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Bericht

Name des Laufes:Marathon im Park
mehr zum Lauf: VID3782
Datum des Laufes:29.4.2006 (Sat)
Ort:Frankfurt am Main
Plz:D6
Homepage:
Strecken:10k, HM und MA
Beschaffenheit:Flanierwege im Park
Profil:Flach, 22 Runden a 1,9 km
Wetter:Kühl, teilweise mit Schauern
Teilnehmer:3 Starter über die Marathondistanz
Name des Berichtenden:Ambrosi
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 30.4.2006 (Sun)
Auch in diesem Jahr sollte es wieder einen Marathon im Park geben. Nachdem in den Jahren zuvor jeweils nur ein Teilnehmer zu verbuchen war, beschloß das OK des 3. Internationalen Marathon im Parks (Philipp und ich), dieses Jahr Läufe über 9,5 km und die Halbmarathondistanz mit ins Programm aufzunehmen. Kurz und heftig wurde im Freundeskreis Werbung für den Lauf gemacht. Für die 9,5 km konnte ein ausschließlich weibliches Teilnehmerfeld gewonnen werden, für den Halbmarathon erst kurzfristig Starter, die laufstarken Brüder von Klaus. Auf der Marathondistanz sollte dieses Jahr Philipps Streckenrekord von 3:30:25h purzeln. Philipp selbst konnte dieses Jahr nicht an den Start gehen, da er bei der Verletztungslotterie im Winter alle Hauptgewinne alleine zog.
Also verdichtete sich bis kurz vor dem Lauf das alptraumhafte Szenario, dass ich allein gegen Klaus auf der Marathondistanz antreten mußte. Klaus hatte im letzten Jahr unseren 2. Marathon im Park gesehen und kurz entschlossen für dieses Jahr zugesagt. Wir konnten schon letztes Jahr aus ihm kitzeln, dass seine Bestzeiten auf der Marathonstrecke um die 3:00h liege. Der Streckenrekord würde in diesem Jahr schon purzeln, aber ich war mir nicht mehr so sicher, dass ich derjenige sein würde, der das bewerkstelligen würde. Allein gegen Klaus Borstel hieß viel mehr, allein gegen die Überrundungen zu laufen, die selbstverständlich drohten. Das ganze Traning im Winter war deshalb darauf ausgerichtet, den Schaden so klein wie möglich zu halten. Dass dabei eine neue persönliche Bestzeit möglich würde, war ein positiver Nebeneffekt. Kurz vor dem Wettkampf sagte dann noch Roman für den Marathon zu.
Die Wettervorhersage dieses Jahr war schlecht wie letztes Jahr. Um 11:15 Uhr konnte gestartet werden, nachdem das frierende Teilnehmerfeld an der Startlinie neugierig und sehnsüchtig Romans Sprint quer durch den Ostpark verfolgte. Sein Bus hatte Verspätung, seine Verspätung verzögerte den Start um 15 Minuten. Er schämte sich sehr, beschwichtigte aber mit seiner Sprinteinlage über die Wiese die wartenden Starter.
Die Läufer für die 9,5 km stellten sich in der hinteren Startreihe auf. Bernd und Dirk, die laufstarken Brüder von Klaus, die er kurzfristig aus Immenstadt und Hamburg zum Laufen und Renovieren einflog, überlegten noch wild an der Startlinie, ob sie jetzt Halbmarathon oder Marathon laufen sollten.
Der Startschuß erfolgte. Klaus setzte sich gleich an die Spitze des Feldes, ich versuchte sein Tempo zu halten, knapp hinter mir hörte ich Dirk stöhnen, "nicht so schnell, nicht so schnell", Bernd zog an mir vorbei, ich versuchte auf den Fersen von Klaus zu bleiben, weil ich kurzfristig hoffte, dass Klaus vielleicht auch nur eine Zeit von 3:15 anpeilte, die mir als das höchste aller Gefühle erschien. Im Interview mit der Parkillu, unserer Wettkampfzeitung, hatte Klaus noch behauptet, er würde eine Zeit um die 3:30 anpeilen. Das stellte sich allerdings als eine Zeit heraus, in der Duschen und umziehen inbegriffen waren. Klaus zog an, sein Bruder Bernd schloß auf, das alles auf den ersten 500 Metern, das Rennen bot in dieser Phase noch Spannung und Raum für Spekulation. Ich versuchte krampfhaft, ihnen auf den Fersen zu bleiben, merkte, dass es schon arg schnell zu ging. Ließ dann abreißen, hörte noch, dass sich Bernd für den Halbmarathon entschieden hatte. Roman und Dirk ein Stück hinter mir. Damit hatte sich auf der ersten Rennrunde die vorläufige Verteilung auf der Marathonstrecke herausgebildet.
