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Bericht
Name des Laufes: | ASVOE Vienna Indoor Meeting mehr zum Lauf: VID3306 |
Datum des Laufes: | 18.2.2006 (Sat) |
Ort: | Wien, Ferry-Dusika-Hallenstadion |
Plz: | k.A. |
Homepage: | http://www.viennaindoor.at/ |
Strecken: | 1500 m (und andere) |
Beschaffenheit: | 200 m Kunststoffbahn |
Profil: | überhöhte Kurven |
Wetter: | warm, trocken und windstill |
Teilnehmer: | 10 Männer (6 Frauen in eigenem Lauf) |
Name des Berichtenden: |
wi(e)nfried LID32 Winfried aus Bericht vom 22.2.2006 (Wed) |
"Marathontraining auf Abwegen?" könnte der Untertitel zu diesem Bericht lauten. Eigentlich wollte ich über den Winter ja nur ein wenig die Schnelligkeitsgrundlage trainieren, bevor neben den spezifischen Marathontrainingseinheiten kein Platz mehr dafür ist. Bei einem kleinen Test im Training über 1000 m habe ich dann aber gleich den dringenden Wunsch entwickelt, auch auszuprobieren, wie schnell ich tatsächlich über so kurze Strecken laufen kann. Irgendwie wäre es ja auch blöd, wenn im Trainingsplan etwas von 1500-m-Tempo steht, und dann läuft man diese Distanz nie. VWKGJ gibt es kaum zu bieten, außer vielleicht, dass ich die letzten Tage schon etwas nervös war, die Distanz ist doch sehr ungewöhnt, und dann überhaupt der erste Wettkampf in der Halle. Immerhin waren auch ein paar Läufer gemeldet, die ich vom Sehen kenne und vielleicht sogar hinter mir lassen könnte. Die Halle mit ihrer 200-m-Bahn und den überhöhten Kurven habe ich im Training auch schon lieben gelernt, besonders wenn draußen ein eiskalter Wind geblasen hat, was in den letzten Wochen nicht gerade selten war. Beinahe übermäßig früh (wenn man eh schon nervös ist, kann man Hektik nicht auch noch brauchen) treffe ich im Prater beim Dusika-Stadion ein. Nach Abholung der Startnummer und Umziehen gehe ich schon einmal kurz ins Innenfeld und schaue, was bei den zahlreichen anderen Bewerben los ist. Hier ist es so voll, dass an ein vernünftiges Aufwärmen nicht zu denken ist, also gehe ich nach draußen Einlaufen. Das war aber ohnehin geplant, da ich diesmal ein spezielles Aufwärmprogramm, das in "Daniels' Running Formula" so gut geklungen hat, vorhabe. Nach einem knappen Kilometer, vorbei an lauter Rapid-Fans, die gerade zum gleich danebengelegenen Happel-Stadion strömen (anscheinend irgendein Fußballspiel heute), habe ich auch schon die Anlage von meinem Verein erreicht. Noch immer viel zu früh dran bereite ich meine dort gelagerten Crosslauf-Spikes für den morgigen letzten Lauf zum Cricket-Wintercup vor. Danach laufe ich noch zweieinhalb Kilometer auf der Hauptallee, mit ein bisschen Lauf-ABC und ein paar lockeren Steigerungsläufen - mir egal, was sich die Fußballfans dabei denken. Wieder zurück in der Garderobe ist es immer noch zu früh, es ist sonst kein Mensch da, und die 12-mm-Dornen für den weichen Boden morgen sind auch schon hineingeschraubt, also setze ich mich in Ruhe auf die Bank und überlege mir noch die Durchgangszeiten, die für ein 3:00-er-Tempo notwendig wären, das ich mir als Mindestziel gesetzt habe. Schließlich bin ich vor eineinhalb Jahren schon einmal im Freien 4:29 gelaufen, und damals habe ich dafür auch nicht besonders trainiert gehabt, also muss das heute auf jeden Fall zu schaffen sein. Und wie ich vor ein paar Wochen im Training einmal 1000 m in 2:55 gelaufen bin, hat es sich so leicht angefühlt, warum also nicht auch 1500 m in diesem Tempo? Oder