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Bericht

Name des Laufes:4. Tiroler Wasserkraft Abenteuerlauf zum Achensee 2005
mehr zum Lauf: VID2675
Datum des Laufes:1.9.2005 (Thu)
Ort:Tannheim
Plz:A
Homepage:http://www.laufwerkstatt.at/abenteuerlauf/
Strecken:170 km in 4 Tagesetappen
Beschaffenheit:fast ausschließlich Naturwege
Profil:bergig, insgesamt knapp 4000 Höhenmeter
Wetter:meist sonnig, am zweiten und dritten Tag zeitweise Regen
Teilnehmer:ca. 25
Name des Berichtenden: Stephen LID2040
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Bericht vom 28.9.2005 (Wed)
Es ist sicher schon über ein halbes Jahr her, daß ich beim Surfen auf die Seite des Abenteuerlaufs geraten bin. Damals stand mir noch mein erster Ultra bevor, und ich konnte mir nicht so recht vorstellen, wie man in vier Tagen 170 km mit solchen enormen Höhenunterschieden bewältigen kann.

Als nun Lizzy von laufen-aktuell.de am 26. August im dortigen Forum anfragte, wer ihren Platz, den sie bei einem Preisausschreiben der Achensee-Information gewonnen hatte, übernehmen könne, hatte ich Gelegenheit, noch einmal einen Blick auf die Ausschreibung zu werfen, und nun, als Finisher des Rennsteig-Supermarathons und des Swiss Alpine K 78, fühlte ich mich dieser Herausforderung gewachsen und sagte spontan zu.

In den Tagen vor dem Abenteuerlauf ruhte ich mich aus, denn ich hatte in der Woche vorher einen 10-km-Wettkampf bestritten. Sonniges Wetter erwartete mich am Achensee, als ich am Mittwoch eintraf. Die meisten anderen Teilnehmer nutzten ebenfalls das Angebot, sich mit einem Kleinbus nach Tannheim bringen zu lassen, wo wir vor unserer ersten Etappe im Hotel Schwarzer Adler übernachteten. Die Gruppe bestand aus ca. 25 Läufern, von denen ungefähr ein Drittel "Wiederholungstäter" waren - die anderen waren wie ich gespannt darauf, was uns in den nächsten Tagen erwarten würde.

Während des Abendessens gab uns der Organisator Alexander Pittl - der über die gesamte Laufstrecke uns ständig begleitete, uns anspornte und mit Sprechchören aufmunterte - einige Instruktionen zum Lauf. Für jeden von uns gab es eine weiße Mütze und ein schickes rotes Funktionsshirt, damit wir am Start und am Ziel jeder Etappe als Team kenntlich sein würden - das Shirt gefiel mir dann so gut, daß ich es über die gesamte Strecke trug.

Das Zimmer im Schwarzen Adler teilte ich mit Anton Waibel, der im Betreuerteam für die Verpflegung zuständig war. Anton war früher ein Top-Marathon-Läufer, aber da ihm nun in seiner Altersklasse die ernsthafte Konkurrenz ausgegangen ist, hat er sich darauf verlegt, die Betreuung von Ultraläufen zu übernehmen. Entsprechend erstklassig zusammengestellt war dann das, was wir unterwegs bei den Verpflegungsstationen angeboten bekamen, die unsere unermüdlichen Betreuer im Abstand von ein bis zwei Laufstunden aufstellten.

