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08.05.2024, der 3. Tag der KW 19

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Bericht

Name des Laufes:Sierre-Zinal
mehr zum Lauf: VID2568
Datum des Laufes:14.8.2005 (Sun)
Ort:Sierre-Zinal, Schweiz
Plz:CH
Homepage:http://www.sierre-zinal.com
Strecken:33k
Beschaffenheit:Wenig Asphalt, dann Erde und Wurzeln, später Schotterpiste, dann dicke Steine und Geröll, am Ende wieder Asphalt
Profil:Wow, ach du Schei...
Wetter:Warm, aber bewölkt. ca. 18 Grad
Teilnehmer:genau 666 :-.> wie passend...
Name des Berichtenden: chuuido LID267
Guido aus

Bericht vom 9.9.2005 (Fri)
So, meine lieben...

Wie mir ja manchmal nachgesagt wird, stehe ich nur auf kranke sachen. Ein Marathon oder den Röntgenlauf ohne Training und so sachen.
Hier wieder ein Leckerli der besonderen Art:

Ich bin Sierre-Zinal gelaufen. mit einem bissl Training davor, nichts weltbewegendes. Der Pierre hat mich auf die Idee gebracht. Der macht auch gerne kranke Sachen. Nachdem er dieses Frühjahr beinahe im Krankenhaus die Äuglein für immer zu gemacht hatte (Neurodermitis-schock und Entzündung des Herzmuskels, der Lunge usw...), schlug er mir bei einem Besuch in meinem Büro einen lustigen Lauf vor. Die Strecke war 2004 für den Langstrecken - Berglauf - Worldcup verwendet worden und hatte es wohl in sich.
Als gut strukturierter und weitsichtiger Mensch entschied ich mich effektiv eine Woche vor Wettkampftermin zur Teilnahme. Ich plante ja am Transalpine-Run teilzunehmen, also war ein bisschen Bergtraining nicht verkehrt.
Um das direkt vorwegzunehmen - ich habe erstens keinen Wettkampfpartner gefunden und zweitens mich durch Sierre-Zinal eines besseren belehren lassen :-.>

Ich packte meinen Bruder ins Gepäck, der auch mal wieder einen Ausflug brauchte und wir schipperten mit einer Mitfahrgelegenheit nach Freiburg, wo wir und mit Pierre trafen und Bei Patrick übernachteten.
Am Samstag früh ging es in die Schweiz, Zwischenstop am Genfer See, Nachmittags in Sierre.
Beim Kaufen der Startnummern hat sich mein Bruder auch mal für die Wanderung angemeldet - selbe Stecke, aber Start um 5 statt um 9 und halt wandern statt laufen. Mit 19 Jahren zahlte er nur 17 Euro statt 34. Nett (man nimmt dort also auch Euro an).
Für 10 Fränklis haben wir uns im Bunker eingemietet und sind noch mal in die Stadt getigert um ein Pizza zu verspeisen. Natürlich auch Käffli und Schnäpsli, aber in Maßen.

Um 3 Uhr war Wecken angesagt, ich stand auch mit auf und ging mit den anderen für 5 Fränklis frühstücken. Hab mich danach wieder ne Stunde Knacken gelegt und gehofft nicht zu verpennen. Habe ich auch nicht :-.>
Es ging um sieben zum Bus der uns zum Start brachte. Ich plaudete ein wenig mit einer Italienerin und lief mich mit ihr warm bis uns die einige von den rund 400 freiwilligen Helfern zum Start schickten. Immer eine kleine Passstraße rauf und runter. Diese Art von Steigung kannte ich schon und sie machte mir Mut...

An der Startlinie kontrollierte ich meine Uhr und die Zwischenzeiten, die ich mir auf den Unterarm geschrieben hatte. Ich wünschte der Italienerin viel Erfolg und pünktlich um 9 fiel der Startschuss, begleitet von einer Nervigen Country-Band. Handschuhe an und los ging es. Kein Chip, kein Strichcode - die Zeiten wurden augenscheinlich per Hand gemessen.

Ein paar Meter die Straße hoch, immer in Sichtweite der führenden Läufer. Ich gab ein wenig gas, um sie nicht zu verlieren... hohoho....
Nach etwa zwei Kilometern die Passstraße hoch mit etwa 5-7% Steigung ging es scharf links auf einen Waldweg. Zack - scharf rechts auf einen Felsweg. Und dann ging es rund...
Ich lief mit den führenden Frauen, die verdammt zügig unterwegs waren. Links ein Felshang, dann der anderthalb Meter breite Weg, links ein Abhang, der mit der Strecke immer tiefer wurde. Wäre ich gestolpert hätte ich ihn wahrscheinlich gar nicht berührt sondern wäre einfach ein paar (200-300?) Meter gefallen...
Nach einem weiteren Kilometer (oder nur 500m?) flog auch konstant der Hubschrauber links neben mir, machte Lärm und versicherte mir bei den führenden Frauen zu laufen. Nicht, dass ich da schon ans Aufgeben gedacht wätte, aber es war echt knackig. Aber es war noch nicht alles...

