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Bericht

Name des Laufes:44. Essen-Marathon
mehr zum Lauf: VID3400
Datum des Laufes:15.10.2006 (Sun)
Ort:Essen
Plz:D4
Homepage:http://www.essen-marathon.de/
Strecken:MA
Beschaffenheit:asphaltiert
Profil:ganz überwiegend eben
Wetter:blauer Himmel, wolkenlos, 9-16 Grad, Ostwind
Teilnehmer:1580 Finisher (1360m,220w)
Name des Berichtenden: F_rankie LID4085
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Bericht vom 16.10.2006 (Mon)
[VWKGJ]
Diesmal muss ich den Teil wohl leer lassen. Nicht mal eine Erkältung! Na gut, die Schuhe könnten mir evtl. einen Strich durch die Rechnung machen, zu denen hatte ich noch nicht 100%ig Vertrauen gefasst ... Und ich war super motiviert, ob \\\"über\\\"motiviert, muss der geschätzte Leser dieser Zeilen selbst entscheiden ...
[/VWKGJ]

[Wettkampf]

Nachdem der haushohe Favorit und spätere Sieger, Mario Kröckert (Bayer Leverkusen), sich erst eine Minute vor dem Start blicken ließ, wurde der Marathon mit einer Minute Verspätung um 10:01 gestartet. Ich hatte mich entsprechend meinem Plan, unter 4:00h zu laufen, bei den 4:00h Brems-/Zugläufern eingeordnet. Countdown und Startschuß - eine Minute Brutto-Netto-Differenz - endlich geht es los. Seit vielen Tagen hatte ich diesem Moment entgegen gefiebert! - Gleich zu Anfang ein kleiner Anstieg, und die ersten Km über breite Straßen, so dass es nicht zum Gedränge kam – wenn nicht gerade aus dem „Nichts“ eine Verkehrsinsel auftauchte. Km 1 in 05:41 – Punktlandung. In der großen Gruppe der 3:59 Aspiranten hatte sich ein Ruhrpott-Original eingereiht, dessen locker-flockigen Sprüche zwar anfangs ganz witzig waren, mir jedoch nach ein paar Minuten ziemlich auf den Zeiger gingen, so dass ich mich schon beim Abzweig nach Essen-Werden, kurz nach km 3, entschloss, vor den 3:59ern und nicht dahinter zu laufen. Damit war der Weg frei, mein eigenes Tempo zu finden, das sich schnell bei ca. 05:25-05:30 min/km einpendelte. Eigentlich hatte ich mir 05:35 vorgenommen, aber der Autopilot war offensichtlich diesmal ein paar Sekunden besser drauf (und auf den ersten 25 km sehr konstant).
Bald schon wurde klar, warum der Essen-Marathon so einen großen Freundeskreis hat – die Strecke am Ufer, mit Blick auf den See, die Segelboote, die herbstlich gefärbten Waldhänge am gegenüberliegenden Ufer – wunderschön. Auf den Ostwind – angesagt waren so zwischen 13 und 19 km/h Windgeschwindigkeit - war ich seelisch vorbereitet. Auf der zweiten Runde, so bei km 30, würde der Gegenwind bestimmt mehr Probleme bereiten! Aber zunächst empfand ich ihn als Erfrischung, und er bewahrte die Körpertemperatur vor einem zu schnellen Anstieg. Meinen Spickzettel (Leukoplast am Uhrarmband) mit den 5/10/15km etc Zwischenzeiten hatte ich ergänzt um die „geschätzten“ km-Angaben für die Verpflegungsstände (Vorschlag an die Veranstalter: die km-Angaben mit in die Ausschreibung aufnehmen, zusätzlich zur grafischen Darstellung der Verpflegungspunkte auf der Landkarte). Beim ersten Verpflegungsstand füllte ich meine beiden 170 ml Flaschen auf, die beim Start noch leer waren. Dieses Prinzip (Flasche(n) bei den Verpflegungsstellen auffüllen und unterwegs nach und nach leer trinken) hatte ich erstmals beim Frankfurt Marathon 2005 ausprobiert, und wollte es wieder anwenden.
