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Bericht

Name des Laufes:34. real,- Berlin Marathon
mehr zum Lauf: VID5063
Datum des Laufes:30.9.2007 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.scc-events.com/events/berlin_marathon/2007/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:flach
Wetter:bewölkt, 16°C
Teilnehmer:40000
Name des Berichtenden:Olaf Hoffmann
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 8.10.2007 (Mon)
[T minus 1 Jahr]
Seit ein paar Jahren versuchte ich immer wieder Job und Laufen unter einen Hut zu kriegen, ein bisschen was davon war auch in drsl mitzulesen. Irgendwie habe ich mehrfach den Start geschafft, bin dann aber irgendwann immer auf der Strecke geblieben. Im Oktober 2006 konnte ich überblicken, daß das kommende Jahr keine Überaschungen bringen würde und habe mir ein Ziel gesetzt: Berlin-Marathon 2007, laufend ankommen.

Trainingspläne gesucht und gefunden. Ein bischen improvisiert und ganz langsam angefangen. Durchschnittlich 10 Wochenkilometer (wkm), meist auf zwei Einheiten verteilt, Maximum im Dezember 20wkm. Die Ausdauer hat mir noch nie Probleme bereitet, nur mit den Gelenken hatte ich mal Trouble, also war das Ziel erstmal "Gelenkschmiere" aufbauen. Insgesamt waren es bis Ende Dezember 150km.

Januar bis März 2007 dann im Schnitt 26Wkm, meist drei Einheiten, davon eine eher schneller, eine länger, insgesamt 345km. Minimum 12Wkm, Maximum 33wkm. Der "Lange Lauf" ging bis auf 12km hoch, die schnelle Einheit waren auch mal Intervalle mit bis zu 3x3000m in 18 Minuten.

Anfang März war dann als Testlauf der 5000er fürs Sportabzeichen drin, 28:32 standen da auf der Uhr.

Von April bis Juni ging es dann prinzipiell gleich weiter, die Wochenkilometer gingen im Schnitt auf 32km hoch, im Maximum Ende Juni auf 48wkm mit dem inzwischen auf 18km gesteigerten langen Lauf.
"Schnell" waren um die 5min/km, die langsamen Läufe lagen so bei 6:30. Als ersten echten Wettkampf habe ich mich dann an den 1. Kappelner
Stadtlauf über 10km gewagt, bei dem ich feststellen konnte, daß am Ende tatsächlich noch was in der Batterie drin war, so daß ich mit 51:07
deutlich mein gesetztes Ziel von "unter einer Stunde" unterbieten konnte. In diesem Quartal kam ich auf 446km.

Juli bis September waren dann den langen Läufen gewidmet. Tempotraining habe ich fast gar nicht mehr gemacht (von schnelleren Läufen über bis zu
10km abgesehen), sondern nach und nach den wöchentlichen "Langen" auf 30km gebracht. Insgesamt bin ich in dieser Zeit 440km gelaufen, etwas weniger als geplant. Ende August bremste eine Erkältung, die ich durch "locker weitermachen" erstmal noch verschlimmert hatte.

[T minus 1 Monat]
Die zweite Erkältung (diesmal durch Sohnemann aus dem Kindergarten eingeschleppt!) traf mich zwei Wochen vor dem Termin. Eigentlich stand in der Woche noch ein zweiter 30er auf dem Plan, ich habe dann aber (der August-Erkältung gedenkend) radikal auf "null" gesetzt und mich auskuriert. Nennt man das dann "vorgezogenes Tapering"? ;-)

[T minus 1 Woche]
In der Woche vor dem Marathon habe ich dann nur noch einen lockeren Lauf über 6km gemacht. Das Ziel "laufend ankommen" erschien mir nach den langen Läufen absolut realistisch, die konnte ich immer mit 6:20/km durchhalten, ohne anschließend umzufallen. Also wollte ich das Tempo auch im Marathon laufen, woraus sich eine Zielzeit von knapp unter 4:30h ergab.

Am Freitag Anreise nach Berlin, gleich weiter auf die Messe, um Startnummer und Chip abzuholen und das Finisher-Shirt zu kaufen. Bei der Anmeldung gleich mitzubstellen, ist mir damals als unzulässige Herausforderung des Glücks erschienen. Angesichts der wartenden Nudelpfanne bei Schwiegereltern (Heimvorteil hat schon was, die Logistik stimmt!) allen übrigen kommerziellen Versuchungen widerstanden.

[T minus 1 Tag]
Süßes Nichtstun, abends Spaghetti satt, die unruhige Nacht schiebe ich mal mehr auf Kinderstörungen als Aufregung.

[T minus 4 Stunden]
Der Wecker ist brutal um 05:30, das Frühstück fast wie immer (keine Experimente!), ein Brötchen mit Marmelade, als Abweichung zwei Bananen "to Go". Die "Läufersünde" war wohl der Kaffee, aber ohne den geht bei mir morgens _gar_nichts_. Kompensation durch einen halben Liter Wasser.

