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Bericht

Name des Laufes:29. Florenz Marathon (Firenze Marathon)
mehr zum Lauf: VID15979
Datum des Laufes:25.11.2012 (Sun)
Ort:Florenz (ital. Firenze)
Plz:I
Homepage:http://www.firenzemarathon.it/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt / Pflaster
Profil:Flach mit mehreren Unterführungen/Brücken
Wetter:Sehr angenehm
Teilnehmer:ca. 9000
Name des Berichtenden: GeorgSchoenegger LID11767
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Bericht vom 27.11.2012 (Tue)
Auf der Suche nach einem kühlen Herbstmarathon bin ich heuer in Florenz fündig geworden - der Termin Ende November versprach angenehmes Laufwetter, und die Entfernung von Tirol ist ok. Kombiniert mit einem 6-Tage-Urlaub in der Toskana war es ein wirklich schönes Erlebnis. Wer terminlich frei ist: Natürlich ist November der regenreichste Monat in der Toskana, aber wir hatten Glück, und ich kann den Monat ansonsten nur wärmstens empfehlen für Urlaub dort - keine Menschentrauben, kein Verkehr, teilweise lächerlich niedrige Zimmerpreise (ok, wir hatten auch schon im Mai gebucht) - einfach perfekt! So, und jetzt zum Lauf:
Anmeldung:
Halbwegs problemlos per Internet/Kreditkarte. Halbwegs, weil die deutsche Version der Seite ein vernünftiges Benützen praktisch unmöglich macht. Zum Glück war die englische Version brauchbar.
Achtung: Wie bei vielen italienischen Läufen verlangt der Veranstalter ein Gesundheitszeugnis. Man bekommt vorerst eine eMail (auf italienisch) als Bestätigung für die Anmeldung (schon mit Startnummer), aber die Anmeldung wird erst mit Übermittlung des Zeugnisses bestätigt! Ich habe mir vom Hausarzt das Download-Attest ausfüllen lassen, eingescannt und an die angegebene eMail-Adresse geschickt, 2 Tage später kam dann die "lettera di conferma" per mail.
Organisation:
Die Marathon-Messe mit Nummernausgabe ist im Sportgelände rund ums Stadio Communale (Heimstätte des AC Fiorentina), geöffnet Fr + Sa von 9:30 bis 20:00. An sich leicht zu finden; allerdings fand Samstag Nachmittag dort auch das Rugby-Match ITA-AUS statt, fast ausverkauft, und entsprechend war das Durcheinander. Ich habe dann einen Herrn mit Marathon-Startertasche nach dem Weg gefragt . Die Messe selbst verdient maximal 5 von 10 Punkten. Ich habe bei einem derart großen Marathon noch nie so eine "billige" MM erlebt. Hauptkritikpunkt: Die Startnummernausgabe war gleich beim Eingang, für den "Goody-Bag" (inklusive dezentes Funktionsshirt von Hauptsponsor asics) musste man aber ans andere Ende der Messe. Und die ist wie ein 60er-Jahre-Supermarkt als Schlauch gebaut - man musste wirklich an jedem einzenen Stand vorbei, und das auf einem recht engen Gang (siehe Foto im Anhang). Es war richtig stickig und unangenehm - wir sind nach Eroberung des Goody-Bags so schnell wie möglich verschwunden. An der Startnummer angeheftet war der Zeitnehmungschip - recht klobig, hat sich dann aber nicht als lästig erwieden.
Die Strecke:
Recht gut. Auf den ersten Blick verwirrend mit den vielen Schleifen, aber an sich schön gewählt, mit genügend breiten Straßen am Anfang, aber dann auch sehr schöner Führung durch die Altstadt gegen Ende. Die Italiener sind begeisterungsfähig, und an vielen Stellen - gerade gegen Ende in der Altstadt - bekommt man ordentlich Applaus - viele Kilometer sind allerdings fast zuschauerfrei.
Startgelände:
Auch hier ließ die Organisation ein wenig zu wünschen übrig. Es gab recht wenige Klohäuschen, und die Startaufstellung wurde von den Klos/Umkleiden aus nur über einen recht schmalen Weg erschlossen, über den sich alle Teilnehmer zu ihren "Gates" durchkämpfen mussten. Ein wilder Stau war beide male die Folge. Am Infoblatt stand, mann müsse bis 8:45 in seinem Bereich sein, dann würde das Gate geschlossen - war definitiv nicht machbar, zum Glück blieben die Gates offen.
