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25.04.2024, der 4. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:3. Karstadt RuhrMarathon (Ost-Strecke)
mehr zum Lauf: VID716
Datum des Laufes:17.4.2005 (Sun)
Ort:Dortmund -> Essen
Plz:D4
Homepage:http://www.karstadt-ruhrmarathon.de/
Strecken:MA
Beschaffenheit:größtenteils Asphalt, abschnittsweise Kopfstein
Profil:flach
Wetter:trocken, 10-12 Grad C
Teilnehmer:32.000 (in toto)
Name des Berichtenden:Marc Gennat
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 20.4.2005 (Wed)
[Zu viel] privates Vorgeplänkel:
Hier eine kleine Vorgeschichte zu meinem ersten Halbmarathon. Ich habe Ende 2003 mit dem Rauchen aufgehört. Als Raucher schleppte ich schon zu viele Kilos und Hüftgold mit mir herum, aber nach dem Rauchstopp – die beste Entscheidung meines 31jährigen Lebens- gesellten sich noch weitere kg dazu, so dass ich vor einem Jahr zu Ostern angefangen habe, ein bisschen durch das bergige Wuppertal zu joggen (laufen konnte und kann man das noch nicht nennen, was ich bisher mache, aber der gestrige HM gibt einen Anlass zur Hoffnung, die Beschreibung der Lauftätigkeit vielleicht zu ändern :-) ). Moralische Unterstützung bekam ich vom Donnerstagslauftreff an der Uni Wuppertal von und mit Sina Schneider. Schön gemütlich (6 bis 7 min/km) und im Wald lief das wunderbar und die zusätzlichen Kilos purzelten langsam, bis ich vor 4 Monaten im Januar erstmals mein Rauchergewicht unterschritten hatte, was leider mit einem 28er BMI immer noch Übergewicht bedeutet. Meine Überlegungen gingen in die Richtung, dass das so nicht bleiben darf, und ich setzte mir die Ziele, die Fastenzeit als solche wörtlich zu nehmen - in meinem Falle war das das Zählen von WeightWatchers-Punkten (bis ca. 27 Points)- und eine halbwegs vernünftige Vorbereitung auf den Ruhr-HM. Mittlerweile habe ich einen 25er BMI, was sich subjektiv absolut positiv auf Sehnen und Gelenke auswirkt. Um schneller zu laufen, werde ich mein Gewicht natürlich weiter reduzieren.

VWKGJ:
Eigentlich lief die Vorbereitung für einen 2h06-HM, also einen 6 Minuten-Schnitt, ganz positiv. Bis mich am Ostersamstag ein Virus (Grippe?!?) dermaßen dahingerafft hat, dass ich 5 Tage im Bett lag. Zwei Tage wieder auf den Beinen, war ich so doof und bin etwas durchs Gelpetal gelaufen. Ich habe für lächerliche 7km knapp 50 Min gebraucht, so schlapp war ich noch nie. Wohl noch die Krankheit in den Knochen, dachte ich, das geht in die Hose mit meinem ersten HM.
Die vorletzte Woche habe ich mal ein bisschen Gas gegeben, natürlich schwere Beine gehabt. Die letzte Woche war für Regeneration vorgesehen. Mit einigen Bammel vor meinem ersten Wettkampf bin ich Samstagabend nach einem Nudeltag recht früh ins Bett gegangen.