Zwischen km 12 und km 13 kam der Abzweig zum „hin und zurück“ Abschnitt auf der Wuppertaler Straße, der auf der Landkarte nicht maßstabsgerecht abgebildet war und sich daher in Wirklichkeit ein bisschen zog. Da ich aber noch sehr gut drauf war, haben mich die entgegenkommenden schnelleren Läufer eher motiviert als demotiviert. Dieser Abschnitt wird nur auf der ersten Runde durchlaufen, und ermöglicht den Organisatoren, die zwei Runden um den Baldeneysee auf 42,195 km zu verlängern. - Wenige Meter vor km 15 die Wende, km 15 ging in 01:21:40 durch, davon die letzten 5 km in 05:21 min/km – ooops - Frank, Du wirst doch nicht überpacen? – aber es fühlte sich doch so gut, so richtig an, und die HF war noch weit im grünen Bereich mit 152 (78% HFmax). Mir kam in den Sinn, dass wenn ich jetzt richtig Gas geben würde, vermutlich eine neue HM PB laufen würde – aber mir wurde genauso schnell klar, dass das für einen Marathon ein ziemlich destruktiver Gedanke war, den ich schleunigst verdrängen musste. Jetzt begann die vermeintliche Rückenwindstrecke – aber pustekuchen (mit Betonung auf „puste“). Von Rückenwind war auf den ganzen 42 km nur gelegentlich was zu spüren, einige „westwärts“ Abschnitte lagen geschützt im Wald, während die Gegenwind-Abschnitte am Südufer deutlich ungeschützter lagen (insofern ist die spätere Siegerzeit von 2:16:54 noch höher anzurechnen). Was schließen wir daraus? Bei Ostwind sollte man die Laufrichtung umkehren ;-).
Meine HM-Durchgangszeit lag bei ca 01:54:45h, gut 3 Minuten unter Plan, und das bei einem Puls von ca 156 (~80%HFmax). Vermutlich habe ich mich noch nie nach 21,1 km Laufen so ausgeruht gefühlt, mein Optimismus war grenzenlos – Frank, wenn Du auf der zweiten Hälfte die Zähne zusammenbeißt, vielleicht sind am Ende sogar 03:50h drin? flüsterten mir die Endorphine ein (es müssen die Endorphine gewesen sein, ich war es jedenfalls nicht, Ehrenwort). Die Verpflegung war sehr gut, an jedem Stand erst Wasser, dann Iso und (nicht zu stark) gesüßter Tee, dann Banane – ab ca km 30 kam auch noch Cola hinzu. Belebte Abschnitte mit super Stimmung wechselten sich mit ruhigen, fast einsamen Abschnitten ab – dank toller Landschaft eine willkommene Abwechslung. Bei ca km 24 (ca 02:10h) dann zum ersten Mal wieder den Start-/Zielbereich erreicht (wo wenige Minuten später dann schon der Sieger eintraf) – einer Überrundung bin ich also entgangen. So, ab nun also wieder bekannte Streckenabschnitte – auch das ist eine interessante Erfahrung. Bei km 25 (02:15:51) betrug der Vorsprung gegenüber meinem 03:59:59 Plan bereits über vier Minuten, von Müdigkeit keine Spur. Das sollte sich jedoch bald ändern ... Kurz hinter Essen-Werden, bei km 28 merkte ich, wie die Beine langsam schwerer wurden, nun sollte also der eigentliche Kampf mit dem inneren Schweinehund beginnen. Bis jetzt war alles nur Vorspiel, jetzt ging es los. Wie war das noch? „Ein Marathon hat zwei Hälften, die erste dauert 30 km und die zweite 12 km“ habe ich hier vor kurzem gelesen. Man kann es ruhig noch krasser ausdrücken – der Marathon beginnt eigentlich erst so bei km 28. Oh – ging da eben ein km mit 05:52 durch? Frank, reiß Dich zusammen. Nicht schlurfen - zurück zu ca 05:30 min/km. Bei km 30 (02:43:50) zum ersten Mal Trinken und Banane im Gehen, aber nur für 30 Sekunden, weiter geht’s, es muss. Jeder km wird länger als der vorhergehende. Und noch länger. Und die Beine werden immer schwerer. Und noch schwerer. Da ist er also, der vielzitierte Mann mit dem Hammer. Schmerzen im eigentlichen Sinne habe ich keine, zumindest spüre ich keine. Trotzdem Zähne zusammenbeißen – natürlich nur im bildlichen Sinne. Wie lange dauert eigentlich noch dieser Gegenwindabschnitt? Von km 30 bis km 35 (03:13h) benötige ich 05:53 min/km, noch habe ich gut 4 min Vorsprung, denn mein Plan sah für km 30 bis zum Ziel 05:50 min/km vor. Eigentlich kann jetzt nichts mehr schiefgehen, auch wenn ich mir ab km 35 etwas mehr Gehpausen als geplant gönne – der Körper schreit nach diesen Pausen. Anderen geht es genauso. Das Zurückfallen in das Lauftempo fällt mir nach den Gehpausen nicht ganz so schwer wie bei meinen ersten beiden Marathonläufen, km 37 gelingt mir sogar in 05:39 min, wofür ich mich sofort nach dem km-Schild wieder mit einer Gehpause belohne ;-). Irgendwo in dieser Gegend auch mein LAS für heute (LAS = Lieblingsaufmunterungsschild): „Laufen – nicht lesen!