war das nur so ein guter Tag, wie man ihn für einen Wettkampf fast nie hat? Andererseits weiß ich, dass mir das hohe Tempo im Training ganz allgemein noch nie so leicht gefallen ist wie in den letzten Wochen, und auch das Laufen mit Spikes bin ich im Gegensatz zu meinem letzten 1500-m-Lauf inzwischen gewöhnt, also sind die erhofften 4:24 doch nicht unrealistisch. Auch beim Aufwämen bisher habe ich in den Beinen nichts entdecken können, was als Ausrede in einem drsl-Bericht getaugt hätte. Ein Blick auf die Uhr: so, endlich ist es so weit, ich spaziere gemütlich hinaus auf die Bahn vom Cricketplatz und laufe die geplanten 800 m im TDL-Tempo (T-pace nach Daniels). Es ist zwar finster, die Bahn rutschig und die Gegengerade zum Teil unter Wasser, aber bei beiden Runden liege ich nur wenige Zehntel über dem vorgesehenen Tempo. Passt. Jetzt fe lt nur noch der Wettkampf, also jogge ich exakt 20 Minuten vor dem geplanten Start wieder zum Dusika-Stadion, ziehe mich um, und begebe mich mit Spikes und Trinkflasche ins Innenfeld, meine Uhr gebe ich meinem Vereinskollegen Christian, der auf der Tribüne sitzt, damit er meine Rundenzeiten stoppen kann. Zum Selbststoppen hat man bei 1500 m ohnehin keine Zeit, und neben der Ziellinie steht auch eine große Anzeige, die sollte zur Tempokontrolle während des Laufs ausreichen. Der Start verzögert sich um neun Minuten, da noch ein zweiter 3000-m-Lauf eingeschoben wird, also laufe ich noch ein bisschen auf und ab, dann kann man sich endlich an der Startlinie aufstellen. Ich wähle einen Platz fast ganz außen, schon halb auf Bahn vier (die Bahnen fünf und sechs sind so gut wie nie aufgebaut, da der Platz für die Radfahrer gebraucht wird, die ihre 250-m-Bahn rundherum haben), damit ich nach dem Start ungestört laufen kann. "Auf die Plätze!" - Wann kommt denn endlich der Schuss? Mein rechter Fuß zuckt schon, und der Start ist abgebrochen. War ich das etwa? Nein, neben mir dürfte ein Läufer einen Fuß schon auf der Startlinie statt dahinter gehabt haben. Der zweite Startversuch endet mit *peng*, ich komme gut weg und als dritter der zehn Starter aus der ersten Kurve. Das könnte etwas zu schnell sein, also nehme ich vorsichtig etwas Druck heraus und versuche langsam auf die Innenbahn zu kommen. Bis zur 200-m-Marke werde ich ein paar Mal überholt, dann beruhigt sich das Ganze, und ich kann ungestört mein Tempo laufen. Die Durchgangszeiten sind allerdings etwas komisch, bei 200 m höre ich etwas mit "31" und bei 300 m sehe ich "00:48" auf der Anzeige, das wäre ja viel zu schnell, schließlich wollte ich es mit 35 s pro Runde probieren. Aber egal, dann muss ich eben ab jetzt versuchen ein vernünftiges Tempo zu laufen ohne dabei zu langsam zu werden. Das fällt nicht allzu schwer, da ich inzwischen alleine laufe. Zu einer größeren Gruppe vor mir lasse ich in den nächsten Runden ein Loch von gut 20 m aufreißen. Die beiden mir bekannten Läufer, die eingentlich nicht schneller sein sollten als ich, laufen dort zwar auch mit, aber mir scheint das viel zu schnell zu sein. Soweit ich die Uhr richtig deuten kann - das Rechnen fällt nicht gar so leicht - bin ich sowieso noch deutlich schneller als mein Plan es vorsieht. Relativ heftige Atmung hat schon nach der zweiten Runde eingesetzt, inzwischen sind die Beine auch nicht mehr ganz so locker, aber noch keinerlei Grund das Ziel schon herbeizusehnen oder langsamer werden zu müssen. Wie ich das allererste