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27.04.2024, der 6. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:32. real,- Berlin-Marathon
mehr zum Lauf: VID1004
Datum des Laufes:25.9.2005 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.real-berlin-marathon.com
Strecken:Marathon
Beschaffenheit:100% Asphalt
Profil:flach
Wetter:warm, 25 C°
Teilnehmer:40000
Name des Berichtenden: Rennhamster LID2021
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Bericht vom 27.9.2005 (Tue)
Mit grossen Erwartungen fuhren Reiner, Jens und ich nach Berlin um dort die 3-Stunden-Schallmauer zu durchbrechen. Reiner und Jens reisten schon am Donnerstag an und wohnten bei Verwandten, Jessica und ich checkten am Samstag in unserem Hotel ein und holten die Startunterlagen ab. Meine Beine waren abends schon recht müde von der vielen Rumlauferei auf der "Vital-Messe"- es waren ziemlich lange Wege zu gehen und Abends wurden die letzten Nudeln verspeist und ein Einschlaf-Weizen getrunken.
Am Rennmorgen standen Jessica und ich bereits um 5:40 Uhr auf, dem sicherheitshalber bestellten Weckruf zuvorkommend, sassen wir um kurz nach 6:00 Uhr im Frühstücksraum des Hotel California auf dem Kurfürstendamm und ich versuchte ein Brötchen mit Marmelade mit 2 Tassen Kaffee runterzuspülen. Gegen meinen nervösen Darm hatte ich sicherheitshalber eine Tablette Lopedium eingeworfen, vergeblich, wie sich später zeigen sollte...
Am Vorabend hatten wir bereits die Anfahrt vom Hotel zum Startbereich getestet und ausprobiert und so kamen wir stressfrei und zügig zum Bhf. Friedrichstrasse (wo wir bei einem evtl. Start im nächsten Jahr ein Hotel suchen werden, da hervorragend zum Startbereich gelegen) und von dort zu Fuß zum Reichstag und den Kleiderbeutel-LKWs. Reiner und Jens tauchten pünktlich um 8:00 Uhr an der Schweizer Botschaft auf und gemeinsam zogen wir ins Abenteuer "sub-3 Stunden". Auf dem Weg durch die Massen an den Kleider-LKWs verabschiedeten wir uns voneinander und jeder erledigte das, was man noch mal kurz vor dem Start erledigt haben sollte...So kam ich schliesslich um 8:35 Uhr im Startbereich "C" - für die Läufer mit einer Zielzeit um 3 Stunden oder schneller - an und traf dort auf alte Lauf-Bekannte (Dietmar Ahle vom Laufteam Hagen und Friedbert Preuss vom TSV 1860 Hagen) aus Hagen; wir machten Smalltalk und wünschten uns gegenseitig viel Glück & Spaß (!?) Die Sonne schien bereits kräftig hernieder und es versprach warm zu werden.
Der Startschuß fiel um Punkt 9:00 Uhr und nach ca. 40 Sekunden überlief -oder vielmehr spazierte ich über die Startmatten und meine "Nettozeit" begann zu ticken...Nach 1 km ging es an der Siegessäule vorbei und meine Uhr zeigte 4:50min an Weia ! Das war ziemlich langsam; wenigstens laufe ich nicht zu schnell an, dachte ich mir. Bei 3km schwitzte ich bereits wie ein "Tier" und sehnte den Wasserstand bei km 5 herbei. Man lief dicht-an-dicht und es wurde einigermassen geschubst. Meine km-Zeiten varierten zwischen 4:03 und 4:23min und 5km durchlief ich in 21:46min. Soweit so gut. Bis km 9 war ich damit beschäftigt hinter zwei Laufelfen herzurennen, die beide in weißen Laufshorts und Bauch/-Rückenfreien Tops mit der Rückenaufschrift "Hässelby SK" bekleidet waren. Blonde Perdeschwänze wippten im munteren Gleichklang und bronzebraune Waden erinnrten mich daran das Laufen nicht nur gesund ist sondern auch schön macht :-) Welch hübscher Anblick! Doch leider musste ich die beiden Mädels kurz vor km 10 weglaufen lassen, weil mein innerer "Wasserspeicher" overflow-error meldete. Also kurz vor der 10km-Matte rauf aufs Dixiehäuschen, Wasser abgelassen und erleichtert weitergerannt; (inkl. Dixiestop brauchte ich für den km nur 4:35min!)
Die 10km Marke überlief ich nach43:20min (Bruttozeit) Bei km 10,5 holte ich Reiner ein, der bereits jetzt mit sich selbst nicht mehr im Reinen war und zu mir meinte, "ich habe echt Selbstzweifel!" Ich entgegnete in etwa "wir liegen noch im Soll, da vorne ist doch der 3-Std Zugläufer! Da geht noch was !" Die Brems-und Zugläufer waren an ihren gelben Luftballons zu erkennen, die an einem Band befestigt über der Masse tänzelten.
