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Bericht

Name des Laufes:NLV/BLV Meisterschaften Cross in Helstorf
mehr zum Lauf: VID5258
Datum des Laufes:18.2.2007 (Sun)
Ort:Helstorf
Plz:D3
Homepage:
Strecken:diverse
Beschaffenheit:crossig - Heidesand
Profil:fast flach, jedoch ganz leichte Anstiege
Wetter:10 Grad, Sonne
Teilnehmer:ganz Niedersachsens Laufszene
Name des Berichtenden: Sebastian LID55
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Bericht vom 18.2.2007 (Sun)
Adam und Eva rannten nackt durchs Paradies... Nein, zu früh.
Als Romus und Remus um das Feld liefen, um zu gucken, wo Rom hin soll,.... Nee, auch nicht.
Der Papst berief 1542... Hmmmm - aber wir nähern uns, oder?

Wir schreiben das Jahr 2007. Ganz Niedersachsen ist von den übermächtigen Kirchdorfern besetzt. Ganz Niedersachsen? Nein, ein kleines Städtchen leistet nach wie vor heftigen Widerstand. In Göttingen rennen einige unverbesserliche Möchtergern-Groß auch nach dem Abgang ihrer Nummer eins in die Hansestadt Bremen um Ruhm und Ehre. Sie ernähren sich vor allem von viel Kiessee-Luft und der Hoffnung, dass wenigstens die Jugend und die Senioren 2007 Titel einfahren und die Römer^W Kirchdorfer ärgern.

Beim Einsehen der Meldelisten ging mir auf Deutsch gesagt trotz der geringen Erwartungshaltung an den \"ganz großen Titel-Wurf 2007\" der Schlumpf auf Grundeis. Während die Kirchdorfer Übermacht die Langstrecke besetzte, meldete sich auf der Mittelstrecke ein Heer von Freischärlern aus allen starken Vereinen des Landes. Unter der Flagge des bösen Sprintus-Laktatus hatten sie alle nur ein Ziel: Pflügen wir die Heide in Helstorf um und werden mal eben Landesmeister auf der Mittelstrecke. Und ich mit meinem geborenen Langstreckenschritt mitten drin... au weia...

Am Samstag beim Aufstehen überkam mich ein ungutes Gefühl in der Nackengegend. Wenig später, beim Einlaufprogramm, bestätigte sich das - Hals verrenkt. Ein Zeichen des Laufgotts? Sagte er \"tu es nicht, du bist kein Mittelstreckler\"? Aber es hat doch vor zwei Wochen in Paderborn so einen Spaß gemacht... Dank Nurmas Heiße-Rolle-Tipp konnte ich mich jedenfalls schon Samstag Abend beim (bewusst ganz gerade hingelegten) Einschlafen wieder etwas mutiger auf den großen Tag freuen.
Sonntag morgen. Etwa 10 km nach der Abfahrt beschloss der Kleinbus von Alfred, dass er nun nicht mehr beschleunigen wolle. Kann ich verstehen. Beschleunigen am Sonntag morgen - das mag ich auch nicht. Also ging es, kaum gestartet, wieder zurück nach Göttingen und in Ersatzautos. Gut, dass wir noch nicht so weit fortgefahren waren!

Ein durchgetretenes Gaspeadal und eine großzügige Stunde vor dem Start - und damit noch absolut rechtzeitig - kamen wir dann in Helstorf an. Die Strecke begann mich nicht nur durch den strahlenden Sonnenschein auf den ersten Blick anzulächeln. Auch die wider Erwarten vorhandenen leichten Steigungen gefielen mir. So mag ich das: einfach nur flach rennen - das kann ja jeder Mittelstreckler. ;-) Startnummern antackern, die passenden Dornen wählen (2*12mm vorne, Rest 9mm) und mit Frerk zum Einlaufen dackeln - auf diesem gewohnten Weg ging alles sehr schnell vorbei. Während wir nacheinander erst die mittlere und dann die große Runde abjoggten und unser späteres Geläuf begutachteten, gewann Paul die M15 (inklusive Mannschaftstitel) und Matthis die JugendB. Was für ein Auftakt!

Unser Start war pünktlich um 12:10. Die Taktik für 3900m Cross in einem Feld übermächtiger Mittelstreckler ist eigentlich recht schnell erläutert: Den ersten Kilometer 110% und dann möglichst erst nach weiteren 2,9 km im Ziel sterben.

