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26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:21. Conergy-Marathon Hamburg
mehr zum Lauf: VID2619
Datum des Laufes:23.4.2006 (Sun)
Ort:Hamburg
Plz:D2
Homepage:http://www.marathon-hamburg.de/
Strecken:MA
Beschaffenheit:100% Asphalt
Profil:meist eben, mit wenigen Wellen
Wetter:gut: am Start noch 8° und feuchtkalt, dann sonnig und warm, ab Mittag schattig und kühl
Teilnehmer:ca. 17.000
Name des Berichtenden: Schüszel LID1743
Jan Tim aus

Bericht vom 25.4.2006 (Tue)
Am besten fang ich mal am Tag vorher an:

Morgens gab es ein reichliches Frühstück mit vier Scheiben selbstgebackenem Brot, dazu einen 1/2-Liter-Becher Instant-Cappucino. Der hat mir so gut geschmeckt, dass ich über den Tag verteilt noch drei oder vier weitere Becher trinke. Zu Mittag gab es dann Szegediner Gulasch mit Nudeln (Carbo-Loading S). Das Carbo-Loading XXL am Abend fiel aus unbekannten Gründen aus und wurde auch nicht nachgeholt.

Um etwa 22h ging es ab ins Bett, schießlich wollte ich ja ausgeschlafen sein für meinen Sub-4h-Marathon. Nun stellte sich heraus, dass das Koffein im Instant-Cappucino einen Zeitverzögerer enthielt, der das Koffein erst jetzt zur Wirkung brachte. Ehrlichen Gewissens kann ich nur von etwa 3 Stunden Schlaf berichten. Entsprechend gerädert war ich am Sonntag morgen um 5.30h, als der Wecker klingelte. Na toll, das kann ja heiter werden! :-(

Also schön, vier Scheiben Brot mit Honig, dazu eine warme Milch mit Honig, Hauptsache Zucker. Dann bin ich kurz vor sieben Uhr zu Fuß zur U-Bahn gegangen, ca. 1,5 Km. Am vereinbarten Treffpunkt hab' ich dann Marcus eingesammelt und wir sind gemeinsam zum Marathon-Start gefahren. Kaum angekommen, hat Marcus erst einmal Thomas angerufen, der aber zusammen mit Uwe kaum 10m weiter stand. ;-)

Nach einigen Minuten geselligen Beisammenseins und Plauschens haben wir uns auf den Weg zum Start gemacht: Thomas in seinen Block D, Marcus, Uwe und ich erst einmal zur Kleiderbeutelabgabe und dann zu den Toiletten. Erst als ich saß bemerkte ich, dass kein Toilettenpapier mehr da war. SCH....! Aber das war bei allen Toiletten der Fall, wie sich später zeigte. Was ist das für eine Organisation?!

Bei der hektischen Suche nach Papier habe ich mich nicht mehr von Uwe und Marcus verabschieden können. Nun stand ich alleine in meinem Startblock und habe auf den Start gewartet. Der Sprecher an unserem Block hat sich bemüht, Stimmung zu machen, aber mir war kalt, schließlich hatte ich nur eine kurze Tight, ein kurzärmeliges Funktionsunterhemd und Radshirt an. "Hör auf, Stimmung zu machen", dachte ich mir, "laß uns endlich laufen, ich frier!"

Als dann endlich der Startschuß erklang, den ich nicht gehört habe, dauerte es noch eine ganze Weile, bis sich das Feld rund um mich herum in Bewegung setzte. Nach einer endlosen Weile, wie es schien, überquerte ich endlich die Startlinie. Endlich geht es los!

Weil die Straße so voll war hatte ich anfangs Schwierigkeiten, mein Renntempo zu finden. Mein Garmin hat mir dabei ein wenig geholfen, aber wegen schwacher GPS-Signale in schmalen Straßen zwischen hohen Altbauten fiel er oft aus. Von Anfang an wich die Strecke des Garmin von den am Streckenrand stehenden KM-Schildern ab, sodass ich mich später nur noch an diesen orientiert habe.

Trotz des Gedränges verliefen die ersten Kilometer recht ruhig.

Für erstes Gelächter sorgte ein Läufer im Adamskostüm, der außer einigen wenigen Blättern um seine rundlichen Hüften und einem gleichermaßen gestalteten "BH" nicht bekleidet war.

Kurz nach Km 7 (?) dann ein kurzes Ausflug ins Gebüsch. Bei der Rückkehr auf die Strecke hätte ich fast einen Radfahrer, der sich in normaler Geschwindigkeit auf dem Fußweg näherte, über den Haufen gerannt. Das hat dann mein Nebenmann, dem ich die Sicht versperrte, erledigt. Ein Tritt in das Vorderrad, und der Radfahrer lag am Boden und fluchte. Ein Ordner meinte sinngemäß lakonisch:"Heut' beim Marathon müssen die Radfahrer schon auf sich selbst aufpassen, die Läufer sind mit sich selbst beschäftigt." ;-)

Bis Km 10 fiel mir ein Mädel auf, das immer wieder im 90°-Winkel die Strecke kreuzte, weil sie am anderen Streckenrand Bekannte gesehen hatte, die sie unbedingt herzen mußte. Mehrmals hätte sie beinah anderen Läufern die Beine weggetreten.