Der Abschnitt von 10 nach km 11 war auch mein schnellster in 3:57min, danach ging's mit 4:10min/km weiter bis km 15. (1:04:14h Brutto) Auch hier glaubte ich noch ernsthaft daran mein Ziel erreichen zu können, weil ich mich ganz gut fühlte und der Meinung war, das Tempo so noch gut weiterlaufen zu können. Bei km 17 setzte sich Reiner wieder von mir ab und ich lies ihn ziehen. Im Marathon kämpft jeder mit und gegen sich selbst...Und der nächste Schock folgte sogleich! Bei km 19 merkte ich, das die Lopedium nicht die gewünschte Wirkung zeigte und ich musste einen weiteren Toilettenstop einlegen!!! So kam ich beim Halbmarathon erst nach 1:30:30 Std. an. Trotzdem war ich selbst jetzt noch zuversichtlich und hoffte auf eine gleichschnelle, wennnicht sogar schnellere 2.Hälfte, zumal ich ja das vermeintlich Schlimmste (Toilettenstops!) bereits zu Genüge hinter mir hatte. Ich fühlte mich wieder stark und machte lange Schritte, und zog das Tempo wieder an. Kurz vor km 25 holte ich Reiner wieder ein, der mir keinen guten Eindruck mehr machte, unser kurzer Dialog ergab dann auch, das er bereits die 3-Stunden-Marke aufgegeben hatte; wir wünschten uns alles Gute und ich zog von dannen, noch immer mit langem Schritt und dem Ziel fest im Blick. Dieses gute Gefühl der Stärke währte genau 3 km lang, danach kippte mein km-Schnitt wieder um auf Zeiten über 4:15min/km. Daran änderten auch die Sambatänzerinnen nichts, die unterwegs ihre Show darboten...Km 30 passierte ich in 2:10:16min (Brutto) und konnte die nächsten 5km nicht mehr druckvoll laufen. Ich musste daran denken wie weit es noch ist (12km) und das ich schon einen glatten 4er Schnitt hinlegen müsste , um noch meine Wunschendzeit zu schaffen. Das Unternehmen sub-3 Std hatte ich in diesem Moment gedanklich quasi schon ad acta gelegt. Ab dem km 35 lief ich dann langsamer als einen 5er Schnitt und damit war mein Schicksal und das einer sub 3Std.-Zeit endgültig besiegelt. Ich haderte aber nicht mit mir selbst, sondern versuchte mit Anstand weiter zu traben, auch wenn die Oberschenkel bereits dicht gemacht hatten. An den Wasserstellen ging ich jetzt statt zu traben, und hier (an der Tränke bei km 35) passierte es wohl auch, das Reiner erneut an mir vorbei zog, als ich gerade einen Becher Gatorade gehenderweise zu mir nahm, und daher am Ende 2 Minuten vor mir finishte. Sei's drum. Wieder aufgerappelt und los getrabt. Die Beine ein einziger Bleikörper der mit Zement gefüllt ist. Wann kommt endlich km 40 ?! Endlich....ein Läufer liegt vor mir mit dem Rücken auf der Strasse und zwei Zuschauer ziehen ihm Krämpfe aus den Beinen. Ein japanischer Läufer, der "schnell" aussieht geht mit gesenktem Kopf und von Krämpfen geschüttelt an der Bande entlang, ich zuckel mit 11 km/h an ihm vorbei und bin dankbar, das ich noch traben kann...Bei km 41 ging's unter der Flamme rouge (wie bei den Radrennen) durch und ich schaffte es tatsächlich nochmal mich zu mobilisieren und die letzten 1295 m in 5:29min runterzuspulen ! Beim Durchlaufen des Brandenburger Tors waren dann schliesslich alle negativen Gedanken der letzten km verflogen und ich konnte den Zieleinlauf nochmal richtig geniessen. Die Stimmung am Rande war spitze! Das Laufhäschen vom Hässelby SK (Schweden) war übrigens 5 Minuten vor mir im Ziel und ich habe sie am Verpflegungsstand hinter dem Ziel wiedergetroffen. Ihre Vereinskameradin musste unterwegs die Segel streichen und aufgeben.
Dann kommt mir Jens entgegen, mit wirrem Blick und teilt mir mit, das er wohl eine 2:54 h gerannt ist. Er kann's überhaupt nicht glauben und ist von seinen Gefühlen überwältigt. Ich freue mich für ihn, denn es war sein erster Marathon überhaupt und die Ergebnisliste zeigt später, das er alle 5km-Abschnitte gleichmässig in jeweils exakten 20:30min gelaufen ist ! Wahnsinn!
Für Reiner und mich blieb die Erkenntnis, das es auch zum Saisonende nicht gereicht hat und das Unternehmen "sub-3" vertagt werden muß. Reiner wird 2006 in Frankfurt beim Ironman teilnehmen und keinen schnellen Marathon davor laufen. Ich will's auf jeden Fall nochmal wissen und überlege mir, welchen Frühjahrsmarathon ich in Angriff nehmen soll. Meine erste Erkenntnis ist, dass die Vorbeitung nicht nur 10 Wochen sondern länger bei mir laufen sollte, dass ich mehr und längere Grundlagenausdauer-Einheiten einbauen muss und das ich damit im Dezember anfangen werde. Es bleibt ausserdem die Erkenntnis, das eine ordentliche 10km-Zeit nicht gleichzeitig eine ordentliche Marathonendzeit versprechen kann. Die hierfür benötigte Wettkampfhärte holt man sich woanders her. Mir fehlte in Berlin auch der Biss mich quälen zu wollen. Daran werde ich arbeiten!


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