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Bericht

Name des Laufes:22. Bellheimer Sommernachtslauf
mehr zum Lauf: VID2005
Datum des Laufes:6.8.2005 (Sat)
Ort:Bellheim/Pfalz
Plz:D7
Homepage:http://www.vfl-bellheim.de/Sommernachtslauf/index.htm
Strecken:25km
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:völlig eben
Wetter:19°C, trocken, kaum Wind
Teilnehmer:1333
Name des Berichtenden:Jochen Förster
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 12.8.2005 (Fri)
Tja, im Rahmen der Vorbereitung auf mein Marathondebut wollte ich ja eigentlich einen 30er oder 2/3-Marathon laufen, aber beide Distanzen sind wohl eher exotisch und mithin selten, zumindest im Süden Deutschlands. Da kam mir der Sommernachtslauf Bellheim mit seinen 25km als Testlauf gerade recht, zumal er auch vom Zeitpunkt her optimal in meinen Trainingsplan passte. Von Testwettkämpfen zu kurz vor dem Marathon halte ich nicht so viel, durch Tapering und Regeneration verliert man da irgendwie zuviel Zeit. Und aus irgendeiner eigensinnigen Starrsinnigkeit heraus haben die Pfälzer an der früher weitverbreiteten krummen Distanz festgehalten und den Wechsel auf die ?modische? Halbmarathonstrecke verweigert. Das hat natürlich auch den Vorteil, daß man eine zusätzliche PB im Kampfrecord führt, die nicht jeder hat :-)

Eigensinnig war dann auch die Parkordnung auf dem Bellheimer Festplatz. Von Ordnern mehrfach um einige Zentimeter vor und zurück korrigiert, den Parkwinkel schließlich auf exakt 45° ausgerichtet, durften wir endlich gen Startplatz marschieren. Andere hatten nicht so viel Glück: Sie wurden auf halber Strecke zurückgerufen. ?Hallo, bitte nochmal etwas schräger einparken, sonst passen hier zuwenig Autos hin!? Das Ganze sollte wohl eine Art optimiertes Fischgrätmuster ergeben, vermuteten wir. Nunja, wenn die Bellheimer bei der Streckenvermessung des Laufs genauso penibel waren, konnte ja nix mehr schiefgehen...

Denkste. Am Startplatz war eine Tafel mit der Streckenführung ausgehängt, die zu wildesten Interpretationen ermunterte. Einfach nur dastehen und zuhören wie die Teilnehmer über den richtigen Verlauf spekulierten war das reine Unterhaltungsprogramm. Eine Stunde später war aus dem Spaß dann Ernst geworden: 1333 Läuferinnen und Läufer starteten pünktlich um 19:30h und bei idealen 19°C auf einen ausgeklügelten Kurs, der für mich der längste WK bis dato bedeuten sollte. Zwar war ich im Training auch schon 31km gelaufen, aber 25km im Wettkampftempo waren Neuland für mich. Daniels hatte 1:58h prophezeit, mit 4:44min/km also meinen besten Halbmarathon einfach um 4 km verlängert. Fiese Socke! Aber ich hatte die Herausforderung angenommen und mein Training in den vergangenen Wochen war ja auch nicht so übel verlaufen. Also los, die Schuhe geschnürt und ab auf die Piste.

[VWKGJ] Allerdings lag mir meine private Nudelparty von heute mittag noch schwer im Bauch, als ich zur Verwundeung meiner Frau zwei große Portionen Nudeln verspeist hatte. Zu kurz vor dem WK, zu viel Ballast für 25km? Bald würde ich es wissen. [/VWKGJ]

Nach dem Startschuß umrundeten wir 3mal Bellheim in schneckenförmigen, immer größer werdenden Runden, bis wir schließlich bei km6 die Fluchtgeschwindigkeit erreicht hatten und den Ort tangential in den Orbit, äh, ich meine auf der gesperrten Landstraße gen Westheim verließen. Leider hatte ich im zähen Startgetümmel schon viel Zeit verloren (5:08 auf km1) und das km2-Schild irgenwie verpasst, so daß eine leichte Unruhe in mir aufkam. Nach km4 (5:00) fragte ich mich, ob es das jetzt war mit meiner sub2, oder ob ich die Zeit wieder reinholen sollte bzw. konnte, nachdem sich das Läuferfeld etwas gelockert hatte. Aber würde ich dabei nicht zuviel Kraft mit der Aufholjagd vergeuden, die mir am Ende fehlen würde? Die ganz normale Wettkampfpanik hatte mich also umarmt und ließ mich nicht mehr los. Aber selbst mit meiner bescheidenen Erfahrung war mir klar: Ein solider sub2h-Zugläufer war jetzt das, was ich brauchte. Also achtete ich die nächsten 2 km (4:44, 4:32) streng auf mein Tempo und suchte nach einem Schrittmacher.

