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Bericht

Name des Laufes:12-Stundenlauf Brühl
mehr zum Lauf: VID4181
Datum des Laufes:25.6.2006 (Sun)
Ort:Brühl
Plz:k.A.
Homepage:
Strecken:12 Stunden
Beschaffenheit:Aschenbahn, Wald, Kieselsteine, Platten und Teer
Profil:bis auf 3 Meter auf und ab pro Runde fast eben
Wetter:Zunächst bedeckt, später sonnig heiß, am Ende Unwetter
Teilnehmer:40 Einzelläufer, 67 Staffeln
Name des Berichtenden:Udo Baurmann
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 1.7.2006 (Sat)
Nachdem ich letztes Jahr meine ersten beiden Ultraläufe absolviert hatte, sollte der 12-Stundenlauf in Brühl den diesjährigen Auftakt bilden.

Der Start war für 7 Uhr angesetzt. Abfahrt wurde also für 5 Uhr geplant, da ja noch die Startunterlagen abgeholt werden mussten. Die genaue Lage des Stadions war nicht ausgeschildert, sodass ich einen jungen Mann auf einem Fahrrad nach dem Weg fragte, der stark schwankend um 6 Uhr nach Hause fuhr. Auf meine Frage, wo denn das Stadion wäre, in dem der Lauf startet, antwortete er: „Da komme ich gerade her, aber der Lauf findet doch erst morgen statt!“ Worauf ich antwortete: „Guter Mann, morgen ist schon heute!“ Er hatte ein Fußballspiel der WM auf einem Großbildschirm im Stadion angesehen und anschießend vermutlich gut getankt. Trotz seiner recht „benebelten“ Ausdrucksweise fand ich das Stadion schnell.

Dort angekommen, die erste schöne Überraschung: Fleißige Helfer hatten eine Menge Brote geschmiert und Kaffee bereitgestellt. Alles zum Wohl der LäuferInnen und umsonst. Nette Geste!

Dann habe ich die Unterlagen besorgt und traf kurz darauf Wolfgang, der hier schon vor 2 Jahren gelaufen war und mir von dem Lauf so vorgeschwärmt hatte. Wir plauderten noch etwas über vergangene und zukünftige Läufe und schon war es kurz vor 7 Uhr.

Pünktlich wurden wir dann auf die 1. Runde geschickt. Es ging zunächst über den Sportplatz, ab in den Wald (ca. 1 km sehr schöner Weg und den ganzen Tag über schattig), dann ca. 500 m durch den Schlosspark, wo es ab mittags sehr heiß werden sollte. Leider mussten wir hier über kleine Kieselsteine laufen, die mir immer wieder in die Schuhe rutschten. Dann führte die Strecke zurück durch die Fußgängerzone, in der den ganzen Tag über viele Zuschauer waren und von dort zurück ins Stadion. Eine Runde ergab so 2,5 km Streckenlänge.

Wir laufen über die Zielmatten, wieder hinaus in den Wald; ich Trottel habe vergessen, mir einen Becher Wasser mitzunehmen. Na dann aber nach 5 km beim nächsten Zieldurchlauf! Ende der 2. Runde blicke ich mich hinter der Zielmatte um und erblicke keine Getränkeverpflegung. Ich Idiot: Die Getränkeverpflegung musste sich vor der Zielmatte befinden und ich bin wieder vorbei gelaufen. Ende der 3. Runde bin ich mir sicher, dass auch vor der Zielmatte keine Getränke ausgegeben werden. Erst hinter der Matte macht sich jemand gemütlich daran, Tische aufzubauen und Getränke zu deponieren. Na super! Also ab in die 4. Runde ohne Getränke. Wenn sich das mal nicht rächt.

Beim letzten 12er musste ich nach 56 km aufgeben. So hatte ich mir bei den angekündigten Temperaturen von über 30 Grad nur vorgenommen, möglichst die 56 km zu toppen. Mit konstanten 7 min/km sollte es losgehen. Die ersten 10 km waren in 1:05 Stunden weg. O. k., mit 6:30 min/km „etwas“ zu schnell, aber schau´n mer mal. Km 20 und 30 in exakt der gleichen Zeit, so dass anschließend 3:15 Stunden vorüber waren.

Dann wird ja jetzt bald der "Hammermann" kommen – aber nichts da, es lief wie am Schnürchen. Km 40 nach insgesamt 4:30 Stunden, km 50 nach insgesamt 5:48 Stunden - neuer persönlicher Rekord für 50 km. Da sollte doch auch der persönliche Rekord für 6 Stunden drin sein (bisher 50,72 km): Ergebnis
51,1 km in 6 Stunden (perfekt).

Zwischeninfo: Nachdem die ersten Infos am Montag im Internet erschienen sind, stelle ich erstaunt fest, dass ich mich wohl um 1 Runde verzählt haben muss. Die 50 km werden für mich erst nach 6:10 Stunden festgehalten. Im Nachhinein zwar schade, aber beim Lauf selbst hat mich die (angebliche) neue Bestzeit schließlich beflügelt. Weiter im Text …

Und dann fängt man an zu rechnen: Also 6 Stunden = 51,1 km; 100 km dürften da nur theoretisch möglich sein, da meine Zeiten ja jetzt doch langsamer würden. Aber 90 km? Oder doch wenigstens 80 km?