Dann kam der Berg...
Ich hatte mir mit Google Earth in etwa die Strecken angesehen, hatte allerdings irrtümlicher Weise angenommen, dass wir durch das Tal zwischen den zwei Bergketten laufen würden... doch ich hatte mich getäuscht. Am Fuß des Berges angekommen ging es einfach hoch. Nicht so lala, sondern frontal und mit Vollgas. Ich möchte behaupten, dass ich noch nie so eine Steigung gelaufen bin, auf diesem Teilstück war mit meistens über 100% Steigung zu kämpfen. Es kam mir vor, wie eine riiieeesen Treppe, die aus Wurzeln, Steinen und Erde bestand und einfach nicht enden wollte. ICh sage euch: den Kölner Dom hochlaufen ist Kinderkram dagegen...
Nach etwa 5 km Gesamtstrecke, 29 Minuten und etwas auf der Uhr und knapp 1000 Höhenmetern ereichten wir (alle mittlerweile gehend !) den Ersten Wegpunkt. Wasser war sehr willkommen und ich pfiff mir Zucker und alles rein, was es gab. Ich nutze die Rast der anderen um einige Plätze gut zu machen, meine Waden waren im Eimer, da sie die letzte Halbe Stunde durchgehend gestreckt Saft geben mussten... Ich hatte noch nie in meinem Leben einen Krampf oder verspannungen, aber ich glaube, diesmal kurz davor gewesen zu sein. Aua. Wirklich aua.
Es ging weiter, eher gequält aus laufend, ca 60% wurde noch gegangen, die Steigung mäßigte sich ein wenig. Die Wege waren zunächst breit und mit Schotter versehen, der nächste Verpflegungsstand hatte sogar Suppe im Angebot! Ich quatschte ein wenig mit der Konkurrenz und verfluchte die letzten Zigaretten vom Vortag. Obwohl es eher die Beine waren, die schlappmachten. Der Lauf bis zum obersten Punkt bei 2.400 Metern oder so war eher ein 'Warten auf ein wenig Akku-Ladung', also langsam, dann ein wenig Normaltempo und wieder langsam, zwischenzeitliches Gehen.
Die Wege wurden schmaler und es passte nur noch eine Person drauf, die ersten Wanderer wurden eingeholt, die mit 'Bravo' und 'Courage' anfeuerten, während die hangaufwärts zur Seite gingen. Jeder Verpflegungspunkt wurde wichtiger, die Pausen länger und das Ziel kam nur langsam näher. Die Steckenbeschilderung sagte auch nichts über die verbleibende Streckenlänge aus, sondern '49% der Anstrengung geschafft', oder 20 min (!) später '55% der anstrengung geschafft'.

Gegen km 22 fingen die 'km-bis-Ziel'-Schilder an. allerdings wurden die Zahlen dort auch nicht wirklich kleiner...
Die 1000 m Abstieg nach Zinal waren auf die letzten 10 km verteilt und hatten es auch in sich.
Die Wege (natürlich oberhalb der Baumgrenze) waren eingentlich keine, sondern glichen einem Fluss, auf dem man von Stein zu Stein springen musste, den Vordermann beobachtete und währenddessen sich die nicht lockeren Steine aussuchten musste. Und das Schnell :-.> Einmal wäre ich fast vor einen Felsen geknallt, weil ich nicht mehr bremsen konnte, ging aber mit Kopf einziehen, drehen und weiterlaufen noch mal gut. Zwei Leute habe ich fallen sehen... auch hier ein 'Aua', aber wirklich...

Auf den letzen zwei km legte ich nich mal einen Zahn zu und konzentrierte mich auf kleine Schritte, mit denen man die Steigung schneller herunterkam ohne die Kontrolle zu verlieren. Andere Läufer beneidetetn mich (auch schon vorher) um meine Handschuhe, die mir die Scheu nahmen mich irgendwo abzustützen oder abzustoßen. Pierre hatte mir geraten sie mitzunehmen (danke!).
Im Abstieg machte ich viele Plätze gut, niemals bestand ein Vordermann auf seine Position und alle machten im richtigen Moment Platz, auf diesem schmalen Weg. Super Sache.

Der Zieleinlauf war nett, auch wenn die meisten Wanderer schon da waren und die Zielgerade entsprechend spärlich gesäumt. Aber Pierre, Patrick und mein Bruder Falko standen dort und jubelten mir zu :-.>
Hierbei ist zu erwähnen, dass mein Bruder erst einmal (!) mir mir beim Lauftraining war und wirklich gut durchgehalten hat.
03:52:irgendwas stand auf der Uhr. Auf 42 brauchte ich letztes Jahr 3:01:03, soviel zur Strecke :-.>

Sierre-Zinal ist ein empfehlenswerter Lauf, auch als Wanderung. Atemberaubende Landschaft, die Höhenmeter merkt man nicht, da man eh hechelt wie eine gewürgte Katze. Wer seine Beine für schnell hält kann sich hier gerne eines besseren belehren lassen...

Nächstes Jahr bin ich wieder dabei, ohne Zweifel!

der Guido


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