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Bericht

Name des Laufes:Dead Sea Ultra Marathon
mehr zum Lauf: VID3783
Datum des Laufes:7.4.2006 (Fri)
Ort:Amman, Jordanien
Plz:(AS)
Homepage:http://www.deadseamarathon.com
Strecken:48,7; M; HM; 10
Beschaffenheit:Asphaltstraße
Profil:+150 m, - 450 m
Wetter:sonnig; Start: unter 10 Grad, Ziel: über 20 Grad
Teilnehmer:48,7 km: 70; alle Strecken: vierstellige Zahl
Name des Berichtenden:Werner Pluschke
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 30.4.2006 (Sun)
Wie Rom ist auch die Hauptstadt Jordaniens ursprünglich auf 7 Hügeln erbaut gewesen; einer davon ist der Jebel Amman. Doch die meisten der innerstädtischen Steigungen blieben den Teilnehmern des “Dead Sea Ultra Marathon� erspart, ein Lauf von knapp 50 km Länge, der vor den Toren Ammans begann (auf +900 m) und am Eingang des “Amman Tourist Beach� an den Gestaden des Toten Meeres (auf -400 m) endete.
Eine Israel/Sinai-Reise vor einigen Jahren hatte mein Interesse geweckt, einmal Jordanien zu bereisen, und es gab auch Pauschalangebote für Reisen mit Teilnahme an dem obengenannten Lauf, der am Freitag, den 7.4.06 stattfinden sollte. Doch deren Rahmenprogramm erschien mir zu dürftig; wenn man schon in Jordanien ist, so sollte man das Land auch besser kennenlernen. Ich buchte deshalb bei einem Münchner Veranstalter (Hauser-Exkursionen) eine Trekkingreise vom 9.4. bis zum 23.4. und liess den Flug auf den 5.4. vorziehen und mir ein Quartier in Amman vom 5.4 bis zum 9.4. buchen. Zum Lauf meldete ich mich direkt über das Internet an und überwies das Startgeld ( http://www.deadseamarathon.com ).
Es war nicht einfach, das Büro der SCNP (Society for Care of Neurological Patients) zu finden, die mit diesem Lauf um Mittel zur Unterstützung ihrer Arbeit wirbt. Ich musste meinen Beleg für die Überweisung des Startgeldes vorzeigen und erhielt dann meine Startnummer, ein T-Shirt und einen Rucksack der Royal Jordanian Airline mit einigen für die Anschlussreise nützlichen touristischen Broschüren. Außerdem war da für mich als internationalem Teilnehmer eine Eintrittskarte zur Carbo-Loading Party am Abend.
Die Carbo-Loading Party wurde vom Organisationschef eröffnet. Auch der haschemitische Schirmherr der Veranstaltung, Seine Kgl. Hoheit Prinz Ra´ad Bin Zeid, sprach und stellte sich dann selbst auch bei den wohlschmeckenden Gerichten an, deren Kohlehydratanteil sich meiner Ansicht nach nicht von demjenigen typisch jordanischer Gerichte unterschied. Besonders schmackhaft waren die Vorspeisen. An der Pasta hatte sich bestimmt niemand den Magen verdorben; sie war in Wasser aus Flaschen gekocht. Anschließend bestand Gelegenheit, sich mit dem Prinzen fotografieren zu lassen.
Zum Start am nächsten Morgen nahm ich ein Taxi zum Gelände der Amman Motor Show. Der Taxifahrer verstand erst nicht, wohin er fahren sollte. Doch sobald ich ihm die arabische Ausschreibung des Laufes zeigte, war es für ihn klar (es ist schön zu sehen, dass es in Jordanien kaum Analphabeten gibt).
Als ich aus dem Taxi ausstieg, herrschten kaum 10 Grad. Die Hallen, in denen man sich, getrennt nach der Streckenlänge (es gab, neben den 49 km, auch M, HM und 10 km), sammelte, waren nicht beheizt. Die meisten Teilnehmer hatten für die kurzen Strecken gemeldet; diese waren eine Domäne der Einheimischen. Die Teilnehmer des 10 km-Laufes tanzten ausgelassen. Schliesslich kamen Busse, die die Teilnehmer zu ihren jeweiligen Startpunkten brachten.
Nicht jedoch uns Ultraläufer. Für uns wurde auf der Flughafenstraße vor der Halle der Verkehr angehalten. Um 7 Uhr ertönte der Startschuss. Einige Teilnehmer liefen los, als ob es nur 100 Meter wären. Die beim Start Ungestümen sammelte ich schnell wieder ein. Mir gelang es, mit den angestrebten 4:15 je Kilometer loszulaufen. Ein Hubschrauber war in der Luft, angeblich aus Sicherheitsgründen.
Wir kamen durch die letzten Vororte von Amman. Es ging zum Teil bergauf (die Gesamtanstiege des Laufes sind wohl ca. 150 m, ein Teil davon aber erst am Toten Meer). Die Kilometer waren, ausgehend von 49, absteigend markiert, aber nicht allzu präzise. Alle 3 km gab es Getränke (Flaschenwasser). Und jemand notierte dort immer eifrig, wer vorbeikam. An jeder Abzweigung stand ein bewaffneter Soldat.
