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16.04.2024, der 2. Tag der KW 16

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Bericht

Name des Laufes:Bamberger Weltkulturerbe Lauf
mehr zum Lauf: VID84
Datum des Laufes:4.5.2003 (Sun)
Ort:Bamberg
Plz:D9
Homepage:www.weltkulturerbelauf.de
Strecken:HM
Beschaffenheit:Schotter, Asphalt, Kopfsteinpflaster
Profil:Hügelig (260 Höhenmeter)
Wetter:Sonnig und heiß
Teilnehmer:1500
Name des Berichtenden:Markus Zahner
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 6.5.2003 (Tue)
Hitze und Berge forderten Tribut

Das Ziel beim 1. Bamberger Weltkulturerbelauf mit Problemen erreicht

Es war der erste Halbmarathon und auch der erste wichtige Wettkampf in dieser Saison, der 1. Bamberger Weltkulturerbelauf. Die Strecke war sehr anspruchsvoll, sie führte über die sieben Hügel ? insgesamt galt es rund 260 Höhenmeter zu überwinden -, außerdem erlaubten die engen Gassen und das Kopfsteinpflaster nicht immer ein hohes Tempo. Hinzu kam noch die unerträgliche Hitze. Diese Faktoren und die Tatsache, dass ich zu schnell angegangen bin, bescherten mir einen Einbruch. Trotzdem errang ich mit 1:47,02 Platz 37 (170 insgesamt) in meiner AK und wurde 262. (von 1500) in der Gesamtwertung.

Vorbereitung verlief optimal

Mit meiner Vorbereitung bin ich sehr zufrieden. Nachdem ich während des Winters an meiner Grundlagenausdauer arbeiten konnte, begann Mitte März die spezifische Wettkampfvorbereitung, mit einem Pensum von 70 Wochenkilometern im Schnitt. Den Trainingsplan hatte ich selbst zusammengestellt. Um so erfreulicher war es, dass ich beobachten konnte, wie meine Formkurve immer weiter nach oben ging. Der letzte Testlauf im Wettkampftempo eine Woche vor dem Start, prognostizierte mir eine Zeit zwischen 4:10 Minuten und 4:30 Minuten pro KM. Ich konnte also in bester physischer und psychischer Verfassung in den Wettkampf gehen.
Die letzte Woche vor dem Wettkampf gönnte ich mir sehr viel Ruhe, arbeitete meine Taktik aus und begann ab Freitag mit dem Carboloading. Meine Taktik sah vor, die ersten acht Kilometer, das sogenannte Bergstück, ruhig anzugehen. Der Puls sollte deutlich unter meiner anaeroben Schwelle bleiben, um dann von hinten heraus das Feld aufrollen zu können. Ein weiterer Punkt war die Verpflegung: Neben der Versorgung an der Strecke, auf die ich nur bei großer Hitze zurückgreifen wollte, hatte ich noch zwei Posten bei Kilometer acht und bei Kilometer 16, die mir isotonische Getränke reichen sollten.

