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Bericht

Name des Laufes:Juracime
mehr zum Lauf: VID1953
Datum des Laufes:13.5.2005 (Fri)
Ort:Tavannes
Plz:CH
Homepage:http://www.jurabernois.ch
Strecken:80k , +2900HM, - 1600HM, 4 Tage
Beschaffenheit:rutschige Wanderwege
Profil:Aufstieg: 2900 m, Abstieg: 1600 m; 5 Etappen
Wetter:Tag 1: schön, 2: Regen, 3: schön, dann Graupelschauer, 4: im wesentlichen trocken
Teilnehmer:200
Name des Berichtenden:Werner Pluschke
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 22.5.2005 (Sun)
"Le Chasseral est ? gauche, mais vous allez ? droite."

Alle zwei Jahre wird im Berner Jura ein viertägiger Etappenlauf über fünf Etappen mit insgesamt 81 km - 2800 Höhenmetern im Anstieg und 1600 im Abstieg - ausgetragen: la Juracime. Keine einfachen Wege; es sind eben nicht die kürzesten. Die Veranstaltung ist eine Herausforderung.

Wie im Vorjahr planten Dietmar, Claus und ich, eine Mannschaft "TSV Hildrizhausen" zu stellen ( http://www.schoenbuchlauf.de ). Nachdem eine Erkrankung die Teilnahme von Claus, der bisher an beinahe der Hälfte der Auflagen teilgenommen hatte, zunichte gemacht hatte, konnte sich das Team durch einen Züricher komplettieren, und zwar durch den Organisator des neu ins Leben gerufenen Neujahrsmarathons in Schlieren bei Zürich, Roger Kaufmann. Die beiden Mathematiker des Teams stellten mit dem Teamnamen "Bernoulli" (eine Schweizer Mathematikerfamilie) einen Bezug zur Stochastik und zur Strömungstheorie und damit zu ihren Dissertationen her (Bernoulli-Verteilung und Bernoulli-Gleichung). Die Brachistochronen (das sind die schnellsten Wege zwischen zwei Punkten, die Frage nach deren Berechnung wurde erstmals von Bernoulli gestellt) fand allerdings der Nicht-Mathematiker Dietmar; das sei vorweg gesagt.

Zur ersten Etappe versammelte sich die Läuferschar erstmals vor dem Bahnhof von Tavannes, einem Städtchen im französischsprachigen Teil des Kantons Berns, inmitten der felsigen Höhenzüge des Juras gelegen (Früher war die erste Etappe immer ein Berglauf in Moutier. Dieses Mal traf man sich erst am zweiten Tag in Moutier für eine lange Tour vorbei am Tour de Moron, einem architektonischen Highlight inmitten der Natur.).

Um 19 Uhr am Freitag ertönte der Startschuss in Tavannes. Wir unterquerten die Eisenbahn und die Schnellstrasse; eine Treppe war dann die erste Engstelle und der Beginn einer langgezogenen Steigung. Im Wald blühten die Anemonen umso mehr, je weiter wir hinaufstiegen. Wir passierten die Strasse zum Col du Pierre Pertuis, der schon zur Römerzeit genutzt worden war. Die durchschnittliche Steigung von km 2 bis km 5,5 war 15 %. Die steilsten Abschnitte bewältigten die meisten Läufer gehend. Ich wusste, dass ich schlechter vorbereitet als im Vorjahr hier antrat, aber als es im oberen Bereich auf den schlüsselblumenübersäten Wiesen flacher wurde, konnte ich noch überholen und erreichte als 55. das Ziel. Freilich hatten bis zu diesem Zeitpunkt Dietmar und Roger schon einiges gegen das laufbedingte Flüssigkeitsdefizit tun können. Im Bus ging es zurück nach Tavannnes.

Am nächsten Tag hatten wir den Moron (mit dem Turm) mit einem 900m-Anstieg zu überschreiten, und für den Nachmittag mussten noch Kräfte für ein 10,5km- Einzelrennen bleiben. In Moutier war der Start. Die ersten Höhenmeter mussten wir im Nachbardorf Perrefitte wieder zurückgeben. Dann begann ein kräftezehrender Anstieg im Wald und über offene Weiden. Nach einiger Zeit war der Turm zu sehen; es zog aber Nebel auf. Zugleich zwang mich einsetzender Regen verstärkt zum Blick auf den Weg. La Tour de Moron muss also ein andermal besichtigt werden. Beim Abstieg wurde der Weg morastig. Ich wich mehrfach aus; eine Wurzel bot dem Profil meine Schuhe keinen Halt; ich stürzte. Also doch durch den Morast. Nach einem Tritt auf abschüssigen Boden waren dann auch an meinem anderen Bein und an meinen Händen Bodenproben. Die Schuhe hatten sich für den Nachmittag disqualifiziert. Nach knapp 2 Stunden war ich im Ziel; Dietmar war schon 19 Minuten da, Roger auch fast so lang. Um zwölf Plätze war ich zurückgefallen; damit konnte ich nicht zufrieden sein.