Mein eigener Lauf:
Der Himmel war bedeckt, die Temperatur um die 10°C, es hatte genieselt am Morgen - ideales Laufwetter, ich trug kurz-kurz, mit der Verdauung war auch alles ok und so war ich sehr zuversichtlich, die 3 Stunden wieder einmal zu "packen".
Im Stau zum Klo kam ich mit einem fränkischen Paar ins Gespräch, so verging die halbe Stunde recht flott. Dann steckte ich im Stau zum Gate.
So gegen 09:05 war ich endlich in meinem Startbereich (Zielzeit 3:00 - 3:30) - der war großzügig bemessen. Mein Plan, mich an den 3-Stunden-Pacer anzuhängen, war aber schon einmal nichtig, denn die gelben 3:00-Ballons tanzten irgendwo weit vorne im leichten Wind. Ich stand bei den 3:45ern und wollte mich nicht weiter vordrängeln. Ich kam mit zwei Wienern ins Gespräch (Vater+Sohn), die Unterhaltung war allerdings schwierig wegen des lauten und enthusiastischen Platzsprechers. Nachdem mir ungefähr 10x eingedröhnt worden war, dass Florenz "la citta la piu bella di mondo!!!" sei und der Wiener Papa ungeniert zwischen die Beine seiner Stehnachbarn uriniert hatte tat sich endlich was und die vorderen Ballons wackelten los. Nach ca. eineinhalb Minuten war auch ich dann bei der Startlinie angekommen und begann zu traben.
Ca. 200m hinter dem ordentlich breiten Starttor dann eine Überraschung: Ein viel engerer Aufblasbogen von Hauptsponsor asics, durch den wir durchmussten. Die Folge kann man sich vorstellen ... Stau wieder einmal. Danke, asics und Veranstalter!
Ab diesem Bogen konnten wir dann aber die volle Straßenbreite ausnutzen. Ich fange meine Marathons ohnehin immer gemütlich an und machte mir keinen Streß wegen des Gewimmels; bei km 2 stand meine Elisabeth am Straßenrand und jubelte mir zu - da hatte sich der Marathonzug schon eingelaufen und ich hatte die 3:30-er Ballons eingeholt. Bei km3 geht es, kurz nach der "Fortezza da Basso", mittels einer sehr tiefen, breiten und langen Unterführung unterm Bahnhof durch. Hier kam ich so richtig in Schwung, bergab und in Kurven lohnt sich eine saubere Lauftechnik. Weiter durch ein paar langweilige Straßen, bei km 5 die erste Labestation (ich nahm ein paar Schluck). Die spätere Detailauswertung zeigt: Bis km 5 hatte ich 21:24 gebraucht und war auf Rang 809. Das sind 4:17 pro km, aber die waren sehr ungleichmäßig!
Bei km 6 holte ich die 3:15-Ballons ein. Ab jetzt führte die Route durch den schönen Parco delle Cascine - fast menschenleer, aber bei dem noch sehr dichten Läuferverkehr war das nicht schlimm. Bis km15 führt die Route durch diese großzügige Grünanlage - gute Idee, so sind die Läufer schon schön verteilt vor es das erste mal richtig eng wird.
Ca. bei km 10 lief ich dann auf die 3:00-Ballons auf, samt Menschentraube dahinter. Das war überraschend. Ich laufe nie mit Uhr, aber habe mein Tempo normalerweise gut im Griff - ich war in einem schönen 9er Rhythmus unterwegs und hatte nicht damit gerechnet, so flott aufzuschließen. Die Auswertung zeigt: km5-10 in 20:06, Schnitt 4,01min/km - tatsächlich wohl zu flott, aber es ging einfach sehr gut.
Was nun? Mir war klar, dass das Tempo zu hoch sein musste, andererseits war ich in einem wunderbaren Rhythmus und fühlte mich hinter der Läufertraube nicht wohl. Die Diskussion zwischen Hirn ("brems dich ein, du bist ja netto schon gut unter 3h, bleib bis km30 dran und dann gib Gas") und Bauch ("Was soll das, ich habe keine Lust hinter der Masse herzutraben - geht doch grad so toll, ich bin super, heute ist mein Tag") endete mit einem Kompromiss - ich machte mich langsam ans überholen, nahm aber bewusst noch einmal Tempo raus und ging kurzfristig auf einen 10er Rhythmus.