Auch Mr. Rock`n`Run war wieder am Start mit seinem Baby-Jogger, beladen mit einer lauten Musikanlage. Let\'s groove! :-)

Bis Km 15 im Wallringtunnel war es dann ruhig, ich fühlte mich gut, alles war bestens. Die Stimmung im Tunnel war klasse, von hinten schickten die Läufer eine La-Ola nach der anderen durchs Feld, bis wir wieder ans Sonnenlicht kamen.

Ecke Ballindamm/Jungfernstieg, etwa bei Km 16, standen meine Frau und mein Sohn, bei denen ich mir Motivationsküsschen abgeholt habe. Das tut gut! :-)

Rund um die Binnenalster wurde die Strecke eng. Dann, hinter der Kennedybrücke, an der Außenalster, ein Oscar-Shirt vor mir. Was?! Das kann doch nicht sein? Wie kommt Marcus auf einmal vor mich? Ein zweiter Blick zeigte, dass es nicht Marcus war. So schnell wächst dem kein Pferdeschwanz! ;-)

Bei Km 20 dann die Durchsage, dass Julio Rey mit neuem Streckenrekord gewonnen hat: Applaus der Läufer um mich herum brandet auf.

Am Streckenrand machten sich zwei als Osterhasen verkleidete Läufer in pink und bleu über die Verpflegung der Zuschauer her und ernteten für ihre Verkleidung Gelächter.

Bei Halbzeit stellte ich fest, dass ich rund 3 1/2 Minuten hinter meinem Zeitplan zurücklag. Kein Grund zur Sorge, dachte ich, das Rennen ist noch lang, und 3 1/2 Minuten lassen sich auf der zweiten Hälfte vielleicht noch aufholen.

Ecke Fühlsbütteler Straße / Hebebrandstraße, kurz nach Km 26, stehen wieder viele Zuschauer, aber es ist trotzdem recht leise. "Marcus würde jetzt das Publikum auffordern, Stimmung zu machen", denke ich noch so bei mir.

Bei Km 28 dann ein Schreck im Feld und bei den Zuschauern: Ein junger Läufer Mitte zwanzig hing über ein Straßengeländer gebeugt, zu seiner Rechten gestützt von einem anderen Läufer. Plötzlich kippt der Läufer, steif wie ein Brett, nach links zur Seite. Geistesgegenwärtig packt ihn ein weiterer Läufer und bewahrt ihn vor einem Sturz mit dem Kopf voran auf den Boden. Alles schreit nach einem Sani. Später höre und lese ich, dass der Läufer intubiert und reanimiert wurde, sein Zustand auch am Dienstag auf der Intensivstation noch kritisch sei. Meine Gedanken bleiben eine Weile bei dem Opfer, bevor ich mich wieder auf meinen Lauf konzentrieren kann.

Bis Km 30 liege ich noch gut, werfe meiner Frau bei Km 31 am Ohlsdorfer U-Bahnhof meine Baseball-Mütze zu, die mich nur noch stört.

Doch danach ging es ab Km 32 rapide abwärts: meine Knie begannen zu schmerzen, oder besser, die Muskeln oberhalb der Knie. Von nun an konnte ich abwechselnd nur noch gehen, laufen, gehen, laufen.

Ab Km 34 wurde mir dann auch noch kalt, weil die Sonne wegblieb. Na toll. Leise Gedanken ans aussteigen schob ich gleich wieder beseite: jetzt nicht mehr!

Ab Km 35 oder 36 kamen wir wieder ins Stadtzentrum, die Straßen gesäumt von den Zuschauermengen, die alle Läufer anfeuerten, so oft sie unsere Namen auf den Startnummer lesen konnten auch mit denen. Das tat gut!

Bei Km 38 stand eine Freundin, die mich anfeuerte, wenige Meter weiter eine andere. Ich biß die Zähne zusammen, hielt die Laufpausen so kurz wie möglich. Ab Km 40 zog ich das Tempo ein wenig an. Am letzten Anstieg bei Km 41 eine letzte Gehpause, dann ging es mit Gewalt den Anstieg hinauf, die vorletzte Kurve, die letzte Kurve, endlich, das Ziel! Nur noch wenige hundert Meter, die mich noch einmal forderten. Ich biß die Zähne zusammen, zu einem Schlußspurt wie 2005 reichte es nicht mehr.

Und dann: kurz vor dem Ziel werden alle Läufer links an einem Rettungswagen vorbeigeleitet. Noch ein Läufer, dieser kaum 50m vor dem Ziel zusammengebrochen. Auch er mußte reanimiert werden, wie später in der Zeitung zu lesen war.

Als ich durchs Ziel laufe, reisse ich die Arme hoch und jubel. 4:11:01 laut meiner Uhr, offiziell dann 4:11:00. Neue persönliche Bestzeit, um 24:53 unter der alten!

Das Leiden hat sich gelohnt, obwohl ich mich frage, wofür die Schinderei gut sein soll. Später entscheide ich, die noch nicht gemeldeten Rennen später in der Saison auszulassen. Die gemeldeten Rennen müssen für dieses Jahr reichen.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1451


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