vielleicht
helfen können.

Ab km 32 merke ich was im Magen. Ups, vertrage ich etwa kein Iso? Es
ist noch nicht schlimm und ich beobachte das weiter. Bei km 33 ist mir
klar, dass ich schlichtweg Hunger bekomme. Es ist aber rein im Magen,
ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ich läuferische Probleme
oder Unterzucker deswegen bekomme. Im Gegenteil fühle ich mich relativ
fit, nur die Beine werden langsam müde.

Bei km 35 laufe ich im Verpflegungsstand an Müsliriegel
vorbei. Spontan greife ich zu. Mist, daneben! Ich bin einfach zu
schnell. Muss ich halt doch stehenbleiben. Ich nehme ein Stück
Müsliriegel, laufe sofort weiter und esse dabei. Hm, nicht
schlecht. Den nächsten Streckenabschnitt nehme ich ungebremst, aber
kauend unter die Füße. Alles kein Problem.

Beim nächsten Getränkestand nehme ich wieder etwas Iso und zusätzlich
etwas Wasser, alles im vollen Lauf, wie bis auf die eine Ausnahme
vorhin auch.

Ich laufe wieder durch die Menschengasse in Herdern. Wieder
Gänsehaut. Hier hat's mir während des ganz Laufes am besten gefallen.

km 37. Ab hier wurde es in Hamburg bei meinem ersten Marathon richtig
zäh. Damals lief ich die letzten 5 km nur noch durch einen Tunnel und
hatte richtig Probleme. Diesmal geht's mir vergleichsweise richtig
gut. Naja, die Beine sind ziemlich platt und erschöpft, aber die
Energieversorgung scheint voll in Ordnung zu sein. Der Rest von mir
fühlt sich relativ fit. Ich schaue bei km 37 seit langem mal wieder
auf die Rundenzeit: 4:30. Ich habe keine Lust auszurechnen, bei was
für einer Endzeit ich liege, ist mir auch egal. Aber ich nehme mir
vor: kein km mehr unter 4:30.

Den nächsten km laufe ich in 4:25, gut so! Jetzt einfach Tempo
halten. Ab hier muss ich wirklich beißen. Es wird hart und ich hoffe,
dass es bald rum ist. Meine Beine sind so langsam wirklich platt und
diesmal der limitierende Faktor. Ansonsten geht es mir gut, soweit das
bei so schmerzenden Beinen möglich ist.

Immerhin überhole ich ziemlich, das ist doch auch was. Die km 41
Markierung übersehe ich. Es geht schon wieder leicht abwärts am
Friedhof entlang Richtung Messe. Ich rieche das Ziel und werde leicht
schneller. Auf den letzten paar 100m vor dem Ziel kann ich mich
nochmal steigern, ich überhole einen nach dem anderen. Super Stimmung
und Publikum hier. Ich krieg' nochmal richtig Speed in die Beine und
schon bin ich im Ziel. Juhu!

Ich bin begeistert. Zum ersten Mal bin ich richtig glücklich im
Marathon Ziel. Ich bin bereit, mir von dem Mädel vor mir die Medaille
umhängen zu lassen, baue mich auf und breite die Arme aus. Ich glaube,
sie hat Angst, dass der verschwitzte und salzverkrustete Kerl sie
umarmen will, geht einen Schritt zurück und schaut mich mit leichtem
Kopfschütteln an. Aber ich kann sie mit einem Augenzwinkern beruhigen
und bekomme doch die Medaille umgehängt.

Im Zielbereich geht's mir richtig gut. Ich bin sooo glücklich. Doch
dann der Schock: kein Freibier! Wie das? Ich denke, hier ist die
Rothaus Brauerei Sponsor? Wie kann sowas in Freiburg passieren. In
Hamburg gab's Becks vom Fass und sogar bei dem relativ kleinen
Essen-Marathon gab's Freibier. Ich bin erschüttert!

Na gut, machen wir uns halt über die sonst ganz gute Verpflegung
her. Ich trinke ungefähr 1,5l Iso aus Pappbechern, nehme reichlich vom
Hefezopf und mehrere Müsliriegel. Dazu kommen 2 Flaschen von diesem
Joghurtdrink mit Erdbeere und so langsam geht's mir eigentlich ganz
gut.

Jetzt wird's mir langsam kalt. Also hole ich meine Klamotten ab und
dusche richtig schön und heiß. Danach gibt's eine Massage und dann
löse ich noch den Gutschein für die Spaghetti ein, der bei den
Startunterlagen dabei war. Mit Wolfgang zusammen trinke ich jetzt 2
Bier, hole mir noch ein Stück Kuchen von der Kuchentheke und zusammen
machen wir uns auf zur S-Bahn Richtung Heimat. Ich bin sehr zufrieden.

Am Abend gehe ich mit meiner Frau zusammen zur Belohnung richtig schön
essen, Rumpsteak "Urloffen", mit Meerrettich überbacken, ist meine
Wahl. Ich bin müde, kann aber gut laufen und habe keine weiteren
Probleme. Heute hab' ich etwas Muskelkater in den Beinen, die sich
nach dem Aufstehen aus dem Sitzen auch etwas steif anfühlen. Treppe
freihändig und locker runterlaufen ist aber gar kein Problem. Heute
mittag hab' ich auch einen Spaziergang gemacht, um die Beine etwas zu
bewegen. Ansonsten werde ich mich an dem Post-Marathon Trainingsplan
von Hal Higdon halten und erst am Do. wieder etwas joggen. Bis zum
Schluchseelauf in knapp 5 Wochen will ich schließlich wieder in
Höchstform sein.

Hier noch meine Zwischenzeiten:

Runde 1 Runde 2
km Lap km Lap
1 ? 22 (04:15) 08:29
2 04:01 23 04:24
3 04:08 24 04:04
4 04:47 25 04:48
5 04:15 26 04:30
6 04:21 27 04:29
7 04:17 28 04:20
8 (04:13) 29 04:13
9 (04:13) 08:26 30 04:20
10 05:16 31 05:08
11 04:32 32 04:36
12 04:03 33 04:11
13 (04:16) 34 04:14
14 (04:16) 35 04:16
15 (04:16) 12:47 36 04:25
16 (04:14) 37 04:30
17 (04:14) 08:28 38 04:25
18 04:10 39 04:28
19 (04:28) 40 04:28
20 (04:28) 08:56 41 ?
21 (04:15) 42 ?

Die Ergebnisse befinden sich hier:
http://www.marathon-freiburg.com/

Meine Nettozeit: 3:05:07 (1:31:33/1:33:33)

Danke für's Lesen und bis zum nächsten Mal.

Cheers,
Rudiger


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=297


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