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26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:21. Holzgerlinger Stäffeleslauf
mehr zum Lauf: VID2114
Datum des Laufes:11.6.2005 (Sat)
Ort:Holzgerlingern
Plz:D7
Homepage:http://www.schoenbuch-cup.de
Strecken:10,3 Km
Beschaffenheit:Wald
Profil:hoch und runter, eben eigentlich nur auf der Zielgeraden im Stadion
Wetter:ca. 15°C, bedeckt, perfekte Laufbedingungen
Teilnehmer:724
Name des Berichtenden: Mittelstreckler LID837
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Bericht vom 12.6.2005 (Sun)
VORGESCHICHTE: Im Januar diesen Jahres hatte ich beim Bahntraining einen 18jährigen Läufer im Stadion getroffen, der bis dato zwar häufig (fast täglich), aber nur im Einheitstrott trainiert hatte. Er bat mich um einen Trainingsplan, da er (zurecht) den Eindruck hatte, dass das nicht ideal sei, was er da machte.
Einen Monat später wagte er sich, ohne mir Bescheid zu geben, denn das hätte ihm viel Leid erspart, an seinen ersten Wettkampf, einen Crosslauf, lief zu Beginn in der Spitzengruppe, brach dann logischerweise ein und wurde nach hinten durchgereicht. Von da an wollte er nur noch Wettkämpfe laufen, wenn er auch gewinnen kann. Da ich aber irgendwann das Problem hatte, dass er mit meinen Zeiten beim Tempotraining unterfordert war, meldete ich uns beide beim o.g. Volkslauf an. Zielzeit unter 45 Minuten.

DER LAUF: Um 17 Uhr (Start 18 Uhr) treffen wir in Holzgerlingen ein und er ist verwundert, dass da schon Leute da sind. "Was machen wir jetzt so lange? Bei meinem ersten Wettkampf war ich 15min vorher da, um mal zu sehen, ob da schon jemand da ist, aber die hatten die Anmeldung schon fast wieder abgebaut," sagt er. Ihr könnt euch denken, was mir da durch den Kopf ging.
Wir nützen die Zeit um uns auf den Lauf einzustimmen, doch die letzten paar Minuten gehen dann doch sehr schnell vorüber, v.a. weil ihm vier Minuten vor dem Start einfällt, dass er noch auf's Klo muss. Folglich sind wir erst eine Minute vor dem Startschuss an der Startlinie und haben keine Chance mehr uns dort einzuordnen, wo wir hingehören, sondern müssen aus Reihe vier starten. "Na hoffentlich rennt uns da keiner um" muss ich so denken.
Als er dann auch noch seinen MP3-Player auspackt, "dann ist man ein bisschen abgelenkt", packt mich engültig die Verzweiflung. Auf was habe ich da bloß eingelassen???

Wie zu erwarten war, stürmen gleich alle an uns vorbei. Ich laufe den ersten leicht ansteigenden Kilometer in 4:32 min an, er bleibt (zum Glück) in meinem Windschatten. Der zweite ist nach 4'02 vorüber, aber es geht auch ausschließlich bergab. Er läuft dabei munter neben mir her, die Anstrengung zwar vom Gesichtsausdruck und den Schweißperlen sichtbar, aber in keinster Weise spürbar.
Aufgrund des verhaltenen Beginns sind wir nun etwas schneller als die Läufer um uns herum, was zusätzlich motiviert.
Ab Km 4 fühle ich mich wie ein Klotz an seinem Fuß und als er bei Km 5 (21'15'') andeutet, dass es wohl für unter 40min nicht mehr reicht, versetzt er mir endgültig den entscheidenden Tritt in die Verzweiflung. Ich weiß, dass meine Form miserabel ist, Blutarmut und verkleinerte Erythrozyten wurden bei mir vor ca. 2 Wochen diagnostiziert, hervorgerufen durch einen Eisenmangel. Die Leistungseinbußen dürften etwa 5% betragen hat der Doc gesagt, da ich aber durch das Schlaffheitsgefühl in den letzten 2 Monaten auch fast gar nicht mehr trainiert habe, sondern nur noch durch den Wald und über die Felder geschlichen bin, dürfte ich fast 10% hinter der Normalform sein, und das ist schon ein gewaltiger Batzen.
Aber ich will's ihm und allen anderen zeigen! Ich kann schneller!! Also lege ich einen Zahn zu und das obwohl jetzt der Anstieg beginnt. Nach knapp einem Kilometer wird wird es nochmal ein bisschen flacher. Er trippelt neben mir her und ich sage: "Jetzt kommt der richtige Berg, danach darfst du Gas geben." Obwohl es nun wieder gnadenlos bergauf geht, überhole ich Läufer um Läufer. Ich quäle mich den elenden Berg wie im Vorjahr (damals im Windschatten unseres besten Bergläufers im Verein) hinauf. Die Uhr zeigt beim 7. Km 5'06, aber er ist immernoch nicht zu Ende.
Ich bin nun am Limit, aber alle anderen sind das auch. Endlich bin ich oben, der Weg macht einen Linksknick und ich schaue über die Schulter, knapp 5 Meter hinter mir mein Schützling. Doch kaum über die Kuppe d'rüber, ist er wieder neben mir. Ich drücke auf's Tempo. Mal schau'n, ob er mithalten kann.... Er kann.
In geschätztem 4er Schnitt (der achte Km war zwar in 4:34 aber da war auch noch ein Teil des Anstiegs dabei) fliegen wir am Rest des Felds vorbei. Ich habe den Eindruck, dass er schneller kann und sage ihm, dass er schneller laufen soll, wenn er kann, aber er will bei mir bleiben. Ich bin fassungslos. "Was soll der Sch.... Du läufst hier um die Zeit, nicht ich, mir ist meine Zeit so egal, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt", denke ich, traue mich aber nicht ihn anzubrüllen.
Zwar könnte ich dieses Tempo vermutlich bis ins Ziel halten, aber mein Kopf blockiert und sagt: "Nein, lauf langsamer" und dabei trippelt er lockeren Fußes neben mir her.
Zwei zu überholende Läufer tauchen auf, da nur auf seiner Seite Platz ist, läuft er vor. Ich nehme das Tempo der kleinen Gruppe auf, lasse ihn laufen und hoffe, dass er das auch durchzieht. Einen Kilometer weiter, überlege ich, ob ich mich nicht doch wieder an ihn rankämpfen soll, aber ich entscheide mich dagegen und nehme nun endgültig das Tempo raus. Ich kann keine (Strecken-)Bestzeit mehr laufen, will ich auch nicht und die Platzierung ist auch vollkommen egal.
Im Stadion angekommen, müssen wir noch fast eine ganze Runde laufen. Während ich noch gut zweihundert Meter zu laufen habe, sehe ich einen Läufer im weißen Shirt mit Vollgas ins Ziel sprinten.
Mit 44'23 bleibt er deutlich unter seiner Zielzeit (zumal die Strecke rund 200m Überlänge aufweist) und 50sec vor mir. Er ist total happy, dass er es geschafft hat und dass er gespürt, dass sich ein Wettkampf (bei richtiger Renneinteilung) auch nicht anders anfühlt als die letzte Wiederholung beim Tempotraining. "Das war gut, dass wir so langsam losgelaufen sind, ohne dich wäre ich wieder viel schneller los" meint er beim anschließenden Teeschlürfen.
Ich bin ebenfalls glücklich, dass mein Trainingsplan voll angeschlagen hat und dass ich mich nicht bis ins Ziel habe quälen müssen. Läuferherz, was willst du mehr?


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1044


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