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Bericht

Name des Laufes:26. München Marathon
mehr zum Lauf: VID13176
Datum des Laufes:9.10.2011 (Sun)
Ort:München
Plz:D8
Homepage:http://muenchenmarathon.de/
Strecken:M, HM, 10k
Beschaffenheit:glatt
Profil:eben
Wetter:kalt, trocken
Teilnehmer:M: ca. 4000
Name des Berichtenden:*DEL* *DEL* cantullus LID5413
aus

Bericht vom 18.10.2011 (Tue)
München-Marathon 2011

Vorgeplänkel: Was für ein Tag! In der Früh schon mal eine Stunde zu früh aufgestanden, weil ich den Wecker falsch gestellt hatte. Naja, wer weiß, wofür das gut ist.
Etwa ein Jahr lang bereitete ich mich auf diesen Lauf vor. Schon in der Woche nach dem versauten Marathon 2010 fasste ich den Entschluss, wieder anzutreten und diesmal erstens durchzulaufen und zweitens nicht mehr als 3 Stunden 59 Minuten dafür zu brauchen.

Den Winter über verzichtete ich sicherheitshalber auf die Ismaninger Winterlaufserie und legte die Grundlagen mit vielen mittleren und längeren Läufen im lockeren bis mittelmäßig anstrengenden Bereich. Tempoläufe kamen zwar auch vor, aber nur sehr sporadisch, maximal einmal pro Woche.
Im März dann das erste größere Erfolgserlebnis: Sozusagen aus der kalten Hose raus den 10-Kilometerlauf im Westpark mit einer guten 45-Minuten-Zeit gelaufen. Damit hatte ich meine persönliche Bestzeit um 2 Minuten verbessert!

Ein Rückschlag ließ allerdings nicht lange auf sich warten, Anfang April beim Halbmarathon in Forstenried verfehlte ich deutlich die avisierten 99 Minuten, ich war noch zu schwach für das geforderte Tempo und musste nach 5 Kilometern kurz am Verpflegungsstand anhalten. Nach dem siebten Kilometer gab ich das Zeitziel auf und lief 5 Sekunden pro Km langsamer. Nach 15 Kilometern war ich platt, Seitenstechen setzte ein und ich rettete mich mehr schlecht als recht mit knapp unter 1 Stunde 14 Minuten ins Ziel.

Es gab noch einen grottenschlechten 10-Kilometerlauf, wo mich hauptsächlich die Hitze ausbremste, aber auch noch einen 5er mit neuer Bestzeit und einen 10.000-Meter-Lauf auf der Bahn im Rahmen des Läufercups in Karlsfeld, bei dem ich mein Ziel, unter 45 Minuten zu bleiben ganz krass verfehlte, ich kam nach 44 Minuten und 1 Sekunde ins Ziel!
Nun galt es, die Zielzeit für den Marathon zu überdenken, eine Zeit unter 3,5 Stunden schien erreichbar, ich ließ mich davon aber nicht blenden, obwohl 3:29 eigentlich meine angeborene Marathonzeit ist ;)

Immerhin lief das Training zufriedenstellend, weder die Knie noch der Fersensporn hatten Probleme gemacht und der Wochenumfang stieg bis Anfang Oktober auf 70 bis 100 Kilometer.
Mitte September dann noch ein Test-Wettkampf, ein Halbmarathon in Bad Aibling, als Creszendolauf mit Tempoverschärfung alle 5 Kilometer sauber gelaufen und dann als geplante Zielzeit für den Marathon 3:45h festgelegt. Ich fand einen Renntaktik-Kalkulator im Internet und prägte mir die entsprechenden Geschwindigkeiten für unterwegs ein. Da war ich wenigstens beschäftigt, denn in der Woche vor dem Rennen war nicht viel mit Laufen, um mich zu schonen und am Sonntag fit und ausgeruht zu sein.

Sonntag, 9. Oktober. Marathon-Renntag: Gudrun meldet den niedrigsten Wert, den ich je bei einem Marathonstart hatte – auch gut! Dann Frühstück. Essen, was nur grad reingeht. Drei, nein, lieber vier Marmeladebrote. Kaffee. Als ich das vierte Brot nehmen will, war es schon weg – uuups!
Immer noch hungrig, schmiere ich mir zwei große Leberwurstbrote und ein Kleines mit Haselnusscreme. Das sollte wenigstens für die Anfahrt (mit dem Rad) reichen.

