Lauf um die Welt!
 
 
Aktuelle Saison: 2023-2
Menü jeder km zählt
 
26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

[ /Rennen | Berichte Übersicht | Bericht suchen | Neuen Bericht schreiben ]

Bericht

Name des Laufes:ASVOE Vienna Indoor Meeting
mehr zum Lauf: VID3306
Datum des Laufes:18.2.2006 (Sat)
Ort:Wien, Ferry-Dusika-Hallenstadion
Plz:k.A.
Homepage:http://www.viennaindoor.at/
Strecken:1500 m (und andere)
Beschaffenheit:200 m Kunststoffbahn
Profil:überhöhte Kurven
Wetter:warm, trocken und windstill
Teilnehmer:10 Männer (6 Frauen in eigenem Lauf)
Name des Berichtenden: wi(e)nfried LID32
Winfried aus

Bericht vom 22.2.2006 (Wed)
"Marathontraining auf Abwegen?" könnte der Untertitel zu diesem
Bericht lauten. Eigentlich wollte ich über den Winter ja nur ein
wenig die Schnelligkeitsgrundlage trainieren, bevor neben den
spezifischen Marathontrainingseinheiten kein Platz mehr dafür ist.
Bei einem kleinen Test im Training über 1000 m habe ich dann aber
gleich den dringenden Wunsch entwickelt, auch auszuprobieren, wie
schnell ich tatsächlich über so kurze Strecken laufen kann. Irgendwie
wäre es ja auch blöd, wenn im Trainingsplan etwas von 1500-m-Tempo
steht, und dann läuft man diese Distanz nie.

VWKGJ gibt es kaum zu bieten, außer vielleicht, dass ich die letzten
Tage schon etwas nervös war, die Distanz ist doch sehr ungewöhnt, und
dann überhaupt der erste Wettkampf in der Halle. Immerhin waren auch
ein paar Läufer gemeldet, die ich vom Sehen kenne und vielleicht
sogar hinter mir lassen könnte. Die Halle mit ihrer 200-m-Bahn und
den überhöhten Kurven habe ich im Training auch schon lieben gelernt,
besonders wenn draußen ein eiskalter Wind geblasen hat, was in den
letzten Wochen nicht gerade selten war.

Beinahe übermäßig früh (wenn man eh schon nervös ist, kann man Hektik
nicht auch noch brauchen) treffe ich im Prater beim Dusika-Stadion
ein. Nach Abholung der Startnummer und Umziehen gehe ich schon einmal
kurz ins Innenfeld und schaue, was bei den zahlreichen anderen
Bewerben los ist. Hier ist es so voll, dass an ein vernünftiges
Aufwärmen nicht zu denken ist, also gehe ich nach draußen Einlaufen.
Das war aber ohnehin geplant, da ich diesmal ein spezielles
Aufwärmprogramm, das in "Daniels' Running Formula" so gut geklungen
hat, vorhabe.

Nach einem knappen Kilometer, vorbei an lauter Rapid-Fans, die gerade
zum gleich danebengelegenen Happel-Stadion strömen (anscheinend
irgendein Fußballspiel heute), habe ich auch schon die Anlage von
meinem Verein erreicht. Noch immer viel zu früh dran bereite ich
meine dort gelagerten Crosslauf-Spikes für den morgigen letzten Lauf
zum Cricket-Wintercup vor. Danach laufe ich noch zweieinhalb
Kilometer auf der Hauptallee, mit ein bisschen Lauf-ABC und ein paar
lockeren Steigerungsläufen - mir egal, was sich die Fußballfans dabei
denken.

Wieder zurück in der Garderobe ist es immer noch zu früh, es ist
sonst kein Mensch da, und die 12-mm-Dornen für den weichen Boden
morgen sind auch schon hineingeschraubt, also setze ich mich in Ruhe
auf die Bank und überlege mir noch die Durchgangszeiten, die für ein
3:00-er-Tempo notwendig wären, das ich mir als Mindestziel gesetzt
habe. Schließlich bin ich vor eineinhalb Jahren schon einmal im
Freien 4:29 gelaufen, und damals habe ich dafür auch nicht besonders
trainiert gehabt, also muss das heute auf jeden Fall zu schaffen
sein. Und wie ich vor ein paar Wochen im Training einmal 1000 m in
2:55 gelaufen bin, hat es sich so leicht angefühlt, warum also nicht
auch 1500 m in diesem Tempo? Oder war das nur so ein guter Tag, wie
man ihn für einen Wettkampf fast nie hat? Andererseits weiß ich, dass
mir das hohe Tempo im Training ganz allgemein noch nie so leicht
gefallen ist wie in den letzten Wochen, und auch das Laufen mit
Spikes bin ich im Gegensatz zu meinem letzten 1500-m-Lauf inzwischen
gewöhnt, also sind die erhofften 4:24 doch nicht unrealistisch. Auch
beim Aufwämen bisher habe ich in den Beinen nichts entdecken können,
was als Ausrede in einem drsl-Bericht getaugt hätte.