Die Hitze am Wettkampftag machte mir zu schaffen

Hoch motiviert bin ich am Wettkampftag aufgestanden, habe ein leichtes Frühstück zu mir genommen und bin mittags nach Bamberg gefahren. Mein Auto konnte ich bei einem Freund parken. Von dort waren es nur 15 Minuten Fußweg bis zum Start, die ich nutzte, um mich langsam warm zu machen. Am Start zog ich mein Wettkampfdress an und lief mich langsam ein mit kleineren Steigerungsläufen. Ich hatte das Gefühl, ich zerfließe, so heiß war es. Zwanzig Minuten vor dem Start trank ich meine letzte Flasche und verabschiedete meinen Vater, der die Betreueraufgaben übernommen hatte. Bei Kilometer acht wollte ich ihn wieder treffen, um die nächste Trinkflasche zu bekommen.
Im Startbereich versuchte ein Sprecher verzweifelt Stimmung zu machen mit Sprüchen wie: ?Ihr habt ja heute ein traumhaftes Wetter zum Laufen?, die allesamt von seiner stockdummen Selbstgefälligkeit zeugten und von Witzen so weit entfernt waren wie die Sonne von der Erde. Warum kann nicht der Strom ausfallen, dachte ich mir. Oder, warum spielen sie nicht einfach nur Musik? Dann könnte man sich wenigstens auf den bevorstehenden Lauf konzentrieren.
Pünktlich um 14 Uhr fiel der Startschuss. Ich lief gut an und errang bereits auf dem ersten Kilometer eine Platzierung im vorderen Drittel. Optimale Voraussetzungen für den ersten Anstieg, der kurz hinter Kilometer eins kam. Ich überwand ihn problemlos, mein Puls war im optimalen Bereich. Weiter ging es Richtung Michaelsberg, die nächste Steigung. Wiederum keine Probleme, der Puls pendelte sich anschließend wieder unter 180 ein. Dem steilen Hang folgte ein etwas flacherer Anstieg, der lang gezogen war. Den habe ich wohl unterschätzt. Ungefähr auf gleicher Höhe mit der Altenburg, dem höchsten Punkt der Strecke, bog die Route ab und führte talwärts, nur um dann die Läufer erneut mit zwei Anstiegen belohnen zu können. Das erste Teilstück Richtung Altenburg war steil und langgezogen, das Zweite etwas kürzer dafür steiler. Am Gipfel angekommen, ging es durch die Festung, eine Gruppe hatte sich in mittelalterliche Kostüme geworfen, um dem historischen Ambiente etwas Leben einzuhauchen. Dort gab es auch die erste Verpflegungsstation. Ich erwischte nur einen Becher Wasser im Gedränge, es war eiskalt, deshalb kippte ich es mir lieber über den Kopf, als Magenprobleme zu riskieren.
Es folgte die schwierigste Passage, der Abstieg, er war über einen Kilometer lang und relativ steil. Hier musste ich feststellen, dass mein Puls nicht mehr unter 185 Schläge pro Minute fiel, mein Schwellenpuls liegt zwischen 180 und 183. Das weckte in mir etwas Unbehagen, aber ich musste mich zu sehr auf das Laufen konzentrieren und vergass dieses Gefühl schnell wieder. Bei Kilometer 8 bekam ich meine erste Flasche, ich leerte sie in zwei Zügen. Den letzten Hügel im ersten Teilstück überwand ich ebenfalls ohne Probleme. Ich beschloss, nun meiner Taktik gemäß, Tempo zu machen. Hatte ich bis dahin über fünf Minuten pro Kilometer gebraucht, wollte ich nun an meine Zeit aus dem Training anknüpfen. Aber es ging nicht. Mein Puls lag selbst in der Ebene bei über 190 Schläge pro Minute. Tempo drosseln oder einen Einbruch riskieren, das waren die Alternativen. Mir wurde in diesem Moment bewusst, dass das Rennen für mich gelaufen war.
Durch das flache Hainstück schleppte ich mich mit meinen letzten Kräften, es war schattig, das machte das Laufen erträglich. Auf dem Rückweg ging es rund drei Kilometer am Adenauerufer der Regnitz entlang. Die Sonne knallte auf die Strecke und ich brach psychisch ein. Auch physisch musste ich nun meinem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Die nächste Flasche bekam ich bei Kilometer 16. Ich musste gehen, um überhaupt trinken zu können. Mir war schlecht und ich war kurz davor stehen zu bleiben und mir die Seele aus dem Leib zu kotzen. Nach kurzer Zeit fing ich mich ein wenig, auch tauchte ein anderer Läufer auf, der ebenfalls so fertig war wie ich. Er fragte, ob er einen Schluck aus meiner Flasche haben könnte, ich reichte sie ihm. Wir gingen gemeinsam bis zum Verpflegungsstand kurz hinter Kilometer 16. Dort nahmen wir in Ruhe Getränke auf und er motivierte mich, weiter zu laufen.

Die letzten Kräfte mobilisiert

Ich überwand meinen inneren Schweinehund und konnte meine letzten Kräfte mobilisieren. Die ersten Meter schmerzten, schließlich gelang es mir, in einen Lauftunnel zu kommen. Die Welt um mich herum versank hinter einem Schleier, der Lärm der Zuschauer ebbte ab und ich lief einfach und lief und lief...
Aus dieser Art Trance erwachte ich erst, als ich durch das alte Rathaus lief, kurz vor dem Ziel. Ich erinnerte mich an den Satz Jens Heppners, den er gebrauchte, um Jan Ullrich bei einer Bergetappe der Tour de France zu motivieren: ?Gib alles, du Drecksau!? Ich fügte noch ein "Lauf!" hinzu, das ich mir zurief und ich begann, zu rennen. Vorbei an den Menschenmassen, die die Straßen säumten. Ich überholte noch fünf Läufer vor mir und kam mit meinem Maximalpuls ins Ziel.
Ich freute mich riesig, auch wenn ich mein Saisonziel, unter 1:30 zu laufen, noch nicht erreicht hatte. Doch es kam auch ein wenig Enttäuschung auf, denn ich kannte meine Platzierung noch nicht. Doch verflog dieses Unbehagen schnell, als ich meine Freunde wieder fand, die unterwegs an der Strecke gestanden hatten, um mich anzufeuern. Nachher feierten wir noch ausgiebig meine neue persönliche Bestzeit. Heute schmerzen zwar die Beine, aber ich freue mich schon auf meinen nächsten Wettkampf.
An dieser Stelle möchte ich mich bei den Leuten bedanken, die mich in meiner Vorbereitung unterstützt haben. Bei Jens Nechilla, der mit mir die Taktik ausgearbietet hat, ein Dank gebührt auch meinem Vater für die perfekte Betreuung während des Laufs, meinen Freunden, Kathrin Müller-Beck, Judith Müller und Sebastian Lucht, die mich angefeuert haben und Fotos gemacht haben und natürlich bei allen, die mich auf dem steinigen Weg der Vorbereitung begleitet haben.

Fazit

Trotz des Einbruchs bei Kilometer 16 konnte ich den Wettkampf beenden. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, denn immerhin konnte ich mein Minimalziel erreichen: Eine Platzierung unter den ersten 500. Schließlich konnte ich auch enorm an Erfahrung hinzugewinnen und weiß jetzt, dass ich keinen Wettkampf mehr laufen werde, bei dem mehr als 50 Höhenmeter zu überwinden sind. Auf flachen Strecken zu laufen, macht einfach mehr Spaß. Deshalb freue ich mich jetzt schon auf meinen Halbmarathon im September auf ebenen Strecken.


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