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Bericht

Name des Laufes:112th Boston Marathon
mehr zum Lauf: VID6194
Datum des Laufes:21.4.2008 (Mon)
Ort:Boston, MA, USA
Plz:(AM)
Homepage:http://www.bostonmarathon.org/default.asp
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:leicht wellig
Wetter:die Sonne kam raus - aber heftig
Teilnehmer:30.000
Name des Berichtenden: rotesKopftuch LID3249
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Bericht vom 29.4.2008 (Tue)
Der Bostonmarathon am 21.April 2008 oder: unglaublich, dass die das schon das 112te mal machen.

Der Lauf ist irgendwie anders als die üblichen Marathons. Start ist nicht in Boston, sondern im 42 km entfernten Hopkinton, so dass kein Rundkurs zu laufen ist. Marathon ist auch nicht am Wochenende, sondern am Montag - Patriots Day, Beginn des Unabhängigkeitskriegs gegen die Briten.
Das Wetter an den Tagen davor war immer sonnig und sogar richtig warm - nach Aussagen von Einheimischen zum ersten Mal in diesem Frühling - aber für den Marathontag wurden Wolken vorhergesagt, also super Laufwetter.
Genauso ließ es sich auch an, als wir kurz vor 6 Uhr morgens an der Tremont St. auf unsere Busse warteten, die uns nach Hopkinton bringen sollten. Super organisiert, gab es für jeden der zig Busse einen, mit Seilen abgesperrten extra Zugang. Endlich im Warmen fuhren wir mit dem zweiten Bus ca 40 min zum Start - dort waren immernoch 3 h bis es endlich losgehen sollte, aber die Organisation war top - es gab riesen Zelte mit Ständen an denen es Bagels, Powerbars, Kaffee, Wasser usw gab. Die Routiniers hatten Matten und Decken mit und haben schlummernd dem Ereignis entgegengeschaut - die anderen haben etwas frieren müssen, wenn sie nicht genügend Wechselsachen mithatten - und da man in die erste Welle nur mit schnellen Ergebnissen kommt, waren viele entsprechend dünn angezogen.
Aber auch diese Zeit ging vorbei - zur Not, indem man an den ToiTois anstand :-)

Und natürlich kann man mit den anderen Läufern reden - is it your first Boston? Where do you come from? whats your quali time? Die Fragen hab ich öfters gehört.

vor dem Start um 10 Uhr - vermutlich obligatorisch - wurde die Nationalhymne gespielt, alle Amis suchten den Blick zur nächsten Fahne und fassten sich ans Herz. Nur einer, mit rotem Kopftuch schnürte weiter ungerührt seine Schuhe ggg. Die letzten nervösen Pinkelpausen gingen bei meinen Nachbarn (Startblock erste Welle , Corrall 6 - so etwa 3:10-3:15 Quali- und Zielzeit) nicht etwa an den nächsten Baum, sondern in die Gatoradeflasche oder direkt auf den Boden. Manchmal sind die Amis halt seltsam.
Vom Start weg versuchte die Sonne alles gut zu machen, was sie den frierenden Wartenden in den Stunden zuvor vorenthalten hatte. Blauer Himmel und Sonne satt. Die Zuschauer und die Läufer haben mich mitgezogen - eigentlich wollte ich die Meile in 8:30 laufen, es wurden 7:15 und ich konnte die Geschwindigkeit nicht wirklich reduzieren. Tausende Kinder, die ihre Hände zum abklatschen hinhielten und Familien, die die Läufer anfeuerten. Mein Tempo lag unterhalb des Schnitts, den meine Mitläufer anlegten, und ich wurde immer ein bisschen überholt. Unglaublich. Ich dachte immer die Amis sind alle übergewichtig und unsportlich - aber ich wurde andauernd von gutaussehenden und fitten (und überwiegend schlanken) Frauen überholt. Bei km 5 hatte ich 23:23 und bei km 10 47:42 auf der Uhr zu stehen. Na wenn ich das gewusst hätte: Alle km waren ausgeschildert und bei der Messung haben sie sich dem internationalen Diktat unterworfen, da hätte ich ja gar nicht in Meilen umdenken müssen...

Schatten gab es so gut wie keinen, irgendwie war ich mit T-Shirt falsch angezogen - das Wetter war das komplette Gegenteil vom letzten Jahr. Sicher gibt es jetzt ein Foto von mir, mit oben ohne. Ob mir das am Wellesley College geholfen hat? Dort schrieen die Mädels, die Läufer vorwärts, das konnte man schon hunderte Meter vorher hören. Eine unglaubliche Stimmung, das hab ich noch bei keinem Marathon erlebt.
Bei jeder Meile gab es auf beiden Seiten Gatorade und Wasser (ein Marathon sind 26,2 Meilen). Bei Meile 17 gab es ne Powerbarstation, auf der man die Vorräte wieder auffüllen konnte. Halbmarathon (1:43:42) war da schon lange vorbei, die Zeit wunderte mich etwas, so schnell wollte ich doch gar nicht. Aber es ging ja bislang noch nicht bergauf. Hinter der Rechtskurve Washington St kamen wir auf die Commenwealth Ave, an der Firestation Newton vorbei und dann fingen die ersten Tests an. Drei kleinere Hügel bevor Heartbreakhill bei km 33 auf einen wartet. Der Anstieg dort ist nicht schlimmer, als die vorherigen, aber länger. Ausgeruht ist der sicher nicht der Rede wert, aber so leicht steckt man den nach fast 3 h nicht mehr weg. Meine Muskeln machten zu, dass ich unbedingt einen Stopp brauchte - den hab ich kaschiert, indem ich erstmal vorgab, Fotos machen zu wollen, musste mich dann aber doch hinsetzen und die Beine auslockern. Von km 30 bis 35 ( 2:32:31 3:00:13) hab ich mit 27:42 somit auch deutlich länger gebraucht, als für die vorherigen Abschnitte. Irgendwann ist der Spaß vorbei und es wird anstrengend - 60 km in der Woche sind eben zu wenig um einen Marathon locker zu finishen. 3:29:10 bei km 40, das sind 29 min für diesen 5 km Abschnitt - wobei die Menge einen antrieb, stehenbleiben unmöglich, aber meine Muskeln wollten nicht mehr, und verlangten schon zwischendurch eine Pause, die ich ihnen im RotKreuz-Zelt gab (mich an der Strecke hinzusetzen, wagte ich nicht). Ein kühlendes Spray auf die Beine und nach 2-3 min Pause ging es deutlich lockerer weiter.
Noch 3 Meilen, das hört sich deutlich besser an als 5 km, aber auch die gehen vorbei, getragen - oder besser: getrieben - von der Menge ;-)

In der Bostoner Innenstadt liegt die Zielgerade, noch 400 m zu absolvieren und dann kommt das Ziel - an der gleichen Stelle, wie bei dem Olympictrials der Frauen am Tag zuvor - dann ist es geschafft. Für 3:41 bekomme ich eine wärmende Silberfolie und eine Medaille und heute fühlt sich alles schon etwas besser an - außer dem Muskelkater in den Oberschenkeln.

Eine fantastische Laufveranstaltung, mit einer gut durchdachten Organisation - was man bei 111 Jahren Erfahrung ja wohl auch erwarten darf und einer unvergleichlichen Stimmung am Straßenrand. Ich bin echt happy, dass ich die Qualifikation für diesen Lauf schaffen konnte, um einmal in Boston starten zu können. wobei der Start ist nicht alles - man muss auch über die Ziellinie kommen.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=2176


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