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Bericht

Name des Laufes:Boston Marathon
mehr zum Lauf: VID86
Datum des Laufes:21.4.2003 (Mon)
Ort:Boston, Massachusetts
Plz:(AM)
Homepage:www.bostonmarathon.org
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:hügelig
Wetter:sonnig, heiß, ca. 25 Grad
Teilnehmer:20000
Name des Berichtenden:Herbert Putz
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 6.5.2003 (Tue)
107. Boston Marathon 21. April 2003

Nach dem großartigen Erlebnis im letzten Jahr habe ich mich noch einmal zum Boston Marathon angemeldet. Dieses Mal bin ich ganz allein unterwegs und habe so ein reines ?Laufwochenende? vor mir.

Per Direktflug geht es am Freitag von München nach Boston. Am Empfang im Hotel bekomme ich gleich das erste Mal mit, dass die ganze Stadt wohl auf Marathon eingestellt ist. Der Mitarbeiter hat sich aus dem Internet schon meine ganzen Daten geholt und begrüßt mich gleich mit meiner Startnummer. Auch auf den Straßen werde ich immer wieder angesprochen, ob ich mitlaufe und höre dann stets ein freundliches ?Good luck?.

Der erste Weg am Samstag Vormittag führt zur Startnummern-Ausgabe. Vom Hotel sind es keine fünf Minuten zu Fuß. Die Organisation ist wieder perfekt. Innerhalb von 10 Minuten habe ich die ganzen Unterlagen sowie das T-Shirt. Es fällt auf (auch später im Rennen), dass enorm viele freiwillige Helfer dabei sind. Ich schaffe es, auf der Marathonmesse nichts zu kaufen, auch wenn die Versuchung recht groß ist. Umlagert ist der Stand von adidas. Hier gibt es für jeden ein Poster mit den Namen aller 20.000 gemeldeten Teilnehmer, und auf den Wänden des Messestandes sind auch noch einmal alle aufgeführt.

Nachmittags leihe ich mir ein Fahrrad aus und besichtige die letzten Kilometer des Kurses. Ich fahre hinaus bis Newton, einem Vorort von Boston. Hier, bei km 30 beginnen die Newton Hills, eine Hügelkette, die überquert werden muss. Berüchtigt ist der letzte (und höchste), der Heartbreak Hill. Die Länge und Steilheit überrascht mich, in diesem Ausmaß hatte ich die Steigungen nicht mehr in Erinnerung.

Am Sonntag früh ist Freedom Run. Alle Läufer und Begleiter sind zu einem 2.5 Meilen (ca. 4 km) Lauf durch das Zentrum der Stadt eingeladen. Anschließend gibt es für alle Frühstück (Obst, Bagel, Getränke). Ich schätze, dass ca. 5.000 Leute bei strahlendem Sonnenschein dabei sind.
Den Rest des Sonntags verbringe ich mit einer Schiffstour zum ?Whale Watching?. Leider ist es auf dem Boot saukalt und ich fange mir eine Erkältung ein (die aber zum Glück erst nach dem Lauf ausbricht). Dazu kommt noch der Seegang. Ich habe zwar keine Probleme, aber um mich herum sind einige seekrank. Die Angst, einen Tag vor dem Marathon auch noch zu k***en verdirbt mir ein wenig die Freude am Ausflug.

Am Abend plane ich die Teilnahme an der Pasta Party. Als ich die endlose Schlange der Leute sehe, die vor mir dran wären, mache ich mich sofort auf den Weg ins ?North End?. In diesem Viertel leben überwiegend italienische Auswanderer. Demzufolge gibt?s hier ein Ristorante am anderen. Mit Mühe bekomme ich einen Platz (zusammen mit drei Studenten aus Boston, die auch mitlaufen werden).