Der Tag:
Ist das immer so, oder sind Wuppertaler zu blöd, zu solchen Großveranstaltungen zu fahren? Gemeint ist der Megastau, in dem wir steckten. Reisen die Profis dermaßen viel früher an, oder geht es ausschließlich mit dem ÖPNV zum Start? Jedenfalls verlief unsere Anreise zum Start so:
Meine Frau sowie Sina Schneider, mein Pacemaker und Motivator haben sich mit Tina - die Schwester eines Nachbarn - und ihrer Laufgruppe in der Nähe der A1 Ausfahrt Wuppertal-Ronsdorf gegen 8:30 getroffen, um mit 13 Personen (davon 9 HM Läufer) und 3 Autos nach Dortmund zu fahren. Im Nachhinein ist es eindeutig als schlecht zu beurteilen, dass wir am Treffpunkt rumgeklönt haben und erst gegen 8:45 aufgebrochen sind. Im Autobahnkreuz Bochum, auf der Überführung der A43 zur A40 standen wir dann um kurz nach 9 im Stau. Langsam wurde ich noch nervöser, wollte nicht unbedingt 4 bis 5 km zum Start VOR dem eigentlichen Start laufen. Tina und ihre 6 KollegInnen haben sich mittlerweile schon auf den Weg gemacht, wir warteten noch. Aber gegen 9:40, mittlerweile haben wir die Ausfahrt BO-Werne erreicht, mussten wir los. Gott sei Dank waren es nur gut 3km von dort bis zur Provnzialstraße. Unterwegs riefen uns zwei Autofahrer zu, dass der Start um 30 Minuten verschoben werden solle. 1. April oder doch wahr? Anscheinend haben die 16 Kalenderblättchen nicht abgerissen. Aber wie kommen solche Gerüchte zustande? Egal, den Start haben wir gehört, Luftballons gesehen und dann dröhnte der sonst unsägliche Eric Prydz Song Call On Me uns entgegen. Wenig später haben wir auch die Menschenmassen sich die Provinzialstraße herunter schieben gesehen, Gänsehaut Feeling Nr. 1. Kurz noch auf die Toilette, huch, ein Besenwagen und los geht es. Knapp 12 Minuten nach dem Start erreichen wir die Startlinie. Dass oben links ein Dortmunder Fußballer herumhing, habe ich gar nicht realisiert, denn Gänsehaut Feeling Nr. 2: die Zuschauer haben einen angeschrieen, obwohl wir ganz hinten waren, unglaublich! Mein Pacemaker und Motivator Sina meinte, 2h06 seinen schön und gut, aber es sei eine Schande, nicht unter 2h zu bleiben, vor allem, wenn man es (angeblich) drauf hat. Mit Skepsis meinerseits versuchten wir, 5:40/km zu laufen. Obwohl wir die ganzen 2 Stunden nur Leute überholten, kamen wir mit dem Tempo ganz gut voran. Die ersten km waren zwischen 5:35 und 5:45. Ein ähnliches Tempo bin ich vor 2 Wochen mal gelaufen: 11km in 1h01. Danach brannten mir unheimlich die Beine und ich hätte nie gedacht, dass das ein HM-Tempo sein könnte. Bis km5 lief es super, aber in Langendreer wurde mir etwas schwindelig. Aufregung, oder doch zu wenig gegessen? Ich hatte aus dem Auto noch einen Müsliriegel mitgenommen, den ich jetzt aß. Ich habe vorher nicht geglaubt, dass man Essen und Trinken trainieren muss, aber es ist so: es war schwierig, den Riegel zu essen und gleichzeitig zu laufen. Trinken stellte sich später als noch schwieriger heraus. Jedenfalls passierten wir die 5km-Marke bei ca. 28:30. Mein Pacemaker und Motivator musste aber leider kurz darauf auf Toilette und ich den Riegel verkraften, so dass die Zeit der nächsten 5km in den Keller ging. Nachdem ich eine knappe Minute mit an einer ToiToi-Station gewartet habe, bin ich weitergeschickt worden. Ich lief also ganz links mit einem gemütlichen 6min/km-Schnitt weiter. Sina hat anscheinend den Superturbo eingeschaltet und holte mich noch vor km8 ein und gab unheimlich Gas. So liefen wir über die 10km-Matte nach 58:54. Das macht einen 6:05/km-Schnitt auf den zweiten 5km. Damit lässt sich weder ein Blumentopf gewinnen noch ein sup2h-HM laufen. Da es nach 10km an Opel vorbei in die Bochumer Innenstadt ging, nahm die Zuschauerdichte wieder zu und beschleunigte uns. Wir liefen nun 5:20/km. Ich kann bis jetzt nicht glauben, dass ich das Tempo mitlaufen konnte. Aber hier kam ich langsam richtig ins Rollen; man wurde angefeuert, Zuschauer abklatschen, besonders Kinder standen da und hielten die Hände raus. Blöd war nur, dass wir immer noch eine Menge Läufer überholten und immer wieder auf den Bürgersteig ausweichen mussten. Ich bin unzählige Mal auf den Bürgersteig hoch gesprungen und wieder herunter. Das Hoch und Runter war nicht das eigentliche Problem, aber die damit verbundenen Tempoänderungen waren ein wenig Kräfte zehrend. Hinter dem Hbf beim Bergbaumuseum fingen leider meine Waden an, zu ziehen. Ich habe mir vorher schon gesagt, dass ich an meinem etwas zu fußballenlastigen Laufstil arbeiten muss, aber hier half das nicht weiter. Zähne zusammenbeißen und durch. Wenn ich hier meinen Pacemaker nicht gebremst hätte, hätten wir auf 5 Minuten/km beschleunigt. Im Gegensatz zu meinen Waden signalisierte meine Uhr doch Erfreuliches: manche km sogar unter 5:20, der helle Wahnsinn. Kurz vor den Ortseingangsschild von Herne lagen Straßenbahnschienen mit Kopfsteinpflaster, was absolut unangenehm zu laufen ist. Also nicht nur immer im Slalom um andere Läufer laufen, auch noch die Mitte der Straße meiden. Schwierig. Außerdem bekam ich vom Trinken leichte Seitenstiche. Ich ärgere mich zu Tode, dass ich wegen dem Stau auf der Autobahn vor dem Start offensichtlich zu wenig getrunken habe und jetzt Probleme mit dem Trinken bekam. Also Tempo mal auf 5:40/km gedrosselt, ein Stückchen Banane bei km15 gegessen und weiter geht's. Langsam kommen wir richtig nach Herne hinein und an einem Trinkstand bei km18 entdecke ich Basketballerinnen des Herner TC. Die Straße ist hier recht eng und die Stimmung steigt, auch meine Hoffnung, tatsächlich unter 2h zu bleiben. Wir biegen links um die Ecke und ein ohrenbetäubender Lärm. Allein hierfür haben sich die bisherigen 18km gelohnt. Absoluter Wahnsinn. Mehrere tausend Zuschauer stehen am Beginn/vor der Herner Fußgängerzone, in die wir aber noch nicht direkt hineinlaufen, sondern wir müssen erstmal weiter. Auf der rechten Straßenseite kommen und die Halbmarathonis entgegen: Aha, da oben wird gewendet. Nur wo? Hier habe ich fast die Lust verloren. Der Wendepunkt ist nicht zu entdecken. Wann kommt endlich der km19? Wann kommt der Wendepunkt? Warum geht es hier bergauf? Am Schild 19km laufen wir bei ca. 1:48:20 vorbei, also *muss* ich unter 5:50/km bleiben. Das ist machbar. Endlich wird der Wendepunkt per Schild angekündigt. Nach Essen geradeaus, die mit den roten Nummern rechts abbiegen. Aber es zieht sich wie Gummi und es dauert noch endlose Minuten, bis wir den Wendepunkt wirklich erreicht haben. Meine Waden brennen, die Seitenstiche machen sich sehr unangenehm bemerkbar, und wo ist das verdammte 20km-Schild? Werde ich langsamer, beschleunige ich? Keine Ahnung, jedenfalls zeigt meine Uhr noch 6 Minuten bis 2h. Wir kommen zur Bühne mit der Live-Musik, an der wir links in die Innenstadt und später in die Fußgängerzone laufen. Immer noch keine 20km?!? Das kann doch nicht wahr sein! Noch 4 Minuten bis 2h; ich denke, ich schaffe es nicht. Die letzte Biegung, ein aufblasbarer Bogen: noch 500m! Die Waden und Seitenstiche merke ich nicht mehr. Zwei Läufer vor mir geben Gas, wir hinterher. Ich stoppe im Ziel bei 1:58:45 (laut Mikatiming sogar 1:58:40)! Wahnsinn, und die letzten 11,1km unter 1h! Hinter der Ziellinie merke ich, dass mir das Gehen etwas schwer fällt :-) Aber es ist alles egal. Türkiser RunnerPoints Müllsack übergestreift, Medaillen bekommen, Meeting Point C angesteuert. Meine Frau wartete dort. Alles wunderbar.