Draußen ist es kalt, aber trocken. Die Wolken hängen tief, sehen bedrohlich aus. Macht nix, ich hab eine dünne Weste dabei. Nach 20 Minuten radeln Nothalt an der Bäckerei, irgendetwas Süßes muss her, sonst klappe ich zusammen. Okay, ich fahre noch bis zum Olympiagelände. Der Wind bläst mir kräftig ins Gesicht, ich gehe in Gedanken die Strecke durch – wo ist Gegenwind zu erwarten? Wie reagieren?

So war die Anfahrt schon mal recht kurzweilig und weil ich früh genug dran war, konnte ich nach dem Abholen der Startnummer auch noch ein wenig durch die Messe bummeln.

Start: Pünktlich um 10 Uhr gaben die Böllerschützen das Startsignal, die Menge setzte sich in Bewegung. Ich hielt mich ganz am Ende des ersten Startblocks, um erstens von der allgemeinen Starthysterie nicht allzu sehr mitgezogen zu werden und andererseits genug Platz zu haben, damit ich mein eigenes Tempo laufen kann.

Der MARCO-Plan für 3:42h (knapp 3:45h wollte ich ja schaffen) sah 5 Minuten 26 Sekunden für jeden der ersten 3 Kilometer vor, mit 5:24, 5:24, 5:20 lag ich nur vernachlässigbar daneben. Die nächsten 11 km bis zur Drittelmarke von 14 km sollte ich mit 5:20/km laufen, was nicht mehr so gut gelang, der Schnitt lag bei 5:17, 4 km mit 5:15 waren aber auch dabei.
Nun, nach 14 km, sollte ich mein Durchschnittstempo von 5:16/km aufnehmen. Die tatsächlich gelaufenen 4:59 passten nicht ganz. Ich versuchte zu korrigieren; Folge waren ein paar Kilometer mit sehr unterschiedlichem Tempo, von 5:00 bis 5:13.
Es stellte sich auch heraus, dass mir der Forerunner (Sportuhr mit GPS) eine längere Strecke vorgaukelt, an der Halbmarathon-Marke hatte ich schon 21,3 km auf der Uhr. Zum Glück war ich zeitlich im Rahmen. Statt der geplanten 1:52:30h für die erste Hälfte knapp unter 1:52h. Das ist einerseits gut, weil ich mich dann (hoffentlich) bisher nicht zu sehr verausgabt habe, andererseits heißt es aber auch, dass ich von nun an etwa 10 Sekunden pro Kilometer schneller laufen muss. Eigentlich ja nicht. Aber die Uhr muss 10 Sekunden weniger anzeigen, damit es stimmt. Also doch schneller laufen.
Laut Plan ab Kilometer 29 mit 5:10/km, nach meinem Forerunner also 5:00.
Ich passierte die Biwakstelle vom letzten Jahr und dachte mir, bitte heuer nicht wieder – prompt kam da so ein Drücken aus der unteren Darmgegend daher, es blieb aber erstmal harmlos und ich konnte Rosenheimer Straße, Gasteigberg und Zweibrückenstraße so richtig losfetzen. Überholt hat mich seit der Halbmarathon -Marke eigentlich niemand mehr, nur vereinzelte Staffelläufer zogen hurtig vorbei, aber die hatten zum Glück auch hinten Startnummern mit großem "Staffel"-Aufdruck. Puh!
Es folgten also volle zehn Kilometer mit Tempi unter 5:00/km, ich war zwar schon ziemlich am Ende meiner Kräfte so nervte ich eine zeitlang einen großen Läufer, der genau mein Tempo lief, indem ich mich an ihn ranhängte und den Windschatten nutze so gut es nur ging; ich wollte nur noch das Tempo halten, egal was passiert. An der Theresienstraße dann ein Flash, unbewusst nahm ich den Laufstil wahr, denn am Gesicht wäre Tobi in diesem Moment nur schwer zu erkennen gewesen, trotz seines markanten Spitzbartes. Es fehlte einfach das ansonsten nimmermüde Lächeln. Mir läuft es kalt den Buckel runter. Weiter. Nicht nachlassen. Die Strecke ist öd und rechts und links stehen ehemalige Läufer, der Walkeranteil liegt bei gefühlten 50 Prozent, aber da muss ich durch, um zum Königsplatz zu kommen.

