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Bericht

Name des Laufes:August-Blumensaat-Gedächtnislauf
mehr zum Lauf: VID6567
Datum des Laufes:24.11.2007 (Sat)
Ort:Essen
Plz:D4
Homepage:http://www.tusem-leichtathletik.de/
Strecken:10k,HM
Beschaffenheit:Flach, asphaltiert - Bestzeiten-tauglich !! Manchmal Laub, deshalb rutschgefährlich bei Nässe.
Profil:Sehr flach, kleinere Brücken
Wetter:sonnig, kühl und windig 4 - 6°C
Teilnehmer:beide Läufe (10km/HM) ca. 1.200
Name des Berichtenden: professor LID1885
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Bericht vom 3.12.2007 (Mon)
August-Blumensaat-Gedächtnislauf 2007 oder:

Dankbar, wieder mitlaufen zu können ....

Der 17. August-Blumensaat-Gedächtnislauf am Ufer des Baldeneysees im Jahr 2007 - vom TUSEM Essen seit vielen Jahren veranstaltet – ist für alle ambitionierten Läufer im Ruhrgebiet eine letzte Herausforderung nach dem Herbstmarathon noch einmal erfolgreich zu sein. Auf der flachen Strecke sind bei guten Bedingungen und mit entsprechend erhaltener Marathonform immer wieder neue Bestzeiten möglich: so war mir das im letzten Jahr gegangen – mit 1:21:55 war ich damals meine beste und noch gültige HM-Bestzeit gelaufen.

In diesem Jahr war aber alles anders: die fast fertige Marathonvorbereitung für Hamburg hatte ich Ende März nach der WLS in Duisburg (HM 1:24:00) abgebrochen. Eine starke Entzündung in der Adduktoren-Muskulatur und im Schambein rechts („Bone Bruise“ im Kernspintomogramm)
Hatten zu mehreren Monaten Pause geführt; nach anfänglicher Verzweiflung hatte ich mich mit Biken (bis 150km pro Einheit), Aquajogging (bis 1,5 Std pro Einheit) und Walken (3-4x/Woche) einigermaßen fit gehalten; im Sommer waren dann Bergläufe bis 25km schon wieder möglich; dann war mir aber bei der Deutschlandtour auf Rädern (1240km /8.800 Hm von Stralsund / Kap Arkona bis Freiburg auf der Route von http://www.deutschlandlauf.com/deutschlandlauf/index.php) am letzten Tag noch ein heftiger Sturz auf das rechte Gesäß passiert, der sich nach 1 Woche mit Bluterguß und 3 Wochen später im MRT / CT als eine feine Fraktur im Darmbeinknochen mit Begleitentzündung im Kreuzbein rechts herausstellte.

Damit war nun auch der Herbstmarathon in Essen am Baldeneysee futsch !! Ich betätigte mich dann zwar als Moderator bei KM-Stein 23 bzw. 41, was auch eine interessante Erfahrung war, doch war damit mein 7. Jahr aus läuferischer Sicht komplett verhext.

Nun also 2007 – der Blumensaatlauf : Noch nie war ich so wenig gelaufen, noch nie hatte ich diese Strecke seit Monaten nicht mehr in den Beinen, das erste Lauftraining hatte ich vor 4 Wochen begonnen , die längste Trainingsstrecke war gerade mal 15km gewesen: immer wieder noch Schmerzen im rechten Bein beim Abdrücken und Loslassen, doch sie traten allmählich immer später und weniger heftig auf!

Persönliche Ziele diesmal ? Nur Durchkommen und den Sockel erkennen: vielleicht bei 1:45:00 oder 1:40:00 oder auch weniger ?? ... zur Not bei 10km aussteigen ... das hieß, ganz bescheiden zu sein und sich nicht an den Zeiten der vergangenen Jahren zu orientieren. Ganz stark nach Innen hören und positive Gedanken aufbauen. Wieder Dabeisein war die stärkste Motivation ...

