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26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:13. Maratona della Città di Roma
mehr zum Lauf: VID5441
Datum des Laufes:18.3.2007 (Sun)
Ort:Rom
Plz:I
Homepage:http://www.maratonadiroma.it/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt, Pflaster (teils recht holprig)
Profil:flach, ein paar kurze Steigungen, besonders gegen Ende
Wetter:14 bis 18 °C, sonnig mit wenigen Wolken
Teilnehmer:12.027 Finisher
Name des Berichtenden:Hans Berroth
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 23.3.2007 (Fri)
"Liberate Daniele". Ein riesiges Spruchband quer über die Startlinie: "Lasst Daniele frei". Der Marathon in Rom war der Solidarität mit dem in Afghanistan verschleppten italienischen Journalisten Daniele Mastrogiacomo gewidmet. Dafür lauf ich gerne. Und gegen Krieg und Gewalt im Nahen Osten, und überall in der Welt.

18.03.2007 um 5:30. Rom, Albergo del Sole, um die Ecke vom Campo dei Fiori.

Weckruf. Alle Kleider und Utensilien liegen bestens vorsortiert bereit. Traumhafte Logistik: das Café vor dem Hotel macht um sechs Uhr auf. Da gönn ich mir ´nen Capuccino und zwei Croissantes. Dann noch eine Tasse heißes Wasser - für meinen Teebeutel. Zucker rein und einen Teelöffel Salz aus dem mitgebrachte Dösle. Der Wirt guckt interessiert (Spezial-Doping ???).

Hier im Centro Storico sind anscheinend keine Marathonis abgestiegen, niemand außer mir ist unterwegs. Wunderbare Morgenstimmung, ein schöner 20-minütiger Fußweg durch das jüdische Viertel, vorbei an der Synagoge und am Circus Maximus zur Aufwärm-Zone vor dem Kollosseum. LKWs für die Kleiderbeutel, massig Toiletten, alles gut sortiert. Kaum jemand ist bisher hier, ich bin früh dran. Auch später nie schlimmes Gedrängel in dem großzügigen Gelände, nicht mal vor den WCs.

Und das bei diesen Zahlen: 15.187 Anmeldungen, 13.624 Starter, 12.078 Finisher, davon 51 Behinderte. Einer der großen europäischen Stadtmarathons.

Aufgeregt bin ich schon, nicht unsicher. Bin ja gut trainiert. Aufwärmen, die Straße füllt sich, ständig such ich ein Plätzle zum Pinkeln. Rekordverdächtig. Hab ja auch eineinhalb Liter Wasser getrunken seit 6 Uhr (wie machen das eigentlich die Frauen ).

8 Uhr: Kleider abgeben, kurz ist kein Problem, so 12 bis 14 °C. Später wird es 18 °C warm werden, nur ab und zu ´ne Wolke vor der Sonne. Die Schwamm-Stationen alle 5 km, im Wechsel mit der Verpflegung, werde ich zu schätzen lernen.

8:30 Uhr: Vorne im Startblock C, nächstens den 3:30 Luftballons (ja, insgeheim hab ich schon vor 2 Wochen entschieden, mich an den 3:30 zu versuchen). Jetzt doch etwas verloren, zwischen all den richtigen Läufern mit ihren Computern am Handgelenk. Runterzählen auf Italienisch. Nach gut einer Minute schon über die Startlinie, jetzt ganz gelassen.

Vorbei am Forum Romanum, über die Piazza Venezia und rund um Kapitol- und Palatin-Hügel in Richtung Süden zur Basilika San Paolo, der Papstkirche außerhalb der Stadtmauern. Der erste km nach 5:20, perfekt, die 20 sec lass ich locker stehen. Mit viel Tempogefühl die nächsten 2 km sauber in 5:00/km. Dann kommen die 3:30-Hasen von hinten, ich bleib dran. Erst bei km 5 merke ich: die sind ja viel zu schnell, 4:40/km . Ich lass sie ziehen, aber an das schnellere Tempo hab ich mich gewöhnt. Die nächsten 15 km werde ich sehr gleichmäßig im prächtigen Wohlfühltempo um die 4:55/km dahinrennen .

Hinter der Basilika geht´s bei km 6 über den Tiber, durch das südliche Trastevere zurück nach Norden. Nochmal über den Tiber, vorbei an Pyramide, Porta San Paolo und evangelischem Friedhof, dann zwischen dem Arbeiterviertel Testaccio und dem Klosterhügel Aventin laufen wir zurück zum Tiber. Km 10, ich schwebe Um mich rum immer wieder dieselben Gesichter, alles fließt. Flussaufwärts bis km 14, dann rüber zum Vatikan. Vor dem Petersplatz ab nach rechts in den bürgerlichen Stadtteil aus Zeiten der italienischen Einigung, Prato, kreuz und quer Richtung Norden.

