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Bericht

Name des Laufes:125. Abernethy Highland Games, Road Race
mehr zum Lauf: VID2380
Datum des Laufes:13.8.2005 (Sat)
Ort:Nethybridge, Inverness-shire, Scotland
Plz:k.A.
Homepage:http://www.nethybridge.com/highlandgames/
Strecken:10 Miles
Beschaffenheit:halb Asphalt, halb Waldwege
Profil:etwas hügelig
Wetter:leicht bewölkt bis sonnig
Teilnehmer:70-80
Name des Berichtenden: KlausK LID18
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Bericht vom 18.8.2005 (Thu)
125.Abernethy Highland Games
Abernethy Forest 10 Mile Road Race
Nethybridge, Schottland

[ Dieser Bericht befindet sich auch, mit Fotos, auf meiner ]
[ Website, unter http://www.CosmicVagabond.de/wk200508.html ]

Vorbemerkung

Im Sommerurlaub hat es uns nach langer Zeit mal wieder nach
Schottland verschlagen. Nach Interaction, dem 63. SF WorldCon,
standen Wandern und Castles gucken auf dem Programm. Ein Paar
Laufschuhe sollte natürlich auch mit - aber wirklich nur eines.

So musste ich doch auch mal suchen, ob in der abgelegenen Ecke
unserer Ferienwohnung in genau der Woche nicht zufällig ein kleiner
5/10K-Lauf stattfand (nur erholen geht ja nicht).

Zu meiner Überraschung bin ich, nur 15km von uns, in einem Örtchen
mit 700 Einwohnern, fündig geworden. Ein 10er, allerdings 10 Meilen.

Der Hammer ist jedoch das drumherum, denn der Lauf ist Teil der 125.
Abernethy Highland Games, und die sind genau das, was man sich
darunter vorstellt. Baumstämme durch die Gegend wirbeln, Tanz- und
Dudelsack-Wettbewerbe, alles in karierten Faltenröcken.

Der Lauf nennt sich zwar "Road Race", geht aber durch den Abernethy
Forest, einem Naturschutzgebiet. In einem Bericht vom Vorjahr fand
sich dazu:

"This race is without doubt (in my opinion) the best 10 Miler
in the North, wonderfully scenic through the Caledonian Pine
Forests that surround Nethybridge."

Vermutlich darf man Road nicht mit Asphalt gleichsetzen. Ich
interpretiere das mal so, dass man nicht über allzuviele Baumwurzeln
springen muss. Immerhin ist es keines der in der Gegend auch sehr
beliebten "Hill Races", denn sonst wären mir 16km ohne Vorbereitung
eindeutig zu viel.

Es gibt kein Startgeld - man zahlt nur den Eintritt für die Games,
der mit 5 Pfund auch sehr günstig ausfällt. Im letzten Jahr gab es
84 Teilnehmer. Der Streckenrekord liegt bei 50:53.

Es gibt übrigens nur 4 Altersklassen. Men, Ladies, Men Vets (40+)
und Ladies Vets (35+).

Da im Anmeldeformular nach der Mitgliedsnummer der Scottish
Athletics Ltd oder Scottish Games Assc gefragt wurde, hatte ich
vorab erst einmal geklärt, ob ich da überhaupt starten darf. Kein
Problem: es ist ein offenes Rennen. Dabei stellte sich auch heraus,
dass keine Voranmeldung nötig ist. Sehr schön.

So reifte der Plan die Games auf jeden Fall zu besuchen (ist ja auch
so sehr interessant), und zu starten, falls die Form nicht zu tief
sein würde.


Die Tage davor

In Glasgow bin ich dreimal zum Laufen gekommen. Mit dem Hotel in der
Nähe vom Clyde war der Weg klar - immer den Fluss entlang - da kann
man sich auch nicht verlaufen. Obwohl Glasgow keine kleine Stadt
ist, und es durch die Innenstadt ging, klappte das sehr gut. Nur
zweimal waren Straßen zu überqueren.

Dabei erstaunlich wenige Läufer getroffen.