Ein Blick auf die Uhr: so, endlich ist es so weit, ich spaziere
gemütlich hinaus auf die Bahn vom Cricketplatz und laufe die
geplanten 800 m im TDL-Tempo (T-pace nach Daniels). Es ist zwar
finster, die Bahn rutschig und die Gegengerade zum Teil unter Wasser,
aber bei beiden Runden liege ich nur wenige Zehntel über dem
vorgesehenen Tempo. Passt. Jetzt fe lt nur noch der Wettkampf, also
jogge ich exakt 20 Minuten vor dem geplanten Start wieder zum
Dusika-Stadion, ziehe mich um, und begebe mich mit Spikes und
Trinkflasche ins Innenfeld, meine Uhr gebe ich meinem Vereinskollegen
Christian, der auf der Tribüne sitzt, damit er meine Rundenzeiten
stoppen kann. Zum Selbststoppen hat man bei 1500 m ohnehin keine
Zeit, und neben der Ziellinie steht auch eine große Anzeige, die
sollte zur Tempokontrolle während des Laufs ausreichen.

Der Start verzögert sich um neun Minuten, da noch ein zweiter
3000-m-Lauf eingeschoben wird, also laufe ich noch ein bisschen auf
und ab, dann kann man sich endlich an der Startlinie aufstellen. Ich
wähle einen Platz fast ganz außen, schon halb auf Bahn vier (die
Bahnen fünf und sechs sind so gut wie nie aufgebaut, da der Platz für
die Radfahrer gebraucht wird, die ihre 250-m-Bahn rundherum haben),
damit ich nach dem Start ungestört laufen kann. "Auf die Plätze!" -
Wann kommt denn endlich der Schuss? Mein rechter Fuß zuckt schon, und
der Start ist abgebrochen. War ich das etwa? Nein, neben mir dürfte
ein Läufer einen Fuß schon auf der Startlinie statt dahinter gehabt
haben.

Der zweite Startversuch endet mit *peng*, ich komme gut weg und als
dritter der zehn Starter aus der ersten Kurve. Das könnte etwas zu
schnell sein, also nehme ich vorsichtig etwas Druck heraus und
versuche langsam auf die Innenbahn zu kommen. Bis zur 200-m-Marke
werde ich ein paar Mal überholt, dann beruhigt sich das Ganze, und
ich kann ungestört mein Tempo laufen. Die Durchgangszeiten sind
allerdings etwas komisch, bei 200 m höre ich etwas mit "31" und bei
300 m sehe ich "00:48" auf der Anzeige, das wäre ja viel zu schnell,
schließlich wollte ich es mit 35 s pro Runde probieren.

Aber egal, dann muss ich eben ab jetzt versuchen ein vernünftiges
Tempo zu laufen ohne dabei zu langsam zu werden. Das fällt nicht
allzu schwer, da ich inzwischen alleine laufe. Zu einer größeren
Gruppe vor mir lasse ich in den nächsten Runden ein Loch von gut 20 m
aufreißen. Die beiden mir bekannten Läufer, die eingentlich nicht
schneller sein sollten als ich, laufen dort zwar auch mit, aber mir
scheint das viel zu schnell zu sein. Soweit ich die Uhr richtig
deuten kann - das Rechnen fällt nicht gar so leicht - bin ich sowieso
noch deutlich schneller als mein Plan es vorsieht. Relativ heftige
Atmung hat schon nach der zweiten Runde eingesetzt, inzwischen sind
die Beine auch nicht mehr ganz so locker, aber noch keinerlei Grund
das Ziel schon herbeizusehnen oder langsamer werden zu müssen.