Also zunächst mal locker weiterlaufen. Der bisherige Rekord aus 2005 (damals allerdings nach 7:30 Stunden abgebrochen) lag – wie bereits erwähnt - bei 56 km. Die waren jetzt bereits nach 6:50 Stunden im Sack. Weiter, weiter, weiter ...

Nach 8 Stunden hatte ich dann 65 km runtergespult und Lust auf Salzstangen oder ähnliches. Leider wurden neben Wasser, Cola, Schorle und Malzbier nur Bananen, Äpfel und Brot angeboten, m. E. zu wenig für solch einen Lauf. Plötzlich waren die Muskeln dann hart. Schade - aber es gibt ja Masseure, die die Einzelläufer bevorzugt behandelten. Also mal schnell auf die Liege und die Oberschenkel frei gemacht ...

Nach der 20 Minuten dauernden „Behandlung“ dachte ich zunächst, dass es wohl nicht so viel gebracht hätte, aber ich machte mich mal vorsichtig wieder auf den Weg. Noch blieben mir ja gut 3 Stunden. Mein Plan ab jetzt: 85 km (damit hätte ich dann einen Doppelmarathon geschafft). Das müsste eigentlich auch mit Gehpausen zu schaffen sein.

Irgendwann traf ich eine Bekannte vom letzten Lauf in Köln und sie fragte: "Na, wie läuft´s und wie weit willst du laufen?" Meine Antwort (ohne
großartig nachzudenken). "Es läuft wieder rund (das stimmte ja auch) und ich greife 90 km an!"

Hey, bin ich wahnsinnig? Jetzt setzt du dich schon wieder selber unter Druck. Na, erst mal ruhig weiter laufen und marschieren. Und als ich dann noch 2 Stunden Zeit habe, bin ich bei 72,5 km. Rechnen, rechnen (oh fällt das schwer nach 10 Stunden Dauerbelastung). Die 90 km sind noch drin, wenn ich knappe 9 km pro Stunde laufe. Hätte ich doch nicht so getrödelt in der letzten Stunde !!! Also, probieren wir´s.

Ich gab wieder etwas mehr Gas und als wenn meine Beine wüssten, was ich vorhatte, lief es plötzlich immer besser. Besonders motivierend hierbei der Lauf durch die Fußgängerzone, in der wir auch immer wieder namentlich genannt wurden und (teilweise) frenetisch angefeuert wurden. Neben den Einzelläufern waren auch Staffeln mit jeweils 5 Leuten gestartet. Auf den Startnummern war aufgedruckt, wer Einzelläufer ist oder wer in der Staffel läuft. Und dann wurden wir z.B. so angekündigt: "Und hier mit der Nummer 204 Udo aus Aachen, ein Einzelläufer, der es mit Sicherheit schaffen wird, die restlichen 2 Stunden zu laufen. Er läuft jetzt auch schon wieder lockerer als in der letzten Runde - und jetzt läuft er an der Nr. 216 vorbei und ist damit aktuell an 14. Position!!"

Ich denke noch: 14. Position??? Von 32 männlichen Einzelläufern??? Ich??? Unmöglich!!! Wahnsinn !!!

Ziemlich genau nach 11 Stunden hatte ich noch 7,5 km vor mir, um die 90 km zu knacken. Es war merklich abgekühlt und über uns braute sich ein Gewitter zusammen. Ich lief gerade über die Rundenzählmatten, als das Unheil über uns alle herein brach. Der Stadionsprecher brüllte nur noch: "Rennabbruch! Alles abbauen! Beeilt Euch!". Und da krachte es auch schon über uns mächtig. Blitze, Donner, Regen wie aus Kübeln, Windstärke mind. 12!

Zelte und Pavillons rissen aus den Verankerungen und flogen quer über den Sportplatz. Dann krachte ein Blitz in einen Baum direkt an der Strecke, der daraufhin quer auf den Weg stürzte, über den wir alle Runde für Runde gelaufen waren. Er fiel genau zwischen 2 Pavillons, in denen kurz vorher noch Leute gesessen hatten. Ein irres Glück, dass niemand verletzt oder sogar getötet wurden. Laut Internet ist auch den LäufernInnen nichts passiert, die sich gerade auf der nächsten Runde befanden.

So bleibt meine Laufleistung also (leider) bei 82,5 km stehen, was 1 Stunde vor dem Abbruch Rang 12 bedeutet, womit ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet hätte. Aber beim Ultralauf läuft man ja sowieso mehr gegen sich selbst als gegen andere. Ob letztlich ein Platz unter den ersten 10 herausgekommen ist, weiß ich heute noch nicht. Das Orga-Team ist nach dem Lauf erst einmal in Urlaub gefahren. Ergebnisse und Urkunden stehen frühestens in 3 Wochen zur Verfügung - SCHADE !!!

Am nächsten Morgen hatte ich selbstverständlich guten Muskelkater, aber sonst nur 2 kleine Blasen, die ich noch Sonntag Abend aufgestochen hatte. Am Dienstag war ich wieder soweit hergestellt, dass ich vorwärts die Treppen runter gehen konnte.

Es hat mir riesigen Spaß gemacht und dass ich die 90 km letztlich nicht erreicht habe, ist nicht so schlimm. Man muss ja schließlich noch Ziele haben.

Danke für´s Lesen.

Udo


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