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26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:33. GutsMuths - Rennsteiglauf
mehr zum Lauf: VID1024
Datum des Laufes:21.5.2005 (Sat)
Ort:Schmiedefeld
Plz:D9
Homepage:www.rennsteiglauf.de
Strecken:HM ,MA , SM
Beschaffenheit:Crosslauf
Profil:bergig
Wetter:gut, etwas Regen, angenehme Temperaturen
Teilnehmer:1.800 bei den 72,7k
Name des Berichtenden:Stefan Bäumer
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 24.5.2005 (Tue)
Hier kommt nur der Rennbericht. Etwas über das davor und das danach findet sich auf meiner Webseite: http://www.stefanbaeumer.de.

Am Start ging es sehr unaufgeregt zu. Ein letzter Gang auf´s Dixie, mittlerweile war es 5:45 Uhr geworden, schnell noch den Kleiderbeutel abgeben (hier wurden sogar Fahrräder mit zum Ziel genommen!) und wenige Minuten vor dem Start stand ich relativ weit vorne im Feld. Der Bürgermeister sprach noch einige Grußworte, dann stand auf einmal auch Dirk, den ich aus den Augen verloren hatte, wieder neben mir und wir vereinbarten erst einmal gemeinsam den Lauf anzugehen.

*Der Lauf - Teil 1 bis zum Inselsberg*

Peng, Startschuss, wir laufen durch die Eisenacher Fußgängerzone, dann nach einigen hundert Metern links durch ein Stadttor und direkt wieder rechts in die erste Steigung hinein. Es geht in Serpentinen die Straße hinauf und mein Puls erreicht bereits um 6 Uhr morgens nach wenigen Metern eine viel zu hohe Frequenz (bereits nach 3 Minuten bin ich bei 176!). Die Beine sind total locker und ich bemühe mich, Tempo rauszunehmen. An mir schießen etliche Läufer vorbei, was haben die nur alle vor?

Wir laufen in den Wald hinein auf breiten Wegen, noch ist es kein Crosslauf. Der Untergrund ist gut zu laufen, trotz der Regenfälle am frühen Morgen. Es sieht danach aus, als sollten wir heute Glück mit dem Wetter haben: der Regen hat aufgehört und die Temperaturen sind bereits um diese Uhrzeit sehr angenehm. Zwar wurde es oben, auf den Höhen, teilweise etwas frisch, wenn auch ein leichter Wind durch die Bäume hindurchkam, aber es war die richtige Entscheidung in kurz-kurz zu laufen.

An den ersten beiden Verpflegungsstellen nehme ich jeweils einen Becher Wasser. Die Getränke werden in Pappbechern gereicht, die besser zum daraus trinken geeignet sind, als die Plastikbecher. Es ist nicht jeder KM ausgeschildert, sondern nur jeder fünfte, wobei ich aber die erste Markierung verpasst habe. Ich hatte mir die Strecke in 3 Teilstrecken eingeteilt (25,5 km bis zum Inselsberg hoch, dann bis zum Verpflegungsstand Grenzadler bei KM 54,7 und danach noch den Endspurt nach Schmiedefeld "hinunter") und für die erste Teilstrecke eine Zeit von ca. 2:10-2:20 Std. angepeilt. Wobei das nur eine grobe Vorgabe war, ist halt schwer die ganzen Höhenmeter in Zeit umzurechnen ohne Erfahrungswerte.

Ich frage einen Mitläufer, wie viele KM wir hinter uns haben. Er meint, es müssten etwa 7 sein und wir würden wohl im 5er-Schnitt laufen. Hmm, das erscheint mit etwas zu schnell, ich versuche Tempo raus zu nehmen, was mir aber nicht so recht gelingt. So geht es eigentlich weiter bis auf den Inselsberg hinauf. Bei KM 10 habe ich eine Zwischenzeit von 49:57 min., bei KM 15 sind es 1:14:57, genau der 5er-Schnitt also. Mittlerweile haben wir lange den Rennsteig erreicht, der durch grüne R´s auf den Baumstämmen gekennzeichnet ist. Die Ausblicke sind selten, da es überwiegend durch den Wald geht. Das ist auch gut so, da es, je höher wir kommen, doch etwas frisch ist. Da muss kein zusätzlicher Wind auskühlen.