Nachdem wir uns ausgiebig am Frühstücksbüffet bedient hatten, ging es um 9:00 auf die erste Etappe. Nach einer Runde durch Tannheim ging es in Richtung Osten durchs Tannheimer Tal . Das gemütliche Tempo gab uns ausreichend Gelegenheit, die Landschaft zu genießen. Nach zwei Stunden dann das erste Highlight - der Abstieg nach Weißenbach über die alte Gaichtpaßstraße. Unten im Tal konnten wir uns noch einmal stärken, und dann ging es über den Lech durch einen ausgedehnten Wald in Richtung Heiterwang. Es war nun ziemlich heiß geworden, und so war ich froh über meinen neuerworbenen Camelbak. Nach vier Stunden Laufzeit waren wir oberhalb von Heiterwang angelangt. Nach einer neuerlichen Verpflegung durch unser Betreuerteam ging es zum Heiterwanger See, wo eine heiße Gemüsesuppe auf uns wartete. Das letzte Teilstück dieses Tages führte uns quer durch die Zugspitzarena über Bichlbach und Lermoos nach Ehrwald. Die Hitze machte uns zunehmend zu schaffen, und so schlugen wir ein langsames Tempo ein, bei dem jeder mithalten konnte. Neben Alex wurden wir beim Laufen von Klaus betreut, der schon den allerersten, zu dritt durchgeführten Abenteuerlauf mitgemacht hatte, und von Patrick, der uns mit dem Mountainbike begleitete und an manchen Stellen, wo der Weg vom Hochwasser beeinträchtigt worden war, es wesentlich schwerer als wir Läufer hatte. Nach acht Stunden und GPS-ermittelten 49 Kilometern waren wir in Ehrwald angekommen, wo Erdinger Alkoholfrei und Marillenschnaps für uns aufgetischt waren. Die Jungs vom Erdinger-Stand versuchten, mich zu einem zweiten Glas Schnaps zu überreden, aber ich verzichtete dankend. Später saßen wir in einer Pizzeria beim Abendessen zusammen, bevor wir im Hotel Spielmann übernachteten.

Auch am nächsten Morgen hatten wir Glück mit dem Wetter. Am Ortsausgang von Ehrwald war es mit dem Laufen zunächst vorbei, denn nun wartete auf uns der erste wirklich steile Anstieg zur Ehrwalder Alm. Hinter der Alm ging es noch ein Stück bergauf und dann am Igelsee entlang hinab ins Gaistal. Links von uns ragte das Wettersteingebirge auf, rechts das Mieminger Gebirge, und beflügelt durch diese wunderschöne Aussicht ging es immer weiter in Richtung Leutasch, wo die nächste Verpflegungsstation auf uns wartete.

Von Leutasch aus ging es nicht wie geplant über den Hohen Sattel, wo die Unwetter erhebliche Schäden an den Wegen verursacht hatten, sondern nach Nordosten durch das Leutaschtal. Bei Ahrn wurden wir von einem heftigen Gewitter überrascht. Die italienische Familie, die das Bauernhaus bewohnte, unter dessen Vordach wir uns gerade noch gerettet hatten, lud uns in ihre Stube ein. Auf den Wein, den sie uns anboten, verzichteten wir dankend, aber bei den Trauben griffen wir gerne zu. Nach einer halben Stunde war der schlimmste Regen vorüber, und wir brachen auf, nachdem wir uns für die Gastfreundschaft bedankt hatten. Das regionale Studio des ORF hatte einen Termin mit uns verabredet, und so ließen wir uns auf einem Feldweg laufend filmen, bevor wir weiter in Richtung Scharnitz aufbrachen. Der Weg entlang der Leutascher Ache war nur zum Teil passierbar. Deshalb mußten wir auf die Landstraße ausweichen - vorne von Alex gesichert und hinten von Patrick. Am nächsten Verpflegungspunkt angekommen, erfuhren wir von unseren Betreuern, daß sie von der Inhaberin der Gaststätte gehindert worden waren, ihren Stand aufzubauen - es wurde sogar mit der Polizei gedroht. Nun ja, manche Wirte ziehen es vor, sich selbst der beste Gast zu sein, aber das war das einzige negative Erlebnis auf unserem Lauf. Kurz danach hörte der Regen auf, und wir bogen von der Straße nach rechts zur Leutascher Klamm ein. Dort wurde erst einige Tage zuvor ein Metallsteg über der Schlucht fertiggestellt, der spektakuläre Ausblicke ermöglicht. Die letzten Kilometer führten uns über bayrisches Gebiet, bis wir nach acht Stunden und 44 km in Scharnitz eintrafen, wo wir mit einem Ständchen und mit Kaffeestückchen vor dem Touristikbüro empfangen wurden. Beim Abendessen verfolgten wir aufmerksam die Nachrichten, denn erstens waren wir gespannt darauf, welchen Eindruck unsere Gruppe im Fernsehen machen würde, und zweitens, welches Wetter uns der nächste Tag bringen würde (zumindest in der ersten Tageshälfte sollte es schönes Wetter geben) . Später stellte sich Walter Eberhard von der Bajus-Ausdauerschule (die zusammen mit der Laufwerkstatt den Abenteuerlauf organisiert hat) vor und gab uns nützliche Hinweise zur nächsten und längsten Etappe, auf der er uns begleiten würde. Es war nicht möglich gewesen, uns in Scharnitz zentral unterzubringen, aber da der Ort ziemlich klein war, machte das nicht viel aus.

