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27.04.2024, der 6. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:Monte Sophia
mehr zum Lauf: VID3630
Datum des Laufes:26.8.2006 (Sat)
Ort:Niederzier
Plz:D5
Homepage:http://www.tv-huchem-stammeln.de/la/lauf/monte.htm
Strecken:28500m
Beschaffenheit:größtenteils Forstwege
Profil:reichlich hügelig, 350 Hm
Wetter:ideales Laufwetter
Teilnehmer:408
Name des Berichtenden: max LID15
Max aus

Bericht vom 27.8.2006 (Sun)
Drei mal ist Bremer Recht
oder
Vom Gesetz der Serie!

Es folgt ein verdammt langer Bericht, aber 1. war es ja auch ein langer Lauf und 2. war er auch vom Rennverlauf her ungewöhnlich spannend. Hoffentlich kann ich das hier einigermaßen rüberbringen.

Am dritten Wochenende hintereinander nun also mein dritter Volkslauf. Die beiden vorherhigen waren Zehner gewesen, bei beiden konnte ich letztendlich als Sieger von der Zieleinlauf-Aschenbahn gehen. Dies mal erwartete mich ein richtig langer (28,5km) und anspruchsvoller Lauf (350 Hm auf Forst- und Waldwegen). Aber ich bin ja wohl ganz offensichtlich in der Form meines Lebens, und das ganz ohne Doping - ich trainiere halt gerade so viel wie nie. Also mal schauen was heute drin sein würde. So viel zum Aufbau der Spannungskurve.

Bis zum vormittag war gar nicht klar, ob ich überhaupt mitlaufen würde. Hermann, der Vereinskollege, mit dem ich mitfahren wollte, hatte eigentlich aus familiären Gründen nicht wirklich Zeit, aber er wollte unbedingt laufen und so fuhren wir doch tatsächlich zum legendären "Monte Sophia", der aus einem Berglauf über die durch den Braunkohletagebau entstandenen Hügel hervorgegangen ist, um sich letztlich zu einem anspruchsvollen Landschaftslauf zu mausern. Die Webseite des Laufes ist übrigens wirklich reizvoll zu lesen und macht bereits deutlich, dass er mit viel Liebe und Spaß organisiert wird!

Im Prinzip geht der Lauf über 2 Buckel: einen kleinen, eher spitzen (ein Drittel der Strecke) und einen großen breiten Buckel (die restlichen zwei Drittel). Insgesamt sollen es 350 Höhenmeter sein, aber Hermann und ich waren uns auf der Rückfahrt einig, dass es sich nach viel mehr angefühlt hat.

Nachmeldung etc. ging problemlos, alles gut organisiert, wir machten uns ans warmlaufen bei perfektem Laufwetter: kaum Wind, ca. 18 Grad, kein Regen. Der Boden war zwar feucht, aber größtenteils griffig, und es gab kaum Pfützen.

VWKGJ
Meine Beine fühlten sich nicht besonders locker an. Am Vorabend war ich noch 14 km gelaufen, so langsam war ich die Strecke in diesem Jahr noch nie gelaufen, weil ich noch platt war von zwei intensiven Einheiten am Mittwoch und ungeplanterweise Donnerstag. Und dann tat bei der zweiten Steigerung plötzlich mein rechtes Problemknie weh, oder machte zumindest Andeutungen, dass es keine Lust auf Tempo hatte.

Als Taktik hatte ich mir vorgenommen, vor Beginn des zweiten Anstiegs möglichst weder den Anscluss an die Spitze zu verlieren noch dieser zu enteilen - da sieht man, was für ein Selbstvertrauen ich zur Zeit habe. Es kam dann alles anders: Nach dem Start rannten auf dem ersten flachen Kilometer 7 Leute los wie die Irren, ich versuchte, mit den anderen 6 Schritt zu halten, obwohl es schwer fiel. Kein Wunder, der Kilometer war nach gerade einmal 3:25 rum. Und während dieses Kilometers unterhielt sich die Hälfte der Truppe auch noch fleißig und lautstark - das übliche Geprahle von Verletzungen und wenig Training und trotzem Ironman und so - und behauptete, dass das ja noch kein Kilometer gewesen sein konnte. Da wusste ich dann schon, wen ich auf jeden Fall hinter mir lassen wollte.

