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Bericht

Name des Laufes:4. Einstein Marathon
mehr zum Lauf: VID7198
Datum des Laufes:21.9.2008 (Sun)
Ort:Ulm
Plz:D8
Homepage:http://www.einstein-marathon.de
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt, ein paar km Schotter
Profil:weitgehend flach, einige Brücken
Wetter:kühl, sonnig bis bewölkt, ideal
Teilnehmer:957 M-Finisher
Name des Berichtenden: tigertiger LID3480
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Bericht vom 23.9.2008 (Tue)

4 Uhr, der Wecker klingelt. Möchte früh in der Donauhalle sein, Startnummernausgabe ab 7 Uhr. Völlig verunsichert kau ich an meinem Honigweckle. Gestern früh noch meine 10 km durchs Tal gehumpelt, das linke Schienbein schmerzte, und die rechte Hüfte. Mittags im Supermarkt dann Schweißausbrüche, die Erkältung nagt noch an der Kondition. Wie soll ich da einen Marathon laufen ? Aber jetzt hab ich mich doch so lange auf Ulm gefreut, kann ja auch Isa und Anett und Jo nicht enttäuschen.

7:30 in der Donauhalle. Startnummer erfolgreich ans Shirt gepinnt, umgezogen, warme Kleider drüber. Draussen ist es eiskalt, mag nicht raus. Da hocke ich jetzt. Frage mich mal wieder, was ich eigentlich hier soll. Raus in die Kälte, 42 km rennen, unvorstellbar. Und jetzt sagt auch noch Tina per SMS ab. Versuch noch etwas zu retten und frag am Infoschalter wegen Nachmeldung für den 10er. Ist eh zu spät, Tina ist unterwegs zum Tegernsee. Beruhigungsversuch per SMS an Isa. Entscheide, erst im letzten Moment die warmen Kleider auszuziehen und die Tasche abzugeben. Warmlaufen muss nicht sein, soll ja ein Trainingslauf werden, schön langsam gelaufen, Zielzeit 3:45.

8:45, ein paar Schritte zum Beine ausschütteln. Ganz brav reihe ich mich ein im dritten Startblock, für unter 4 Stunden. Startschuss, es tut sich gar nix. Minutenlang. Völlig neu für mich. Nach 3 min über die Matte. Hab mir fest vorgenommen, die 5:20/km einzuhalten, aber meine Umgebung ist mir dann doch zu langsam. Ich such die Lücken, nutze den Grünstreifen neben der Straße. Erster km nach 5:10, also muss ich noch langsamer werden. Bemüh mich redlich. Der zweite km ist nach 4:55 rum. Ach, was solls. Solange sich das Tempo so gemütlich anfühlt. Wir sind unterwegs die Donau abwärts im Grünen, mein Tempo pendelt sich zwischen 4:50 und 4:55 ein, ich bin ständig am überholen. Hinter km 4 gehts über die Donau ins Bayerische. Verpflegung bei km 5, und Pinkelpause.

Die nächsten km durchs Grüne, ich berechne einen bisherigen Schnitt von 4:53. Genial. Wenn es weiter so läuft, wäre ich um die 3:30 Std im Ziel. Wäre rechtzeitig zum Start des 10ers zurück und könnte Isa die ganze Strecke begleiten, nicht erst ab km 5. Das nehm ich mir vor. Kontrolliere das Tempo über die Atmung, eine Orientierung an der Umgebung ist nicht möglich, da ich weiterhin nur überhole. Zwei Schritte einatmen, drei Schritte aus, die Atmung meiner extensiven Trainingsläufe. Soll ja ein Trainingsmarathon bleiben.

Durch Vororte zurück nach Neu-Ulm. Ab km 13 ist Party angesagt, viele Zuschauer, eine Band an der anderen. Macht riesig Laune. Schön gleichmäßiges Tempo, total locker. Die Strecke führt kreuz und quer durch die Stadt, überall sieht man Läufer wuseln. Kurzweilig. Um den 17. km macht die Strecke einen Schlenker über die Donau in die Ulmer Altstadt. Wir laufen durch ein Meer von Zuschauern. Hier müssen auch Anett und Isa irgendwo stehen, hat die Isa angekündigt. Freu mich auf die beiden, möchte der Isa sagen, dass ich die ganzen 10 mit ihr laufe. Suche die Zuschauer nach ihnen ab, ganz langsam. Sie sind nicht dabei, es geht schon wieder zurück nach Neu-Ulm. Bissle enttäuscht, sie hatten es doch versprochen .

Sei´s drum, ich fühl mich pudelwohl, riesig Stimmung auch in Neu-Ulm. Ein Stückle donauaufwärts, wieder rüber nach Ulm und zurück Richtung Messe, dreienhalb km Wendepunktstrecke duch die Anlagen entlang der Donau. Tempokontrolle bei km 20, inzwischen hab ich einen Schnitt von 4:52/km angesammelt. Wahnsinn, wenn ich so weiterlaufe, wird´s eine 3:26:xx, neue PB, schneller als Stefan .

Kurz danach biegen die Halbmarathonis in die Altstadt ab, jetzt wird es ein Lauf, wie ich es liebe. Ganz alleine vor mich hinlaufen, ab und zu ein Läufer vor mir, oder eine kleine Gruppe. Immer noch überhole ich ständig. HM nach 1:42:33, passt. Die Spitzengruppe kommt uns entgegen, spannend zu beobachten. Da ist nichts mit gute Laune, das ist Konzentration pur in ihren Gesichtern.