Wir haben nun schon mehr als 400 Höhenmeter hinter uns, bergab geht es selten und nur für wenige Meter. Das Laufen macht dennoch viel Spaß, da alle Steigungen gut im Laufschritt zu nehmen sind, ein Gehen ist nicht erforderlich. Wir überqueren eine Straße und sind an der Glasbachwiese angekommen. Dort ist der erste Verpflegungsstand, der die komplette Palette bietet, also auch was zu essen. Ich nehme erstmalig von den Iso-Getränken, ein wenig Kohlensäure, nicht zu süß, damit kann ich leben. Gut tut bei dem kühlen Wetter der warme Tee. Jetzt wird der Rennsteiglauf zum Crosslauf, neben der Straße geht es über Wurzeln und Steine weiter bergauf. Angenehm ist, dass der Waldboden sehr weich ist und federt.

Bei KM 20 habe ich 1:39:30 auf der Uhr, weiter perfekt im Plan. Die Hirschbalzwiese, von der ich zuvor gelesen hatte, finde ich nicht. Auf dem weiteren Anstieg zum Inselsberg wird es teilweise sehr steil und ich falle zum ersten Mal in den Gehschritt, der mir ökonomischer erscheint. Offenbar bin ich der einzige, der so denkt, trotzdem verliere ich nur einen Platz und wenige Sekunden. Die meisten Mitläufer laufen bergauf stärker als ich und bergab oder in der Ebene bin ich wieder dran. Das setzt sich auch später so fort, ich komme halt aus dem Flachland und wiege noch ein bißchen zu viel. Trotzdem habe ich immer wieder die gleichen Läufer um mich herum.

*Der Lauf - Teil 2 bis zum Grenzadler*

Auf dem Inselsberg stehen einige einsame Zuschauer, die uns beklatschen. Während des ganzen Laufs habe ich versucht, mich bei allen anfeuernden zu bedanken, das hätte beim Köln-Marathon nicht geklappt. Mir gefällt´s und den Leuten auch, wenn ein Grußwort zurück kommt. Vom Inselsberg geht es steil herunter, erst über einige Treppenstufen, dann einen steilen Weg. Hier heißt es, nicht zu stürzen oder auszurutschen. Doch auch das geht vorbei und die Muskulatur ist noch frisch genug, um sich nicht zu sehr zu beschweren. Die Zwischenzeit bei KM25 betrug 2:07:15, also immer noch knapp vor der geplanten Zeit. Ich hatte bereits hier 900 Höhenmeter auf meiner Uhr. Das mag an Luftdruckunterschieden im Laufe des Tage gelegen haben, vielleicht vergessen die Streckenbeschreibungen aber auch einige Auf und Abs über wenige Meter. Jedenfalls waren es am Ende 1.750 Höhenmeter aufwärts statt der angekündigten 1.490.

Auf den folgenden KM kann man es rollen lassen und ich laufe mit etwas Druck, so dass die Pulswerte sich nur unwesentlich unter 170 bpm einpendeln. Immer wieder geht es für einige Meter rauf und runter. Ich komme mit einem Mitläufer ins Gespräch, dessen Gesicht mir schon die ganze Zeit bekannt vorkam. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um Martin Grüning von Runner´s World handelt, ehem. 2:13-Stunden-Marathonläufer. Meine Anmerkung, dass ich Runner´s World schon länger nicht mehr gelesen hätte, kommentiert er, dass die das ja auch nicht für Läufer wie mich schreiben würden, sondern mehr für die breite Masse der Läufer (und das sind wohl nicht die Verrückten, die den Rennsteig laufen). Er trainiert für die Nacht der Nächte in Biel, zu der mich Werner aus Köln später auch noch überreden möchte (aber 4 Wochen nach dem Rennsteig ist das definitiv zu früh). Martin findet den Rennsteig auch recht schwer und hat den Swiss Alpin Marathon trotz mehr Höhenmeter als leichter in Erinnerung, da es an den schweren Steigungen nur noch bergauf geht und nicht der ewige Wechsel und man gezwungen ist, zu gehen, da laufen einfach unmöglich ist. KM 30 passiere ich nach 2:29:30, das war der schnellste Abschnitt des Rennens. Auch der nächste Abschnitt geht schnell um, nach 2:53:14 ist KM 35 erreicht.