Wegen der geringen Teilnehmerzahl (etwa 70 ) lief man ziemlich alleine. LKW-Fahrer des Gegenverkehrs hupten. Die ersten grüßte ich noch zurück. Die erste größere Zuschauergruppe gab es nach 7 km. Von dort waren die Marathonläufer zeitgleich mit uns aufgebrochen.
Ich merkte gar nicht sehr, dass allmählich das Gefälle zum Toten Meer begann. Ich lief die Kilometer sehr locker. Plötzlich fuhr ein Bus neben mir her. Fenster wurden heruntergekurbelt, und mehrere größere Fotoapparate wurden auf mich gerichtet. Da war ich also Opfer der Journaille. Aber im Vorfeld hatte ich ja unterschrieben, dies zu gestatten. Das kommt davon, wenn man gerade der schnellste Europäer ist.
Aber allmählich kamen zwei andere von hinten: Schotten. Ich erreichte Na´ur; es wurde flacher, und ich konnte den beiden nochmals enteilen. Die Einwohner der Stadt schenkten den Läufern nicht allzu sehr Beachtung. Vielleicht lag das aber nur daran, dass sie bereits die Marathonläufer hatten vorbeiziehen sehen.
Das Gefälle setzte sich fort. Eigentlich versteckte die Straße die Struktur der Landschaft, denn sie war mit gleichmäßigem Gefälle angelegt. Trockentäler (Wadis) waren überbrückt. Außerdem konnte man sämtliche Eigenheiten des jordanischen Straßenbauwesens studieren: breite rechte Randstreifen, eine Folge von Nägeln entlang des Fahrbahnrandes, Bodenwellen zum Reduzieren der Geschwindigkeit, Schwellen aus Nägeln zum Aufwecken der Fahrer vor Hindernissen.
Ungefähr bei halber Strecke erreichte man Meeresniveau. Am Verpflegungspunkt wurden ausnahmsweise neben den Wasserflaschen auch Bananen serviert. Ich erreichte grüneres Land. Links und rechts waren Felder; die Gemüsesorten konnte ich aus der Ferne nicht erkennen. Zwischendurch passierte ich auch einen Beduinenhirten mit einer Ziegenherde. “Salam�, grüßte ich. Er grüßte zurück.
Noch ging es bergab, aber es wurde schwerer für mich. Mehrfach hatte ich schon Marathonläufer überholt. Da erblickte ich vor mir noch einen Dunkelhäutigen, der mit mir gestartet war. Der (wie sich später herausstellte) Südafrikaner sollte der letzte sein, den ich überholen konnte. Als die Straße sich Richtung Christi Taufplatz und das Tote Meer teilte (ca. km 38), rief mir ein Helfer “Welcome to the Jordan Valley� entgegen.
Der folgende Abschnitt war nicht allzu schön; er wirkte etwas industriell. Aber ich war jetzt mit meinen Kräften ziemlich am Ende und nahm die Umgebung nicht mehr so wahr wie zuvor. An den letzten Verpflegungsstellen war wegen der Kurzstreckenläufer kein Wasser mehr für die Langstreckenläufer verfügbar. Dies dürfte für Läufer, die langsamer als ich unterwegs waren, problematisch gewesen sein. Ich selbst hatte die 38 km nach 2:41 erreicht, für die verbleibenden 11 sollte ich noch 0:57 benötigen. Meine Renneinteilung hätte auf 42 km gepasst.
Ich musste immer wieder gehen. Innerhalb kurzer Zeit überholten mich eine Amerikanerin und nun doch noch das schottische Paar (1. + 2. Frau + M50-59-Sieger). Die Straße war wellig. Rechts türmten sich die drei Hotelanlagen auf. Zwei Kilometer vor dem Ziel kam mir Wolfgang Hofmann entgegen, der seine Laufreisegruppe aufspüren wollte. Er munterte mich noch einmal auf. Ich durchlief das Ziel nach 3:38:17 als Gesamt-8. und als 3. in der M40-49.
Ein unglaublicher Muskelkater zeigte sich nun. Die Treppen zum Toten Meer konnte ich kaum überwinden. Nach dem Bad im Salzwasser (zum Glück hatte ich mir keine Wunden gelaufen) wohnte ich der Siegerehrung durch den Prinzen bei, der zuvor den Tag am Toten Meer in legerer Kleidung genossen hatte.
Ich fuhr mit einem Bus des Veranstalters nach Amman zurück. Vor dem Abendessen informierte ich noch meinen Verein über mein Ergebnis ( http://www.schoenbuchlauf.de ).
An den beiden Folgetagen (Samstag und Sonntag; vor der Ankunft der Trekkingreisegruppe) besichtigte ich mit einem Mietwagen die Wüstenschlösser der Omayaden sowie die Ruinen von Umm Kays und Ajlun und wartete darauf, dass mein Muskelkater im Oberschenkel abklingen würde. Das dauerte links 5 und rechts 7 Tage. Ich konnte dann noch mehrere Tage den Dana-Nationalpark, Petra (die frühere Hauptstadt des Nabatäerreiches, das den Handel auf der Weihrauchstraße kontrolliert hatte) und das Wadi Rum erwandern.
Der höchste Berg des Landes, der Jebel Umm ad-Dhami, steht südlich des Wadi Rum und misst 1854 m. 15 Tage, nachdem ich im Lauf das Tote Meer erreichte hatte, stand ich auf ihm.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1459


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