Am nächsten Morgen frühstückte ich mit Anton und den Läufern Markus und Mirko in der Pension, in der wir untergebracht waren. Diesmal war der Start schon um 8:00 Uhr angesetzt, denn ein langer Tag wartete auf uns, bei dem wir auf der ersten Hälfte auf die Unterstützung unseres Betreuerteams verzichten mußten. Eine Kanone gab den Startschuß, und dann ging es erst eine Viertelstunde die Isar entlang, bevor uns ein steiler Pfad auf die Forststraße durch das Karwendeltal führte. Jetzt am dritten Tag hatte sich ein Gruppengeist herausgebildet, der uns auch dann Kraft gab, wenn sich unsere Beine müde anfühlten. Immer wieder wurde ein Lied oder ein Sprechchor angestimmt. Insbesondere die Läufer, die im Vorjahr dabei waren, waren gut gelaunt, denn während es damals so stark regnete, daß die Gruppe sich zeitweise unterstellen mußte, schien nun die Sonne. An der Larchetalm wurden wir mit Wasser und Orangensaft versorgt, und bald darauf kam das Karwendelhaus in Sicht. Gestärkt durch eine Dose Red Bull bereitete mir der Aufstieg keine Probleme, und oben in der Hütte nahm ich mehrere Tassen vom Früchtetee, denn die Bergluft macht durstig. Auf dem Weg bergab improvisierte auch ich ein Lied, das recht guten Anklang fand:

"Wir sind auf dem Abenteuerlauf, Abenteuerlauf, Abenteuerlauf.
Wir sind auf dem Abenteuerlauf, Abenteuerlauf, Abenteuerlauf.

Von Tannheim zum Achensee,
durch die Täler, in der Höh,
über Stock und über Stein
laufen wir im Verein.

Wir sind auf dem Abenteuerlauf...

Wir sind ein Team, das niemand trennt,
wir laufen durch bis zum End.
Und im Ziel gibts mächtig Spaß,
und drum geben wir jetzt noch mal Gas.

Wir sind auf dem Abenteuerlauf..."

(nach der Melodie von "Yellow Submarine")

Fünf Stunden waren wir unterwegs, als wir im Tal am Stand unseres Betreuerteams anlangten - nicht zu früh, denn mittlerweile hatte ich die anderthalb Liter in meinem Rucksack verbraucht. Von hier aus ging auf dem nächsten Teilstückes durch das Tal immer leicht bergan, den größten Teil davon über eine Asphaltstraße, auf der uns ein Auto der Achensee-Touristik sicherte. Hier mußte ich dann doch ziemlich kämpfen und sogar einige Gehpausen einlegen, aber ich konnte Walter, der sich zu mir zurückfallen ließ, beruhigen, denn ich war mir sicher, daß diese Krise vorüberging. Vor dem Aufstieg zum Plumsjoch war wieder ein Stand aufgebaut, an dem ich mir einen Gel-Chip in den Mund schob und mir einen weiteren als Vorrat in die Tasche steckte. Der Weg war nun wieder so steil, daß wir gehen mußten, und einen halbe Stunde nach dem Aufbruch fing es an zu regnen. Mir machte das nichts aus - im Gegenteil, ich fühlte mich, als ich in meinem nassen Shirt über den Bergpfad wanderte, wohler als auf der heißen Straße. Oben angelangt wurden wir in der Plumsjochhütte bewirtet, und die Müsliriegel und Neapolitanerschnitten, die ich zum heißen Tee verzehrte, waren nach den Gel-Chips, die ich ansonsten gut vertragen habe, eine willkommene Abwechslung. Als wir uns wieder auf den Weg machten, hatte der Regen eine Pause eingelegt. Zunächst war noch einmal unsere ganze Aufmerksamkeit erforderlich, denn es ging ziemlich steil bergab, dann aber kamen wir an der Gernalm an, wo uns die Kids vom Triathlon-Club Achensee erwarteten, die - nach einer allerletzten Stärkung - mit uns zusammen bis Pertisau liefen. Mein linker Fuß tat nun an der Oberseite weh, meine Beine fühlten sich müde an, es regnete nun wieder ziemlich heftig - aber was machte das aus, wenn man sich in einer Gruppe befand, die singend und scherzend dem lange ersehnten Ziel zustrebte?

