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Bericht
Name des Laufes: | 1. Freiburg Marathon mehr zum Lauf: VID285 |
Datum des Laufes: | 28.3.2004 (Sun) |
Ort: | Freiburg |
Plz: | D7 |
Homepage: | http://www.marathon-freiburg.com/ |
Strecken: | MA |
Beschaffenheit: | Asphalt |
Profil: | leicht wellig |
Wetter: | Sonne, 1° bei Start, später bis 10° |
Teilnehmer: | knapp 3000 |
Name des Berichtenden: | Rüdiger Schierz (Autor-LID zuordnen: Login und [Edit]) Bericht vom 29.3.2004 (Mon) |
Vorab: Einen sehr schönen Laufbericht allgemein zum 1. Freiburger Marathon von Michael Krüger gibt es hier im Laufreport: http://www.laufreport.de/archiv/0304/freiburg/freiburg.htm Vor dem Lauf Am Samstag jogge ich noch mal 3 km, um meine Beine locker zu halten. So hatte ich das auch bei meinen letzten 2 Marathons 2002 gemacht. Nach meiner Erinnerung sprotzte ich damals nur so vor Energie und musste mich deutlich zurückhalten. Diesmal ist es ganz anders. Ich bin lahm und mein linkes Knie macht immer noch Problem (Schienbein oben/innen und Kniekehle). Ich habe das Gefühl, trotz Tapering nicht voll regeneriert zu sein. Naja, wird schon schief gehen. Hoffentlich ist mein Knie nach dem Marathon nicht komplett platt. Ist das vernünftig, so an den Start zu gehen? Andererseits habe ich seit Anfang Dezember auf diesen Lauf trainiert. Am Morgen Ich schlafe unruhig, muss nachts auf Klo (viel am abend getrunken) und dann nachts nochmal raus, um die Katze rauszulassen, die vor der Schlafzimmertür sich lautstark meldet. Dann klingelt der Wecker und ich bin sofort wach. Ich schaue auf die Uhr, es ist 7.15 Uhr (Sommerzeit) und der Wecker hat noch nicht geklingelt, ich hab' das nur geträumt. Ich bleibe im Bett bis um 7.30 der Wecker wirklich klingelt, und der andere auch, den ich vorsorglich auch noch gestellt habe. Alles ist vorbereitet. Ich ziehe gleich meine Laufklamotten an, Pulli und Trainingsanzug drüber. Handtuch und Wechselklamotten sind im Rucksack. Alle evt. kritischen Stellen werden mit Melkfett geschmiert und die Brustwarzen mit kleinen Leukoplastschnipseln abgeklebt. Die Fußnägel hab' ich bereits am Vortag geschnitten. Zum Frühstück gibt's eine halbe Scheibe Brot mit Marmelade. Mehr krieg ich so früh (subjektiv ist es 1 Stunde früher) eh nicht runter. Vorher hab' ich noch ein oder zwei Glas Wasser mit etwas Fruchtsaft getrunken. Ich fahre mit der Breisgau S-Bahn nach Freiburg rein, zur Freiburger Messe. Hier ist schon schwer was los. Der HM mit doppelter Teilnehmerzahl soll um 9.30 Uhr starten. Ich schau mir erstmal in Ruhe alles an und genieße den Start der Halbmarathonis. Es ist eine super Stimmung im Startbereich, viele Zuschauer, meine erste Gänsehaut für diesen Tag. Ich freu mich schon auf unseren Start in 40 min. Ich begebe mich zur Kleiderbeutelabgabe. Jetzt stellt sich die Kleiderfrage. Momentan ist es kalt draußen, 1°C im Schatten, aber die Sonne scheint bei blauem Himmel und in der Sonne merkt man deutlich ihre wärmenden Strahlen. Ursprünglich wollte ich in T-Shirt mit Singlet drüber laufen. Jetzt überlege ich, ob das bis 12-13 Uhr nicht zu warm werden könnte. Ich beschließe, mich einfach mal kurz draußen im Trainingsanzug warm zu laufen und mich dann zu entscheiden. Ich jogge so ca. 800m und komme zurück in die Halle und schwitze. Also, Trainingsanzug, Pulli und T-Shirt