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26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:43. Rund um den Baldeneysee
mehr zum Lauf: VID1318
Datum des Laufes:9.10.2005 (Sun)
Ort:Essen
Plz:D4
Homepage:http://www.essen-marathon.de/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Meist Asphalt, am Ufer des Baldeneysees im Schatten von herbstfarbenen Laubbäumen
Profil:überwiegend flach; leichter Anstieg von 12 - 15km
Wetter:z.T. bedeckt / z.T. sonnig; leichte Windbrise; gegen Ende mit 18°C etwas zu warm
Teilnehmer:ca. 2.500
Name des Berichtenden: professor LID1885
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Bericht vom 9.10.2005 (Sun)
"... Mit Fünfzig unter 3 Stunden ..."

Diesen Vorsatz hatte ich mir zum Jahreswechsel 2004/2005 vorgenommen und meine gesamte Jahresplanung im Laufen danach ausgerichtet: Steigerung der Wochenkilometerumfänge auf 90 - 130km; Berg- und Crossläufe neben Intervalleinheiten 1 x pro Woche ab Mai 2005; Teilnahme an kleineren Volksläufen etc.

Bis zum heutigen Tag hatte ich dann ca. 4.500km zurückgelegt, war zum Ausgleich noch 1.100km Fahrrad gefahren und knapp 130 km geschwommen ...

Naja, heute war also dieser Tag, einmal mußte er ja kommen. Die Nacht davor war grausig schlecht; zuviel andere Aufgaben gingen mir durch den Kopf : wissenschaftliche Arbeiten, Büropflichten zuhause (Finanzamt etc.). Punkt 2:59 Uhr wachte ich erneut auf (was für ein Omen ?!), setzte mich bis 5:00 Uhr an meinen Schreibtisch ... dann noch mal ein Schläfchen bis 8:00 Uhr - alles gegen die Regeln ! Um 10:00 Uhr sollte es ja schon losgehen ...

Ging es dann auch ... zuerst noch bei wolkigem Wetter, dann später bei strahlendem Sonnenschein und am Schluß mit 18°C für meinen Geschmack dann etwa 2 -3°C zu warm. Laut Orgamnisatoren starteten 2.500 Teilnehmer von der Freiherr-vom-Stein-Straße aus um 10:00 durch Werner Schnepp, inzwischen über 80 Jahre alt, der mit der TuSEM-Mannschaft im Jahre 1957 Deutscher Marathonmeister geworden war. Da konnte ich als Neu 50-er nur Respekt haben ...

Der Start verlief für mich geplant verhalten, viele stürmten an mir vorbei - vielleicht 100 - 120 Läufer; eisern versuchte ich NICHT mitzugehen !
Trotzdem war ich nach 1km noch zu schnell: 3:56 - da mußte ich trotz einer inneren Lauflust einfach bremsen ... und noch mehr Läufer überholten mich ... Zufriedener war ich erst ab 3 km: 12:12 - das fühlte sich schon besser an, aber immer noch einen Takt zu schnell. An der Werdener Staumauer warteten bereits die ersten Freunde zum Anfeuern - mit Riesenstimmung durch das Team Essen 99 und Ernst-Peter Berghaus am Mikrophon.

In dem für mich noch sehr unruhigen Läuferfeld konnte ich keinen finden, der meinen Rhythmus mitgegangen wäre ... entweder noch zu schnell oder eben schon nachlassend im Tempo; ich ließ mich durch die Morgenluft und den Blick auf den See mit einigen ersten Segelbooten zunächst beruhigen ...

Bei 10km sollte die erste entscheidende Zwischenzeit kommen. Mein vorher geplanter Zeitkorridor lag zwischen 41:00 - 42:30 / 10km. Es waren exakt 41:04 - also eine genaue Punktlandung !! Mein "inneres Laufgefühl" hatte mit recht gegeben. Das verlieh mir endlich Sicherheit; jetzt stellten sich auch noch ein paar stabilere Läufer ein - mal etwas vor und dann etwas hinter mir. Die Zahl der "Überholer" ließ stark nach ...

Ab 12km (noch SUB 52:00) begann dann der leichte Anstieg in der Wuppertaler Straße. Anstiege hatte ich jede Menge in diesem Jahr auf Korsika und auch am Baldeneysee im Kruppwald trainiert, sodaß ich die Steigung eigentlich nur an dem Nachlassen einiger Mitläufer bemerkte. Ich freute mich schon auf die Wende bei 15km und den anschließenden leichten Abfall der Strecke. Zuvor konnte ich meine genaue Position im Feld durch die uns bereits entgegenlaufenden Vorläufer genau bestimmen: 81. Platz, nicht schlecht ... aber es lagen ja noch 27km vor uns !

Bei 20km wuchs erneut meine Spannung über die erreichte Zeit: es waren 1:22:06 - fast wieder eine Punktlandung ! Beim Halbmarathon (21,1km) hatte ich dann plötzlich auch noch eine neue Bestzeit mit 1:26:29 (vorher im Jahr 2004: 1:26:55!).