In Pertisau hatten sich trotz des schlechten Wetters einige Zuschauer eingefunden. Nach neuneinhalb Stunden und knapp 60 km liefen unter dem Zielbogen des Achenseelaufes ein, und erschöpft, aber fröhlich beglückwünschten wir uns zu unserer Leistung. Zu meiner großen Freude war Lizzy, der ich diesen Lauf verdankte ebenfalls erschienen, ebenso wie Fuxxx und Guenthi von laufen-aktuell.de.

Danach ging es zum Hotel Wiesenhof, wo es einen Sektempfang gab, bevor wir uns am Büffet stärken konnten (Anton wunderte sich darüber, was in einen schmalen Burschen wie mich alles hineingeht ;-) ). Die Stimmung war toll, aber der Wein ließ mich dann doch ziemlich schnell müde werden, so daß ich mich schon um elf Uhr schlafen legte.

Auch beim Frühstücksbüffet waren wir bester Laune. Als Mirko und Markus sich jeweils ein Glas Sekt nahmen, schenkte ich mir auch ein kleines Schlückchen ein, um mit ihnen anstoßen zu können. Am Start des Achenseelaufs , den alle von uns (bis auf Ulla, die am Abend zuvor nach England abreisen mußte) als letzte Etappe laufen sollten, angelangt traf ich die Foris von laufen-aktuell.de, und die Abenteuerlaufgruppe brachte Lizzy, wie ich es am Abend zuvor bei der Urkundenverleihung vorgeschlagen hatte, ein Geburtstagsständchen. Den Lauf selbst absolvierten wir in einem ganz langsamen Tempo, wobei wir unsere Schlachtgesänge zur Erheiterung der Zuschauer und unserer Mitläufer anstimmten. An jeder Labestation machten wir ausgiebig Rast und bedankten uns bei den Helfern mit einem Ständchen. Ab und zu begegneten wir Läufern aus dem hinteren Teil des Feldes, denen wir Mut machten. Das Wetter war traumhaft schön, und so hatten wir genug Muße, um die tolle Landschaft auf uns wirken zu lassen. Nur Anton, der diese letzte Etappe mit uns lief, war anzumerken, daß er doch gerne schneller gelaufen wäre ;-). Nach dreieinviertel Stunden war auch diese letzte Etappe vorbei, wir fielen uns im Ziel einander um den Hals und jubelten. Danach kehrten wir zum Hotel zurück, wo wir duschten und noch ein kurzes Treffen abhielten - ich kehrte dann zum Zielbereich zurück, wo sich die LA-Foris versammelt hatten, um Lizzys Geburtstag zu begießen.

Der Abenteuerlauf war ein tolles Erlebnis, ermöglicht durch die erstklassige Betreuung durch das Team, dem ich an dieser Stelle noch einmal danken möchte. Ebenso herzlich möchte ich Lizzy danken, die mir den Platz bei diesem Lauf überlassen hat, und den Kameraden und Kameradinnen aus der Laufgruppe, denen ich sicher bei diversen Laufabenteuern wieder begegnen werde.


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