Wie ich das allererste Mal auf die Rundenanzeige schaue, steht dort
schon ein 3-er, also nur noch 600 m! Meine 1000-m-Durchgangszeit kann
ich nur grob schätzen, aber ich bin sicher deutlich unter drei
Minuten, und trotzdem gibt es eigentlich noch keine Probleme. Oder
fast keine, der Versuch, jetzt noch die Rundenzeiten auszurechnen,
scheitert daran, dass ich mir die Durchgangszeiten nicht mehr merken
kann, aber schnell bin ich heute, das weiß ich.

Jetzt steht 3:46 auf der Anzeige und die Glocke bimmelt schon, dann
ist das ja wirklich die letzte Runde, die Zeit ist viel zu gut und
ich fühle mich immer noch nicht wirklich schlecht. Direkt vor mir
sind zwei Läufer, die gerade zum Überrunden eines Dritten ansetzen,
also gehe ich zum Überholen kurz nach außen auf Bahn drei, das stört
nicht weiters, aber ich kann mich erst im ersten Drittel der
Schlusskurve wieder auf die Innenbahn setzen. Plötzlich kommt einer
der gerade Überholten wieder außen vorbei, und geht so knapp vor mir
nach innen, dass ich einen Schritt lang bremsen muss - die Luft
reicht noch für ein knappes "Trottl". Also am Kurvenausgang wieder
nach außen bis auf Bahn drei, da noch ein weiterer Läufer zu
überrunden ist. Jetzt die letzte Kraft in den Beinen abrufen, und auf
den letzten 20 m komme ich tatsächlich noch an meinem Konkurrenten
vorbei.

Das letzte, was ich beim Zieleinlauf von der Anzeige noch sehe, ist
"4:17". Hilfe, das gibt's doch gar nicht! Über 4:24 wäre ich wirklich
schon glücklich gewesen, auch wenn ich davor schon übermütigerweise
darüber nachgedacht habe, ob es nicht vielleicht auch 4:22 sein
könnten, aber 4:17 hätte mir wohl wirklich nur ein Spinner
prophezeien können. Das sind so die Gedanken, während ich ganz
langsam zur gegenüberliegenden Ecke des Innenfelds gehe, wo ich meine
Sachen liegen habe, während ich versuche meine Atmung wieder auf ein
zivilisiertes Niveau zu bringen - ich kann mich nicht erinnern, je
so eine Atemfrequenz gehabt zu haben. Nach ein paar Schluck Wasser
ist auch der Hals nicht mehr so fürchterlich trocken. Vom
Hustenanfall einige Minuten später bleibe ich trotzdem nicht
verschont.

Nach ein wenig Auslaufen, Tratschen und Trinken bekomme ich
halboffizielle 4:20:xx genannt. Ein paar andere Läufern werden
allerdings auch Zeiten zugeschrieben, die nicht ganz stimmen können.
Nach langer Wartezeit (bis auch alle 200-m-Läufe beendet sind) werden
die Zeiten anhand des Zielvideos korrigiert, meine offizielle Zeit
ist jetzt 4:19,62, die 4:20,02 gehören dem Läufer hinter mir. Dass
die händisch ausgelöste Zeitanzeige neben der Ziellinie dabei aber
immer fast zwei Sekunden weniger angezeigt hat, ist ärgerlich,
erklärt aber die im Nachhinein beinahe absurden Durchgangszeiten zu
Beginn.

Runden- und Durchgangszeiten (von einem Vereinskollegen gestoppt, die
Differenz von 0,4 s zur offiziellen Zeit habe ich auf die erste halbe
Runde aufgeschlagen):
100 m: 16,2
300 m: 34,2 0:50,4
500 m: 34,3 1:24,7
700 m: 36,3 2:01,0
900 m: 36,5 2:37,5
1100 m: 36,2 3:13,7
1300 m: 34,6 3:48,3
1500 m: 31,3 4:19,62

Aus dem bloßen Test nach einigen Wochen Training an der
Schnelligkeitsgrundlage, die dann für die restliche Saison reichen
soll, ist ein Wettkampf geworden, der laut der VDOT-Tabelle von
Daniels alle Läufe von 3000 m bis Marathon, die ich je gelaufen bin,
in den Schatten stellt. Bisher habe ich gedacht, ich wäre ein
(Ultra-)Langstreckenläufer mit unterentwickelter Schnelligkeit, aber
das stimmt wohl nicht mehr.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1349


Info Startseite | Regeln | Impressum | Datenschutz

News kmspiel Blog / Newsletter | Mini-Foren | neueste km / Log
Rennen Kalender | 7-Tage-News | Bestenliste | Berichte
Hilfe Handbuch | FAQ | Hilfe-Forum | Hilfeseite