Lauf um die Welt!
 
 
Aktuelle Saison: 2023-2
Menü jeder km zählt
 
26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

[ /Rennen | Berichte Übersicht | Bericht suchen | Neuen Bericht schreiben ]

Bericht

Name des Laufes:32. real,- Berlin-Marathon
mehr zum Lauf: VID1004
Datum des Laufes:25.9.2005 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.real-berlin-marathon.com
Strecken:Marathon
Beschaffenheit:Asphalt, nicht einen Meter Kopfsteinpflaster
Profil:sehr flach, so gut wie keine Steigungen
Wetter:15-19°, heiter, für meinen Geschmack zu warm
Teilnehmer:ca. 40000
Name des Berichtenden:ThomasM LID2758
nur für eingeloggte Benutzer sichtbar

Bericht vom 2.10.2005 (Sun)
Nach anderthalb Jahren der Abstinenz stehe ich heute wieder an der Startlinie eines Marathons. Und es ist nicht irgendein Marathon, sondern die größte deutsche Veranstaltung dieser Art und mit die größte weltweit. Meine bisherige Bestzeit liegt bei 3:00:11 h. Nach langer Verletzungspause bin ich im Februar 2005 wieder mit 20 km pro Woche angefangen, habe mich bis zum Mai auf ca. 100 km hochgearbeitet und dann einige schnelle Läufe auf der Laufbahn in mein Training eingebaut. Die letzten 8 Wochen bin ich dem Greif-Countdown gefolgt, wobei ich das Marathonrenntempo mit 4:00 min/km festgelegt habe. Mein primäres Ziel sollte also eine 2:48:47 h sein. Es ist immer sinnvoll, sich neben einem Optimalziel weitere Ziele zu stecken, falls man während des Laufs merkt, dass das primäre Ziel nicht mehr zu erreichen ist. Bei mir sind dies 2:49:59 h, 2:53:31 h (die Bestzeit meines Laufkumpels Markus, kann schließlich nicht angehen, dass er besser ist als ich *g*) und ? falls alle Stricke reißen ? 2:59:59 h. Die Vorbereitung verlief weitgehend verletzungsfrei. Lediglich eine Muskelverhärtung in der Wade warf mich 3 Tage aus dem Training. Während der letzten 10 Tage entwickelte sich langsam der unter Läufern berüchtigte Shin-Splint (Schienbeinkantensyndrom). Das hat mich aber trainingstechnisch nicht zurückgeworfen. Nach dem Marathon traten die Schmerzen (interessanterweise) nicht mehr auf. Apropos Markus: Wir haben uns zusammen auf dieses Event vorbereitet, und er ist heute mit der gleichen Zielzeit dabei.

Der D-Day beginnt mit dem Frühstück um 6:30 Uhr. Ich zieh mir 2 Brötchen mit recht süßlichem Aufstrich, 6-7 Gläser Orangensaft und 2 Tassen Tee rein. Auf irgendwelche Power-Riegel und sonstige Nervositätsbremser verzichte ich völlig, denn ich habe gut trainiert und seit Mittwoch sehr kohlenhydratreich (aber nicht mehr als sonst!) gegessen..

Gegen 7:45 Uhr machen wir uns auf den Weg vom Hotel zum Rasenplatz vor dem Reichstag, wo man die Kleiderbeutel abgibt. Platz zum Einlaufen gibt es dort nicht. Ich mache nur ein paar (zugegeben halbherzige) Dehnübungen.

Wegen der großen Läufermassen, brechen wir bereits um 8:22 Uhr auf zum Startblock. Obwohl es eigentlich nur ein kurzer Weg dorthin ist, kommen wir erst um 8:45 Uhr im Startblock D an. Zuvor verschlägt es uns noch zweimal in die Büsche und wir tragen zum Gedeihen der dort ansässigen Bäume bei. ;) 20 Minuten vor dem Start trinke ich traditionell einen halben Liter aus meiner Wasserflasche. Es ist mit schätzungsweise 15 Grad ziemlich warm und daher kippe ich mir schon vor dem Start Wasser über den Kopf. Der Startblock ist schon fast ganz voll; wir stehen eigentlich viel zu weit hinten für unsere Zielzeit. Man hat aber entweder die Wahl, sich sehr früh vorne in den Startblock zu stellen und nicht mehr pinkeln gehen zu können oder umgekehrt. :-/

Meine Pulsuhr zeigt moderate Werte zwischen 85 und 95 an. Die letzten Minuten vergehen schnell und um Punkt 9:00 Uhr erfolgt der Startschuss. Jetzt muss ich zeigen, dass sich das aufwändige Training gelohnt hat; jetzt geht?s los!