Die erste Runde war dementsprechend schnell. Klaus und Bernd in unter 8 min, ich in 8:07 min, etwa 20 Sekunden nach mir Dirk und Roman. Vorgenommen hatte ich mir in kühnen Träumen Rundenzeiten um die 8:30 min, geplant waren Zeiten um die 8:40, unter 9:00 min wäre nicht schlecht.
(9:30 hätte bedeutet, 5 min auf den Kilometer zu rennen, 7:36 min wären 4 min auf den Kilometer, 8:33 min entspricht einer Geschwindigkeit von 4:30 min auf den Kilometer).
Vorne ging die Post ab, auf der zweiten Runde vergrößerten Klaus und Bernd ihren Vorsprung, nach hinten schaute ich lange nicht. Auf dem gleichzeitig gestarten 9,5 km Rennen hatte sich auch schon zu Beginn eine klare Einteilung gegeben. Vorne weg lief Ulla, die sich von ihrer Erkältung nicht bremsen ließ, dahinter Ale und Suse, die sich auf der ersten Runde selbstverständlich darüber unterhielten, was für Ulla langsam war, dahinter Ursi, die sich auf den ersten Metern bremsen mußte, um nicht mit falschem Tempo kurzatmig zu werden.
Die ersten Runden liefen noch wie am Schnürchen. Ich dachte mir, dass das Laufen mir auch schon leichter gefallen sei, irgendwie kam es mir schon so vor, als ob ich nicht den allerbesten Tag erwischt hätte, vielleicht war der Streß in den letzten beiden Wochen ein wenig zu hoch gewesen. Klaus lief an der Seite Bernds, der das Tempo ziemlich konstant unter 8:00 min hielt. Die beiden liefen im Schnitt pro Runde 40 - 50 Sekunden schneller als ich. In der sechsten Runde verabschiedete sich dann Bernd von Klaus und zog an ihm vorbei. Das war die Runde, in der mich Philipp das erste Mal kurz an Start und Ziel über das Renngeschehen informierte. Ich wußte, dass ich gut auf dem Kurs persönliche Bestzeit lag, Philipp sagte mir, dass Klaus hatte abreißen lassen müssen, dass seine Rundenzeiten nun schwächer würden, wir uns annähern würden. Nach dem Rennen konnten wir anhand der Durchgangszeiten sehen, dass nicht Klaus langsamer geworden war, sondern Bernd schneller. In dieser Runde sah ich, dass ich noch ungefähr anderthalb Minuten vor der ersten Überrundung entfernt und dachte mir, mach ein spannendes Rennen daraus, das freut unsere Zuschauer, die gerade den Grill anwarfen.
Mittlweile waren Ulla und vier Minuten später auch Ale und Suse ins Ziel gekommen. Die Hatz war für sie beendet. Ein Kuriosum des Rennens war sicherlich Ursis Toilettengang aufs eigene Klo, der sie gute 12 Minuten kostete. Davor natürlich noch die Diskussion mit Stephan, unserem Rennkomissär, der das nicht ganz verstehen wollte bei dem vielen Gebüsch und im Zweifelsfall auf Zähne zusammenbeißen und weiterrennen plädierte.
In der siebten oder achten Runde informierte mich also Philipp, dass Klaus abreißen ließ und Bernd jetzt alleine vorne weg Tempo machte. Ich dachte mir, für ein wenig Spannung sorgen zu wollen und hielt dagegen, was für mich eben so dagegen halten hieß. Ich beschleunigte auf unter 8:30 min die Runde, lief also um gute 10 bis 15 Sekunden schneller. Allerdings spürte ich dabei, dass das nicht lange gut gehen würde. Aber ich wollte testen, ob sich damit Klaus auf Distanz halten ließ. Angeblich sollte er ja langsamer geworden sein. Immer noch glaubte ich an die Schimäre eines in 3:20 ins Ziel kommenden Klaus.
Bernd überholte mich mit seinen großen und wuchtigen Schritten und gab mir das Gefühl gegeben, auf der Strecke zu stehen, aber auch Klaus holte auf. Innerhalb von 4 Kilometern, die ich mit hohem Druck gelaufen war, hatte er eine Minute Zeit gut gemacht. Er saß mir dicht im Nacken, gegen die Überrundung war nichts mehr zu machen. Auf der 10. Runde war es dann so weit. Klaus hatte bereits die Hälfte der 22 Runden in 1:25 min absolviert, war also klar auf einem 3 Stunden Kurs.