Und wurde gleich dreifach fündig: Ein Kerl mir kräftigen, sonnengeröteten Oberarmen und einer Kopfbedeckung, die irgendwo zwischen Schiebermütze und Buff anzusiedeln war (?der Pirat?), ein Schmächtiger mit weißem werbebedrucktem Singlet und ein namenloses weißes T-Shirt liefen schon eine Weile sehr gleichmäßig vor mir her. Dabei unterhielten sie sich ausgiebig und flachsten ständig rum, was ich für ein gutes Zeichen hielt. Wer Puste für Blödsinn übrig hat, versagt nicht als Pacemaker. Ich hängte mich also dran an die Kerle und die nächsten Zwischenzeiten bestätigten meine Einschätzung: alle schön gleichmäßig bei ca. 4:40, also an der Untergrenze des Korridors, den ich mir vorgenommen hatte. Wenn ich mich von diesen Kollegen ins Ziel ziehen ließe, dann sollte das mit den sub2 doch noch klappen. Ein Blick über die Schulter zurück bestärkte mich in meinen Plan: Zur nächsten Gruppe war schon ein ziemlich großer Abstand entstanden. Wenn ich also abreißen ließ, würde ich fast automatisch zurückfallen und mein Ziel gefährden.

Solchermaßen in eine Schicksalsgemeinschaft gebunden mit 3 fremden, aber gleichgesinnten Läufern verbrachte ich nun einen Großteil der Strecke. Bei den Verpflegungsstellen gewöhnte ich mir an, jeweils 2 oder 3 Schluck Wasser zu trinken und mir den Rest über den Hinterkopf zu kippen. Wenn die Wasserkühlung für meinen Spider das Richtige war, konnte es für den rennenden Hochleistungsförster auch nicht verkehrt sein. Der Zuspruch durch das Publikum war für meinen Geschmack etwas mau, was aber sicherlich die Kehrseite der nicht ganz so sommerlichen Temperaturen war. In den Vorjahresberichten ist von mörderischen 35° und toller Stimmung die Rede, ich war dankbar für die kühle Umgebung. Außerdem, wie schrieb hier neulich jemand sinngemäß: Einfach ohne erkennbaren Sinn in der Landschaft rumrennen wird auf dem Lande gern als Energieverschwendung betrachtet. Aber es gab auch nette Momente, etwa als wir in Lustadt an einer ca. 80jährigen Frau vorbeiliefen, die auf ihrem Stuhl vor dem Häuschen saß. Eine Läuferin vor mir, offensichtlich eine Einheimische, rief ihr zu: ?Auf, Ruth, mitlaufen!?. Ein breites zahnloses Lachen war die Antwort. Ein paar hundert Meter weiter wartete die einzige musikalische Unterstützung auf uns: Die Dorfkneipe hatte ihre Lautsprecher vor die Türe gestellt und feuerte uns mit ?Live is live? an. Da mußte ich wirklich aufpassen, meinen treuen Schrittmachern nicht davonzustürmen. Erstaunlich, was Musik in einer solchen Situation ausmachen kann.

