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29.03.2024, der 5. Tag der KW 13

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Bericht

Name des Laufes:3. Karstadt RuhrMarathon (Ost-Strecke)
mehr zum Lauf: VID716
Datum des Laufes:17.4.2005 (Sun)
Ort:Dortmund -> Essen
Plz:D4
Homepage:http://www.karstadt-ruhrmarathon.de/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:210 Hm laut Höhenmesser
Wetter:trocken, mäßig windig, 15°C
Teilnehmer:über 30.000
Name des Berichtenden: MarKaminski LID1798
Martin aus

Bericht vom 18.4.2005 (Mon)
Eine Familie ist eine schöne Sache, man hat viel gemeinsam:
Die Wohnung, das Auto, die Gene aber auch die bunte Palette
der Ansteckungskrankheiten. So habe ich pünktlich am Morgen
des Starts Halskratzen und Schnupfnase. Aber um mich von diesem
Lauf abzuhalten, hätte man mir wohl in beide Beine schießen
müssen.

Mein emotionales Verhältnis zu diesem Marathon lässt sich
folgendermaßen charakterisieren: Weihnachten, Geburtstag,
Führerscheinprüfung und Abitur fallen auf einen Tag.
Mit der Menge des von mir in der Vorwoche produzierten
Adrenalins, lässt sich sicher eine ganze Elefantenherde
in schrille Panik versetzen.

Trotz allem geht es mir am Wettkampfmorgen widererwartend doch
ganz gut. Also auf, mit meiner Begleittruppe nach Bövinghausen,
wo ich wiedererwartend doch ganz gut noch einen Parkplatz finde.
20 Minuten bis zum Start laufen. Startblock B. Ich schaue mir
die Leute im Block an, da sieht man auch Leute aus Block A, aber
auch beeindruckend viele, teilweise mit Regenjacken bekleidete
Leute, mit einem E auf der Startnummer. Ich denke mir \'E\' bedeute
bestimmt nur \'E\'ilig oder so und stelle mich trotzdem etwas weiter
nach vorne.

Nach der obligatorischen La-Ola-Welle und dem Startschuss geht\'s
nicht so los wie sonst. Vielfach laufe ich auf der Strecke parkende
(na was war das eigentlich?) Läufer (?) auf und der erste Kilometer
geht in nervigen 4:55 min/km durch. \'E\' hieß also doch nicht \'E\'ilig.
Vielleicht sollte in den Lauftreffs vor so einer Veranstaltung,
statt den Leuten zu erzählen sich einfach ganz nach vorn zu stellen,
darauf hingewiesen werden, dass es Netto-Zeitnahme gibt.

Ich beschließe mich nicht weiter darüber aufzuregen und werde
die 25 Sekunden bei meinem Marathon-Zeit-Jahresausgleich vom
Mika-Timing zurückfordern. Kilometer 2 und 3 gehen dann aber
schon mit 4:26 und 4:15 (stark bergab) in meine beabsichtigte
Richtung.

Trotz bescheidenen Wetters diesmal eine enorm motivierte
Menschenmenge auf der Strecke. Viel mehr Leute als letztes Jahr.
Tolle Stimmung mit Fassbier und Gegrilltem, an den Eventpoints
teilweise frenetischer Beifall und Anfeuerungen.

Bis Kilometer 16 pendelt sich mein Schnitt auf die geplanten
4:30 min/km ein. Das Herz-Kreislaufsystem verrichtet seine Arbeit
ohne Probleme, kein Wunder der erste Teil der Strecke ist
überwiegend, bis auf die eher harmlose Steigung bei Opel, bergab.
Ich habe diesmal bewusst ruhig angehen lassen. Heute mal kein
Kamikazelaufen.

Nach Kilometer 16 fühle ich mich etwas unterfordert und versuche
das Tempo etwas anzuziehen, was mir bis Kilometer 25 mit 4:26
ganz gut gelingt. Mittlerweile wird schon eine gewisse Ermüdung
spürbar, ich kann den Schnitt aber bis Kilometer 35 noch gut auf
4:28 halten.

Es ist wirklich komisch, ich finde diesmal absolut keine Gruppen die
mein Tempo laufen. Entweder schießen Leute mit einem Mordstempo an
mir vorbei oder die Gruppen verhungern. Besonders zwischen 25 und 35
ist mir das sehr negativ aufgefallen. Der überwiegende Teil der Läufer
wird hier schon sehr langsam. Das liegt wohl auch an der großen
Veranstaltung. Bei kleineren Events laufen die Leute jedenfalls
deutlich disziplinierter und nicht wie ein wilder Hühnerhaufen.