Kurz danach erreichen wir den Versorgungsstand Ebertswiese und man ruft uns zu, dass wir nur 20 Minuten hinter den Führenden liegen würden (am Inselsberg hatte mir jemand zugerufen, dass ich auf Platz 54 liegen würde), wenn das mal bis zum Ziel so bleiben würde. Kurz darauf muss ich Martin ziehen lassen und sehe ihn nicht wieder, obwohl er nur knapp vor mir reinlaufen wird. Es geht zunächst leicht wellig weiter, das Feld ist mittlerweile recht dünn, aber immer sehe ich einige Läufer vor mir. Inzwischen sind auch einige Wanderer dazu gekommen. Bei KM 40 bin ich 3:18:12 unterwegs, also voll im Zeitplan. Mein Ziel wäre, dieses Tempo zumindest bis zum Grenzadler durchzuhalten, doch ich merke bereits, dass es schwerer wird. Ab KM 41 erfolgt eine Steigung, die mir auf der Karte gar nicht so heftig erschienen war, aber sich verdammt lang und teilweise auch steil hinzog. Dummerweise musste ich in dieser Steigung anhalten, da ich einen Krampf im linken Oberschenkel bekommen habe. Nach etwas Dehnen ging es weiter und im weiteren Verlauf hatte ich immer wieder Probleme, wenn es steil bergauf ging, konnte jedoch entweder locker weiterlaufen oder an den heftigen Anstiegen mit Gehen die Probleme überwinden.

Bei KM 45 sind wir oben angekommen an der Ausspanne Neuhofer Wiese und ich gönne mir den ersten Haferschleim (ist doch ein Muss, wenn man den Rennsteig läuft, oder?). Nach ein wenig Überwindung lässt der sich auch gut trinken, angenehm warm, nicht so süß, wie die Getränke und fast geschmacksneutral. Ich habe auch keinerlei Magenprobleme damit bekommen. Was da sonst noch angeboten wird (Mettwürste, Leberwurstbrote, Gurken etc.) lasse ich liegen und auf meine Nachfrage wird bestätigt, dass das überwiegend die Wanderer essen werden. Dazu gibt es noch ein Powergel und Wasser, ich hoffe, dass die Mineralien da drin (Natrium, Magnesium) mir auch gegen den Krampf helfen. Für den 5km-Abschnitt habe ich 35 Minuten gebraucht. Falls das so weitergehen sollte, wird es noch eine lange Veranstaltung. Sorge nicht anzukommen habe ich aber nur aufgrund des Krampfes. Auf dem ebenen Stück läuft es schon wieder besser, auch wenn nun die Lockerheit raus ist. Wir verlassen den Wald und laufen über freie Flächen an Wiesen vorbei, ehe wir wieder in den Wald eintauchen. Ich werde von 3 Läufern überholt, kann deren Tempo nicht aufnehmen und finde mich mit der Einsamkeit ab. Als ich einen Läufer überhole, rufe ich ihm eine Aufmunterung zu und er nimmt wieder den Laufschritt auf. Ansonsten war das Stück bis zum Grenzadler ereignisarm, aber angenehm, da die Steigungen nicht mehr ganz so schlimm sind.

Der Grenzadler (KM 55) ist erreicht und die Möglichkeit des Aussteigens mit Zeitnahme ist keine Option, obwohl es gerade hier anfängt zu regnen. Die Zwischenzeit ist 4:47:39 und die Pulswerte sind deutlich runter gegangen und bewegen sich nur noch um 160 bpm. Irgendwann nervt mich der Brustgurt und ich nehme den ab. Am Grenzadler nehme ich zum zweiten Mal den Haferschleim, der ist hier richtig heiß, das tut gut. Einen richtigen Einbruch habe ich auf der Strecke nicht erlebt. Beim Ultramarathon kann man mit geringerer Intensität und guter Nahrungsaufnahme auch locker ohne Hammermann überstehen.

*Der Lauf - Teil 3 Endspurt zum Ziel*

Nur noch 18 km bis ins Ziel, eine überschaubare Distanz. Es geht mal wieder bergauf. Ich denke daran, dass es ab dem höchsten Punkt der Strecke, dem großen Beerberg bei KM 63 nur noch bergab gehen wird. Zunächst ist aber wieder Gehen angesagt. Auf dem weiteren Weg nach oben, werden die Wege teilweise wieder sehr schlecht, Steine, Wurzeln, ich habe langsam genug von diesen Wegen. In mir kommen allerdings nie Gedanken ans Aussteigen auf, wie ich es später von anderen teilweise höre. Wenn ich so weit gekommen bin, dann muss es halt weiter gehen. Aber andererseits möchte ich so eine lange Strecke auch nicht alle paar Wochen machen. Wir laufen weiter, KM 60 erreiche ich nach 5:20:14, doch bald sind wir oben. Ich liefere mir immer noch Positionskämpfe mit 2 oder 3 anderen Läufern, aber jeder ist mit sich allein und läuft das eigene Tempo. An den Verpflegungsstellen trinke ich nun immer Cola, das schmeckt gut und soll mich über die letzten KM retten.