Beim Überholen fiel mir im Pulk eine Steirerin auf, die gerade von einem Begleiter eine Flasche bekam - wir begrüßten uns kurz, war wohl Karoline Dohr, die dann die W50 gewonnen hat - Gratulation falls sie mitliest!
Bis km 15 ging's dann durch den Park, ich entfernte mich langsam von den Ballons - km10-15 in 20:43, Schnitt 4:08, 412. Position. Ein kleiner Italiener mit Triathlontrikot war mit mir auf die 3:00 Ballons aufgelaufen und hatte mit mir zusammen überholt, auch jetzt bleiben wir nebeneinander, sehr angenehm überholten wir zu zweit Läufer um Läufer. Es ging wieder durch eine steile Unterführung, dann über den Arno und am Südufer stadteinwärts. Ca. bei km 17 biegt die Route nach Süden ab, auf unebenem Pflaster in leichter Steigung hinauf zur Porta Romana, von dort wieder hinunter, am Palazzo Pitti vorbei zur Ponte Vecchio. Hier überall viele Zuschauer, bergauf konnte ich das Tempo halbwegs halten und bergab kam ich wieder richtig in Schwung. Bei km 19 am Ponte Vecchio vorbei und weiter am Südufer des Arno bis zur Ponte San Niccolo, wo es wieder zum Nordufer ging - praktisch wieder zum Start. Danach am Nordufer stadtauswärts, an der Halbmarathonmarke vorbei - ich war immer noch schön im Rhythmus: km15-21,1 in 25:28, 385. Position, die erste Hälfte in 1:27:41 geschafft.
Bei km 22 wartete meine Elisabeth mit dem ersten Trinkfläschchen, sehr angenehm. Ungefähr hier begann der kleine Triathlon-Italiener abzureißen, ich fand einen neuen Mitstreiter - ein großer Italiener, der eine Haube mit darauf montiertem Plüschlöwen trug (Maurizio di Paolo, Nr. 10855). Der Typ lief allerdings ein etwas unstetes Tempo, einmal vor, einmal hinter mir - trotzdem sehr nett, weil die Zuseher den Löwen total super fanden und wir überall lautstark angefeuert wurden: "Vai Leone! Forza Leone!!" Bei km 23 eine Wende vom Ufer weg und zurück stadteinwärts, bei km 24 stand wieder Elisabeth - diesmal keine Flasche, aber ein Foto! siehe unten - vorneweg ich (1826), Maurizio mit dem "Leone", und ganz hinten rechts noch der kleine Triathlon-Italiener. Bei km 25 waren wir am Bahnhof "Campo die Marte", km 21,1-25 in 15:57, Schnitt 4:05 - fürchterlich schnell aber ich war immer noch im 9er Rhythmus und kam mir ziemlich gut vor.
Am Bahnhof entlang und dann mehrfach durch die Sportanlagen bei der Marathonmesse war der langweiligste Streckenabschnitt - wenige Sehenswürdigkeiten und Zuschauer. Bei km29 kamen wir an der Läuferin F4 vorbei, die schluchzend am Straßenrand stand - wohl eine Verletzung :( . Km25-30 liefen wir in 20:24, 4:04/km - im Nachhinein vielleicht eine unvernünftige Temposteigerung seit ich mich bei km10 erfolgreich eingebremst hatte, aber der Rhythmus nach wie vor extrem sauber. Ich kam mir einfach nicht so schnell vor!
Ab km31 dann wieder rein in die Stadt auf einer Art Stadtautobahn, und bei km32 dann eine Brücke (wo wir bei 24 unten durch waren) - ziemlich steil und insofern ein Knackpunkt, als ich beim Hinunterlaufen plötzlich Schmerzen in beiden Waden bekam. "Bittebitte kein Krampf", dachte ich mir. Ich nahm etwas Tempo weg und achtete speziell auf einen sauberen Schritt. Mir kam auch der Gedanke, ob evtl. die neuen Rennschuhe nicht ideal wären - mehr Sprengung als meine alten Racer, kann schon einen Unterschied machen. bei km33 wieder die Elisabeth mit dem 2. Fläschchen, sehr angenehm! Wieder beim Startgelände vorbei, und jetzt ernsthaft in die Altstadt, auf teils sehr holprigen groben Steinplatten. Vorbei an Ambrosiusmarkt, Piazza Massimo d'Azeglio, Piazza San Marco und runter zum gewaltigen Dom von Florenz. km 30-35 in 20:39, Schnitt 4:07. Rang 257!