Landeinwärts wurde es dabei schnell grüner und ruhiger. Auf dem
Rückweg vom langen Lauf haben wir sogar einen Fuchs gesehen.

An einem der Tage habe ich noch ein paar Runden um das Science
Center und das Clyde Auditorium gedreht, und das brachte auch die
richtige Einstimmung zu den Highland Games, denn vor dem Eingang
stand ein einsamer Piper und spielte Dudelsack. Und das vor 8 Uhr
Morgens. Da habe ich dann natürlich ein paar Extrarunden gedreht.

Für die letzte Hälfte des Urlaubs ging es dann in die Highlands.
Hier hatte ich mir ein paar Einheiten als Vorbereitung für den
Wettkampf überlegt, musste aber feststellen, dass das nicht so
einfach durchzuziehen war. Schließlich waren wir auch noch fast
jeden Tag wandern, und das geht bei welligem Gelände und unebenem
Boden ganz schön in die Beine.

Entweder bin ich doch einmal zu sehr mit dem Fuß umgeknickt, oder
der Wanderschuh war zu eng geschnürt, jedenfalls machte sich mein
Fuß bemerkbar. So war ein extra Ruhetag nötig.

Am Tag vor dem Wettkampf haben wir dann lieber einen Autoausflug
gemacht als zu wandern - Beine schonen. Zum Carboloading gab es dann
ein All-you-can-eat Buffet in einer Pizzeria. Da ich wegen der
kleinen Teller viel unterwegs war und ich um die Energiebilanz
fürchtete, wurde mit 2 Pint Guinness aufgefüllt. :)


Der Wettkampftag

In der Nacht hatte es geregnet - der Wetterbericht sprach von
wechselhaftem Wetter. Eigentlich nicht untypisch für die Gegend.

Um 10:30 ging es mit der Museums-Eisenbahn los. Leider an dem Tag
nicht mit der Dampf- sondern mit einer Diesellok. So tuckerten wir
gemächlich von Aviemore nach Broomhill.

Von Broomhill ging es dann per Minibus zum Gameground nach
Nethybridge. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen, aber nicht
viel, und es war auch schnell wieder vorbei.

Die Spiele hatten bereits begonnen. Von den Highland Games kennt man
insbesondere die touristisch interessanten Events, aber sie sind
viel mehr als das. Es ist gleichzeitig Jahrmarkt, ernsthafte
Sportveranstaltung und bietet Spiele für Jung und Alt.

Als wir ankamen liefen gerade die Tanzwettbewerbe der Juniors, und
ein Three-Legged-Race (2-Läufer-Team wo die inneren Beine zusammen
gebunden werden. Das gab es mit Vor- und Finalläufen in den Gruppen
Boys, Girls, Father and Son sowie Mother and Daughter, und das mit
großer Beteiligung.

Alle wurden vom Sprecher gelobt: "well done".
Wenn etwas besonder gut war, wurde noch ein "well done, indeed"
angehängt.

Zudem gab es auch Bahnwettkämpfe - in Ermangelung einer Bahn wurden
Kreidelinien auf den Rasen gezogen. Statt 100m gab es nur 100 yards
(das Spielfeld war zu kurz), dazu 200m, 400m, 1500m.

Habe mich frühzeitig im Secretaries Tent angemeldet, Startnummer 5,
und mich erkundigt ob es denn Umkleiden und vielleicht auch Duschen
gäbe. Ja.

Dort einen Blick auf die Karte geworfen. Erst drei Runden auf der
Wiese, dann eine große Runde durch den Wald.

Vorbereitend hatte ich mir natürlich ein paar mögliche Paces von
min/km auf min/mile umgerechnet. 8:10 pro Meile hatte ich mir in
etwa vorgenommen. Mit 1:20 bis 1:30 wäre ich zufrieden. Habe ja
Urlaub. Alle 1.6 km ein Zeitcheck ist natürlich nicht viel, daher
wollte ich aber in erster Linie mit Blick auf die Pulsuhr laufen.

Dann wieder die anderen Aktivitäten angeschaut, etwas geschlendert,
die Beine in den Bauch gestanden. Mein Rücken meinte, das wäre
anstrengend. Immerhin sagte mein Fuß nichts dazu.