Es war kühl und etwas windig. Mein Freund Johannes Becher gab mir den Tip, doch mit langer Hose und Langarm-Shirt zu laufen; zusätzlich trug ich ein Windschutz-Oberteil ohne Ärmel – genau die richtige Mischung vor allem für die zweite Hälfte.

Ich ordnete mich bewusst weiter hinten als sonst ein ... Ca. 120 Läufer vor mir! Startschuß und ab gings. GANZ RUHIG ... NICHT ÜBERZIEHEN ! Immer wieder: ...LOCKER und LEICHT! Mehr Vorfuß und Mittelfuß – keine Stauchung des rechten Beines durch zu lange Schritte mit Abbremsung über die Ferse ...

Bei KM 1 stand auf meiner Uhr ein 4:25, 40 Sekunden langsamer als im letzten Jahr ! Doch vielleicht war das immer noch zu schnell ?? Es war mehr Getümmel als ich gewohnt war: das Gewühle hatte aber den Vorteil, dass ich im WINDSCHATTEN laufen konnte; bald hatte ich die dazu geeigneten Läufer gefunden ... ab KM 2 mit 8:45 lief es immer besser und immer gleichmäßiger bis hin zur ersten Wendemarke bei ca. 5,275km in einer Zeit von 22:30; das war ja viel besser als erhofft und durch die Wendemarke konnte ich beobachten, wo ich mich im Feld befand – ca. 90. Position; mit mir lief auch Frank Weber vom AYYO Team Essen mit seinem Zugpferd Thomas, die ein Zeit von 1:30:00 anpeilten.

Nach 5km begann ich innerlich neue Ziele ins Auge zu fassen, aber: lieber RUHIG und LOCKER bleiben ... Lngsam begann ich mich von FRANK und THOMAS zu lösen, weil ich mit einem anderen Läufer mitgehen konnte ... Im Schnitt lief ich jetzt zwischen 4:12 und 4:18 pro KM. Doch wie lange würde ich durchhalten können ?? Bei 9km merkte ich erstmals wieder mein rechtes Bein... bei 10km, LOCKER, LOCKER – mehr Vorlage, mehr Vorfuß rief ich mir zu. Gerade überholte mein Vordermann und ich wieder einen Läufer - Jetzt aufhören ? Abwarten ...

An der Wendemarke bei 10,550 hätte ich aussteigen können: 44:40 (also nur 22:10 im 2.Teil) standen da zu Buche – die gleiche Zeit auf der zweiten Runde noch mal und ich würde sogar bei einer Zeit von unter 1:30:00 landen ! Ich zauderte kurz: in mir rangen kühle VERNUNFT und kalkulierte LEIDENSCHAFT – doch als ich die Wendemarke passierte, drehte sich mein Körper automatisch um 180°, das anfeuernde Zuschauerspalier auf beiden Seiten ließ auf den nächsten 200 Metern kein Aussteigen mehr zu und so befand ich mich schon in der 2. Runde !

Es wurde kühler und windiger auf dieser zweiten Hälfte. Nun spürte ich auch langsam die Müdigkeit und die Anstrengung in mir hochkriechen, die Waden wurden langsam härter: LOCKER und LEICHT, immer wieder sagte ich mir dieses MANTRA vor – und dann holte ich mir auch wieder innerlich meine Melodien und Texte, die ich rezitierte und die die Zeit oft viel leichter verfliegen lassen. Ich blieb stur im gleichen Schritt meines Vordermannes, der nicht schwächer wurde, während wir den einen oder anderen Läufer langsam überholten.

Bei der 3. Wendemarke standen dann 1:06:50 zu Buche (also wieder 22:10 im 3. Teil) – gleichmäßiger konnte es gar nicht sein! Bei dieser Wendemarke nahm ich in etwa die 65. Position im Feld ein; FRANK und THOMAS lagen etwa 50 – 60 Meter hinter mir - auch das war ein gutes Zeichen dafür, das HEUTE wohl weit mehr drin war, als ich zuvor je gehofft hatte ...