Im Pferdestall von Bellelay war die Zielverpflegung, anderer Ort, aber die Pastete von derselben Qualität. Vor dem Stall wurden ständig Bottiche zum Waschen gefüllt. In einem Raum desselben Gebäudes wurde auch das Mittagessen serviert. Nebenan war eine Reithalle mit Tribüne, die ich in der Mittagspause wegen des Regens für leichtes Joggen zum Lockern der Waden, die ich als meinen Schwachpunkt identifiziert hatte, nutzte. Danach begann das Einzelrennen nach les Reusilles oberhalb von Tramelan. Mit einem gleichzeitig stattfindenden Mountainbikerennene und viel Pferdekutschenverkehr war viel Trubel. Auf dem Weg zum Startpunkt des Einzelrennens pfiff mir ein kräftiger Wind entgegen; immerhin war es wieder trocken. Im Zwanzigsekundentakt starteten wir. Diese Etappe war die flachste des ganzen Wochenendes. Nur der Morast bei der 2km-Marke zwang mich zu einer kurzen Gehpause. Ich konnte deutlich mehr Konkurrenten überholen als umgekehrt, so dass ich mich danach auf den 62. Rang wiederfand. Mit dem Bus erreichte ich Tavannes, wo Dietmar mich schon geduscht erwartete. Sowohl Roger als auch Dietmar hatten sich beharrlich in der Region Platz 25 bzw. Platz 20 nach vorne gearbeitet.

Der Pfingstsonntag war die Königsetappe auf den Chasseral. Wie im Vorjahr war der Start bei Orvin oberhalb von Biel. Eine Viertelstunde vor dem Start wurden letzte Informationen gegeben. So hatten sich am Vortag beim Einzelrennen einige Teilnehmer etwas verlaufen; sie erhielten, nachdem die Organisation hier ihre eigenen Qualitätsansprüchen nicht gerecht geworden war, einen Zeitausgleich. Dann folgten die Hinweise zur Strecke, die mit einer einfachen Zusammenfassung endeten: "Le Chasseral est ? gauche, mais vous allez ? droite." Obwohl der Chasseral sich zur linken erhebt, gehe man nach rechts.

Vom Vorjahr war mir bekannt, wie ich die Strecke einteilen musste. Erst ein Schotterweg. Dann steil hinauf zum Grat. Am Grat felsig, schwer zu laufen. Dann Wiesen, und dann der Gipfel. Deutlich war zu sehen, wie weit die Natur zurück war. Die Wiesen waren narzissenübersät. Bei km 11 war eine prachtvolle Orchidee mitten auf dem Weg, noch unberührt (Orchis mascula, vermute ich). Weiter oben erschienen die Krokusse. Während des Aufstiegs, etwa bei km 9 sah man auch zum ersten Mal den Sendemast des Chasseral. Kurz darauf auch zum letzten Mal, denn Regen und Graupelschauer setzten ein. Überraschenderweise half mir dies, ein gleichmässigeres Lauftempo, auch bei den Felstreppen, zu finden. An den Verpflegungsstationen verzichtete ich auf Wassser: "De l'eau?" - "Du ciel!" Das Wasser vom Himmel war genug. Wir waren fast oben; der Turm war in den Wolken. Wanderer waren unterwegs; ich fragte sie: "Qui a volé la tour?" Wer hat des Turmes sich bemächtigt; letztes Jahr war er noch da?

Aber plötzlich stand ich vor ihm, und in einem Spurt erreichte ich das Ziel nahe dem Hotel. Eine Rotkreuzdecke wurde mir übergeworfen; erst jetzt merkte ich, wie kalt es eigentlich war.

Roger hatte auf dieser Etappe seine Berglaufqualitäten voll zur Geltung bringen können. Er war erster des Teams. Ich war 6 Minuten langsamer als im Jahr 2003. Als ich das Hotel erreichte, waren meine beiden Gefährten schon auf dem Weg zum Bus. Nach leichter Verpflegung setzte auch ich mich in den Bus zurück nach Tavannes.

Das musikalische Abendprogramm kulminierte in einem Kassatschok, bei dem alle nicht an den Tischen sitzend Verbliebenen ihre Beine aktiv entspannen konnten.

Mit dem Bus fuhren wir am Pfingstmontag auf den Mont Soleil. Es tröpfelte; keine der Versuchssolarzellen zeigte mehr als 4 Watt je Quadratmeter an. Aber dafür waren die Windräder aktiv. Der Lauf ging über viele Wiesen mit zumeist leichtem Gefälle; indessen gab es auch Steigungen. Durch meine Erfahrungen vom Vorjahr konnte ich diese gut bewältigen. Die rechte Wade war aber am Ende. Dennoch frage ich mich, wie ich zwei Jahre zuvor mit acht Minuten weniger auskommen konnte. Insgesamt war ich nur zehn Minuten langsamer als 2003, doch Dietmar, der damals wegen Trainingsrückstand hinter mir gelegen hatte, hatte mir über alle Etappen hinweg eine ganze Stunde abgenommen; und Roger lag nur wenig hinter Dietmar.

Nachdem wir damit noch ein anderes Team überholten, erreichten wir in der Mannschaftswertung den 7. Platz. In der Einzelwertung war Dietmar 16., Roger 22. und ich 54.


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