Das Tempo ist sehr langsam und für den ersten Kilometer brauchen wir geschlagene 4:42 min.! Es hilft nichts, wir müssen das Tempo forcieren und die anderen Läufer in Slalommanier überholen, obwohl das kraftraubend ist.

Nach 5 km steht die Uhr bei 20:48 min. ? zumindest haben wir nicht wesentlich mehr verloren. Der Slalomlauf geht aber weiter, denn noch immer sind ziemlich langsame Läufer um uns herum. Wir halten uns vermehrt am linken Rand des Feldes auf, weil dort noch am meisten Platz ist.

Kilometer 10 ist bei 40:54 min. erreicht. Meine Beine haben mittlerweile eine gute Temperatur erreicht. Es läuft jetzt einigermaßen rund. In dieser Phase wechsel ich mich mit Markus in der Führungsarbeit ab. Es fällt mir auf, dass ich wesentlich lauter (aus-) atme als er. Das sollte aber im weiteren Rennverlauf ohne Bedeutung bleiben.

Nach 1:00:52 h erreichen wir die 15-km-Marke. Nach wie vor überholen wir etliche Läufer, wenn auch nicht mehr so viele wie auf den ersten Kilometern. Während ich bei meinem letzten Marathon noch sehr oft auf meine Pulswerte geachtet habe, spielt das in diesem Rennen keine Rolle. Ich achte fast ausschließlich auf die Zeit je Kilometer. Bei der Verpflegungsstation bei KM 15 verpasse ich den dort angebotenen UltraBuffer. Markus erwischt allerdings einen Becher und gibt mir die Hälfte ab ? eine wirklich sportliche Geste!

Kilometer 20 und die HM-Marke sind nach 1:20:31 h bzw. 1:25:01 h erreicht. Hey, so ganz nebenbei hab ich gerade meine saumäßig schlechte HM-Bestzeit von 1:25:53 um fast eine Minute unterboten! Ich laufe die Halbdistanz im Training so gut wie nie. Und irgendwie komme ich auch nicht dazu, an HM-Wettkämpfen teilzunehmen.

So langsam fühlen sich meine Oberschenkel so an, als ob sie was getan hätten. Gleichwohl hab ich durchaus noch das Gefühl, dass mir der Saft noch lange nicht ausgeht und hier heute was gehen kann. Auch Markus scheint es noch gutzugehen. Im weiteren Verlauf des Rennens habe ich aber das Gefühl, dass er hin und wieder an den langsameren Läufern ?hängen bleibt?, wenn er vorne läuft. Ich gehe in diesen Situationen nach vorne, was mir in dieser Phase noch nicht besonders schwer fällt. KM 25 ist nach 1:40:29 h erreicht. Der Malus beträgt also nur noch 29 Sekunden ? wir haben aufgeholt!

Kurz vor der 30-km-Marke bekommt Markus plötzlich einen unangenehmen Schmerz im Oberschenkel. Das Projekt ?2:48? scheint von einer Sekunde auf die andere in Gefahr zu geraten und ich finde mich mit dem Gedanken ab, die letzten 12 km alleine bestreiten zu müssen. Wir haben im Vorfeld ausgemacht, dass auf ?Einzelschicksale? keine Rücksicht genommen wird ? schließlich wollen wir uns gegenseitig unterstützen und nicht bremsen. Wir verabschieden uns voneinander und ich gebe Gas. Meine Uhr steht bei KM 30 auf 2:00:29 h. Da ich auf den letzten 5 km nichts aufgeholt habe, mach ich mir ernsthafte Sorgen, die 2:48 noch erreichen zu können, denn die letzten Kilometer werden besonders hart.

Aber was passiert bei etwa KM 33? ? Plötzlich taucht der Eisenmann aus Untereisenheim wieder hinter mir auf! Dieser Mann ist nicht totzukriegen! :) Er hat seine Schwächephase offenbar überwunden und den Rückstand von etwa 60 m wieder aufgeholt. Dieser Kraftakt hat ihm aber ordentlich Substanz gekostet, denn auf den letzten Kilometern gelingt es ihm nicht mehr, die Führungsarbeit zu leisten.