Ab 24km gesellte sich mein lieber Lauffreund LEO DOETSCH zu mir, um mich auf dem letzten Teil zu begleiten. Daneben halfen SEBASTIAN und ROLAND mit exakt angelieferten Drinks alle 6km ( mein persönliches Spezialgebräu mit Früchtetee, Magnesium, Kochsalz und viel Honig ...lecker und nicht zu klebrig !).

Vorbei am Start/Zielbereich mit viel Getöse und Anfeuerung ging es auf der 2. Runde erneut über die Werdener Brücke und wieder am Stauwehr entlang; dort wurden erstmals durch Peter Berghaus am Mikrophon die Platzierungen durchgezählt: es war inzwischen der Platz 55 für mich geworden, hoppla, soviel Überholungen waren mir ja gar nicht bewußt geworden.

Km 30 bestätigte mir, das mein Laufuhrwerk nach "innerem Gefühl" mal wieder exakt funktionierte: 2:03:14 !! Noch 12km und ich konnte mir schon jetzt Zeiten von 4:30 pro KM leisten, um noch unter 3:00 zu kommen ! Aber ich sollte nicht zu früh jubeln, denn bei 30km begann plötzlich mein rechter vorderer Fußballen zu brennen - Falte im Socken ? kleiner Stein ?? Oder vieleicht doch - und schon lange nicht mehr: eine sich anbahnende Blase !! Woher bloß ? Logische Erklärung: Zu viel Wasser über den Kopf und Rücken mit Ablauf in meinen rechten Schuh !! Man sollte ein Stopper-Gummiband entwickeln, um die am Bein ausgeschwitzte Feuchgtigkeit anders abzuleiten!

Doch, Mist, die Schmerzen wurden immer heftiger und brennender - jeder Schritt stach jetzt. Leo merkte dies und machte mich munter: "Locker bleiben ... !" Meine eigene ausgedachte Abwehrstrategie für solche Fälle begann jetzt: "Texte" und "Lieder" im Laufrhythmus vor sich hersummen oder ... - Doch die getestete Ablenkung funktionierte mal wieder glänzend.

Ab 36km brannten mir beide Waden; "heiße Tropfen" perlten von den Fersen nach oben zu den Knien und von dort krochen sie langsam in meine beiden Oberschenkel hoch ... jetzt mußte endlich die COLA her !! 24 Stunden vorher gekauft und geöffnet, mehrfach geschüttelt um die "Abgase" loszuwerden, und dann erst abgefüllt ergibt schließlich frisches Coffein für die hochtourige Fettverbrennung, Magenberuhigung und Zucker für das langsam eindämmernde Hirn ohne positive Gedanken !! Und nicht vergessen: das Tempo etwas zurücknehmen, ich hatte ja noch ein gutes Zeitpolster.

Bei 40km waren es 2:45:25 (eine 42:00 Zeit für die letzten 10km). Noch 2,2km oder 10 Minuten - das konnte sicher unter 3:00 Stunden werden. Aber 2km können sehr lang werden.

Das Brennen am Fußballen in der immer größer werdenen Blase und die "heißen Ströme" in beiden Waden wurde immer intensiver, jetzt wurden wahrscheinlich die letzten kleinen "Butterreste" meines Bauchspecks eingeschmolzen und dorthin zur letzten Schlacht gepumpt. Ab 41km begann das Spalier, das uns Läufer ja immer so hineinsaugt in seinen Kanal des Beifalls, in die Trompete, die uns nach vorne bläst ...

Der Regattaturm bei 42 km tauchte am Horizont auf und kam immer näher, ich hörte von mehreren Seiten meinen Namen ohne zu identifizieren von wem und was noch gerufen wurde ... ich mußte nur noch um diese kleine Kurve, wie so viele Sonntage bei meinen langen Läufen zuvor auch. Als ich einbog klickte die Uhr in der Ferne gerade 2:55:00, als ich durchs Ziel kam 2:55:18 - mein Jahreslauf war geglückt !

Am Ziel eine SUPERROTE und SUPERLANGSTIELIGE ROSE von meiner Frau Marion mit Kuß überreicht ... was gibt es schöneres in einem Läuferleben ... !!

Sportliche Nebeneffekte: 41. Gesamtplatz / 4. Platz M50 / 3.Platz erstmals mit der TUSEM Männer-Mannschaft !!

Wie einmalig das Gefühlsleben ist, kann nur der erzählen, der es erstmals SUB 3:00 geschafft hat! DANKE, dass ich zu denen gehören darf, dank meiner Familie, die meine Lauflaunen akzeptiert und dank meiner Freunde, die mich so großartig an der Strecke unterstützt haben. Danke dem TUSEM für diesen klssisch schönen LANDSCHAFTS-HERBST-MARATHON !

Danke auch an das tolle Moderatorenteam Georg Jahn und Andreas Menz, die im Start- und Zielbereich ihren Platz hatten bei der Durchsage der Läufer tolle Motivationsarbeit geleistet haben.



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