Zunächst einmal hatte ich aber ernsthaft Probleme, dranzubleiben. Zunächst bildete sich eine Sechserkegelformation, dahinter ich. Dann enteilten 2 Läufer diesem Gruppetto (einer davon jener oben erwähnte Ironmanler, dem ich es partout nicht gönnen wollte, schneller zu sein als ich), dahinter eine Viererverfolgergruppe, dahinter zurückfallend ich. Ich wähnte mich wie auf einem der Volksläufe vor meinem Leistungssprung der vergangenen Monate, als ich auch eher im Bereich 4-10 lief. Aber obwohl der Abstand im Flachen erst noch größer wurde, hatte ich zu diesem Zeitpunkt ein gutes Gefühl. Mir war klar, dass das Anfangstempo der meisten zu schnell gewesen sein musste angesichts dessen, was da noch vor uns lag (ich lief km 2 in 3:33, obwohl ich 10 bis 15 Sekunden verlor). Und lieber wollte ich noch 2 oder 3 Vorläufer überholen als selber überholt zu werden. Und nach hinten zumindest war ein großes Loch entstanden.

Die Aufholjagd gelang dann aber schneller und gründlicher als erwartet. Bereits Mitte des ersten Anstiegs konnte ich wieder zu Hermann aufschließen und lag mit ihm auf Platz 2 und 3 (Mr Ironman war da bereits hinter uns;-). Wie erwartet mussten fast alle Läufer dem mühsamen Anstieg Tribut zollen und ich konnte sie pflücken wie reife Pflaumen. Ich schlug Hermann also vor, etwas Tempo herauszunehmen, da wir noch Kräfte für den zweiten, heftigeren Anstieg brauchen würden. Perfekt, dachte ich. Mein Kalkül: Entweder der Mann vor uns war ohnehin zu gut, oder wir würden ihn uns aufgrund besserer Krafteinteilung im Laufe des langen zweiten Anstiegs holen (so ähnlich war glaube ich die misslungene Strategie von Team Telekom bei der Etappe, auf der Doping-Landis seinen 10-Minuten-Rückstand wieder reingefahren hat).

Dummerweise kam im schnellen Bergabstück wieder jemand von hinten heran: Der langhaarige der zwei Holländer... Und obwohl ich hier erstmals vor Hermann ging und etwas anzog, hatte der schnelle Bergabläufer uns bald eingeholt. Und auf einmal war ich wieder einsam auf Platz 4, die beiden schienen auf Nimmerwiedersehen verschwunden, zumal ich einen minimalen Anflug von Seitenstechen hatte. Das war bei - sagen wir mal - Kilometer 9.

Bald sah ich sie jedoch wieder, ein gutes Stück vor mir: Die "Rodelbahn" kurz vor km 11. Ein kurzes, extrem steiles Stück, auf dem ich auch mein Knie deutlich spürte. Immerhin musste ich trotz der Steilheit nicht gehen und konnte in der etwas angenehmeren Steigung danach auch wieder schnell mehr Fahrt aufnehmen, ohne dass mein Knie gemeckert hätte. Ungefähr bei km 13 konnte ich dann wieder zu dem Holländer aufschließen. "Spannendes Rennen", meinte ich zu ihm. Und ob er die Steigungen als Holländer nicht gewohnt sei. Er gab sich allerdings geschlagen (Verletzungsprobleme) und machte mir Mut, ich könne sogar noch die Nummer 1 kriegen. Davon war ich dann doch eher überrascht. Als ich entgegnete, dass wir noch nicht einmal die Hälfte hinter uns hätten, meinte er "ja, eben". Ich beschloss aber, ihn nicht aufzumuntern dadurch, dass er mich bergab sowieso wieder einholen werde, sondern machte mich weiter auf den Weg zu Hermann, der 50 Meter bergauf in Sicht gekommen war. Auch an Hermann konnte ich dann recht gut vorbei (der Führende hätte 1:10 Vorsprung, meinte er), und plötzlich war ich also wieder auf dem 2. Platz, aber es waren noch 14 harte und womöglich einsame Kilometer zu laufen. Ich rannte also kraftvoll weiter, aber von dem Mann vor mir war nichts zu sehen. Gelegentlich kamen mir Mountainbiker im rosa Führungsraddress entgegen, die aber, kaum dass ich sie fast erreicht hätte, wieder nach vorne fuhren. Müssen Späher gewesen sein, die ihn über seine Führung informiert haben, wie ich mir später zusammenreimte.