Montag ? Race Day
Aus ganz Massachusetts werden an diesem Tag (Patriots Day = Feiertag in diesem Bundesstaat) die Schulbusse zusammengeholt, um die 20.000 Teilnehmer von Boston nach Hopkinton zum Start zu fahren. Ab 6:30 fahren die Busse in Konvois ab. Auch hier funktioniert alles reibungslos. Ich bin um ca. 8:00 am Boston Common, dem Park in Boston, vor dem die Busse starten. Tausende andere tummeln sich hier schon und verbreiten eine gespannte Stimmung. Die Busfahrt dauert ca. eine Stunde. Wir haben den Eindruck, dass die Strecke zurück endlos sein wird. In Hopkinton ist auf dem HighSchool-Gelände das Athletendorf eingerichtet. In Zelten und auf den Sportplätzen gibt es die Möglichkeit zum Faulenzen, Aufwärmen, Essen, Trinken, Ratschen usw.
In Hopkinton angekommen bummle ich ein bisschen durch diese kleine Stadt. Bis zum Start um 12:00 Uhr ist ja noch genug Zeit. Nachdem der Wetterbericht der letzten Tage immer von kühlem Wetter mit Schauern gesprochen hatte, bin ich mit vielen warmen Sachen ausgerüstet. Die amerikanischen Wetterfrösche sind aber auch nicht sehr zuverlässig, schon am Vormittag herrscht strahlender Sonnenschein und die Temperaturen steigen ständig.
Ich lege mich noch ein Stündchen in die Wiese und lese, bevor ich mich um ca. 10:30 langsam aus dem Athletendorf verabschiede. Auch in den Straßen von Hopkinton gibt es zum Glück viele mobile Toiletten, und im Gegensatz zum Athletendorf gibt es hier keine Schlangen. Ich trabe ein bisschen durch die kleinen Strassen und wärme mich in Ruhe auf. Meine ganzen warmen Sachen gebe ich im Gepäckbus ab. Um 11:30 gehe ich zum Startbereich. Die Rollis kommen grade an, deren Start ist um 11:45.
Nachdem die Rollis abgedüst sind, wird die amerikanische Nationalhymne gespielt. Zum Ende rasen zwei F15 Düsenjäger über das Starterfeld. Obwohl ich solche ?heroischen? Aktionen eigentlich nicht schätze, bekomme ich eine Gänsehaut.
Inzwischen ist es richtig heiß geworden und die Sonne brennt runter. Ich spüre, dass mein Ziel, noch mal unter drei Stunden zu laufen, wohl zu hoch gesteckt ist.

12:00 ? Der Start. Unter dem Jubel von 1000en Zuschauern geht es endlich los. Der erste steile Berg nach unten. Ich versuche, meinen Rhythmus zu finden und nicht zu schnell los zu laufen ? aber in der allgemeinen Horde renne ich halt mit. Nach gut 2 Minuten (!) ist die 1km- Marke ? das kann ja wohl nicht wahr sein. Die erste Meilenmarkierung stimmt dann aber.
Mit mir im Startblock ist ein Läufer aus Frankfurt. Die ersten Meilen sehen wir uns immer wieder mal. Beide stellen wir fest, dass wir viel zu schnell unterwegs sind. Die ersten 10 km laufe ich in 41 Minuten ? und ich versuche, mich ein bisschen zurückzunehmen und auf eine 3:10 ? 3:15 zu laufen. Mein Frankfurter Mitstreiter hängt mich inzwischen ab. Ich fühle mich nicht besonders gut und kämpfe um jede Meile (und um jede Verpflegungsstelle). Überall kippe ich mir mindestens einen Becher Wasser über den Kopf, um die Hitze (über 20 Grad) auszuhalten.
Kurz vor Halbmarathon: Einer der Gründe, warum ich wieder hierher gekommen bin, sind die Schülerinnen von Wellesley College. Zwischen km 20 und 21 machen sie eine Riesenstimmung. Es herrscht hier ein unglaublicher Lärm. Ich laufe direkt an den Absperrungen entlang und werde richtig nach vorne getrieben. Das baut mich für die nächsten Meilen enorm auf.
Die Stimmung der Zuschauer entlang der ganzen Strecke ist einfach phantastisch. Das muss man einfach einmal erlebt haben. Ich glaube, ohne die ständige Anfeuerung hätte ich erheblich mehr Probleme gehabt. In den Ortschaften stehen die Leute in mehreren Reihen hintereinander auf beiden Straßenseiten. Und immer hört man ein ?Looking good?, ?good job? usw.. Auch die Helfer an den Verpflegungsstationen feuern uns immer an und bauen uns auf.
Km 25 ?Es ist fast der tiefste Punk der Strecke erreicht, aber jetzt kommt der harte Teil. An der Feuerwehrstation in Newton kommt die 90-Grad Kurve und man läuft in die Hügel hinein. Das ganze habe ich mir ja vorgestern mit dem Radl angeschaut. Gut, dass ich weiß, was auf mich zukommt. Ich nehme noch mal ein bisschen Tempo raus und konzentriere mich voll auf den Asphalt. Die Anfeuerungen höre ich nur noch im Hintergrund. So schaffe ich die 5 km durch die Hügel sehr gut. Kurz vor dem letzten ?Gipfel? am Heartbreak Hill sehe ich ca. 100m vor mir das blaue Trikot aus Frankfurt. Oben bin ich neben ihm. Wir laufen ein Stück nebeneinander, dann bleibt er ein bisschen zurück (im Ziel sind es dann nur ein paar Sekündchen).
Auf der Bergab-Strecke ist die Versuchung groß, zum Ziel hin Gas zu geben, aber es sind ja noch über 9 km. Vom Cleveland Circle kommt noch einmal eine lange Gerade auf der Beacon Street, die ziemlich ermüdet. Das CITGO ? Sign, das die letzte Meile anzeigt, ist in der Ferne schon zu sehen, aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht näher kommt. Der Anstieg auf eine kleine Straßenbrücke hinauf ist noch eine Qual, aber dann bin ich am Kenmore Square und habe ?1 Mile to go?. Wir befinden uns inzwischen mitten in Boston, und die Zuschauermassen werden immer größer.
Kurz vor dem Ziel. Von der Commonwealth Avenue ein paar Meter über die Hereford Street und dann die letzte 90 Grad ? Kurve nach links auf die Boylston Street. Die Strasse ist frisch asphaltiert und lädt ein, noch mal richtig zu beschleunigen. Ich mobilisiere die letzten Reserven und genieße den Lauf über die Zielgerade. Die Uhr zeigt knapp unter 3:10, als ich die Ziellinie überlaufe.
Ich bin überglücklich, bei diesen Verhältnissen so gut angekommen zu sein. Zu Fuß gehe ich langsam ins Hotel. Mein Ergebnis ist bereits ausgedruckt und liegt für mich bereit (toller Service J).