Vom Dom weg noch einmal stadtauswärts und dann zum Arno, und es wurde immer härter. Maurizio mit seinem Löwen enteilte mir, war fast schon 100m weiter vorn. Die Straße am Ufer entlang war teilweise holprig, und sogar die kleinen Steigungen bei den Brücken waren mit schmerzenden Waden ungut zu laufen. Dann über die Ponte Santa Trinita - steil rauf, sehr holprig - aber auch alle anderen Läufer hatten hier zu kämpfen wie's scheint denn nach wie vor überholte ich andere, auf der Brücke selbst sogar noch eine Dame. Scharf links, holpriges Pflaster, wieder scharf links, und jetzt rauf auf die Ponte Vecchio (km39 mittendrin) und hinten wieder runter in die Altstadt. Alles sehr uneben hier, aber voll von jubelnden Zuschauern. Scharf rechts, über die berühmte Piazza della Signoria - nur ein kurzer Seitenblick auf den Palazzo Vecchio und den David davor, dann wieder auf den Boden schauen - rauf zum Dom - wieder nur kurze Blicke möglich - und dann um den riesenhaften Dom herum, dahinter die Verpflegungsstelle bei km40 passierte ich mit wedelnden Armen, um keinen Becher ins Gesicht gestoßen zu kriegen. km35-40 in 20:53, Schnitt 4:10, 228. Rang - das schaut in der Nachschau super aus, ich kann's mir nicht erklären - die Waden zogen wie blöd und ich lief wie auf rohen Eiern um nur ja keinen Krampf zu riskieren.
Jetzt die letzten km - noch einmal raus zum Startgelände und dort kam auf einmal die Sonne raus - na, das habe ich jetzt noch gebraucht bei km41. Dafür - Überraschung - lief plötzlich wieder der Löwe neben mir! Ich hatte gar nicht mitgekriegt dass der wieder langsamer wurde, war zu sehr damit beschäftigt auf Bodenunebenheiten zu achten. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen, weg vom Ufer, rein zur Piazza Santa Croze, auf den blauen Teppich und bei 2:56:irgendwas durchs Ziel, Rang 212 brutto - total glücklich, auch wenn mir der Maurizio auf den letzten 200m noch mindestens 5sek abgenommen hat! Und nicht nur dass ich das erste mal seit 2008 unter 3h gelaufen bin, es ist sogar eine neue Bestmarke geworden in netto 2:54:52, um 6 Sekunden schneller als 2006! Und, Wunder über Wunder, es ist sogar trotz der überschnellen km5-10 mein allererster negativer Split geworden, mit dem 2. HM in 1:27:11. Läuferseele, was willst du mehr!
Das Zielgelände war gut organisiert, alle waren sehr freundlich und es ging ohne große Drängelei ab (möchte aber nicht wissen wie's weiter hinten zuging! Der Platz dort ist doch ziemlich beschränkt und es waren auch sehr viele Zuseher).
Fazit:
Von der Atmosphäre und Organisation her vielleicht nicht ganz mit Barcelona oder Hamburg zu vergleichen, aber Florenz ist eine tolle Stadt und wenn man den Marathon mit einem Urlaub verbindet, dann kann man nicht viel falsch machen. Die kleineren Ausrutscher bei der Organisation lassen sich durchaus verschmerzen und werden vielleicht auch ausgebessert. Die Strecke ist - wie man an mir sieht - rekordtauglich, allerdings in erster Linie wohl wegen der kühlen Temperaturen. Der Belag stellt schon seine Anforderungen, und mit den 3 Unterführungen und 6 Brücken bzw. Überführungen (manche mit ganz ordentlichen und steilen Höhenmetern) und scharfen Kurven ist das sicher keine Bügelbrettstrecke. Dennoch eine DICKE Empfehlung von mir!


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=2630


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