KM 33 ist der letzte Kilometer, den wir noch unter unserem Sollschnitt schaffen; von dort an klettern die Kilometerzeiten von 4:06 min. auf bis zu 4:20 min. Dennoch überholen wir immer noch viele Läufer und werden selbst so gut wie gar nicht überholt. Es fällt mir aber auf, dass relativ wenige Läufer dem ?Mann mit dem Hammer? begegnen und gehen müssen. Die Läufer, die jetzt um uns herumlaufen, sind eben keine Anfänger mehr und haben ein ebenso knallhartes Trainingsprogramm absolviert. Ich merke leichte Schmerzen auf der Rückseite meines rechten Oberschenkels. Könnte dies eine sich anbahnende Zerrung sein? Die sich in der Folge zu einem Muskelfaserriss entwickeln könnte? Ich bin lieber vorsichtig und verzichte auf eine Tempoerhöhung. Lieber jetzt vernünftig handeln als die letzten Kilometer verletzt gehen zu müssen und sich von allen 4 Marathonzielen verabschieden zu müssen!

Zwischen KM 37 und 39 falle ich in ein Motivationsloch. Mir wird klar, dass es wohl nichts mehr werden wird mit den 2:48. Der alte Mann ist KO und muss sich so langsam seine Rentenpapiere abholen...

Die leichten Oberschenkelprobleme halten sich in der Folge in Grenzen. Bei KM 39 zeigt meine Uhr 2:37:33 h an. Die 2:48 h sind also in dieser Phase endgültig gestorben. Aber 3,2 km in etwa 12,5 Minuten scheint mir machbar, so dass eine Sub-2:50 durchaus noch drin sein könnte. Dummerweise geht es in dieser Phase leicht berauf, was mir den allerletzten Willen raubt, noch mal richtig an die Schmerzgrenze zu gehen. Außerdem hätte Markus es mir nie verziehen, wenn ich in dieser Phase so einfach abgehauen wäre. Er kommt aus der tiefsten fränkischen Provinz und hätte sich mit Sicherheit verlaufen in der Großstadt! *eg*

Bei KM 41 passiert es dann endlich! Mich durchschießt ein gewaltiger Adrenalinstoß, denn ich blicke auf und erkenne in nicht einmal 1 km Entfernung das Brandenburger Tor vor mir. Von da an lief es sich plötzlich so leicht wie auf dem aller ersten Kilometer. Vielleicht hätte mir jemand bei KM 33 ein Bild des Tores vor die Nase halten müssen, dann hätte es auch mit den 2:48 geklappt. ;)

Wir durchstürmen zusammen das Brandenburger Tor; von da aus sind es nur noch wenige hundert Meter bis zur Ziellinie. Meine Uhr bleibt bei 2:51:01 h stehen. Die offizielle Endzeit liegt später bei 2:50:59 h. Immerhin hab ich 2 der 4 gesteckten Ziele erreicht und meine bisherige Bestzeit um über 9 Minuten unterboten. Ich bin sehr zufrieden.

Hier die Zwischenzeitentabelle:

KM KM-Zeit kumuliert
1,0 04:42,3 0:04:42
2,0 04:08,4 0:08:51
3,0 04:01,4 0:12:52
4,0 03:57,8 0:16:50
5,0 03:56,2 0:20:46
6,0 04:06,6 0:24:53
7,0 04:01,0 0:28:54
8,0 03:56,5 0:32:50
9,0 04:00,3 0:36:51
10,0 04:03,2 0:40:54
11,0 03:54,4 0:44:48
12,0 04:02,9 0:48:51
13,0 04:08,0 0:52:59
14,0 03:49,5 0:56:49
15,0 04:03,1 1:00:52
16,0 03:52,0 1:04:44
17,0 04:05,6 1:08:49
18,0 03:55,7 1:12:45
19,0
20,0 07:45,9 1:20:31
21,0 04:03,7 1:24:35
21,1 00:26,7 1:25:01
22,0 03:30,5 1:28:32
23,0 03:55,2 1:32:27
24,0 04:01,8 1:36:29
25,0 04:00,6 1:40:29
26,0 03:58,3 1:44:28
27,0 04:10,5 1:48:38
28,0 03:57,9 1:52:36
29,0 03:56,4 1:56:32
30,0 03:56,9 2:00:29
31,0 04:04,7 2:04:34
32,0 04:01,3 2:08:35
33,0 03:53,6 2:12:29
34,0 04:06,0 2:16:35
35,0 04:06,4 2:20:41
36,0 04:07,1 2:24:48
37,0 04:14,5 2:29:03
38,0
39,0 08:29,9 2:37:33
40,0 04:16,1 2:41:49
41,0 04:20,5 2:46:09
42,0
42,2 04:51,2 2:51:01 (offiziell: 2:50:59 h).


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1216


Info Startseite | Regeln | Impressum | Datenschutz

News kmspiel Blog / Newsletter | Mini-Foren | neueste km / Log
Rennen Kalender | 7-Tage-News | Bestenliste | Berichte
Hilfe Handbuch | FAQ | Hilfe-Forum | Hilfeseite