Hinter km 26 lauf ich auf die Pacemaker für 3:29 auf, die sind etwas zu schnell unterwegs. Nochmal ein kleiner Kringel durch die Altstadt, plötzlich stehen hier Anett und Isa, bemerke sie im letzten Moment. Kurz Knuddeln, sie schicken mich weiter. Halt, ich wollte doch Isa noch das mit dem 10er sagen, noch mal zurück.

Weiter die Donau aufwärts bis zum Kraftwerk. Bei km 28 beginnt die rechte Wade, hart zu werden. Schiebe kurz Panik, das blöde Ding könnte wieder krampfen und mir das Tempo vermasseln wie in Mannheim. Nö, das lass ich nicht zu. Laufe bewusst gaanz locker, pfriemel ein Salztütle aus der Hosentasche, schlecke es vor der nächsten Verpflegung. Km 29 lauf ich langsamer, etwa 5:05, km 30 genauso. Jetzt werd ich richtig wütend auf mich. Das kann ja wohl nicht sein, bisher dieses wunderbar gleichmäßige Tempo, und jetzt soll ich mir das versauen ? Die Wut rettet mich vor dem Einschlafen, ich zieh an, auf etwa 4:35 bis 4:40/km. Immer noch angenehm, aber jetzt mit Wettkampfatmung 2/2.

Einsame Strecke nach Wiblingen. Verpflegung im Klosterhof, beste Stimmung. Dahinter durch einen Wald, Schotterpiste. Immer wieder laufe ich auf einzelne Läufer auf, oder auf kleine Gruppen, ziehe erstaunlich schnell vorbei. Das macht schon Laune. Braucht aber auch ´nen festen Willen, mit den schmerzenden Beinen das Tempo zu halten, mich nicht einzureihen. Die Zuversicht, dass ich mich auf meinen Körper verlassen kann, das Tempo halten kann bis zum Schluss, die hab ich von der Endbeschleunigung á la Greif.

Bei km 39 geschieht das Unglaubliche. Da taucht plötzlich ein Läufer neben mir auf, den hab ich doch schon vor einer Minute überholt. Schau ihn erstaunt an, geb noch ein bissle Gas. Er bleibt dran. Nach einer Weile sag ich ihm, er dürfe gern überholen, ich wollte mich auch mal ziehen lassen. Er winkt ab, will er nicht. Überlege kurz, ob ich stehen bleiben soll. Nö, will ich nicht. Also weiter. Kurz vor km 41 eine Rampe hoch auf eine Brücke, meine Stärke. Oben dreh ich mich um: „Der ist ja immer noch da !“ Jetzt ist er bereit, zieht an mir vorbei: „Komm mit !“ Fußpfad am Bahndamm entlang, wir pushen und ziehen uns gegenseitig, Höllentempo, sicher unter 4:20/km. Wieder runter in die Stadt. Er: „Shit, ich kann nicht mehr ! Ist es noch weit ?“ „Nein, nicht mehr weit. Du kannst noch. Bleib dran !“ Wie ein Rausch, die Umgebung verschwimmt, keine Zuschauer, keine Läufer, nur noch wir zwei. Den Buckel hoch zum Ziel zieht er noch mal an, zieht mich mit. Im Sekundenabstand über die Matte.

Im Ziel klatschen wir uns ab, fallen uns in die Arme, können gar nicht mehr aufhören zu Knuddeln. Bedanken uns gegenseitig. Er meint: „So, jetzt haben wir für heute genug getan.“ „Nö, ich lauf jetzt noch den 10er.“ Er schaut mich an wie von einem anderen Stern.

42,195 km - 3:23:45 - 4:50/km – AK Platz 9 von 88 – PB um 4:30 unterboten.

Schnell ein Apfelschorle, eine Wärmefolie drüber, und weiter zum Start des 10km-Stadtlaufs. Hab noch 10 min Zeit bis zum Startschuss. Dort herrscht ein schlampiges Durcheinander. Läufer, Walker, Angehörige, Zuschauer, alles kreuz und quer. Wie soll ich da Isa und Jo finden. Brülle mir die Seele aus dem Leib, finde sie nicht. Beschließe, als Letzter zu starten, das Feld von hinten aufzurollen.

Das Anlaufen fällt schwer, danach geht´s. Nach 500 m hab ich sie. Knuddeln, weiter. Klasse, wie Isa läuft. Mit dem Tempo komm ich gut klar. Bin mit meiner Euphorie ständig am Plappern, vielleicht hätte sich Isa ein bissle mehr Ruhe gewünscht . An der Strecke herrscht immer noch eine Riesenstimmung, Isa schaut wirklich gut aus, läuft locker. Das ungewohnte Tempo verstärkt die Krampfneigung in meinen Beinen. Muss zwischendurch ein bissle springen, Beine ausschütteln. Isa, ich glaub, ich war dir keine große Hilfe, aber du hattest ja Johanna, die hat das prima gemacht. Ich musste kämpfen, mit schmerzenden Beinen, wollte einfach stehen bleiben. Aber ich hatte das der Isa versprochen. Und Isa, du hast gekämpft wie eine Löwin, bin so stolz auf dich. Als Krönung der gemeinsame Zieleinlauf, Anett ist uns ja noch entgegengekommen, alle vier Hand in Hand über die Matte nach 1:04:31.


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