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Bericht
Name des Laufes: | 12. Internationaler Halterner Halbmarathon mehr zum Lauf: VID1916 |
Datum des Laufes: | 21.5.2005 (Sat) |
Ort: | Haltern-Flaesheim |
Plz: | D4 |
Homepage: | http://www.flaesheimer-volkslauf.de/144.0.html |
Strecken: | HM, 10k, 5k, 1800m |
Beschaffenheit: | Waldboden, Sand, Matsch |
Profil: | ca. 110 Hm, wellig, sehr wellig |
Wetter: | Sonne, wenig Wind, 22°C |
Teilnehmer: | laut Veranstalter über 250, bei 10 km ca. 50 |
Name des Berichtenden: |
MarKaminski LID1798 Martin aus Bericht vom 22.5.2005 (Sun) |
Eine 10 km-Strecke bei einer Veranstaltung zu laufen, die "12. Internationaler Halbmarathon" heißt, ist ja schon ein bisschen seltsam. Aber 39:00 wollte ich heute laufen. Stand auf meinem Zettel mit Zielen für das Jahr 2005. Meine Recherchen zu diesem Lauf in den Ergebnislisten von 2004 ergaben aber erschreckende Fakten: Mit einer 40er Zeit wäre man locker 4ter geworden. Bestzeit um die 35:00 Minuten. Das kann nur heißen, die Läufer sind langsam, oder die Strecke ist schwer. Oder beides. Das beschauliche Örtchen Flaesheim liegt am Rande eines sehr großen und ausgedehnten eiszeitlich geprägten Waldgebietes, der Haard. Der Veranstalter schweigt sich auf seiner Homepage über die Strecke aus. Kurzes googeln bringt jedoch die Erkenntnis, die 10km-Strecke führt durch eben dieses Waldgebiet, das ich schon von ausgedehnten Ausflügen mit dem MTB her kenne. Und wegen der enormen Welligkeit ist dieses Waldgebiet bei Mountainbikern, denen das Sauerland zu weit ist, als Trainingsgebiet sehr beliebt. Meine Bestzeithoffnungen schwinden also dahin, bedingt auch durch die Tatsache die Regel Nummer 4 der ernsten Wettkampfvorbereitung in den Wind geschlagen zu haben, die da heißt: Keine körperlichen Anstrengungen vor dem Lauf. Die Verwandtschaft hatte geerbt, aber wieder einmal so wenig, dass man sich dafür keine Möbelpacker engagieren konnten, sondern auf den Verwandtenkreis zurückgreifen musste. Also Samstag von 7 bis 12 Uhr rustikale Eichenmöbel hin- und her- und hochtragen. Beste Vorraussetzungen also für eine Bestleistung. So reise ich um 15 Uhr, etwas geplättet, in Flaesheim auf der Sportanlage der Concordia Flaesheim an. Beschauliches Kaffeetrinken, Würstchenbraten, Pommes gibt es auch, die Sonne kommt raus, 22°C, herrlich. Nach der Meldung ein Blick auf den Streckenplan. Meine Verwirrung ist komplett. Jemand hat eine Legende an den Rand gemalt. Dabei ist jeder Textmarkerfarbe (lila, bordeau-rot, türkis, ich weiß es nicht genau) genau eine Strecke zugeordnet. Das Problem ist nur, er hat die Farben der Strecken übereinander gemalt. Es sind somit detaillierte Kenntnisse der additiven Farbmischung notwendig, die drei verschiedenen Strecken auseinander zu halten. Da ich farbenblind bin (rot-grün), entschließe ich mich stattdessen an der Ausschilderung auf der Strecke zu orientieren, oder einem Eingeborenen hinterher zu laufen. Meine Strategie für den Lauf war jetzt also: Versuche auf den ersten 3 bis 5 Kilometern noch in Sichtweite der Spitzengruppe zu bleiben. Die laufen so 3:30er Schnitt, dachte ich, ich wollte so um die 3:50. Es macht Peng, man läuft los. Irgendwie ist das aber nicht wie sonst bei 10km-Läufen. Das Tempo fühlt sich für mich eher nach Halbmarathon an, ich frage meinen Nachbarn ob ich im richtigen Lauf bin. Vor mir eine Gruppe von ca. 10 Leuten, die sehr moderat angehen lassen. Ich denke, die sind schlau, die sparen schon Energie für die erste Steigung und laufe locker hinterher. Die erste Steigung kommt und auch so was wie das erste Kilometerschild, steht aber nicht "1 km" drauf, sondern "Halbmarathon noch 13 km". Ich schaue trotzdem kurz auf meine Uhr da steht