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Bericht

Name des Laufes:33. GutsMuths - Rennsteiglauf
mehr zum Lauf: VID1024
Datum des Laufes:21.5.2005 (Sat)
Ort:Schmiedefeld
Plz:D9
Homepage:www.rennsteiglauf.de
Strecken:HM ,MA , SM
Beschaffenheit:Crosslauf
Profil:bergig
Wetter:wechselhaft
Teilnehmer:SM 1700
Name des Berichtenden:Frank Polzius
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 23.5.2005 (Mon)
Ein Jahr früher als eigentlich in meiner "Langzeitplanung" vorgesehen war hatte ich mich zum diesjährigen Supermarathon auf dem Rennsteig angemeldet. "Schuld" daran war ein ebenfalls Marathon laufender Schulfreund, der mir von seiner Anmeldung erzählt hatte. Prima hab' ich gedacht - dann können wir es gemeinsam versuchen. Dummerweise hat er sich dann ein paar Wochen vor dem Lauf eine Verletzung zugezogen, so daß ich dann doch alleine nach Eisenach aufgebrochen bin.

Zur Vorbereitung habe mir einen Plan mit dem schönen Titel "Den Rennsteig durchstehen - Mit Würde ankommen" ausgesucht. Allerdings habe ich einige Abstriche machen müssen. Es hat nicht immer zur vollen km-Zahl gereicht. Einerseits fehlte mir einfach manchmal die Zeit, und andererseits fing 4 Wochen vor dem Lauf mein rechter Fuß an, sich ungezogen zu benehmen. Daraufhin habe ich dann zwei Wochen lang die Bremse angezogen.

Ansonsten fühlte ich mich in den Tagen vor dem Lauf etwas müde, aber beschwerdenfrei. Es konnte also losgehen. Da ich nicht wusste, ob meine Beine anschließend noch in der Lage sein würden, Gas- Brems- und Kupplungspedal zu bedienen, bin ich mit der Bahn angereist. Die Startnummernausgabe war völlig unproblematisch und die Stimmung sehr relaxed. Es gab keinerlei Hektik, wie man sie von anderen Veranstaltungen teilweise kennt ist. Ein erstes Anzeichen dafür, dass hier im Wesentlichen "alte Hasen" am Start waren.

Leider habe ich für den Shuttle-Service von Hotel aus (das etwas außerhalb lag) nur noch einen Platz für 04:30 Uhr bekommen. Die späteren Termine in der Liste waren bereits voll. Also um 03:45 aufgestanden, kurz geduscht, kurz gefrühstückt und ab in den Bus. Die Wartezeit am Startort habe ich dann genutzt, um alle Problemzonen ausgiebig mit Melkfett zu versorgen und alle möglichen Bekleidungsvariationen zu testen. Die zu erwartende Temperatur war günstig, aber es war nicht klar, wie sich der leichte Regen, der seit dem frühen Morgen begonnen hatte, entwickeln würde.

Auch beim Start fehlte jegliche Hektik. Wozu auch, die Strecke ist ja lang genug. Einen abgesperrten Startkorridor gab es nicht. Aktive und Begleiter standen in lockeren Grüppchen auf dem Marktplatz und nach dem Startsignal ging es in aller Ruhe durch das Starttor. Niemand scharrte mit den Hufen - allenfalls ein paar schnelle Hirsche mit Siegambitionen. Der Regen hatte mittlerweile auch wieder aufgehört.

Da ich noch nie weiter als 42,195km gelaufen war, hatte ich mächtigen Respekt vor der Strecke. Meine Planung bestand darin, einen 6er Schnitt zu laufen, der sich durch Gehpassagen und Aufenthalt an den Verpflegungsstellen auf einen 7er Schnitt einpendeln sollte.

Die ersten 10km gingen in 1:09:30 durch. Perfektes Timing. Bei km 20 standen 2:20:xx auf der Uhr. Wieder Punktlandung. Auf dem Weg zu km 30 habe ich dann ein paar Minuten verloren. Zum einen haben die Gehpassagen hinauf zum "Großen Inselberg" Zeit gekosten. Zum anderen lag irgendwo auf diesem Abschnitt ein Aussichtspunkt ein paar Meter links von der Strecke. Dort konnte ich mich nur schwer wieder losreißen - einfach traumhaft schön. Bis km 40 hatte ich auf dem nun etwas flacherem Profil einen Teil der Zeit wieder hereingeholt. Die Uhr zeigte 4:42:xx. Alles im Lot.