Zwischendurch kommt auch kurzzeitig die Sonne raus. Der Sprecher
hofft, dass alle Sonnencreme dabei haben, Lichtschutzfaktor 8-10
wären OK. Es soll sich ja keiner einen Sonnenbrand holen.

Kurz nach 14 Uhr suchte ich dann die Umkleiden - über den
Tennisplatz, ins Gebäude, aber da saßen nur die Piper und Drummer in
ihren Kilts und tranken Tee. An der Seite des Gebäudes fand ich dann
die Umkleide - menschenleer. Schnell umgezogen, auf Toilette - hmmm,
zwei Türen. Eine für Leute mit Kilt, eine für Leute ohne (scnr).

Den Rucksack bei Claudia abgegeben, und mit dem Einlaufen begonnen.
Auf dem Feld war noch viel los, drumherum wuselten noch mehr Leute.
Wo ist denn hier ein freies Plätzchen? Nach ein paar Schritten
wurden wir aber schon zum Start gerufen. Also nur absolut mini-
malistisches Einlaufen, dafür noch etwas Stretching auf dem Rasen.

Hier tummelten sich so 70-80 Läufer, einige davon an den Hemden als
Vereinsläufer erkennbar. Bevor die Frage kommt, nein, es lief keiner
im Kilt, aber zwei waren dabei, die Shorts mit Tartan-Muster trugen.
[Nachtrag: vor dem Rückflug noch eine britische Laufzeitschrift
gekauft, und da war dann tatsächlich ein kurzer Artikel zum Laufen
im Kilt]


On your marks...

Startschuss und los. Natürlich wieder viel zu schnell. Erste Runde,
zweite Runde und ... der Führende läuft auf die Straße raus, alle
anderen natürlich hinterher. Sollten das nicht 3 Runden sein? Aber
keiner ruft uns zurück, der Starter hat seine Startpistole sicher
schon weggepackt, und alle kann man ja auch schlecht
disqualifizieren.

Auf der Straße dann gleich eine ordentliche Steigung hoch. Mein Puls
steigt gleich mit. Im Vorbeilaufen sehe ich ein gelbes Schild mit
einer 1 drauf. 1 Meile? Kann doch nicht sein, sind doch erst 6
Minuten um. 1 Kilometer? Macht bei einem 10 Meilen-Lauf keinen Sinn.
Hat vielleicht gar nichts mit dem Lauf zu tun.

Hinter mir erklingt eine Stimme: "Jolly up lads, only 9 miles to
go". Na gut, also doch auf die Uhr gedrückt. Mit der ausgelassenen
Runde kommt das vielleicht auch hin.

Nun geht es in den Wald. Das Naturreservat für Vögel hat für uns die
Tore geöffnet. Es geht über befestigte Waldwege. Teilweise Schotter,
teilweise nur festgetrampelt.

Der Regen vorher hatte seine Vor- und Nachteile. Es staubt nicht,
aber man muss immer mal wieder Pfützen ausweichen. Der Boden ist
teilweise recht uneben. Ganz gut zu laufen, aber man muss schon
aufpassen wo man hintritt.

Auf den ersten 2 Meilen hat sich das Feld sortiert. Ich folge einer
Frau im gelben Hemd eines lokalen Sportvereins. Die läuft zwar etwas
schneller als ich wollte, aber ich will mich ja nicht verlaufen.
Gelegentlich sieht man kleine Pfeile auf gelbem Grund die in den
Boden gesteckt sind. Die kann man leicht übersehen, insbesondere, da
hier auch Pflanzen mit gelben Blüten stehen.

Allerdings ist diese Taktik trügerisch. Wie stand im Games Report
vom Vorjahr:

"1st lady home was Jane Baker of Moray Road Runners and second
was runner Penny Lawson. Penny had no excuse for getting lost
in the forest: during the previous week she had not only measured
the course but put out the signs and drinks stations."