aus, Singlet an. Ob das ausreicht? Ich geb' meine Sachen ab, geh' noch auf's Klo und begebe mich in kurze Tight, Singlet und weiße Baumwollhandschuhe (Schuttig-Händshuh) an den Start. Beim 2:59 Luftballon klettere ich von der Seite in den Startbereich über die Absperrung. Aua, mein Knie. Der 2:59 Luftballon ist gar nicht am Pacemaker festgemacht, sondern als Markierung an der Absperrung. Der Pacemaker mit seinem Luftballon ist ca. 30m weiter vorn. Na ja, ist egal, ich wollte sowieso auf jeden Fall mal dahinter bleiben. Ich bleibe hier im Starterfeld und warte die letzten Minuten bis zum Startschuss und frotzel mit den Läufern um mich herum. Ach ja, btw., meine Rennstrategie: Auf eine genaue Zielzeit will ich mich nicht festlegen. Unter 3:00 wäre natürlich toll, aber nur als Bonus. In erster Linie will ich einen Lauf an meiner Leistungsgrenze hinkriegen, ohne bei dieser Gratwanderung abzustürzen, sprich: einzubrechen. Was dabei dann als Zeit rauskommt, wird irgendwas um die 3 Stunden sein, höchstwahrscheinlich unter 3:10. Unter der Vorgabe hatte ich mal folgendes angepeilt: - bis Halbmarathon mal so 4:18/km - wenn ich mich dann noch gut fühle, mal versuchen auf 4:15/km zu gehen - wenn ich mich bei km 30 entsprechend fühle, mal ~4:12/km riskieren Der Lauf Pünktlich um 10.10 Uhr knallt der Startschuss und es geht los. Auf der Matte drücke ich meine Uhr ab, um die Nettozeit zu haben. Ich hab' mich etwas zu weit hinten aufgestellt. Obwohl ich gefühlsmäßig sehr langsam laufe, ist mir ständig jemand langsameres im Weg. Ich warte aber Lücken ab, um vorwärts zu kommen und verzichte auf kräftezehrenden Zickzack-Lauf. Zwischendurch schaue ich auf die Uhr und stelle fest, dass ich beim Start den falschen Knopf gedrückt habe. Sie steht noch auf 00:00. Ok, dann starte ich die Uhr halt genau an km 1. Es wird freier und ich komme besser vorwärts. Bei km 2 nehme ich die Rundenzeit. Ups! 4:01, noch langsamer bitte. Bei km 3: 4:08. Das gibt's doch gar nicht, ich bin doch schon langsamer. Also noch langsamer. Die Berliner Allee ist schon zu Ende und in Haslach kommt km 4: 4:47. Mist! So langsam auch wieder nicht. Kam mir aber auch gar nicht so langsam vor. In der 2. Runde laufe ich diesen km in 4:48. Erst da wird mir klar, dass hier wohl was mit den km-Markierungen nicht gestimmt hat. Im Moment glaube ich noch daran und beschleunige wieder etwas. Bei km 10 stoppe ich eine 5:16! Ab jetzt sind mir die km Markierungen schnurz und ich laufe einfach mein Tempo nach Gefühl. So langsam laufe ich mich ein und die Stimmung ist super. Nach der "Blauen Brücke" am Beginn der Wilhemstraße ist sie zum erstenmal heute so überwältigen, dass mir vor Rührung die Tränen in den Augen stehen. Das zweite Gänsehaut-Feeling für heut. Im weiteren Verlauf kommen noch mehrere Punkte an denen das Publikum einfach riesig ist. Es spielen Live Bands richtig gute Musik und über die ganze Strecke verteilt treffe ich auf Freunde am Streckenrand, die mich anfeuern. Super! So ein Lauf in der Heimat hat doch was. Ab so km 12 laufe ich übrigens in den Schwanz den Halbmarathons. Hier an der Dreisam entlang und später in der Kartäuserstr. ist es etwas schwierig mit dem Überholen. Ich muss teilweise Slalom laufen. Später, ab dem Schlossbergring und Mozartstraße bis zum Ziel auf der Messe klappt das Überholen aber problemlos. Die