Der Startpfad führte ca. 100m leicht ansteigend und verengend auf den Wald zu. Dort bog er dann links über die \"Kuppe\"in selbigen ab. Hier galt es, nicht zu weit hinter der Spitze zu sein. Wer da fehlt, der hat schon fast verloren!
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Also mit dem Startknall Vollgas.
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Ellenbogenabwehr und -einsatz und dann scharf links.
Klappte ganz gut. Keine Ahnung, wie ich da hin kam - im Wald war ich dann aber etwa zehnter und damit am Ende der Spitzengruppe. Gute Ausgangslage.
Die Auftaktrunde führte nun etwa 300 Meter ganz seicht bergan. Dann rechts rum auf ein Querstück, wieder rechts, leicht bergab, nochmal halbrechts (naa, wem ist schon schwindelig?) und dann über eine freie Heide in einem Bogen zurück ins Ziel. Das alles verlief recht ereignislos. Mal abgesehen von Platzwechseln ganz am Anfang hatte ich eine relativ solide Position im hinteren Drittel der Gruppe gefunden, die von Vitali Müller und Johannes Raabe angeführt wurde. Ich lief direkt hinter meinem Ex-Vereinskameraden und Neu-Bremer Ingo. Genau da habe ich mich die letzten drei Jahre hingeträumt - kann ich jetzt aufhören? Auf dem freien Heidestück standen mein Trainer und Susanne und brüllten mich an (keine Ahnung was).
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Das motivierte mich jedenfalls, trotz des mörderischen Tempos (zu der Zeit dürfte das so um 3:08/km) gelegen haben, munter weiter da vorne mitzulaufen. Zieldurchlauf, sechster - doof nur, dass noch die große Runde mit 2,3 Kilometern kommt...
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Wir flogen also wieder in den Wald hinein, bogen dort jetzt aber noch einmal links ab auf die Zusatzschleife. Ich habe keine Ahnung, was hinter mit passierte - ich hatte alle Mühe damit, an Ingo dranzubleiben und meine Position zu halten. Allerdings begann nun zwischen ihm und dem Führungsduo immer mal wieder meterweise eine kleine Lücke aufzureißen. Darauf war ich nun überhaupt nicht vorbereitet - immerhin war Ingo doch als Mitfavorit ins Rennen gegangen! Am Ende der Zusatzschleife (vielleicht so bei Kilometer 2,7?) fasste ich mir nun also ein Herz und ging vorbei. Nun ware wir wieder auf dem Querstück, das auch in der ersten Runde gelaufen wurde. Vorne hatte sich ein Trio aus Johannes, Vitali und einem dritten Läufer gebildet, dahinter waren sofort wir. Ich war nun in der unschönen Position des vierten Läufers der Spitzengruppe - und hinter mir die hetzende Meute. Na toll - da wollte ich nun echt nicht hin! Viel Zeit zum Nachdenken blieb jedoch nicht, denn nun attackierte Johannes. Sofort riss eine Lücke zu mir auf. Beim Frühstück hatte ich noch das Video vom 10.000-Rennen von Jan Fitschen bei der EM geguckt. Und jetzt schoss mir ein Satz durch den Kopf, den da der Kommentator sagte: \"wenn jetzt da vorne einer platzt, dann hat Fitschen eine Medaille\". Nur heiße ich zwar nicht Fitschen, war im Gegensatz zu dem auch nie ein Top-Mittelstreckler. Aber man kann es ja mal probieren. Hinter mir liefen ja auch nur geschätzte drei 5000@sub15-Läufer... - was solls!
Kurve rechts, Vollgas, Verfolgung. Drei Meter Lücke nach vorne, geschätzte fünf Meter nach hinten. Gut. Etwas Luft also. Beine ignorieren - sterben oder siegen!
Halbkurve rechts - die freie Heide. 15 Meter nach vorne, keine Ahnung, wie viel nach hinten. Vorne riss nun die Gruppe noch einmal entzwei. Johannes und Vitali weg, der dritte im Bunde etwas dahinter. Vorbeiflug bei meinem Trainer - ich hörte nur so etwas wie \"nur noch 400m, Mensch!\" oder so ähnlich. 300. Aua. 200. Zielkurve im Blick, Beine dicht. Aus. Bitte lass es aus sein! 150. Ich verspreche auch, dass ich es nie wieder tue! Ich kam näher. 100m. Noch 5 Meter nach vorne. Geht das? Zielkurve - nein, das geht nicht mehr. Noch 50,40,30 - er stand - ich stand - so standen wir bei geschätzen 3:00/km auf der Zielgerade - er auf drei, ich auf vier ;-)

Im Ziel habe ich erst einmal ungefähr 15 Sekunden gebraucht, bis ich verstanden hatte, was gerade passiert war. Und genau das habe ich dann in einem Doppelschrei auch rausgebrüllt!

