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Bericht

Name des Laufes:20. Veitscher Grenzstaffellauf
mehr zum Lauf: VID4063
Datum des Laufes:24.6.2006 (Sat)
Ort:Veitsch
Plz:A
Homepage:http://www.veitsch.at/cms/media/Grenz/Grenzstaffellauf.htm
Strecken:56km mit 2000Hm
Beschaffenheit:Forst- Waldwege, Steig
Profil:> 2000 Höhenmeter
Wetter:Heiss
Teilnehmer:ca 350
Name des Berichtenden: horst LID40
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Bericht vom 30.6.2006 (Fri)
Seit ich mit dem Laufen begonnen habe und erstmals ernsthaft überlegt habe, einen Marathon zu laufen, habe ich mit dem Gedanken gespielt, auch einmal einen Ultramarathon zu probieren. Irgendwie war’s heuer so weit: ich habe sowohl beim Bisamberglauf im April als auch beim Lauf Rund um den Lainzer Tiergarten (die Schlammschlacht des Jahres!) Mischa (LID75) getroffen, der ein alter VCM-Läufer (bisher an allen 22 teilgenommen), Ultrabergmarathoni und Stiegenläufer ist. Winfried war in Lainz ebenfalls von der Idee angetan. Die endgültige Entscheidung zu laufen, habe ich allerdings erst 2 Tage vorher getroffen: ich will die Hohe Veitsch probieren. Ziel ist durchzulaufen, wenn möglich in 7 Stunden. Nachdem ich keinerlei Erfahrung hatte, war die einzige Strategie, langsam zu beginnen und die ersten Stunden so im Bereich 70-75%MHF zu laufen. Danach würde ich ja weitersehen. Der Lauf geht über 56km mit über 2000 Höhenmetern; er kann sowohl als 3-Staffel (18,5km, 16km, 21,5km) gelaufen werden, als auch als Ultra. Um einen Anhaltspunkt für meine Zeit zu haben, habe ich mir aus den Ergebnislisten der letzten Jahre diejenigen Finisher herausgesucht, die um die 7 Stunden gelaufen sind. Daraus habe ich mir meine Marschtabelle abgeleitet: 2:12, 2:18 und 2:30.

VWKGJ
Zwei Wochen vor dem Lauf habe ich einen 4 Stundenlauf im Training ausprobiert, bin allerdings bei der bösen Hitze und ohne Trinken ziemlich eingegangen und musste sogar eine 20-minütige Gehpause einlegen. Die Woche danach war ich Tauchen auf Krk und konnte meinen inneren Schweinehund nicht überwinden und dort laufen gehen (nachdem das Tauchboot relativ früh auslief, hätte ich jeden Tag um ½ 6 aufstehen müssen, um zu laufen – das ist kein Urlaub!). Aber die drei Läufe in der Woche darauf waren o.k. und so hab ich am Donnerstag den endgültigen Entschluss gefasst. Komischerweise war ich in der Nacht auf Sonntag total nervös und habe sehr schlecht geschlafen. Anstatt um 5 Uhr aufzustehen bin ich dann schon knapp nach 4 Uhr aufgestanden, weil ich nicht mehr schlafen konnte.