Neben mir höre ich schwäbisch, zwei Läufer von der Alb. Freu mich, wir plappern ein wenig. Die machen einen Trainingslauf für Hamburg in 5 Wochen, der eine läuft in 2 Wochen auch noch Freiburg, beide "Unter-3-Stunden-Läufer". Ich lass sie ziehen.

Halbmarathon nach 1:43:32, perfekt, ein wenig zu schnell. Ich fühl mich bestens. Euphorie macht sich breit, I can fly . Vorbei am Gelände der Olympiade 1960 raus aus der Stadt. Neben uns die Jugendherberge, Erinnerungen an meine erste Auslandsreise ganz alleine, mit 19. Das Mädel mit den schönen schwarzen Zöpfen, dem ich seit einiger Zeit hinterherlaufe, forciert das Tempo. Aber das merk ich gar nicht. Die langgezogene Rampe bei km 24 hoch zur letzten Tiberquerung pusht mich Bergläufer zusätzlich. Erst in der Zeitauswertung des Veranstalters sehe ich das: 4:39/km zwischen HM und der Moschee bei km 26.

Jetzt beginnt die lange Reise flussabwärts zurück ins Centro Storico. Die ersten Ausfälle am Straßenrand. Bei km 31 beginn ich es zu ahnen: das Ziel 3:30 werde ich nicht erreichen, ich hab´s überzogen. Die Pace steigt deutlich über die 5 min/km, und ich kann nix mehr zulegen: in beiden Waden kündigen sich Krämpfe an, das rechte Knie beginnt zu mucken . Angst macht sich breit, aufgeben zu müssen. Bei km 32 kommen die 3:30-Pacemaker von hinten. Bleib auf Sichtweite bis zur Verpflegungsstation bei km 35. Hier entscheide ich, mein eigenes Tempo zu gehen. Vielleicht übersieht mich auch der Hammermann und rennt an mir vorbei, wenn ich langsamer mach .

Schon bei km 34 beginnt die Sightseeing-Tour durch die Altstadt: Piazza Navona (hier lass ich noch ´nen Brüller los vor Begeisterung), Tempel des Torre Argentina, Piazza del Popolo, Spanische Treppe, Trevi-Brunnen ... So richtig geniessen kann ich´s nicht mehr. Übermächtig wird der Wunsch, mich in die Schlange der Gehenden einzureihen. Besonders die 2 km lange kerzengerade Einkaufsstraße Via del Corso, leider nicht gesäumt von anfeuernden Zuschauern, sondern von Einkaufsbummlern und Touristen, hat mich vollends entnervt. Aber da war dann eine innere Stimme, die immer wiederholte: Quäl dich, Hans ... Woher hab ich die nur (ach, auf italienisch heißt das "animo", die häufigste Anfeuerung neben "bravo" und "forza, ragazzi").

Was für eine Mühe, über das holprige Altstadtpflaster, und immer wieder einen Weg suchen zwischen den vielen Läufern, die noch mehr schwächeln als ich. Hier hätte ich mir mehr anfeuernde Zuschauer oder aufputschende Musik gewünscht. Bei km 38 die Entscheidung: den Oberelbe-Marathon in 6 Wochen sag ich ab .

Die letzten beiden km vorbei am Circus Maximus zurück zum Kollosseum werden ganz leicht, der Druck ist weg. Ich nehm das Tempo raus, ziele jetzt auf die Schnapszahl. Mit 3:33:31 dann doch knapp verfehlt, dank meiner Armbanduhr ohne Sekundeneinteilung.

Eine hübsche junge Römerin flüstert mir ins Ohr: "Sei molto bravo, ragazzo" und hängt mir eine schöne Medaille um. Schon dafür hat sich´s gelohnt . Danach 2 Stunden faul und glücklich im Zielbereich, die Sonne auf dem Bauch.

Eine wunderbar sympathische Veranstaltung, bestens organisiert und doch menschlich. Nur etwas mehr Anfeuerung und Musik hätte gut getan.

Nachtrag: Siegerin wurde Souad Ait Salem, 28 anni, aus Algerien in 2h25’08” (neuer Streckenrekord), Überraschungssieger der 23-jährige Kenianer Elias Chelimo Kemboi in 2h09’36” (Weltjahresbestleistung). Und ein neuer Weltrekord: der blinde Andrea Cionna rannte die Strecke in 2:31.59. Unglaublich !!!

liebe grüsse
hans


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