Zwischendurch treffe ich einen alten Bekannten, Axel Hohmann vom
Tri-Team Selm, der normalerweise aber im Bereich 2h50 herumläuft.
Ich weise ihn darauf hin, dass er weiter vorne laufen müsste, er
quittiert mit der Bemerkung: \"Meine Wade macht nicht mit.\"

Meine Waden machen gut mit, aber ab Kilometer 35 geht?s los mit den
kleinen, aber in dem ermüdeten Zustand doch sehr giftigen Steigungen
Bei km 5 wären die kein Problem gewesen, aber jetzt ist das echt
gemein. Nach einer Steigung bekomme ich auch leichte krampfige Waden,
nehme etwas Tempo heraus. Danach geht\'s und ich versuche wieder
moderat Tempo aufzunehmen.

Lustig fand ich auch, wie sehr mir die Strecke noch vom Lauf im
Vorjahr im Gedächtnis gewesen ist. Teilweise standen wieder dieselben
Leute, mittlerweile schon mit Verstärkung, an den gleichen Stellen und
tröteten einem ins Ohr. Ich steh\' ja voll auf Tinitus. Am \'Teufelslappen\'
holte der DJ das Allerletzte aus seinen Boxen heraus. Es wurde zu
diesem Zweck wahrscheinlich ein ganzes Atomkraftwerk auf seine Endstufe
geschaltet. Wenn meine Brillengläser aus Glas wären, wäre ich jetzt
sicher blind. Ohne Trommelfelle läuft man ja auch deutlich schneller.
Vielleicht bin ich ja auch etwas zu empfindlich.

Mein Schnitt auf den letzten 7 Kilometern sinkt auf 4:50 min/km.
Entschädigt werde ich dafür durch die Unterstützung des Publikums,
die sich bis zu Ziel noch um eine Vielfaches zum euphorischem Beifall
steigert. Ich habe diesmal die 30 Sekunden Jubel des Zieleinlaufs
absolut aufgesogen und genossen. Wenn man etwas schneller läuft,
ist das Publikum zu diesem Zeitpunkt wohl auch noch nicht so ermüdet.

Netto-Zeit ist 3:11:06, meine neue um 20 Minuten verbesserte
Bestleistung mit 1. HM in 1:34:33 und 2. HM in 1:36:33. Die 25
Sekunden vom 1. Kilometer bekomme ich ja Ende des Jahres noch
gutgeschrieben, jeweils 30 Sekunden auf den letzten 4 Kilometern
waren vorhersehbar. Also beinahe ein Bilderbuchlauf.

Im Ziel ist es zugig und arschkalt, selbst das Überziehen des
obligatorischen Finisher-Shirts zur Plastikfolie bringt keine
Besserung wie sonst. Ich hätte gern ein paar Sonnenstrahlen und
etwas mehr Temperatur gehabt.

Ich trinke ein paar Apfelschorlen, Erdinger Alkoholfrei und einen
Becher Igittorade oder Pauer-Bah oder wie immer dieser eklige Mist
auch heißen mag. Ich kann mir nicht erklären, wie jemand so was auf
der Strecke trinken kann. So was wird doch sonst nur für Kinder
produziert. Ich beschließe den Geschmack noch durch den Genuss eines
lecker duftenden und leicht säuerlich-frisch schmeckenden Apfels aus
meinem Gedächtnis auszuradieren.

Ich wandere durch die menschenleeren Messehallen, wo die gelangweilten
Standbetreuer in der Nase herumpopeln oder sich die Fußnägel schneiden.
Muss ein voller Erfolg gewesen sein, die Messe. Einkaufen für 6 Euro
Eintritt. Für Kinderreiche nur 3 Euro.

Am verabredeten Treffpunkt versorgt mich eine Delegation meiner
Familie mit warmen Sachen. In einer Familie hat man viel gemein,
nicht nur Ansteckungskrankheiten, sondern auch den Stolz. So kennt
meine kleine Tochter (9) mittlerweile schon alle meine geplanten
Durchgangszeiten und schreckt nicht davor zurück ihre Mitschüler
mit Bemerkungen \"Mein Pappi ist aber 45 Minuten schneller als
deiner\" an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Meine Tochter
läuft auch schon Wettbewerbe, zwar noch nicht richtig schnell,
aber dafür sieht sie sehr gut dabei aus, was für Mädchen in dem
Alter viel wichtiger ist. Vielleicht ist Laufen ja auch irgendwie
eine Ansteckungskrankheit. So gleicht sich das dann aus.

Wollen wir hoffen, das der Veranstalter einen Hauptsponsor fürs
nächste Jahr findet. Ich fände es riesig, wenn der Marathon wieder
nach Dortmund kommen würde, Essen hat ja schon einen. Wenn alles
gut geht, bin ich in jedem Fall wieder im nächsten Jahr mit dabei.

Danke für die Aufmerksamkeit.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=906


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