Vor dem Rennen
Frühstück um ¾ 5: das übliche Weißbrot mit Honig, Kaffe und Latella mit Wasser verdünnt. Danach ausgiebig kühl duschen. Nachdem ich schon alles am Vorabend hergerichtet hatte, hat die geplante Abfahrtszeit von 6 Uhr locker gehalten. Nach einer 1 ½ stündigen Autofahrt sind wir in Veitsch eingetroffen. Bis dahin war strahlender Sonnenschein, nun begann es ein bisschen einzutrüben. Ich ging mich sofort nachmelden und alles ausfassen: das Nenngeld war 25 EUR, was ich mehr als o.k. fand. Es war ein hübsches Funktionsshirt inkludiert, das Startsackerl enthielt noch Duschgel, Zahnpasta, Eistee, gekühlte Trinkmolke, ein Deo, Müsliriegel, ein Regenerationsgel für die Muskeln für Nachher und ein Gratiseintritt für das Hallen (und auch Frei-)bad. Der Start-/Zielbereich (Seehöhe 669m) befindet sich direkt neben dem Hallenbad, das Zelt für die Startnummernausgabe dient danach als Festzelt. Dort fand am Vormittag nach dem Start ein Frühschoppen mit Gratisbier statt und am Nachmittag die Siegerehrung. Ich habe Mischa getroffen und kurz begrüßt. Leider hat sich meine Nervosität wieder einmal auf den Darm geschlagen: pünktlich 20 Minuten vor dem Start hat sich Durchfall eingestellt. Es waren einige Mobilklos aufgebaut, also kein Problem. Umgekehrt wurde mir dadurch eine Entscheidung abgenommen: ich habe tagelang überlegt, ob ich mir einen Bauchgurt auf die Strecke mitnehmen soll. Das Thema war nun abgehakt, weil ich zwei Packungen Taschentücher als überlebensnotwendig ansah ;-). Dadurch konnte ich auch meine kleine Webcamera mitnehmen und gibt’s zu diesem Bericht auch ein paar Bilder:
diese finden sich auf http://horst-steiner.magix.net. Links im Menü „Veitscher Grenzstaffellauf“ anklicken. Man kann nun entweder die Sildeshow automatisch ablaufen lassen, oder darüber auf Bildübersicht klicken und dann aufs erste Bild und danach entsprechend dem Text durchklicken (die Nummerierung sollte korrespondieren ;-)). Die Bilder sind von meiner kleinen Webcam, die Qualität ist natürlich nicht berauschend; aber für einen ersten Eindruck sollte es reichen.
Die Zeit vor dem Start verging sehr schnell: Startnummer befestigen, Brustgurt umschnallen (Bild 1: aufgrund der frühen Stunde ist der Gesichtsausdruck etwas eigenwillig), Laufschuhe gut schnüren, ein bisschen Andehnen (Bild 2 - man beachte die volle Konzentration und Entschlossenheit im Gesichtsausdruck) und Stimmung genießen. Ute hat das leider ausgenutzt und mich beim Dehnen, als ich mich unbeobachtet gewähnt habe, zu einigen sehr unvorteilhaften Fotos ausgenutzt. Aber diese fielen leider der Zensur zum Opfer…