Auf der Strecke waren etliche Stammkunden des Rennsteig SM. Einige hatten sich die Anzahl ihrer Teilnahmen aufs Shirt gemalt, einer hatte sich ein Shirt aus Startnummern gebastelt. Finisher-Shirts vom K78 in Davos waren ebenso vertreten wie vom 100er in Biel. Jeder schien hier jeden zu kennen. Ein Blinder lief mit seinem Guide durch eine Leine verbunden. Während der Rückfahrt im Bus erzählte jemand, dass der Blinde (ziemlich frisch) seinen Guide (ziemlich kaputt) ins Ziel geschleppt hat - Hut ab!

Etwa ab der Marathondistanz, also dort wo für mich Neuland anfing, begann es wieder zu regnen. Als ich mich nach ca. 20 Minuten auf Dauerregen eingestellt hatte, hörte es aber wieder auf. Dafür liefen wir dann durch dicken Nebel. Später sagte mir jemand "Das war kein Nebel, wir sind durch die Wolken gelaufen". Klar - ist ja ein Berglauf. Auf alle Fälle war nun nichts mehr mit schöner Aussicht. Streckenkilometer 50 lag bei etwas unter 6 Stunden. Ich war also langsamer geworden. Vor den nächsten 10km hatte ich im Vorhinein die größte Angst. Bis km 50 würde meine Marathonerfahrung reichen, und ab km 60 würde mich wohl die Nähe zum Ziel wieder neu motivieren. Aber was passiert dazwischen??? Wenn mir hier die Luft ausgehen würde, dann würde es richtig hart werden. Dazu kommt die Möglichkeit bei km 55 mit Zeitwertung auszusteigen und per Bus nach Schmiedefeld zu fahren. Wie würde ich mich entscheiden, wenn ich nach 55 km schon am Ende wäre??? Würde, wäre, wenn - die 10 km zwischen 50 und 60 waren mit rückwirkend betrachtet die einfachsten. Einerseits hatte ich auf diesem Teilstück in einer Dreiergruppe nette Unterhaltung und dadurch etwas Ablenkung. Andererseits ging es mir bei km 55 noch so gut, dass ich nun ziemlich sicher war, anzukommen. Außerdem hatte sich das Wetter mittlerweile verbessert. So ab km 60 machten meine Beine langsam klar, dass sie bald keinen Bock mehr haben. Zunächst ganz zurückhaltend protestierten meine Oberschenkel. Die Oberseiten fingen an zu brennen. Also genau die Muskulatur, die beim Bergablaufen beansprucht wird. Ab km 65 wurde das Brennen stärker und störte mich jetzt auch merklich. Ich hatte keine Lust mehr und wollte nur noch ins Ziel. Die restliche Beinmuskulatur fühlte sich noch richtig gut an. Ich war froh, dass das Ziel 500 Meter höher liegt als der Startpunkt und nicht umgekehrt. Das 70er Schild habe ich verpasst. Als ich auf einem Baum eine 71 gesehen habe, hatte ich leise Zweifel. Insbesondere, weil einige Berichte aus den Vorjahren von missverständlicher bzw. falscher Beschilderung auf den letzten km sprachen. Aber es hatte wohl alles seine Richtigkeit. Das Schmiedefelder Waldstadion rückte immer näher und nach 8:54:58 blieb die Uhr stehen.

Duschen, ein Köstritzer getrunken, Finisher-Shirt abgeholt, Massage (da wollte ich gar nicht mehr aufstehen), ab zum Bus nach Eisenach. Von der Läuferparty habe ich leider nichts mitbekommen, da die Shuttle-Busse nach Eisenach nur bis 19:00 Uhr fuhren. Beim nächsten Mal werde ich mir wohl ein Quartier in Schmiedefeld suchen.

Zwei Anmerkungen zur Verpflegung:
1. Ich habe Dinge gegessen, die ich bei einem "normalen" Lauf - also bei höherer Drehzahl niemals essen würde (Schmalzbrote mit Schnittlauch, Mettwürste, ...). Alles lecker und ich habe alles prima vertragen.
2. Haferschleim ist der Hit. Erinnert ein wenig an Babynahrung, aber da konnte ich früher auch nie die Finger von weglassen, wenn bei meinen Kids was übrig blieb.

Danke fürs Lesen,
Frank



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