“ - Bei km 39 (ca 03:38h) die letzte Verpflegungspause, die ich noch mal intensiv zur Erholung – sprich zum Gehen - nutze – jetzt trinke ich alles durcheinander, Iso mit Tee und Cola schmeckt gar nicht so übel – jedenfalls nicht nach 39 km. Und noch mal Flasche auffüllen – die Hände kleben von dem Zucker. Pulsgurt bzw. -uhr haben sich verabschiedet, zeigen schon seit geraumer Zeit viel zu niedrige Werte an, meine wirkliche HF wird jetzt wohl so bei 165-170 (170=87%HFmax) liegen. Mein Vorsprung ist natürlich massig eingeschmolzen, wie Eis in der Sonne. Frank, das war jetzt Deine letzte Pause, das muss für die letzten gut 3 km reichen – und ich schaffe es tatsächlich, wieder in einen ca 6:00 min/km Trott reinzukommen. Etwas enttäuschend, das selbst bei km 40 bis 41 noch keine nennenswerten Zuschauermengen die Strecke säumen. So ziehen sich die letzten 3 km endlos, und die Motivation muss noch immer von innen kommen – da bin ich vom Frankfurter Marathon natürlich verwöhnt. Erst bei ca km 41,5 Zuschauer, das Anfeuern durch die vielen Zuschauer auf der Regattatribüne tut unendlich gut, das große Tor dort ist aber noch nicht das Ziel – wie lange denn noch - eine Kehrtwende noch – und auf den letzten 100 Metern werde ich – wie alle anderen Läufer auch - von Musik und tanzenden Cheerleaders begrüßt. Doch, das wäre was fürs Auge, wenn die Aufmerksamkeit noch da wäre, aber die gilt nur vier großen Buchstaben: Z-I-E-L. Bei 03:57:32 netto gehe ich über die Matte, geschafft!!, die vier Stunden sind unterboten (die letzten 2,2 km in 05:40 min/km), ich bin glücklich. Sanitäter reichen Decken, vielen Mitläufern steht die Freude über die unterbotenen vier Stunden ins Gesicht geschrieben, mir sicherlich auch. Keine Krämpfe, keine nennenswerten Blessuren, keine Rücken- oder Schulterschmerzen, alles ist gut gegangen, auch wenn die Beine natürlich nach Erholung schreien. Sogar das (nicht alkoholfreie!) Königs Pilsener und die Bratwurst eine Viertelstunde später schmecken mir, ohne das der Magen rebelliert. Erstaunlich, erstaunlich ...
[/Wettkampf]

[Fazit]
- Die ersten zwei Drittel eines Marathons können richtig viel Spaß machen.
- Mache Deinen Plan so, dass Du dem Mann mit dem Hammer ein paar Minuten Tribut zollen kannst, wenn Du musst (soweit meine derzeitige Einstellung zum Thema „negative split“).
- Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich nennenswert(!) weniger Probleme zwischen km 30 und 40 gehabt hätte, wenn ich auf den ersten 25 km langsamer gelaufen wäre. Aber auf jeden Fall hätte ich dann weniger „Zeitbuffer“ gehabt ...
- Auf den letzten 1000 m eines Marathons wären Schilder a la „noch 900 m“ – „noch 800 m“ usw. extrem motivationsfördernd, zumindest für 4h-Läufer.
- Ziel für den nächsten Marathon (geplant: Mainz Mai 2007): die zweite Hälfte unter 2h ;-)
- Und noch ein Ziel: mehr trainieren (war diesmal wieder nah am Minimum)
- und das Wichtigste: den Lauf in Essen kann ich nur empfehlen – gute Organisation, tolle Landschaft - auch wenn die Konkurrenz mit Berlin, Köln und Frankfurt natürlich groß ist.
[/Fazit]

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