Die erste Etappe
Pünktlich um 9:00 war der Start, traditionell mit einem Böllerschuss. Trotz mehrmaliger Ankündigung bin ich doch zusammengezuckt, so laut hatte ich mir den nicht vorgestellt. Der Himmel war bedeckt, dadurch war es auch nicht so brütend heiß wie die vorhergegangen Tage. Das erste kurze Stück geht’s durch den Ort hinter einem Pacecar nach. Ich bin ganz hinten gestartet und bin bewusst langsam losgelaufen(Bild 3 ja, ich kann auch – wenn auch etwas gequält – lächeln). Unglaublich, wie hoch das Tempo der vorderen war. Beim Ortsbeginn zweigt die Strecke dann von der Hauptstraße auf einen Forstweg ab, der zum Hochreiter (4,5km,1070m) führt. Hier galt es für mich, das Tempo zu finden: ich bin hier ziemlich konstant knapp unter 75%MHF gelaufen. Nach ca. 44 Minuten taucht dann der Hochreiter auf (Bild 4) mit der ersten Labestation (Bild 5). Kurz danach zweigt die Strecke vom Forst- auf einen Waldweg ab, der etwas steiler ist. Hier habe ich beschlossen, das erste Mal von Laufen auf Gehen zu wechseln (Bild 6). Die Sonne kämpfte sich nun durch die Wolken. Im Wald war es wunderschön und kühl zu laufen. Bald waren so viele Höhenmeter überwunden, dass sich erste schöne Ausblicke über Wiesen ins Tal gezeigt haben (Bild 6). Hier meldet sich leider wieder mein Bauch; ein geeigneter Holzstoss, um dahinter in Deckung zu gehen ist bald gefunden. Auch wenn im Nachhinein einige feindselige Zeitgenossen das Gegenteil behaupten, das war eine Almkuh und *nicht* ich (Bild 8). Dabei fällt mir eines von Winfrieds legendären Zitaten aus einem seiner Berichte ein („Die Oberschenkel fühlen sich zwar immer noch nicht besser an, ich beschließe aber, dass das nur den Komfort, nicht aber meine Leistungsfähigkeit beeinträchtigt“) und in Abwandlung davon beschließe ich ebenfalls, dass das nur meinen Komfort beeinträchtigt. Ich will mir dadurch den Lauf nicht verderben lassen und schon gar nicht deswegen beenden müssen. Meine Gegenstrategie ist bei jeder Labestation das Doppelte zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und zusätzlich Bananen zu essen. Nachdem mein Darm nun mit meiner Entschlossenheit konfrontiert wird, merkt er, dass er nicht viel ausrichten kann und beruhigt sich sogleich einigermaßen. Bald ist die zweite Labestation erreicht (Bild 9) und es geht weiter Richtung Pretalsattel. Wir werden auf diesem Abschnitt mit wundervollen Ausblicken belohnt (Bild 10); ebenso würden neben dem Weg lauschige Plätze zum Verweilen und Rasten einladen (Bild 11), – leider fehlt dafür die Zeit. Knapp nach einer Kreuzung, wo der Wanderweg zum Troising abzweigt (Bild 11) erreichen wir über ein kurzes Bergabstück die nächste Verpflegung am Pretalsattel auf 1068. (Bild 12). Ich nehme hier 2 Becher Wasser, einen mit Isostar sowie 3 Stück Banane und verschnaufe kurz. Frisch gestärkt nehme ich das nächste Teilziel in Angriff, den Eisnerkogel. Es ist nun wieder ein bisschen bedeckt. Auf diesem Wegstück tut sich für die Läufer der erste Blick auf die Hohe Veitsch auf (Bild 13). Wenn ich kurz für die Fotos stehen bleibe, dann bin ich sofort von Myriaden von Fliegen und Mücken umschwirrt. Ich muss beim Fotografieren immer wie wild herumfuchteln und sofort abdrücken, da ich sonst außer Fliegen nichts am Bild habe (im Bild 20 sind diese auch deutlich als schwarze Flecken rechts oben auszumachen). Beim Eisnerkogel auf ca. 1360m ist der erste Wechsel eingerichtet und damit die erste Etappe des Ultras mit 18,5km zu Ende. Für meinen Zeitplan von 4 Stunden war für den ersten Wechsel 2:12 vorgesehen, es wird eine Punktlandung trotz dreier verschissener Minuten ;-) 2:12:40 Bild 15, 16 und 17). Hier gibt’s das erste Mal ganz feine selbstgebackene Mehlspeise: Schokoroulade mit Marmelade gefüllt: ich nehme mir die Zeit für ein großes Stück.