Straßen sind ab da breit genug und es bildet sich links regelrecht eine Kette von überholenden Marathonis, in der ich mitlaufe. Herdern, so bei km 17, war vorher als kleiner, verschlafener Vorort verschrien. Jetzt tobt hier der Bär. Es geht durch eine lange Gasse von Zuschauern. Wieder Gänsehaut. Auf der Begegnungsstrecke bei Zähringen winkt mir Michael Krüger entgegen, der hinter mir ist und mir entgegen kommt, während ich schon auf dem Rückweg zur Messe bin. Dann bin ich auch schon im Zielbereich. Es wird 2-bahnig. Links ist der Zieleinlauf für die Halbmarathonis, direkt rechts daneben geht es über die Startlinie in die 2. Runde. Auf einmal sind die Massen weg und es befinden sich nur noch vereinzelt Läufer vor und hinter mir. Ups! Wie wird die 2. Runde werden? Halbmarathon wäre vielleicht doch auch ganz nett gewesen. In der 2. Hälfte versuch ich konstant weiter zu laufen. Es fühlt sich so langsam aber schon nicht mehr soooo locker an. An Temposteigerung mag ich nicht mehr denken. Ich bin gespannt, wie sich das ab km 35 anfühlt. Ich denke an den Lauf in Essen im Herbst 2002 zurück. Da merkte ich bei km 27, dass ich wohl deutlich zu schnell angegangen war. Ich horche bei km 27 kritisch in mich hinein. Hm, schneller werde ich nicht, aber Tempo halten könnte klappen. Also weiter. Bei km 30 greife ich zu Iso, bis dahin habe ich nur Wasser an den Getränke und Verpflegungsstellen genommen. Ich hab' noch keine Probleme, denke aber, dass mir ein paar Carbos zum Schluss vielleicht helfen können. Ab km 32 merke ich was im Magen. Ups, vertrage ich etwa kein Iso? Es ist noch nicht schlimm und ich beobachte das weiter. Bei km 33 ist mir klar, dass ich schlichtweg Hunger bekomme. Es ist aber rein im Magen, ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ich läuferische Probleme oder Unterzucker deswegen bekomme. Im Gegenteil fühle ich mich relativ fit, nur die Beine werden langsam müde. Bei km 35 laufe ich im Verpflegungsstand an Müsliriegel vorbei. Spontan greife ich zu. Mist, daneben! Ich bin einfach zu schnell. Muss ich halt doch stehenbleiben. Ich nehme ein Stück Müsliriegel, laufe sofort weiter und esse dabei. Hm, nicht schlecht. Den nächsten Streckenabschnitt nehme ich ungebremst, aber kauend unter die Füße. Alles kein Problem. Beim nächsten Getränkestand nehme ich wieder etwas Iso und zusätzlich etwas Wasser, alles im vollen Lauf, wie bis auf die eine Ausnahme vorhin auch. Ich laufe wieder durch die Menschengasse in Herdern. Wieder Gänsehaut. Hier hat's mir während des ganz Laufes am besten gefallen. km 37. Ab hier wurde es in Hamburg bei meinem ersten Marathon richtig zäh. Damals lief ich die letzten 5 km nur noch durch einen Tunnel und hatte richtig Probleme. Diesmal geht's mir vergleichsweise richtig gut. Naja, die Beine sind ziemlich platt und erschöpft, aber die Energieversorgung scheint voll in Ordnung zu sein. Der Rest von mir fühlt sich relativ fit. Ich schaue bei km 37 seit langem mal wieder auf die Rundenzeit: 4:30. Ich habe keine Lust auszurechnen, bei was für einer Endzeit ich liege, ist mir auch egal. Aber ich nehme mir vor: kein km mehr unter 4:30. Den nächsten km laufe ich in 4:25, gut so! Jetzt einfach Tempo halten. Ab hier muss ich wirklich beißen. Es wird hart und ich hoffe, dass es bald rum ist. Meine Beine sind so langsam wirklich platt und