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Bericht

Name des Laufes:Mini-Internationales Meeting Koblenz
mehr zum Lauf: VID3891
Datum des Laufes:19.5.2006 (Fri)
Ort:Koblenz
Plz:D5
Homepage:
Strecken:800,1500,5000
Beschaffenheit:Bahn
Profil:Bahn
Wetter:16 Grad, leichter Wind, zeitweilig leichter Regen
Teilnehmer:ca. 100 in 5 Läufen 5000m
Name des Berichtenden: Sebastian LID55
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Bericht vom 20.5.2006 (Sat)
Koblenz, das Mekka der Langstrecken. Die sagenumwobene Stätte einmaliger Triumphe und großer Niederlagen. Das stärkste 5000-Meeting Deutschlands. Und ich mittendrin.

Naja - *fast* mittendrin. Genauer gesagt mittendrin im langsamsten von 5 Zeitläufen. Und das trotz einer (Koblenz-typisch geflunkert-übertriebenen) Meldezeit von 15:32,05. Fünfzehn Sekunden besser gemeldet, als die PB eigentlich ist und trotzdem nur als 5. im langsamsten Lauf gelandet. Das zeigt schon, was in Koblenz wirklich an athletischer Qualität herum läuft! Mein persönliches Traumziel für meinen ersten Start bei diesem Meeting war die sub15:30, was nicht nur deutliche Bestzeit sondern gleichzeitig die erfüllte Richtzeit für die Norddeutschen Meisterschaften Ende Juni wäre. Ganz aus der Luft gegriffen war dieser Wunsch nicht. Nach den 8:54,47 über 3000 und 32:34,30 über 10.000 wäre eine 15:30 durchaus im Plan meiner neuen persönlichen Bestzeiten. Während das Wetter zu Hause in Göttingen und auf der Fahrt nach Koblenz unangenehm windig und teilweise recht feucht war, kam in Koblenz anfangs sogar die Sonne heraus und der Wind war erträglich. Im als erstes ausgetragenen A-Lauf ging es für Jan Fitschen um die EM-Quali (13:35,00), für unseren Göttinger Spitzenläufer Ingo Müller um die Quali für die DM (14:25,00). Am Ende eines tollen Rennens scheiterten leider beide knapp an ihren persönlichen Zielen! Trotzdem ein viel versprechender Auftakt, denn gerade für Ingo war es nach einer langen Zeit ohne regelmäßiges Training durch sein letztes medizinisches Examen ein super Wiedereinstieg und damit eine riesen Motivation für den Rest des Teams!

Während der B- und C-Lauf um die Bahn kreiselten, bereitete ich mich gedanklich langsam auf mein Rennen vor und wurde das erste Mal richtig nervös. Bei jetzt wieder zunehmendem Nieselregen lief ich mich mit meinem Trainer Wilhelm und Teamgefährten Thorsten ein, die beide ebenfalls im E-Lauf starten würden, während mein Trainingspartner Frerk im D-Lauf gegen die in diesem vierten Herren-Rennen startende Sabrina Mockenhaupt antrat. Außer beim Start dürften die Medien wohl eher auf sie geachtet haben, obwohl er als 12. in 15:22,68 schneller war als sie (15:26,15). Bei nicht ganz einfachen Bedingungen eine neue persönliche Bestzeit für Frerk - und ein eindeutiger Kurs für mich! Den Zieleinlauf von diesem Rennen bekam ich schon auf der Bahn mit. Da die Rennen unmittelbar hintereinander gestartet wurden, bereiteten wir uns für den fünften Lauf schon in der Nähe der Startlinie vor. Während ich kurz vor dem Start wie in Trance so beinelockernd auf- und abhüpfte, hörte ich eine Stimme, die mehrmals „Seb“ „Seb“ „Sebastian“ rief. Beim 331sten Rufen hatte dann sogar ich kapiert, dass es um mich ging und erkannte dank des mitgebrachten Transparentes hinter dem Zaun die „kmeise“ Thomas Schlechtweg! Da es schon kurz vor dem Start war, blieb für mehr als ein kurzes „Hallo“ und „15:30 wäre mein Zielzeittraum“ leider keine Zeit mehr!

Pünktlich um 21:40 ging es in zwei Startblöcken (ich stand in dem vorgezogenen äußeren) an die Startlinie. Kurz noch nach links und rechts orientiert, was die anderen so neben mir angehen wollten („3:03 muss es schon sein“) und dann kam auch schon der Startschuss. Unternehmen Bahnbestzeit 5000 läuft!

Aus dem äußeren Block ging es recht flott los – klar, hier standen neben mir ja auch die starken Meldezeiten in diesem Lauf – so dass ich mich nach dem Ende der Kurve und der Hütchenreihe beim Schwenk auf Bahn eins ohne Probleme an dritter Position einreihen konnte. Die erste Zwischenzeit auf der Anzeige war eine 0:33,xy. Das war natürlich ein flotter Beginn. Aber bummeln zählt nicht, schließlich soll das hier ja eine Bestzeit und kein Kaffeeklatsch werden! Nach 400 Metern flitzten wir in unveränderter Reihenfolge an den Trainern vorbei. Da mein Trainer Wilhelm im gleichen Rennen hinter mir lief, hatte der inzwischen etwas von seiner 14:30,83 im ersten Lauf erholte Ingo den Job des Motivators und Zeitdurchsagers inne, Frerk verstärkte ihn kurz danach. Und Thomas hatte sich zum besseren Anfeuern inzwischen auf die Haupttribüne verlagert – ich hatte also rund um die Bahn Motivation! Die ersten 400 waren auf Zuruf von Ingo eine 69! Gemessen an der gewünschten Zeit, für die ich 74er-Runden brauchte, war das natürlich viel zu schnell! Zum Glück merkten das auch meine beiden Mitstreiter vor mir an der Spitze und wir pendelten uns bei 73/74 ein. Perfekt! Mit 3:02 war der erste Kilometer natürlich trotzdem ziemlich schnell. Die Runden 2,5 bis 5 vergingen wie im Flug. Gleichmäßig gelaufen - und schon waren wir bei 2000 Metern und 6:07. Jetzt erhöhte der Mann an der Spitze das Tempo etwas, 3:05 für die zweiten 1000 waren ihm persönlich dann wohl doch etwas zu langsam. Ich blieb zunächst einmal dran, musste dann aber doch dem für mich zu schnellen Rhythmus Tribut zollen. Noch fühlte sich aber alles vergleichsweise locker an. Trotzdem kamen für die Runden 6 bis 7,5 und damit den dritten Kilometer nur noch 3:07 heraus. Die Uhr zeigte beim Durchlauf 9:14,72. Genau im schnellsten berechneten Plan!