Beim sogenannten "Hinkelstein" läuft man eine lustige Wendeschleife auf einem winzigen Pfädchen. Hier sah ich ganz kurz den Führenden. Auf meinem Rückweg sah ich wiederum Hermann und gleich dahinter den fliegenden Holländer. Zu Hermann meinte ich noch, er könne ruhig abkürzen, oben stünde eh keiner.

Weiter ging's. Am höchsten Punkt, dem Römerturm, erwartete uns Cäsar (http://www.tv-huchem-stammeln.de/la/berichte/bilder/2006veranstaltungen12.jpg). Sehr schön. Ich ließ mich allerdings nicht auf ein Schwätzchen ein (moriture te salutant wäre wohl angebracht gewesen), sondern rannte weiter, obwohl ich der Überzeugung war: Alea jacta sunt. Mein Vorläufer schien auf und davon zu sein.

Beim Weg durch die Versorgungsstation am Wendehammer, wo mir von 2 Seiten Schwämme gereicht wurden, verlor ich dann die Orientierung. Erst dachte ich, es ginge nach links, worauf hin die Versorger entsetzt "Hier lang!" brüllten, als ich dann in die entgegengesetzte Richtung spritzte, "Oh nein, dort lang!". Ich hätte einfach geradeauslaufen müssen, aber das erschloss sich mir leider nicht. Einer meinte noch "Scheisse, so vill Zick verlore" oder so ähnlich, und ich, "Na, darauf wird es auch nicht mehr ankommen". Ein paar Sekunden hatte ich sicherlich verloren, aber ich war sicher, dass das egal war. Von hinten schien mir keiner mehr zu kommen, vorne war ohnehin nix zu sehen. Bergab rannte ich nun, was die Muskeln und Knochen noch hergaben, aber allzuviel schien es mir nicht mehr. Nachdem es oben noch einige Kilometer mit Zeiten zwischen 3:50 und 4:10 waren, lief ich nun wieder 3:30 bis 3:45, km 26 sogar in 3:20.

Als ich einen knappen Kilometer vor dem Ziel wieder auf die Straße einbog, sah ich plötzlich gerade einmal 100 Meter einen Pulk Fahrräder und den führenden Läufer. Ja gibt's denn sowas. Das muss der sich auch gedacht haben, er drehte sich nicht nur einmal um. Ich versuchte, noch einmal zu beschleunigen und die für ihn unangenehme Situation auszunutzen (ich kenn das ja;-), aber deutlich näher kam ich ihm dann doch nicht mehr.

Platz 2 in verdammt starken 1:47:19, 30 Sekunden hinter dem Sieger René Cremers. Wahnsinn! Hermann sicherte sich Platz 3 in 1:48:55, der Holländer Jean Herpers deutlich dahinter in 1:49:34. Mannmannmann, was für ein Rennen! René war tatsächlich genauso überrascht wie ich, dass es am Schluss fast noch knapp wurde, ihm hatte man ja auch etwas von über einer Minute Vorsprung gesagt. Und er sei kein guter Bergabläufer (was ich ja von mir übrigens bis vor kurzem auch behauptet hätte). Ansonsten ist er dieses Jahr schon eine 2:37 gelaufen, in Köln will er die Zeit noch einmal deutlich verbessern...

Hermann und ich mussten dann leider sofort los, ging nicht anders, diese Siegerehrung hätte ich natürlich gern erlebt.

Ein dritter Sieg in Folge war mir also nicht vergönnt, aber das soll mir egal sein, es war schon wieder ein sehr starker Lauf und ein richtig schönes und spannendes Rennen, dass mir viel Zuversicht gibt für mein eigentliches Ziel dieses Jahr, die Sub 2:40 in München.

Das war's. Hoffentlich hat jemand mitgelesen:-)


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