Mal auf die Rundenanzeige schaue, steht dort schon ein 3-er, also nur noch 600 m! Meine 1000-m-Durchgangszeit kann ich nur grob schätzen, aber ich bin sicher deutlich unter drei Minuten, und trotzdem gibt es eigentlich noch keine Probleme. Oder fast keine, der Versuch, jetzt noch die Rundenzeiten auszurechnen, scheitert daran, dass ich mir die Durchgangszeiten nicht mehr merken kann, aber schnell bin ich heute, das weiß ich. Jetzt steht 3:46 auf der Anzeige und die Glocke bimmelt schon, dann ist das ja wirklich die letzte Runde, die Zeit ist viel zu gut und ich fühle mich immer noch nicht wirklich schlecht. Direkt vor mir sind zwei Läufer, die gerade zum Überrunden eines Dritten ansetzen, also gehe ich zum Überholen kurz nach außen auf Bahn drei, das stört nicht weiters, aber ich kann mich erst im ersten Drittel der Schlusskurve wieder auf die Innenbahn setzen. Plötzlich kommt einer der gerade Überholten wieder außen vorbei, und geht so knapp vor mir nach innen, dass ich einen Schritt lang bremsen muss - die Luft reicht noch für ein knappes "Trottl". Also am Kurvenausgang wieder nach außen bis auf Bahn drei, da noch ein weiterer Läufer zu überrunden ist. Jetzt die letzte Kraft in den Beinen abrufen, und auf den letzten 20 m komme ich tatsächlich noch an meinem Konkurrenten vorbei. Das letzte, was ich beim Zieleinlauf von der Anzeige noch sehe, ist "4:17". Hilfe, das gibt's doch gar nicht! Über 4:24 wäre ich wirklich schon glücklich gewesen, auch wenn ich davor schon übermütigerweise darüber nachgedacht habe, ob es nicht vielleicht auch 4:22 sein könnten, aber 4:17 hätte mir wohl wirklich nur ein Spinner prophezeien können. Das sind so die Gedanken, während ich ganz langsam zur gegenüberliegenden Ecke des Innenfelds gehe, wo ich meine Sachen liegen habe, während ich versuche meine Atmung wieder auf ein zivilisiertes Niveau zu bringen - ich kann mich nicht erinnern, je so eine Atemfrequenz gehabt zu haben. Nach ein paar Schluck Wasser ist auch der Hals nicht mehr so fürchterlich trocken. Vom Hustenanfall einige Minuten später bleibe ich trotzdem nicht verschont. Nach ein wenig Auslaufen, Tratschen und Trinken bekomme ich halboffizielle 4:20:xx genannt. Ein paar andere Läufern werden allerdings auch Zeiten zugeschrieben, die nicht ganz stimmen können. Nach langer Wartezeit (bis auch alle 200-m-Läufe beendet sind) werden die Zeiten anhand des Zielvideos korrigiert, meine offizielle Zeit ist jetzt 4:19,62, die 4:20,02 gehören dem Läufer hinter mir. Dass die händisch ausgelöste Zeitanzeige neben der Ziellinie dabei aber immer fast zwei Sekunden weniger angezeigt hat, ist ärgerlich, erklärt aber die im Nachhinein beinahe absurden Durchgangszeiten zu Beginn. Runden- und Durchgangszeiten (von einem Vereinskollegen gestoppt, die Differenz von 0,4 s zur offiziellen Zeit habe ich auf die erste halbe Runde aufgeschlagen): 100 m: 16,2 300 m: 34,2 0:50,4 500 m: 34,3 1:24,7 700 m: 36,3 2:01,0 900 m: 36,5 2:37,5 1100 m: 36,2 3:13,7 1300 m: 34,6 3:48,3 1500 m: 31,3 4:19,62 Aus dem bloßen Test nach einigen Wochen Training an der Schnelligkeitsgrundlage, die dann für die restliche Saison reichen soll, ist ein Wettkampf geworden, der laut der VDOT-Tabelle von Daniels alle Läufe von 3000 m bis Marathon, die ich je gelaufen bin, in den Schatten stellt. Bisher habe ich gedacht, ich wäre ein (Ultra-)Langstreckenläufer mit unterentwickelter Schnelligkeit, aber das stimmt wohl nicht mehr. |