Nach 3 Meilen eine Wasserstelle, schon vorher per Schild
angekündigt. Sehr schön. Einen Becher genommen, im Gehen halb
getrunken (hatte den Tag über sicher zu wenig getrunken), den Rest
ins Gesicht gekippt. Es ist doch erstaunlich warm geworden.

Weiter durch den Wald. Bisher nur leicht wellig. Jetzt kommt mal
wieder ein Asphaltstück. Ich kann den Blick vom Boden lösen und die
Landschaft anschauen. Immer noch Nadelbäume.

Aber zwischendurch ging es auch mal raus, und es gab Sonnenschein
und einen Blick auf die umliegenden Berge. Sehr schön. Dafür geht
die Strecke jetzt doch etwas mehr auf und ab.

Die nächste Wasserstelle - ein kleiner Junge (4-5 Jahre) hält mir
einen Becher bin. "thank you" rufe ich. "thank you very much" ruft
er mir hinterher.

Und weiter geht's. Gefällt mir sehr gut. Ganz selten trifft man mal
andere Leute, noch seltener trifft man ein Auto. Aber es rollt. Nur
die rechte Wade zwickt ein wenig. Das Tempo variiert um die 8:00,
abhängig davon ob es mehr auf- oder abwärts geht. Werden die
Steigungen jetzt länger, oder kommt mir das nur so vor? Der Puls
bleibt schön zwischen 85 und 90%.

2 Meilen vor dem Ziel die dritte Wasserstelle. Ein Helfer reicht
zwei Wasserbecher an, meine Vorläuferin bleibt kurz stehen, nimmt
beide, hört mich kommen und entschuldigt sich, dass sie beide
genommen hätte. Ist doch kein Problem. Der Helfer schnappt sich
blitzschnell zwei weitere Becher und drückt sie mir in die Hand.

Was soll ich mit zwei Bechern? Ich habe noch nie zwei auf einmal
genommen. Egal, "thanks", einen Becher runtergekippt, einen ins
Gesicht. Hauptsache die Mischung stimmt.

Und weiter geht's, dem Ziel entgegen, das man so langsam schon hören
kann. Dudelsackklänge schlängeln sich durch die Bäume.

Zwei Läufer tauchen nun von hinten auf und überholen. Ich bleibe in
meinem Trott. Ich mache ja Urlaub.

Ein paar Helfer weisen den Weg von der Straße auf das Spielfeld. Ein
kleiner Endspurt, "and now, number 5, clause cluege, from Germany,
well done".

Noch ein wenig ausgelaufen. Fühlte mich gar nicht schlapp, und hätte
in dem Tempo auch noch den Halbmarathon abschließen können, aber ich
war ja im Urlaub.

Wieder in die Umkleide, diesmal ein paar Leute da. Ein wenig
geplaudert. Einer hatte nach den 10 Meilen noch schnell den 1500m
Lauf angehängt. Was da einige Leute so unter auslaufen verstehen. :)

Ein kurzer Blick unter die Dusche. Jemand sagt: "Yes, they work, but
the water is stone cold". Egal, der Schweiß muss runter. Brrr.

Das war er, mein erster 10 Miler, mein erster internationaler Start.
Hat Spaß gemacht.

Zur Stärkung nach dem Lauf gab es dann einen Beef-Burger von der
Aberdeen Angus Steak Bar. Zu einem Besuch im Beer Tent blieb leider
keine Zeit mehr, da wir unseren Zug erreichen mussten.

Kurz noch ein Blick ins Zelt, ob die Ergebnisliste schon fertig ist.
Nö, da werden noch kräftig mit Kugelschreiber Listen geschrieben.
Alles Handarbeit, das dauert noch etwas.

Claudia erzählt, dass es mit knapp über 50 Minuten wohl einen neuen
Streckenrekord gegeben hat. Naja, mit einer Runde weniger.

Meine Zeit waren selbstgestoppte 1:19:05. Nicht viel langsamer als
mein 10K-Tempo, aber es waren ja wohl 400m weniger. Bin aber sehr
zufrieden damit, nach den "Strapazen" der Vortage und der nicht so
einfachen Strecke.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1143


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