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Bericht
Name des Laufes: | 3. Karstadt RuhrMarathon (Ost-Strecke) mehr zum Lauf: VID716 |
Datum des Laufes: | 17.4.2005 (Sun) |
Ort: | Dortmund -> Essen |
Plz: | D4 |
Homepage: | http://www.karstadt-ruhrmarathon.de/ |
Strecken: | MA |
Beschaffenheit: | Asphalt |
Profil: | 210 Hm laut Höhenmesser |
Wetter: | trocken, mäßig windig, 15°C |
Teilnehmer: | über 30.000 |
Name des Berichtenden: |
MarKaminski LID1798 Martin aus Bericht vom 18.4.2005 (Mon) |
Eine Familie ist eine schöne Sache, man hat viel gemeinsam: Die Wohnung, das Auto, die Gene aber auch die bunte Palette der Ansteckungskrankheiten. So habe ich pünktlich am Morgen des Starts Halskratzen und Schnupfnase. Aber um mich von diesem Lauf abzuhalten, hätte man mir wohl in beide Beine schießen müssen. Mein emotionales Verhältnis zu diesem Marathon lässt sich folgendermaßen charakterisieren: Weihnachten, Geburtstag, Führerscheinprüfung und Abitur fallen auf einen Tag. Mit der Menge des von mir in der Vorwoche produzierten Adrenalins, lässt sich sicher eine ganze Elefantenherde in schrille Panik versetzen. Trotz allem geht es mir am Wettkampfmorgen widererwartend doch ganz gut. Also auf, mit meiner Begleittruppe nach Bövinghausen, wo ich wiedererwartend doch ganz gut noch einen Parkplatz finde. 20 Minuten bis zum Start laufen. Startblock B. Ich schaue mir die Leute im Block an, da sieht man auch Leute aus Block A, aber auch beeindruckend viele, teilweise mit Regenjacken bekleidete Leute, mit einem E auf der Startnummer. Ich denke mir \'E\' bedeute bestimmt nur \'E\'ilig oder so und stelle mich trotzdem etwas weiter nach vorne. Nach der obligatorischen La-Ola-Welle und dem Startschuss geht\'s nicht so los wie sonst. Vielfach laufe ich auf der Strecke parkende (na was war das eigentlich?) Läufer (?) auf und der erste Kilometer geht in nervigen 4:55 min/km durch. \'E\' hieß also doch nicht \'E\'ilig. Vielleicht sollte in den Lauftreffs vor so einer Veranstaltung, statt den Leuten zu erzählen sich einfach ganz nach vorn zu stellen, darauf hingewiesen werden, dass es Netto-Zeitnahme gibt. Ich beschließe mich nicht weiter darüber aufzuregen und werde die 25 Sekunden bei meinem Marathon-Zeit-Jahresausgleich vom Mika-Timing zurückfordern. Kilometer 2 und 3 gehen dann aber schon mit 4:26 und 4:15 (stark bergab) in meine beabsichtigte Richtung. Trotz bescheidenen Wetters diesmal eine enorm motivierte Menschenmenge auf der Strecke. Viel mehr Leute als letztes Jahr. Tolle Stimmung mit Fassbier und Gegrilltem, an den Eventpoints teilweise frenetischer Beifall und Anfeuerungen. Bis Kilometer 16 pendelt sich mein Schnitt auf die geplanten 4:30 min/km ein. Das Herz-Kreislaufsystem verrichtet seine Arbeit ohne Probleme, kein Wunder der erste Teil der Strecke ist überwiegend, bis auf die eher harmlose Steigung bei Opel, bergab. Ich habe diesmal bewusst ruhig angehen lassen. Heute mal kein Kamikazelaufen. Nach Kilometer 16 fühle ich mich etwas unterfordert und versuche das Tempo etwas anzuziehen, was mir bis Kilometer 25 mit 4:26 ganz gut gelingt. Mittlerweile wird schon eine gewisse Ermüdung spürbar, ich kann den Schnitt aber bis Kilometer 35 noch gut auf 4:28 halten. Es ist wirklich komisch, ich finde diesmal absolut keine Gruppen die mein Tempo laufen. Entweder schießen Leute mit einem Mordstempo an mir vorbei oder die Gruppen verhungern. Besonders zwischen 25 und 35 ist mir das sehr negativ aufgefallen. Der überwiegende Teil der Läufer wird hier schon sehr langsam. Das liegt wohl auch an der großen Veranstaltung. Bei kleineren Events laufen die Leute jedenfalls deutlich disziplinierter und nicht wie ein wilder Hühnerhaufen. Zwischendurch treffe ich einen alten Bekannten, Axel Hohmann vom Tri-Team Selm, der normalerweise aber im Bereich 2h50 herumläuft. Ich weise ihn darauf hin, dass er weiter vorne laufen müsste, er quittiert mit der Bemerkung: \"Meine Wade macht nicht mit.