2. Etappe
Wir laufen nun über den Almweg auf die Hohe Veitsch zu (samt Brunnalm Bilder 18, 19 und 20), die etwas im Hochnebel versteckt ist. Hier werde ich von einigen Staffelläufern überholt, die noch sehr frisch und motiviert wegstarten. Man merkt aber allen Läufern an, dass wir uns der berühmt berüchtigten Schlüsselstelle, dem Teufelssteig nähern; es wird kaum mehr geredet. Der Almweg selbst macht seinem Namen alle Ehre und wir werden mit einer schönen Almlandschaft belohnt (Bild 21). In der Nähe der Rotsohlalm findet sich dann die nächste Verpflegungsstation (Bild 22), die letzte vor dem Teufelssteig: Kurz danach der erste Blick auf die Schlüsselstelle (Bild 23). Der Steig selbst beginnt noch auf einer Almwiese (Bild 24, 25); über Schrofen und danach sehr steinig geht’s zwischen großen Latschenfeldern steil bergan (Bild 26). Die Bilder geben leider nicht die Steilheit wieder.
Am Steig selbst sind sehr viele Wanderer unterwegs, die jeden Läufer anfeuern, beklatschen und sofort ausweichen. Die Stimmung ist hier fantastisch und das gibt Kraft. Nachdem ich gerne bergsteige, macht mir dieser Abschnitt erstaunlich wenig Mühe. Ich merke aber natürlich, dass ich im Unterschied zu einer Bergtour müder bin, was sich vor allem dadurch äußert, dass ich auf den Steinen zurückrutsche und vor allem immer wieder Steine nach unten abtrete, ein ganz schlimmes NoNo unter Berggehern. Ich konzentriere mich also drauf, so wenig wie möglich loszutreten. Von oben sieht man die Steilheit am Foto viel besser (Bild 27). Der Steig ist viel früher zu Ende, als ich ihn eingeschätzt habe; der Ausstieg überrascht mich fast (Bild 28). Hier ist der höchste Punkt des Laufes erreicht: 1840m üM. Nach dem Ausstieg bietet sich ein etwas entmutigendes Bild, die andere Seite liegt vollkommen im Nebel (Bild 29); einerseits ist das fein, es hat nur ca. 12 Grad, also optimale Lauftemperaturen, auf der anderen Seite mache ich mir Sorgen, den Weg zu verlieren; die Markierungen sind zwar sehr gut, aber wenn der Nebel wirklich dicht wird und man keine Ortskenntnis am Berg besitzt, dann ist man schnell weg vom Weg. Naja, wir werden ja sehen. Kurz darauf ist das Graf Meran Haus erreicht (Bild 30). Es folgen zwei kurze Schneefelder zum Überqueren (Bild 31). Auf der Hochalm findet sich natürlich echter Enzian (Bild 32). Das darauf folgende Stück fällt mir ziemlich schwer und ich finde es relativ gefährlich: es geht über das Hochplateau bergab: Almwiesen, teilweise leichte Schrofen und Latschen. Ich laufe gerne beim Berggehen bergab, aber mit den Laufschuhen ist das doch komplett anders als mit Bergschuhen: erstens spürt man spitze Steine durch und zweitens ist man in den Bergschuhen sehr stabil gegen Überknöcheln geschützt. Zweimal strauchle ich und überknöchle fast. Ich muss höllisch aufpassen und ganz konzentriert laufen und auch etwas Tempo herausnehmen. Aber dadurch vergeht die Zeit sehr schnell. Der Weg wird etwas flacher (Bild 33) und wiederum viel schneller als vermutet taucht schon die Kleinveitschalm auf, wo die 2. Wechselstation eingerichtet ist (Bild 34). Mein Zeitplan war auf 4:30 ausgerichtet, ich treffe nach 34,5km auf einer Höhe von 1450m bei 4:23 am 2. Etappenziel ein: geschafft! Wie bei allen Wechseln werden die Zwischenzeiten notiert – einer der beiden Schreiber ruft mir zu, dass ich ganz locker laufe und noch frisch aussehe. Das wird zwar sicher gelogen gewesen sein, aber es baut unheimlich auf ;-) Ich war so konzentriert, dass mir gar nicht aufgefallen ist, dass mittlerweile die Sonne kräftig herunterbrennt und es dadurch ziemlich heiß geworden ist; ich trinke 3 Becher Wasser, einen Isostar und bediene mich mit 2 Stücken an der selbst gemachten Mehlspeise: Marmor- und Schokokuchen. Hier habe ich ein ziemliches High: mir wird bewusst, dass zwei der drei Etappen geschafft sind, die gröbsten Anstiege hinter mir liegen und ich knapp 4,5 Stunden unterwegs bin und damit länger als je vorher in meinem Leben gelaufen bin. Und eigentlich geht’s mir gut, ich bin zwar ein bisschen müde, habe aber weder Probleme mit der Muskulatur, noch fühle ich mich erschöpft. Aber es liegt ja auch noch ein Halbmarathon vor mir, der zwar tendenziell nur mehr bergab führt, aber noch drei oder vier Anstiege bereithält