Für mich würden 23:10 für den letzten Abschnitt ausreichen um noch unter 1:30:00 zu laufen; gedoppelt bedeutet diese Zeit immerhin ein Marathontempo, das zu einer Endzeit von unter 3:00:00 Stunden führt ! Doch zunächst merkte ich ab KM 17, dass meine Beschwerden im rechten Bein stetig zunahmen – jeder Abdruck, weniger das Aufsetzen des rechten Beines ! Ich musste etwas TEMPO herausnehmen und daher leider meinen sehr konstant laufenden Vordermann langsam wegziehen lassen. Schade, jetzt bestimmte wieder nur mein Laufrhythmus allein den TAKT. SCHRITTE zählen. AUGEN schließen und wieder öffnen. Kurze TEXTE vorsagen. Die UHR und PULS nicht anschauen! Die mir entgegenkommenden Läufer beobachten: alle waren sie hinter mir ... NUR NOCH ZUENDE laufen.

Zäh reihten sich die KM 18, 19 und 20 nacheinander ein. Ich blickte IMMER NOCH NICHT auf die UHR – keine moralische Enttäuschung provozieren: auch mit einer ZEIT von über 1:30:00 zufrieden sein, denn das jetzt Erreichte war schon viel mehr als erhofft – all das redete ich mir im Guten zu. Der Wind frischte auf und legte sich hart vor mich, mir war eher KALT !!

Ab KM 20 hörte ich langsam von hinten das immer näher kommende SCHNAUBEN & STÖHNEN von FRANK und die einpeitschenden Worte seines Zugpferdes THOMAS; sie kamen mir immer näher ! Ca 700 Meter vor dem Ziel hatten sie mich erreicht: LOS, KOMM MIT !! rief mir THOMAS zu, doch ich hatte einfach nicht die Kraft zuzulegen. Ich wusste überhaupt nicht wie viel Kraft in mir noch war. Nur das berechnende Kalkül, dass jetzt noch ca. 400 Doppelschritte zu absolvieren waren, hielten meinen Laufrhythmus aufrecht – jeder zweite Schritt wurde gezählt; nach 40 waren nur noch 90% zu absolvieren, nach 80 nur noch 80% usw. – allmählich tauchten mehr Zuschauer am Rande des Feldes auf: MEHR BEIFALL, MEHR ANFEUERUNG – die kleine Brücke = eine letzte kleine Bodenwelle, danach leicht abschüssig ins ZIEL.

„ Ach ja !“ sagte Jürgen Krause als toller Moderator der Laufveranstaltung „... und da kommt schon UNSER PROFESSOR ! ... und das mit einer Zeit von UNTER 1:30:00!“ Ich musste gar nicht mehr auf die Uhr schauen! Es war geschafft!

Ich beglückwünschte FRANK zu seiner neuen Bestzeit – er war am Ende total geschafft, aber doch sehr glücklich: nur seine linke LEISTE schmerzte stark. Da merkte auch ich, dass mein rechtes Bein sich bemerkbar machte; mein Schritt wurde klein und ein wenig schonend : Ja auch ich war nicht ganz ohne Beschwerden zuende gelaufen; doch am Schluß hatte mich viel mehr das mangelnde Training als die Schmerzen gebremst. Die endgültige Zeit von 1.29:22 Zeit belegte, dass ich mit 22:32 im 4.Teil meine schwächste Zeit hatte, aber insgesamt doch sehr gleichmäßig durch den Rennverlauf gekommen war – von Anfang bis Ende also doch richtig taxiert und gelaufen, den INSTINKT für das Mögliche nicht verloren ...

Ein 53.Platz in der HM- Gesamtwertung, ein 2. Platz in der Altersklasse M50, und bei allem sogar noch KREISMEISTER in der M50 ! Außerdem waren weitere Mannschaftsmitglieder des TUSEM in Spitzenpositionen gelandet, so dass die Mannschaft insgesamt sehr erfolgreich abgeschnitten hat. Für mich unverhoffter und unverdienter VERSÖHNLICHER SCHLUSS einer durch Verletzungen verkorksten Laufsaison, die mich mehr Bescheidenheit gelehrt hat.



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