\" Meine Waden machen gut mit, aber ab Kilometer 35 geht?s los mit den kleinen, aber in dem ermüdeten Zustand doch sehr giftigen Steigungen Bei km 5 wären die kein Problem gewesen, aber jetzt ist das echt gemein. Nach einer Steigung bekomme ich auch leichte krampfige Waden, nehme etwas Tempo heraus. Danach geht\'s und ich versuche wieder moderat Tempo aufzunehmen. Lustig fand ich auch, wie sehr mir die Strecke noch vom Lauf im Vorjahr im Gedächtnis gewesen ist. Teilweise standen wieder dieselben Leute, mittlerweile schon mit Verstärkung, an den gleichen Stellen und tröteten einem ins Ohr. Ich steh\' ja voll auf Tinitus. Am \'Teufelslappen\' holte der DJ das Allerletzte aus seinen Boxen heraus. Es wurde zu diesem Zweck wahrscheinlich ein ganzes Atomkraftwerk auf seine Endstufe geschaltet. Wenn meine Brillengläser aus Glas wären, wäre ich jetzt sicher blind. Ohne Trommelfelle läuft man ja auch deutlich schneller. Vielleicht bin ich ja auch etwas zu empfindlich. Mein Schnitt auf den letzten 7 Kilometern sinkt auf 4:50 min/km. Entschädigt werde ich dafür durch die Unterstützung des Publikums, die sich bis zu Ziel noch um eine Vielfaches zum euphorischem Beifall steigert. Ich habe diesmal die 30 Sekunden Jubel des Zieleinlaufs absolut aufgesogen und genossen. Wenn man etwas schneller läuft, ist das Publikum zu diesem Zeitpunkt wohl auch noch nicht so ermüdet. Netto-Zeit ist 3:11:06, meine neue um 20 Minuten verbesserte Bestleistung mit 1. HM in 1:34:33 und 2. HM in 1:36:33. Die 25 Sekunden vom 1. Kilometer bekomme ich ja Ende des Jahres noch gutgeschrieben, jeweils 30 Sekunden auf den letzten 4 Kilometern waren vorhersehbar. Also beinahe ein Bilderbuchlauf. Im Ziel ist es zugig und arschkalt, selbst das Überziehen des obligatorischen Finisher-Shirts zur Plastikfolie bringt keine Besserung wie sonst. Ich hätte gern ein paar Sonnenstrahlen und etwas mehr Temperatur gehabt. Ich trinke ein paar Apfelschorlen, Erdinger Alkoholfrei und einen Becher Igittorade oder Pauer-Bah oder wie immer dieser eklige Mist auch heißen mag. Ich kann mir nicht erklären, wie jemand so was auf der Strecke trinken kann. So was wird doch sonst nur für Kinder produziert. Ich beschließe den Geschmack noch durch den Genuss eines lecker duftenden und leicht säuerlich-frisch schmeckenden Apfels aus meinem Gedächtnis auszuradieren. Ich wandere durch die menschenleeren Messehallen, wo die gelangweilten Standbetreuer in der Nase herumpopeln oder sich die Fußnägel schneiden. Muss ein voller Erfolg gewesen sein, die Messe. Einkaufen für 6 Euro Eintritt. Für Kinderreiche nur 3 Euro. Am verabredeten Treffpunkt versorgt mich eine Delegation meiner Familie mit warmen Sachen. In einer Familie hat man viel gemein, nicht nur Ansteckungskrankheiten, sondern auch den Stolz. So kennt meine kleine Tochter (9) mittlerweile schon alle meine geplanten Durchgangszeiten und schreckt nicht davor zurück ihre Mitschüler mit Bemerkungen \"Mein Pappi ist aber 45 Minuten schneller als deiner\" an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Meine Tochter läuft auch schon Wettbewerbe, zwar noch nicht richtig schnell, aber dafür sieht sie sehr gut dabei aus, was für Mädchen in dem Alter viel wichtiger ist. Vielleicht ist Laufen ja auch irgendwie eine Ansteckungskrankheit. So gleicht sich das dann aus. Wollen wir hoffen, das der Veranstalter einen Hauptsponsor fürs nächste Jahr findet. Ich fände es riesig, wenn der Marathon wieder nach Dortmund kommen würde, Essen hat ja schon einen. Wenn alles gut geht, bin ich in jedem Fall wieder im nächsten Jahr mit dabei. Danke für die Aufmerksamkeit. |