3. Etappe
Wiederum geht’s frisch gestärkt los. Ich bin gut drauf und habe das Gefühl ewig so weiterlaufen zu können. Es geht nun auf einem Waldweg bergab bis zum Karoluskreuz (1228m), danach folgt ein knackiger Anstieg bis zum Veitschbachtörl (1430m) entlang dem Hocheck bis zur Hocheckalm. Speziell beim Bergauflaufen brennt die Sonne gnadenlos herunter; ein kurzer Blick zurück auf die Hohe Veitsch – Bild 35). Die Hocheckalm ist wunderschön gelegen Bild 36, bei einer Almhütte sitzt eine Wandergruppe und feuert die Läufer lautstark an (Bild 37); auf das angebotene Bier verzichte ich zu diesem Zeitpunkt noch dankend. An der Verpflegungsstation erfahre ich, dass es noch 13km bis ins Ziel sind: „ollaweul bergoh“; tendenziell stimmt das schon, aber ich habe aus der Karte noch zwei oder drei Anstiege im Kopf. Naja, werden sehen. Ich bin nun 5h40min unterwegs und denke, dass ich die 13km in den verbleibenden 80 Minuten wohl schaffen kann. Aber das Gefühl hat sich von „ewig weiterlaufen“ auf „für 80 Minuten wird’s schon noch reichen“ reduziert ;-) Weiter geht’s über einen wunderschönen Waldweg und danach eine Forststraße zum Veitschegg. Im Wald meldet sich nochmals mein Bauch und ich muss ins dichte Unterholz flüchten. Jetzt beginnt das Laufen echt mühsam zu werden: es ist sehr heiß und nun auch schwül. Und ich werde des Laufens zusehends überdrüssig. Ich nehme mir als nächstes Ziel die 6h Grenze vor, weil dann sind’s nur mehr 60 Minuten. Und genau zu diesem Zeitpunkt habe ich das Pech, in eine Gegend zu kommen, wo relativistische Effekte in Kraft treten: die Zeitdilatation: in der Zeit von 5h50 bis 6h schaue ich sicher 10 Mal auf die Uhr und die zählt nur im Schneckentempo hinauf. Entweder ist ein schwarzes Loch in der Nähe (eher unwahrscheinlich, obwohl es in der Steiermark noch etliche weiße Flecken auf der Landkarte geben soll >:->), oder ich bin sooo langsam unterwegs, dass die Relativitätstheorie gnadenlos zuschlägt. Scheint mir irgendwie logischer. Oder aber ich bin in einem Paralleluniversum; hmmm… man muss schon in einer sehr eigenen Welt leben, wenn man sich so einen Lauf antut. Wenn einem die Sonne so erbarmungslos auf den Kopf sticht, kann man mit seinen Gedanken schon mal über Kreuz kommen. Also beschließe ich, das nicht weiter zu verfolgen und auf irgendwelche anderen Gedanken zu kommen.
Ab nun erinnere ich mich zusehends an weniger Einzelheiten: es geht endlos über Waldwege und Forststrassen bergab, zwei ganz unangenehme Steigungen sind mitten drinnen. Ich fotografiere nun sehr selten, zweimal zurück auf die Hohe Veitsch (Bild 39 & 40). Danach laufe ich auf eine Frau auf, die sich gegen das Überholen mit ganzer Kraft wehrt: kaum geht es bergan überholt sie, beim Bergablaufen bin ich schneller. So passieren wir gemeinsam die letzten beiden Labestationen; bei der ersten beim Töschenkreuz (ca. 1050m) erfahren wir, dass es noch 6km sind, die letzte ist beim Mirlbauer auf ca. 1000m. Hier sitzen etliche Leute, alle eine Flasche Bier in der Hand und beginnen mit der Vorbereitung zum Grillen. Da muss ich mich total überwinden nicht dazubleiben und mitzumachen, aber es wird mir versichert, dass es nun nur mehr das letzte Stück über eine Forststrasse 3km bergab geht. Also starte ich wieder: das bergab laufen fällt mir leicht, ich hänge meine Mitläuferin innerhalb von den ersten beiden Kehren ab und sehe sie bis ins Ziel nicht mehr. Die Sonne sticht, es ist total schwül und ich frage mich nun schon, ob das alles überhaupt Sinn macht: es zieht sich nun alles endlos dahin: 45 Minuten, dann 30 Minuten, dann die Hälfte von 30 auf 15 usw. Ich schaue alle Augenblicke auf die Uhr und nichts geht weiter. Wie war das genau mit dem Einstein?
Aber dann eine Kehre mit einem Pärchen, das mich anfeuert: es ist nicht mehr weit und wirklich: nach der übernächsten Kehre sehe ich, dass der Forstweg in den Ort mündet! Ich komme auf Asphalt und dort ist am Boden der Hinweis „1100m“ bis ins Ziel aufgemalt. Ich drehe mich kurz um und sehe ca. 100m hinter mir drei Läufer. Nun packt mich doch noch der Ehrgeiz und ich beschließe, mich auf dem letzten km nicht mehr überholen zu lassen und verschärfe das Tempo. Es ist brütend heiß und es geht noch einen km durch den Ort. Dann sehe ich das Hallenbad und den Start und weiß ich bin auf den letzten Metern. Beim Hallenbad um die Ecke und ich sehe das Ziel. Der Sprecher kündigt mich mit Namen an, ich erkenne Ute, die mit dem Fotoapparat wartet: also zusammenreißen: ein Lächeln für das Zielfoto bringst jetzt auch noch hin. Was ist das schon gegen die letzten 7 Stunden. Bei 6h54m2s überquere ich die Ziellinie (Foto 41), höre, dass ich 17. in M40 bin (134 von 177 gesamt) und muss danach kurz verschnaufen (Foto 42). Und bevor hier irgendwelche Spekulationen aufkommen: der Salzrand auf der Hose ist hart erarbeitet und ausnahmslos vom Schweiß!
Das Gefühl pendelt so zwischen Glücklichsein, weil ich’s geschafft hab und einem „so was bescheuertes mach ich NIE wieder!“. Ich brauche drei Becher Wasser und bekomme 2 Riesenstücke von wiederum Selbstgebackenem: diesmal Schokokuchen mit Schokoüberzug (mhm) und einen Ameisenkuchen. Ich setze mich kurz in den Schatten und hole danach gleich meine Sachen aus dem Auto zum Duschen, weil ich Angst habe, dass ich nie mehr hochkomme, wenn ich einmal länger als 5 Minuten sitze. Beim Umkleiden treffe ich Mischa, wir unterhalten uns kurz, er ist ca. 6h19m gelaufen. Den Genuss einer kühlen Dusche kann ich nicht in Worte fassen. Und nein, davon gibt’s auch keine pix :-P. Frisch geduscht setze ich mich zu Ute und sie holt mir sogleich ein Bier. Nachdem ich das erste Bier unten hab, rührt sich auch der Hunger. Ich hole mir ein Grillhuhn, das mit weiteren 2 Bieren runtergespült wird.