Bei km20, ich mußte schon etwas kämpfen um das Tempo zu halten, gab es ein kurzes Geplänkel zwischen meinen Schrittmachern: ?Klappt das noch mit 2h?? ? ?Ja, kein Problem, wenn Du das Tempo so weiter hältst.? ? ?O.K., danke.? ? ?Wir sehen uns dann im Ziel!? Und mir einer Art Hochstart stürmte der Schmächtige davon und war nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen. Ich gesellte mich zu dem Piraten und machte eine Bemerkung über unseren enteilten Schrittmacher. Jaja, der Gunnar hätte nur den Hasen für ihn gemacht und liefe normalerweise den HM in unter 1:20. Örks! Da hatte ich ja einen erstklassige Wahl getroffen. Jetzt machte ich einige Zeit das Tempo für unser Grüppchen, hörte aber schnell an der Atmung der anderen, daß sie das Tempo wohl nicht bis ins Ziel durchhalten würden. Ich löste mich also allmählich von der Gruppe und kämpfte meinen Weg alleine zu Ende, immer nach dem Kriterium der Atemgeräusche: Wer lauter und unregelmäßiger als ich schnaubte, wurde überholt, alle anderen als Zugläufer engagiert. Interessanterweise waren es in diesem Abschnitt eher die Läuferinnen, die ihr Rennen besser eingeteilt hatten und daher ruhig und gleichmäßig liefen. Da dauerte dann schonmal die eine oder ander Überholung ein bisschen länger als nötig :-) Eher schneller ging es bei einem schwarzen Läufer, den ich ich mir als nächstes Überhol-Opfer ausgesucht hatte und der schon ziemlich heftig atmete. Der Mann möge mir verzeihen, aber in dem Moment durchzuckte mich der Gedanke: ?Jetzt hast Du Deinen ersten Kenianer in Deiner Läuferkarriere überholt?.

Meine HM-Zwischenzeit entsprach fast auf die Sekunde genau meinem PB-Lauf vom April, ich war also exakt im Plan. Mein Puls war mittlerweile langsam aber stetig auf 90% gestiegen, aber war in Ordnung, ich fühlte mich gut. So langsam senkte sich auch die Dämmerung über die Pfalz, zumal die letzten 4km auf dem Radweg durch den schattigen Wald zurück nach Bellheim führten. Sehnsüchtig erinnerte ich mich an den Sonnenuntergang auf der Weststrecke zwischen Lustadt und Zeiskam, aber das lag jetzt weit hinter mir. Vor mir lagen noch 4km und ich fasste folgenden Plan: Die nächsten 3km Überholen, Plätz gut machen und mein 4:40er-Tempo weiterhin durchziehen. Dann den vorletzten km bei Bedarf etwas runterschalten, um genügend Kraft für den Endspurt auf dem letzten km zu haben. Um es kurz zu machen: Der Plan ging dann auch ziemlich gut auf, nur die 5:02 auf dem vorletzten Kilometer kann ich mir nicht ganz erklären, das kam mir schneller vor. Am Ortseingang von Bellheim begann dann die Fackelbeleuchtung, eine tolle Idee. Nn dieser archaischen Belichterung und nun auch wieder vom Publikum angefeuert stürmte ich den letzten Kilometer mit 4:08 ins Ziel und stoppte bei 1:57:54 ab.

Direkt nach dem Zieleinlauf gab es dann einen Stau durch die Einsammlung der (pfandlosen) Transponder, die Duschen waren völlig überlastet und anderthalb Stunden auf meine Urkunde warten wollte ich auch nicht. Aber diese Kleinigkeiten trübten den Abend nicht, wir fuhren zu den Schwiegereltern, wo wir um 23:00 Uhr mit Rindsrouladen und Spätzle versorgt wurden. Ein nicht ganz alkoholfreies Weizen beendete diesen Tag dann recht zügig...

Die Fakten: Offizielle (Brutto)zeit war 1:58:25h, ich war einen Schnitt von 4:42min/km gelaufen und bin völlig zufrieden mit meinem Ergebnis: 408. von 1333 Finishern, Platz 83 von 197 in meiner AK M35, also im vorderen Mittelfeld. Die Zeitnahme hatte der Veranstalter übrigens netterweise doch weiterlaufen lassen, statt sie wie angekündigt um 22:00h zu kappen. So kamen Finisherzeiten von >3h zustande, obwohl man aus Sicherheitgründen eigentlich die langsamen Läufer aus dem Rennen nehmen wollte.

Ach ja, auf http://www.laufreport.de/archiv/0805/bellheim/10.jpg kann man mich im Windschatten meiner Tempomacher bewundern, der 2. v.l. im blauen Shirt mit der Startnummer 1082 ist der Autor dieser Zeilen.

Und hier noch die Lottozahlen von morgen:

5:08/4:42/4:42/5:00/4:44/4:33/4:52/4:52/4:38/4:48/
80%/85%/85%/85%/86%/87%/87%/87%/87%/87%/
4:46/4:36/4:36/4:44/4:39/4:40/4:40/4:39/4:44/4:46/4:48/4:35/4:43/5:02/4:08
87%/88%/87%/88%/88%88%//89%/90%/89%/90%/90%/91%/91%/91%/94%


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