Hier der Einlauf der ersten 10:
/1. Ju 207 Raabe, Johannes 1987 LG Hannover 12:06
2./2. Ju 59 Müller, Vitali 1986 LG Braunschweig 12:08
3./1. Mä 181 Horstmann, Hauke 1982 Hannover 96 12:12
4./2. Mä 158 Hanelt, Sebastian 1979 LG Göttingen 12:13
5./3. Mä 53 Kuhlen, Andreas 1983 LG Braunschweig 12:15
6./4. Mä 106 Hublitz, Patrick 1981 LG Eichsfeld 12:20
7./1. M30 601 Diehr, Sascha 1972 VfL Wolfsburg 12:25
8./5. Mä 6 Müller, Ingo 1978 Marathon Club Bremen 12:34
9./6. Mä 5 Eilinghoff, Sven 1971 Marathon Club Bremen 12:36
10./7. Mä 163 Schenker, Frerk 1980 LG Göttingen 12:39

Ich würde gerne alle Kleinigkeiten schildern, die dann im Zielraum, danach und wo auch immer mir geschahen. Aber vielleicht sagt eine Szene einfach alles: Als wenig später mein Trainer vor mir stand und ich auf ihn zugewankt kam, waren der Worte genug gewechselt und eine Umarmung sagt den Rest.

Zusammen mit Frerk, der trotz Trainingsrückstand einen tollen 10. Platz einlaufen konnte und dem ebenfalls bärig starken Thorsten (21., 12:57) konnten wir hinter der LG Braunschweig und dem MC Bremen sogar den dritten Platz in der Mannschaftswertung feiern - hätte uns das jemand prophezeit (zumal uns mit Till unsere neue Nummer eins in ein Auslandssemester nach Italien geflohen ist) - wir hätten ihn für verrückt erklärt! Manchmal passt eben alles zusammen!
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Vorhin, so gegen 19:15 Uhr, habe ich meine Laufschuhe noch einmal angezogen. Langsam, ganz, ganz langsam bin ich zum Sportinstitut gelaufen. Dort hoch in den Wald auf unsere Crosstrainingsstrecke. Da habe ich mich dann für 10 Minuten lächelnd auf eine Waldbank gesetzt und einfach nur in den so oft maltretierten, dunklen Wald geschaut. Danach bin ich zum Stadion rüber gelaufen, wo ich nach jeder Einheit dehne und schon so manchen Tempokilometer in die Bahn gepflügt habe. Ganz begriffen habe ich es - glaube ich - noch immer nicht. Ich kann mich erinnern, dass ich im April 2006, nach der PB@10.000 und dem dritten Platz bei diesen Meisterschaften auch erst einen Tag später gewusst habe, was das wert sein kann. Einen Unterschied gibt es zwischen jenem dritten Platz und dem vierten Rang heute. Damals fehlte die Landesspitze - heute hatte ich wichtige Teile davon hinter mir!

Mein Trainer ist bestimmt mit weiteren tollen Zeiten einversatnden. ;-) Lasst mich aber einfach mal diese Gelegenheit nutzen, neben allen Vereinsmitgliedern der LGG auch allen drslern zu danken, die heute im Chat die Daumen für mich gedrückt haben! Ihr wisst, wie sehr ich mich selbst unter Druck gesetzt habe - und wie schön es ist, dieses grandiose Zwischenziel jetzt erreicht zu haben! Vielen Dank also allen denen, die Woche für Woche über den Winter mit Kommentaren, Anregungen, aufbauenden oder bremsenden Worten, vor allem aber mit vielen vielen netten Buchstaben dafür gesorgt haben, dass das Laufen noch mehr Spaß macht, als es mir sowieso macht!

Viele liebe Grüße,
Sebastian


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