diesmal der limitierende Faktor. Ansonsten geht es mir gut, soweit das bei so schmerzenden Beinen möglich ist. Immerhin überhole ich ziemlich, das ist doch auch was. Die km 41 Markierung übersehe ich. Es geht schon wieder leicht abwärts am Friedhof entlang Richtung Messe. Ich rieche das Ziel und werde leicht schneller. Auf den letzten paar 100m vor dem Ziel kann ich mich nochmal steigern, ich überhole einen nach dem anderen. Super Stimmung und Publikum hier. Ich krieg' nochmal richtig Speed in die Beine und schon bin ich im Ziel. Juhu! Ich bin begeistert. Zum ersten Mal bin ich richtig glücklich im Marathon Ziel. Ich bin bereit, mir von dem Mädel vor mir die Medaille umhängen zu lassen, baue mich auf und breite die Arme aus. Ich glaube, sie hat Angst, dass der verschwitzte und salzverkrustete Kerl sie umarmen will, geht einen Schritt zurück und schaut mich mit leichtem Kopfschütteln an. Aber ich kann sie mit einem Augenzwinkern beruhigen und bekomme doch die Medaille umgehängt. Im Zielbereich geht's mir richtig gut. Ich bin sooo glücklich. Doch dann der Schock: kein Freibier! Wie das? Ich denke, hier ist die Rothaus Brauerei Sponsor? Wie kann sowas in Freiburg passieren. In Hamburg gab's Becks vom Fass und sogar bei dem relativ kleinen Essen-Marathon gab's Freibier. Ich bin erschüttert! Na gut, machen wir uns halt über die sonst ganz gute Verpflegung her. Ich trinke ungefähr 1,5l Iso aus Pappbechern, nehme reichlich vom Hefezopf und mehrere Müsliriegel. Dazu kommen 2 Flaschen von diesem Joghurtdrink mit Erdbeere und so langsam geht's mir eigentlich ganz gut. Jetzt wird's mir langsam kalt. Also hole ich meine Klamotten ab und dusche richtig schön und heiß. Danach gibt's eine Massage und dann löse ich noch den Gutschein für die Spaghetti ein, der bei den Startunterlagen dabei war. Mit Wolfgang zusammen trinke ich jetzt 2 Bier, hole mir noch ein Stück Kuchen von der Kuchentheke und zusammen machen wir uns auf zur S-Bahn Richtung Heimat. Ich bin sehr zufrieden. Am Abend gehe ich mit meiner Frau zusammen zur Belohnung richtig schön essen, Rumpsteak "Urloffen", mit Meerrettich überbacken, ist meine Wahl. Ich bin müde, kann aber gut laufen und habe keine weiteren Probleme. Heute hab' ich etwas Muskelkater in den Beinen, die sich nach dem Aufstehen aus dem Sitzen auch etwas steif anfühlen. Treppe freihändig und locker runterlaufen ist aber gar kein Problem. Heute mittag hab' ich auch einen Spaziergang gemacht, um die Beine etwas zu bewegen. Ansonsten werde ich mich an dem Post-Marathon Trainingsplan von Hal Higdon halten und erst am Do. wieder etwas joggen. Bis zum Schluchseelauf in knapp 5 Wochen will ich schließlich wieder in Höchstform sein. Hier noch meine Zwischenzeiten: Runde 1 Runde 2 km Lap km Lap 1 ? 22 (04:15) 08:29 2 04:01 23 04:24 3 04:08 24 04:04 4 04:47 25 04:48 5 04:15 26 04:30 6 04:21 27 04:29 7 04:17 28 04:20 8 (04:13) 29 04:13 9 (04:13) 08:26 30 04:20 10 05:16 31 05:08 11 04:32 32 04:36 12 04:03 33 04:11 13 (04:16) 34 04:14 14 (04:16) 35 04:16 15 (04:16) 12:47 36 04:25 16 (04:14) 37 04:30 17 (04:14) 08:28 38 04:25 18 04:10 39 04:28 19 (04:28) 40 04:28 20 (04:28) 08:56 41 ? 21 (04:15) 42 ? Die Ergebnisse befinden sich hier: http://www.marathon-freiburg.com/ Meine Nettozeit: 3:05:07 (1:31:33/1:33:33) Danke für's Lesen und bis zum nächsten Mal. Cheers, Rudiger |