Am höchsten Punkt der Strecke steht ein Schild, dass wir den höchsten Punkt erreicht haben und ich rufe den Wanderern zu, dass es ab jetzt bergab ginge. Schön wär´s. Bereits wenige Meter weiter geht es wieder einige Meter bergauf, ganz schön gemein die Strecke hier, da war ich nicht drauf eingestellt. Mich überholt eine Frau, die ich beim Anstieg zum Inselsberg überholt hatte. Offenbar hat sie sich ihr Rennen gut eingeteilt, denn sie läuft die Steigung sehr locker hoch und sieht gut aus. An der nächsten Verpflegung hole ich sie wieder ein und wir laufen einige KM zusammen. Da es nun tatsächlich bergab geht, kann ich das Tempo mitgehen. Zwar tun mittlerweile alle Muskeln weh, aber ich bin froh, dass ich es rollen lassen kann. KM 65 ist nach 5:50:18 erreicht, ich rechne mir aus, dass es mit den unter 6:30 Stunden verdammt knapp werden wird, aber vielleicht klappt es ja bergab. Ursprünglich hatte ich mir eine noch bessere Zeit vorgenommen, die aber lange abgeschrieben ist. Der Rennsteig hat mich Respekt gelehrt. Tatsächlich sind die Wege bis ca. KM 68 gut zu laufen und gehen bergab. Dann kommt jedoch wieder ein kleiner Hügel und ich muss meine Begleiterin ziehen lassen; sie wird als 2. Frau ins Ziel einlaufen, war wohl auch in den letzten Jahren schon gut platziert. Am Rennsteig zahlt sich auch Erfahrung aus.

Auch dieser Anstieg ist überwunden, noch einmal Verpflegung aufnehmen und auf das 70km-Schild warten. Das lässt auch tatsächlich auf sich warten. Inzwischen feuern uns viele Wanderer an. Als ich schon denke, dass es kein Schild mehr gibt kommt doch noch eines. Ich frage mich, ob das falsch steht oder ob ich tatsächlich so langsam war. Ich hätte gewettet, bergab ganz deutlich unter 5er-Schnitt zu laufen und trotzdem waren es mehr als 28 min. für die 5km. Die 6:30 Stunden habe ich eigentlich abgeschrieben, gebe aber noch mal alles und mache noch 2 Plätze gut. Es geht auf schmaleren Wegen runter, wir sind in Schmiedefeld angekommen, eine letzte, kleine Welle, das Ziel ist nah. Statt den Zieleinlauf zu genießen kämpfe ich um die Sekunden und verpasse doch knapp die Zeit unter 6:30. Auf der Zielmatte noch einal die Arme hoch, natürlich freue ich mich, diesen tollen Lauf geschafft zu haben.

*Nach dem Lauf*

Im Ziel nehme ich die Medaille in Empfang, trinke etwas und versuche mit meinen Emotionen klar zu kommen. Ich habe mir einen kleinen Wolf gelaufen und meine Füße schmerzen. Aber nun ist es ja vorbei. Ich schaue mich im Zielbereich um, gehe dann wieder zum Zieleinlauf, warte auf Dirk und schaue, ob ich Jens aus drsl sehe. Nach 20 Minuten wird mir aber kalt und ich gehe zum Auto, um mir was über zu ziehen. Dort warte ich auf Dirk, der auch prompt einige Minuten später eintrifft. Ihm ist es richtig gut ergangen und er ist nach 6:56 Stunden im Ziel gewesen. Wir bleiben etwas sitzen, wir haben jetzt Zeit. Später holen wir unseren Kleiderbeutel, trinken ein Köstritzer, holen das schöne Finisher-Shirt ab und duschen. Gegen kurz vor 3 trifft dann auch Werner ein, der 8:29 Stunden gebraucht hat. Nach der Massage gehen wir ins Festzelt essen etwas und legen uns später noch etwas ins Gras. Ein richtig schöner Tag.


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