[T minus 3 Stunden]
Die Menge der Kleiderbeutelträger steigert sich langsam, aber stetig, in Spandau sind es einige, am Hauptbahnhof weist ein stetiger Strom den Weg zum Startbereich.

[T minus 2 Stunden]
Ich habe genug Zeit, mich noch ein wenig in Ruhe im Startbereich umzuschauen, bevor es voll wird. Umziehen, Kleiderbeutel abgeben, Klo.
Da ich grundsätzlich kurz nach dem Loslaufen tierischen Harndrang habe, wenn ich unmittelbar vor dem Start noch was trinke (wie es ja allüberall empfohlen wird) setze ich auf die Erfrischungsstände: Nach dem Pinkeln vor dem Start nichts mehr, dann aber an jedem Versorgungspunkt einen Becher (oder mehr).

[T minus 1 Stunde]
Ich wandere langsam in den Startbereich, werde am Zugang zum Startblock H auf "Zugangsberechtigung" kontrolliert und finde das vollkommen ok.
Wenn ich mir aber so durchlese, was in anderen Blöcken für "Fehlsortierungen" vorkommen, war das Personal wohl komisch plaziert. Bei der Aufwärmgymnastik mache ich ein bischen mit, ansonsten sauge ich die Stimmung in mich auf. Geil. Ich bin dabei. Jetzt läufst Du. Du kommst an. Die ersten Starts erfolgen, eingedenk des Info-Heftes kommt mir alles unglaublich langsam vor. Ich stehe im Block H links und versuche, mich ungefähr in der Mitte zwischen den Ballons mit 4:00 und 4:30 zu halten. Komisch kommt mir vor, daß ich weit vor dem 4:00-Ballon noch einen 4:30 zu erkennen glaube. Naja.

[T]
Ich überlaufe die Startlinie 22 Minuten nach dem ersten Startschuß. Bis dahin bin ich ganz bewußt nur gegangen, um mich herum ist für meine Begriffe genug Platz um frei zu laufen, das Tempo stimmt gefühlsmäßig auch. An den ersten Kilometerschildern bestätigt sich das mit 6:40,
6:12, 6:19, 6:09, 5:57. Meiner Frau, die mit den Kindern am Ernst-Reuter-Platz (km 2,5) zum ersten Anfeuern eingefunden hat, kann ich meine Startzeit zurufen, so daß sie für die weiteren verabredeten Punkte "vorkoppeln" kann.

[Km 0-15]
Die ersten 15 Kilometer laufen einfach. Die 10km gehen bei 1:03:23 durch. Ich nehme wie vorher geplant jeden Versorgungspunkt mit, abwechselnd Wasser bzw. Basica und eine halbe Banane. Völlig locker, super Wetter, super Stimmung. Mit meiner Wahl kurze Lauftight und langes, dünnes Shirt bin ich auch für mein Empfinden richtig angezogen, in den sonnigen Momenten ist es ab und zu einen Tick zu warm, in den windigen Momenten wäre es mir wohl in kurzem Shirt zu kalt gewesen. Bei Kilometer 17 steht am Südstern wieder mein Anfeuerungskommando, ich bin super in meinem Tempo geblieben. Die Verpflegungsstände (ich gehe ein paar Schritte beim Trinken, die zertrampelte Pappbecher-Basica-Wasser-Plastikmatsche ist mir zu rutschig) kosten immer um die 10 Sekunden, auf den anderen Kilometern bin ich dafür etwas fixer.

[km 15-25]
Kurz vor dem Halbmarathon am Verpflegungspunkt in der Potsdamer Straße ruft jemand mit dem Megaphon den neuen Weltrekord von Haile aus. Deprimierend. Der ist fertig, ich habe noch nicht mal die Hälfte. Naja, er hatte ja einen Vorsprung von 22 Minuten! ;-)
Den Halbmarathonbogen durchlaufe ich nach 2:13:43 (Chiptime), kurz dahinter bin ich so ins Zeitenrechnen versunken, daß ich mein Anfeuerungskommando übersehe, das einfach so spontan eine nicht verabredete Station eingefügt hat. Skandal! So kann ich nicht arbeiten.

[km 25-35]
Den Wilden Eber, von dem alle immer so schwärmen, nehme ich irgendwie nicht richtig wahr. Jede Menge kleine Bands und Lärminstrumente am Straßenrand, die große Bühne ist vorbei, bevor ich sie richtig wahrgenommen habe. Es läuft immer noch. Zwar anstrengender als auf den ersten Kilometern, aber ich fühle mich immer noch prima. Ein leichtes Zucken im linken Oberschenkel führt zum Entschluß, statt Wasser mehr Basica zu nehmen. Sch..., am Hohenzollerndamm sind die Becher alle. Der Schwamm kommt zum Einsatz (bisher brav unter dem Bund des rechten Hosenbeins verstaut) und muß zur Trinkwasseraufnahme herhalten.
Bei den Trainingsläufen kam kurz vor Schluß immer die Frage nach dem Warum, die fiel hier einfach weg. Dafür kam die Spannung, wann würde er kommen, der legendäre Mann mit dem Hammer? Bei Kilometer 34 (Kurfürstendamm) war nochmal eine Verabredung mit der Familie fällig, eigentlich zum wieder motivieren nach dem Hammer ... der kam aber (noch) nicht. Die Familie steht wie vereinbart, Sohnemann winkt und stahlt auch endlich mal ("Hallo! Hier ist Papa!") Und dann kommt er. Der Mann. Mit Hammer. Bei Kilometer 35. Am Wittenbergplatz. Nur noch sieben Kilometer. Mit diesen Beinen? Niemals.
Los, weiterlaufen! Du liegst immer noch in der Zeit. Nicht gehen.