Dabei findet die Siegerehrung statt. Nun wird mir das Niveau und die Leistungen der Läufer so richtig bewusst: ich bin in M40 Vorletzter geworden; meine Zeit hätte auch in W40 nur zum vorletzten Platz gereicht. Die für mich unglaublichste Leistung bringt aber die älteste Staffel (Bild 42): die drei kommen auf ein Gesamtalter von 217 Jahren der Startläufer (am Bild ganz rechts) ist Jahrgang 27, also 79 Jahre und hat mir auf der ersten Etappe knapp 1,5 Minuten abgenommen. Einfach unglaublich!

Wir lassen dann den Abend noch wunderschön ausklingen: ein Spaziergang zu Alten Schmiede, dort noch 2 weitere Biere und ein Sulz mit Kernöl. Es wird langsam dunkel und angenehm frisch. Es ist ruhig, man riecht das feuchte Gras und ich bin so angenehm müde...

Es war ein wunderschöner Lauf, eine hervorragende Organisation: die Strecke ist perfekt markiert, man hat gar keine Chance, sich auf den 56km zu verlaufen, die Labestationen waren toll und teilweise an Stellen, wo es sicher mühsam ist, hinzugelangen. Alle waren irrsinnig freundlich und es war eine tolle Stimmung. Wenn jemand mit dem Gedanken spielt, einmal einen Bergultra zu probieren, kann ich diesen nur wärmstens empfehlen.

Mein persönliches Fazit: irgendwie spukt ja da der K78 im Hinterkopf herum; auf der einen Seite ist die Hohe Veitsch sicher ein großer Schritt in diese Richtung, auf der anderen Seite bin ich nun weiter denn je davon entfernt, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, an diesen Lauf nochmals einen HM dranzuhängen.

Ergebnisse und Bilder gibt’s auf http://www.veitsch.at/cms/media/Grenz/Grenzstaffellauf.htm.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1579


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