Manchmal muss ich die Tränen unterdrücken – geht ja nicht, sehe ich ja nichts mehr, wenn ich jetzt einfach losheule.

Kilometer 38 mit 5:04/km und Kilometer 40 mit 5:09/km waren echt hart, ich wusste bisher gar nicht, dass es in der Elisabethstraße so steil aufwärts geht…

Auf die Uhr sah ich nicht mehr, lief nur noch, was die Beine hergaben und 4:58 und 4:55 für die beiden letzten Kilometer sind dann doch auch noch recht ordentlich, wenn auch kein richtiger Schlusssprint.

Dafür war diesmal der Einlauf ins Olympiastadion mein persönlicher Triumph, ich genoss es wie selten etwas. Tja, und die Zeit – bei brutto 3 Stunden 42 Minuten lief ich über die Zielmatte. Ich wusste, dass ich etwa 2 Minuten nach dem Startschuss loslief. Spannung pur. Aber erstmal war mir zum Speim. Ich trug eine Halbe Bier durch die Gegend, angelte mir eine Brezn und versuchte, das erstmal runterzukriegen. Danach ging es mir nicht besser, aber jetzt konnte ich raus aus dem Stadion und rein in die Kabine. Puh! Erlösung. Massage. Medaillengravur.

Da fällt´s mir wieder ein, wie war das mit der Zeit?
Ich halte das Blechherz in der Hand und traue meinen Augen nicht: Da steht 3:39:11h.

HURRAAH!

Ich empfinde das als den Lohn für mindestens ein Jahr teils hartes Training (richtig hart waren natürlich nur die langsamen Einheiten und die trainingsfreien Tage) und danke hiermit meiner Frau für ihre endlose Geduld, wenn ich mal außerplanmäßig Laufen ging, wenn ich mal außerplanmäßig etwas länger Laufen ging, oder wenn ich mal außerplanmäßig fast nicht mehr von Laufen nach Hause kam. Danke an die kleine Kneipe von drsl.de und ihre Insassen für die nimmermüde Motivation zum Laufen und für gelegentliche Kritik (ja, die kam an, auch wenn es manchmal nicht so aussah), danke an den TSV Feldkirchen und damit ganz besonders den Laufleiterinnen und Laufleitern, sie ließen mich das Training so frei und abwechslungsreich gestalten, dass eigentlich nichts schiefgehen konnte.
Ja, Andrea und Lissy, Ihr habt das, was Armin angelegt hatte, ganz unspektakulär aber effektiv zu einem für mich unglaublich guten Ergebnis geführt.

Was hab ich vergessen zu erwähnen?
Alles war sehr gelassen an diesem Marathon-Tag, die Stimmung vor dem Start war einfach unglaublich locker, nirgends Hektik, so etwas bin ich von Laufveranstaltungen bisher nicht gewohnt.
Keine nervigen Überholer, die dann, sobald sie vorbei sind, abrupt abbremsen, dafür manche Frauen, die sich im Lauf die Nase schnäuzten – müsst ihr alles nachmachen? *lach*
Das typische Bild im Englischen Garten: Die "Zuschauer" zeigen mir den Rücken ;)
Der grandiose Empfang beim Wasserstand vom TSV – die waren alle völlig aus dem Häuschen, nachdem Brigitte "da kommt Hans" durchs Mikrofon gebrüllt hatte.
Lizzy einmal und Lissy zweimal an der Strecke zum Anfeuern *Bussi*
Eine Rotte Fußgänger, die "Wir müssen jetzt da durch und zwar alle hintereinander" machten und deren Letzte um ein Haar einen Teil meiner DNA abbekommen hätte.
Die vielen Läuferinnen und Läufer, mit denen ich bis zur Halbmarathon-Marke zusammen lief und die ich dann lange, lange Zeit, nachdem ich im Ziel war, beim Einlauf sah.
Der krönende Abschluss in der Olympiaalm, bei Sonnenschein draußen, ohne Heizpilze!
Das Heimradeln mit einem grotesken Lächeln im Gesicht.

Und was machma nächstes Jahr?


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