[km 35-40]
Laufen. Los. Gehen am Verpflegungspunkt Bülowstraße, den Becher Basica und eine halbe Banane. Wieder loslaufen. Aua. Geht doch!! Nein. Doch. Los, die 4:30 schaffst Du noch! Schön gleichmäßig weiterlaufen. In der Leipziger Straße einen Becher Wasser. Gehend. Irgendwo stand vorhin ein Schild an der Straße "Laufen bis es nicht mehr geht, dann gehen bis es wieder läuft!". Also weiterlaufen, geht doch! Immer mehr Geher um mich herum, der Slalom strengt zusätzlich an. Zeit? Boah, bei Kilometer 35 warst Du bei 3:41, jetzt bist Du immer noch mit 6:45 oder 6:51 pro Kilometer unterwegs. Los! Noch ein Becher Wasser, zügig gehend, in der Breiten Straße. Vor dem Schloß lese ich im Laufen den "Morgenpost"-
Artikel bis "wenn sie immer noch lesen, wird das nichts mehr mit dem Weltrekord ..." Hey, es läuft wieder!

[km 40-42,195]
Jetzt geht es nur noch geradeaus, das schaffst Du! Unter 4:30! Die Beine sind zwar schwer, aber hey, "Die Schmerzen schwinden, der Stolz bleibt!". Unter den Linden steht nochmal die Familie, schauen ein wenig überrascht, ich kann sogar noch (oder wieder?) lachen und begeistert die Arme ausbreiten! Der Pariser Platz ist voll, ein Riesenjubel, Menschenmassen, die uns Läufer förmlich durch das Brandenburger Tor brüllen. Geil, irre, genial. Die Beine sind (fast) vergessen, hinter dem Tor die 42km-Matte, Split-Zeit 5:01. Watt? Fünf Minuten für Kilometer 42? Los, GAS! ENDSPURT! Außerdem fängts an zu regnen, ich bin Wasserscheu!

[ZIEL]
Was der Enspurt dann noch gebracht hat, weiß ich nicht: Fingertrouble beim Stoppen der eigenen Zielzeit. Die Netto-Chipzeit ist schließlich 4:27:56, ich habe meinen geplanten Schnitt von 6:20 also genau gehalten.
Irre. Adrenalin, Endorphin, keine Ahnung, irgendwie ist mir zum Lachen und Heulen gleichzeitig. Einfach nur toll.
Weitergehen. Nicht stehenbleiben. Plastikplane holen, Medaille umhängen lassen, Foto machen lassen.
Weitergehen. Irre. Ich habs geschafft. Ein kurzer Schauer läßt mich frösteln. Tüte holen. Trinken. Banane essen. Pinkeln. Der Schauer ist durch, ich suche mir ein Sitzplätzchen auf der Wiese, um meinen Chip abzuknoten. ZONG!!! Das war der Krampf von Kilometer 30. Ein bisschen massieren, dann ganz vorsichtig nochmal versuchen. Geht. Nach einem kurzen Blick in das einsetzende Gedränge vor den Duschzelten hole ich mir meinen Kleiderbeutel und beschließe, nur die Klamotten zu wechseln, mich draußen mit der Familie zu treffen und
die heiße, genüßliche Dusche auf zu Hause zu verschieben.

[DANACH]
Die Rückfahrt am Sonntag abend mit der Bahn war ein wenig ungelenk, bis Dienstag wollten die Beine nicht so ganz wie gewohnt, aber ernsthafte Schmerzen hatte ich nicht. Die Woche über ausgeruht, etwas Fahrrad gefahren, Mittwoch/Donnerstag war eigenlich nicht mehr viel zu spüren. Heute, eine Woche später locker 10km gelaufen, jetzt habe ich etwas "Knie" und "Hüfte". Ok, also erstmal noch etwas pausieren.

Es hat gereicht. Auch wenn es mir ein wenig knapp vorkam, ich hätte gerne ein paar Kilometer mehr gemacht, vor allem mehr lange Läufe.

Nochmal? JA! Jetzt wo die Grundlage gelegt ist, auf jeden Fall. Über den Winter habe ich vor, so um die 30-40wkm zu laufen, wahrscheinlich weiterhin 3x pro Woche, davon einmal schnell und einmal lang (bis 20km). Dann im Frühjahr auf Tempo konzentrieren und im Sommer auf die langen
Läufe. Ziel für nächstes Jahr: Startblock G (sub 4:15).



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