Bei 3000 beginnen 5000 Meterrennen erst richtig. Wenn sich irgendwo ein zu schneller Beginn rächt, dann auf dem vierten Kilometer. Und ausgerechnet jetzt war ich alleine in der Verfolgung der Spitze. Hinter mir hing zwar noch ein Läufer, der von seinem Betreuer aber die Zurufe bekam „bleib da auf jeden Fall dran“. Also keine Ambition, dass er führen würde. Das war jetzt mein Job! Ingo und Frerk brüllten mich auf der einen Seite an und ich vermute, dass Thomas von der Haupttribüne aus auf der anderen Seite brüllte. Ende Runde 8, 3200m – Ingo sagt eine 75 an. Ende Runde 9, 3600m – Ingo brüllt 76 und Frerk „komm, lauf da vorne wieder ran!“. Hinterher erzählte er mir, dass er in seinem Rennen bei einem solchen Zuruf dachte „verdammt, würde ich ja gerne – geht aber irgendwie nicht“. Und genau so fühle ich mich jetzt. Die Jungs vorne sind einfach minimal zu schnell. Ende Runde 10, 78 Sekunden – 4000 Meter. Da war er, der Rachekilometer für den zu schnellen Beginn: ca. 3:12. Aber jetzt die letzten 1000. Zweieinhalb Runden. Training. 1000m-Intervalle. Unter 3 Minuten das geht immer so schnell vorbei – und jetzt nur noch 1000 Meter!

Von hinten flitze auf einmal in der Kurve ein Läufer an mir vorbei. Im Rückspiegel hörte ich noch Ingo brüllen „geh mit!“ – aber der war so rasend schnell… nach 5 Sekunden hatte er das Loch nach vorne zur Spitze zugelaufen. Aber genau das zeigte mir, dass die da vorne gar nicht unerreichbar waren! 4400 Meter und Ingo sagt eine 75 – und von vorne fiel ein Läufer zurück. 4600 Meter. Die Anzeige zeigt mir einen Moment lang 14:22,2 und läuft dann weiter. Und ich laufe auch – noch 400 Meter. Knapp, aber nicht unmöglich! Es wird auf jeden Fall Bestzeit. Ende der Kurve. Noch 300 Meter. Jetzt surrt es, die Gewissheit der Bestzeit motiviert. Dieses Trancegefühl der letzten Runde. Bei den 10.000 hatte ich es, bei den 3000 hatte ich es und jetzt ist es wieder da! Endlich läuft es richtig rund. Die in den Beinen aufsteigenden Laktatschmerzen werden ignoriert! Noch 250 Meter. Die Gegengerade und ich sammle den zurückfallenden Läufer ein. 200 Meter, Ingo und Frerk brüllen irgendetwas und ich beschleunige noch einmal. 150, 140, 130. 15 Meter vor mir noch ein Läufer. Zielgerade. Die Traumsituation, die ich hinter Frerk auch schon in Hameln bei den 3000 hatte! Einbiegen auf die Zielgerade und jemand zum Ransaugen kurz vor einem! Jetzt passt alles zusammen und ein paar Meter vor dem Ziel habe ich ihn überholt und bin Dritter im E-Lauf. Selbst stoppe ich eine niedrige 15:29 und lasse mich auf die Bahn plumpsen! Ingo und Frerk kommen angelaufen. Frerk hat eine hohe 15:29 gestoppt! Nach seinem Zieleinlauf in 16:37,67 kommt Wilhelm und fragt nach der Zeit. Ein genuscheltes „es muss für 15:29 gereicht haben“ muss auch jetzt reichen – mehr geht nicht mehr!

Nach ein paar Minuten, als ich wieder halbwegs gerade gehen kann, wanke ich quer über den Rasen zum Start und zu meinen Sachen. Auf dem Weg dorthin winke ich noch einmal Thomas auf der Tribüne zu – leider fällt mir dann zu spät ein, dass der die Zeit von da oben vielleicht am genauesten von allen hat. Als ich dran denke und wieder hinüber laufe, ist er schon weg. Egal – 15:29kommairgendwas oder 15:30. Völlig egal. Auslaufen, Duschen, 4 Stunden Heimfahrt…

Um 3:20 schalte ich zu Hause den Rechner ein und finde auf leichtathletik.de die Ergebnisliste. Platz 75 und 15:29,52!
[x] mission fulfilled

Danke an alle drsler „hier drin“ und alle Menschen da draußen, die auch diesmal die Daumen gedrückt und an mich und die Zeit geglaubt haben – ihr liefert das entscheidende Stückchen Motivation für die 101%!


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1514


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