Epilog:
Von wesentlichen Steigungen habe ich eigentlich nichts gemerkt. Da zahlt es sich doch aus, dass es in Wuppertal de facto keine flachen Strecken gibt. Ein größeres Problem war, dass wir vom Start bis zum vorletzten km nur überholt haben und sind ganz selten selber überholt worden. Zusammen mit den Berichten im Forum des Ruhrmarathons scheint es ein heilloses durcheinander bei den Startblöcken gegeben zu haben. Ist das nur hier so oder ein generelles Problem bei solchen megagroßen Veranstaltungen? Ohne vermessen zu sein, wäre ein Start in Block C für uns besser gewesen, denn wir haben doch überschlägig etwa die Hälfte aller Teilnehmer überholt. Zugegeben, wir haben uns das Leben durch die späte Anreise selber schwer gemacht. Tina lief mit ihrer Gruppe, ich glaube, sie waren in D eingeordnet, 2:06 und nur knapp 3 Minuten nach dem Start über die Startlinie. Wie geht denn das? Egal, beim nächsten Mal wird alles besser, auch das richtige Trinken werde ich üben.

Danke fürs Lesen meines ersten Berichtes. Ich hoffe ich habe formal und inhaltlich alles richtig gemacht.

Mit immer noch Gänsehaut-Feeling Grüßen

Marc


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=919


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