Bernd war schon ins Ziel gesprintet. Seine letzte Runde war er in 6:30 min gelaufen, hatte also noch einmal richtig Gas gegeben, im Ziel war er mit 1:19h. Unser Marathon im Park versprach eine kleine, dafür aber ganz exquisite Laufveranstaltung zu werden. Was für Zeiten, daran hatten Philipp und ich bei der Organisation nun wirklich nicht gedacht.
Ich absolvierte die erste Hälfte in 1:34:30 min, war immer noch nur auf das Rennen vor mir fixiert, überlegte mir aber schon, warum ich Roman noch nicht eingeholt hatte. Irgendwie hatte ich mich mit Roman bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich beschäftigt. Auf jeden Fall war mir klar, dass es gerade auch auf einem Kurs unter 3:30 Stunden lief, was hieß, dass ich noch gute Chancen auf den dritten Platz hatte, wenn mich die Kräfte verlassen sollten.
Dirk war mit Roman zusammen die ersten 10 Runden gelaufen und beschleunigte dann auf seiner letzten Runde noch einmal. Von Runde 11 an lief Roman dann seinen Marathon alleine. Dirk lief eine Halbmarathonzeit von 1:35 oder 1:36, kam also knapp nach mir ins Ziel, ich hatte auf den ersten 11 Runden nur knapp 2 bis 3 Minuten auf Roman herausgelaufen, der in 1:37 die ersten 11 Runden meisterte. Was für Zeiten, was für ein Rennen!
Die nächsten drei Runden begann ich dann zu spüren, dass es zum Ende hin noch einen ganz schönen Kampf geben würde. Ich bekam dicke Beine. Auf der 12. oder 13. Runde begleitete mich Julia mit dem Rad. Die Frau von Klaus sprach mir Mut zu, war sich immer noch nicht sicher, ob Klaus sein Tempo durchhalten konnte, erzählte, wie er einmal bei einem Marathon auf den letzten Kilometern eingebrochen wäre, sagte mir, dass sie allerdings nicht wisse, ob er wirklich für den Marathon trainiert habe oder nicht. Zu dem Zeitpunkt beschäftigte ich mich aber weniger mit Klaus, als viel mehr mit Roman hinter mir und den Beinen, die schwerer wurden. Falls Klaus Probleme bekommen sollte, war es überhaupt nicht sicher, ob mir das von irgendeinem Vorteil sein sollte. Ich war die erste Hälfte sehr schnell gerannt und hatte nur noch ein Ziel: durchkommen, nicht einbrechen, nicht verkrampfen.
In der 15. Runde lief ich das erste Mal die 1,9 km langsamer als 9:00 min. Von da an hieß es, an die letzten Kraftreserven zu gehen. Es waren schließlich noch sieben Runden zu absolvieren, also etwas mehr als 13 km. Verdammt viel, wenn die Beine nicht mehr so recht wollen. Auf der 17. Runde erfuhr ich dann von Philipp, dass bei Roman eine Phase des Leidens begonnen hatte. Er sah schlecht aus und begann zu kämpfen. Philipp sagte, dass er einfach das Essen vergessen hätte. Klaus Rundenzeiten lagen mittlerweile auch nur noch knapp unter 9:00 min, auch er zollte seinem hohen Anfangstempo Tribut. Marathon pur am Streckenrand. 3 leidenden Männer auf dem Rundkurs, die sich ins Ziel kämpften. Den besten Eindruck hinterließ dabei Klaus, der lief und lief und lief.
Die letzten fünf Runden waren dann reine Tortur. Meine Beine schmerzten, ich hatte Angst, Krämpfe zu bekommen, ich kämpfte ständig mit dem Verlangen, einfach mal ein paar Meter zu gehen, gab ihm nicht nach, weil ich wußte, dass es trügerisch war, dass es nach einer Gehpause noch schwerer fiel. Auch Roman gab diesem Verlangen nicht nach, erholte sich von seinem Durchhänger wieder.
In der 19. Runde holte ich Roman ein. Damit war dann auch das Klassement des Wettkampfs klar. Klaus, vor mir und Roman. Klaus beendete das Rennen in 3:04 und stellte einen neuen Streckenrekord auf. Als ich am Wettkampfbüro vorbei kam, dachte ich mir schon, dass es ein verdammt gutes Gefühl wäre, diese letzte Runde nicht mehr laufen zu müssen. Es war verdammt viel Zähne-Zusammenbeißen mit im Spiel am Schluß. Allerdings motivierte mich die Vorstellung, eine Zeit unter 3:20 zu laufen. In 3:16:47 war ich schließlich im Ziel. Roman quälte sich noch eine Runde länger und beendete seinen ersten Marathon in sehr guten 3:31h.
So viel zum 3. Internationalen Marathon im Park.


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