so was wie 3:56 oder so, eine blonde Frau aus der Gruppe fragt, "war das schon (!) der km?" worauf einer antwortet "ne, noch nicht". Also, nicht nur ich bin verwirrt. Egal, es kommen jetzt deutliche Anstiege. In der 10er-Gruppe habe ich mich nun auf Platz 4 vorgearbeitet. Die Drei vor mir ziehen nun auch schon so 20 m auseinander. Mir geht es gut, ist klar. Weitere Kilometerschilder mit ähnlich seltsamen Beschriftungen beschließe ich zu ignorieren, bis dann doch widererwartend ein Kilometerschild mit "noch 5 km" auftaucht. Ich schaue auf meine Uhr, mich trifft der Schlag: 21:23 statt geplanten 19:30. Aber mit meiner Planung war wohl nix. Obwohl ich den Führenden schon um ca. 30 Sekunden hinterherlaufe, erkenne selbst ich nun langsam, dass heute wohl keine 35-Minutenläufer dabei sein dürften. Ich bin immer noch Vierter, aber nach einer Steigung bin ich plötzlich Dritter und das ist mir beinahe etwas peinlich. Es kommen immer wieder Steigungen aber auch längere und schnellere Gefällestücke wo man sich ganz gut erholen und ein bisschen Tempo machen kann. Ich pflüge nach Herzenslust durch den Matsch, ich komme an eine Kreuzung und versuche die mit Sand auf dem Boden aufgebrachten Schriftzeichen, die in alle (!) Himmelsrichtungen zeigen, ergänzt durch ein am Baum aufgehängtes Schild, das zwar rechts hängt, aber nach links zeigt, zu deuten. Ich bin allein im Wald, keine Streckenposten, ganz allein, nein, nicht ganz allein, da kommt mir eine Läuferin entgegen, ich bin mir jetzt sicher, es muss eine gute Fee oder so was gewesen sein, die wusste zu meiner Verwunderung wo's langgeht, zeigt ich solle rechts laufen. Kurz danach schreit auch mein mittlerweile aufgeschlossener Verfolger "rechts". Ich bedanke mich und laufe weiter. Nach rechts: Das war dann ein Kilometer ohne Steigungen in 4:20;) Die letzten drei Kilometer sind entspannend flach. Da kommt auch wieder etwas Fahrt (um 3:50) auf. Das Ziel ist im Stadion, ich schaue mich um, meine Verfolger sind mindestens 500 m hinter mir, die Zeit ist mir egal, ich laufe nur noch locker ins Ziel. Die Zeit ist miserabel, aber ich bin Dritter mit 41:39 geworden. km min/km Zeit 3. 4:25 4. 3:47 5. 4:20 0:21:23 6. 4:20 7. 4:19 8. 3:46 9. 3:56 10. 3:53 0:41:39 (0:20:16) Obwohl das eine schlechte 10km-Zeit in dieser Saison ist, war das ein Lauf mit hohem Unterhaltungswert. Ich habe mich noch nie besser bei einem Lauf amüsiert, die Strecke hat sehr viel Spaß gemacht und ist einfach mal ein Kontrapunkt zu den öden Stadt-/Asphaltläufen. Der provinzielle Charme und die nicht zu perfekte Organisation sind sicher nicht was für jeden, aber für mich war es ein tolle Erlebnis. Nicht nur weil ich Dritter geworden bin, nein, ich habe mal wieder gelernt, dass solche Läufe eben ihre eigenen Gesetze habe und dass man so was nicht mit plumper Strategie bewältigen kann. Da gehört mehr dazu als Strategie, nämlich Intuition und Gefühl. Und daran fehlt es mir noch, am Vertrauen zum eigenen Gefühl. Aber ich arbeite daran. Weiter kann ich vormittägliche Umzüge mit Möbel-Wullackerei (westfl. für schwere körperliche Arbeit, die unter allen Umständen vermieden werden sollte) als Wettkampfvorbereitung nur empfehlen. Habe mich beim Laufen selten besser gefühlt. Nächstes Jahr laufe ich dann beim Halbmarathon mit. Das wird garantiert auch keine Bestzeit, aber der Lauf ist einfach ein Insider-Geheimtipp. Die Strecke ist zwar schwer, aber dafür superschön. Ich plädiere für die Umbenennung der Waldgebiets von "Haard" in "Very Haard". Mein Saisonziel werde ich dann beim nächsten Citylauf erreichen. Wer sich jetzt fragt, wie kann man nur so viel über einen kleinen 10km-Lauf schreiben, fragt sich das völlig zu Recht. Dank sei dem geduldigen Leser. |