Spätfolgen: Am nächsten Tag kann ich mich kaum bewegen, weil ich einen enormen Sonnenbrand an den Schultern habe. Die Erkältung von der Bootsfahrt bricht am Abend richtig aus. Ein leichter Muskelkater sorgt dafür, dass die ersten Schritte nach dem Sitzen/Liegen schwer fallen, aber dann geht?s eigentlich ganz gut.

Ergebnis:

Pace Official Time ChipTime Overall Gender Division
0:07:13 3:09:00 3:08:29 1179 1118 776

Splits:

Meile km Split Gesamt Bemerkung
1 1,6093 00:06:31 00:06:31
2 3,2186 00:06:37 00:13:08
3 4,8279 00:06:38 00:19:46
4 6,4372 00:06:38 00:26:24
5 8,0465 00:06:52 00:33:16
6 9,6558 00:06:44 00:40:00
7 11,2651 00:06:42 00:46:42
8 12,8744 00:07:01 00:53:43
9 14,4837 00:06:57 01:00:40
10 16,093 00:07:07 01:07:47
11 17,7023 00:07:13 01:15:00
12 19,3116 00:07:07 01:22:07 Wellesley
13 20,9209 00:07:07 01:29:14
14 22,5302 00:07:17 01:36:31
15 24,1395 00:07:25 01:43:56
16 25,7488 00:07:12 01:51:08
17 27,3581 00:07:42 01:58:50 Newton Hills
18 28,9674 00:07:39 02:06:29 Newton Hills
19 30,5767 00:07:22 02:13:51 flachstück
20 32,186 00:07:37 02:21:28 Newton Hills
21 33,7953 00:07:48 02:29:16 Heartbreak
22 35,4046 00:07:28 02:36:44
23 37,0139 00:07:34 02:44:18
24 38,6232 00:07:32 02:51:50
25 40,2325 00:07:41 02:59:31
26 41,8418 00:07:13 03:06:44
26,2 42,16366 00:01:28 03:08:12

km Split Gesamt km-Zeit
5 00:20:34 00:20:34 00:04:07
10 00:20:59 00:41:33 00:04:12
15 00:21:30 01:03:03 00:04:18
20 00:22:21 01:25:24 00:04:28
21,1 00:04:48 01:30:12 00:04:22
25 00:17:51 01:48:03 00:04:35
30 00:23:26 02:11:29 00:04:41
35 00:23:37 02:35:06 00:04:43
40 00:23:32 02:58:38 00:04:42
42,195 00:09:51 03:08:29 00:04:29




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