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20.04.2024, der 6. Tag der KW 16

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Bericht

Name des Laufes:3. Karstadt RuhrMarathon (West-Strecke)
mehr zum Lauf: VID715
Datum des Laufes:17.4.2005 (Sun)
Ort:Oberhausen -> Essen
Plz:D4
Homepage:http://www.karstadt-ruhrmarathon.de/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:Hügelig
Wetter:7-11° C, trocken, ca. 87% rel. Luftfeuchte laut wetter.com
Teilnehmer:8.0000
Name des Berichtenden: joerg505 LID111
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Bericht vom 17.4.2005 (Sun)
Hallo zusammen,

noch ganz beeindruckt von den letzten Kilomertern beim RuhrMarathon muss ich nun alles los werden, so lange alles frisch im Gedächtnis ist.
Erstmalig findet der RuhrMarathon als Doppel-Veranstaltung, als Twin-Marathon, statt. Das heißt zeitgleich starten Läufer in Oberhausen und in Dortmund. In Gelsenkirchen, mitten im Ruhrgebiet, vereinigen sich die Ströme der Läufer, und fließen dem Ziel entgegen, dass in diesem Jahr direkt am Gruga-Messegelände liegt. Ich habe mich für die Route von Oberhausen entschieden, weil ich im vergangenen Jahr ab Dortmund gelaufen bin. Eine gute Entscheidung, wie sich heute herausstelle.
Ich sage mir immer: Steigungen sind das Salz in der Suppe! Die Suppe heute war sehr salzig, aber lecker! :-)
Aber der Reihe nach:

VDWKGJ
Ach, so ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich auch wirklich ?richtig? trainiert habe, ob der halbe Bonn-Marathon am vergangenen Sonntag nicht vielleicht doch zu viel war, die 4 X 2.000 m am vergangenen Dienstag und am Donnerstag zum regenerieren noch mal 7 km, obwohl Ihr mir ja empfohlen habt maximal 3 km zu laufen. Aber das Wetter war doch so schön und die Strecke ist ja nun wirklich nicht anspruchsvoll. So ganz ohne Trainingsplan, intuitiv zu trainieren, kann das gut gehen? Und dabei habe ich habe doch ein Ziel und will endlich meine persönliche ?Schallmauer? durchbrechen: In weniger als vier Stunden will ich im Ziel sein.
Gestern der Geburtstag meiner Schwägerin in Hamminkeln ordentlich gefeiert, anschließend in Essen bei meinem Vater noch einen (oder zwei?) ?Absacker? genossen und dann erst gegen 1.00 Uhr in der Falle - auaha! Viel zu spät. Der Wecker geht doch um sechs! Bestimmt keine guten Voraussetzungen zum durchbrechen persönlicher Schallmauern.

8.000 warten auf den Startschuss in Oberhausen
Das Radio holt mich Punkt sechs aus dem Schlummern. Langsames, vorsichtiges Aufrichten im Bett. Kein dicker Kopp! War wohl doch nicht so viel Bier gestern Abend. Mir geht es prima. Die Müdigkeit hält sich in Grenzen, zwei Kannen Tee später sieht die Welt schon astrein aus. Zum Glück hatte ich in der Nacht alle Klamotten bereit gelegt und die Bahnverbindung nach Oberhausen rausgesucht. Kurz vor acht gehen wir aus dem Haus und sind planmäßig eine dreiviertel Stunde vor dem Startschuss in Oberhausen Osterfeld Süd. Rund 8.000 Marathonis sollen hier laut Presseberichten starten. Ich treffe mich noch mit Jörg Marek aus Herten und gemeinsam sortieren wir uns in den Startblock C ein. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre ohne Gedränge. Wir stehen etwa 200 m hinter der Startlinie und bauen noch ein wenig ?Männekes?um unsere Waden und Beinmuskulatur ein wenig zu dehnen. Die Zeit verfliegt wie im Flug und schon geht es los. Die Stimmung ist super. Begeistert und hoch motiviert rennen wir los und erklimmen den ersten Hügel Richtung Bottrop. Die Menschen am Straßenrand jubeln uns zu. Nach rund drei Kilometern ziehe ich mein altes Baumwollhemd aus, weil ich mich inzwischen warm gelaufen habe. Bis Kilometer fünf laufen wir gemeinsam, dann wird es meinem Namensvetter zu schnell. Inzwischen habe ich mein Marathon-Tempo gefunden.
Die Tschibo-Pulsuhr funktionierte im Training zwar recht gut, doch im Pulk mit vielen anderen Läufern geht die zu Mond. Angeblich mit 130er Herzfrequenz laufe ich die nächsten Hügel rauf und runter. Mir geht es dabei recht gut. Also ist mir die angezeigte Herzfrequenz schnuppe und ich laufe nach Gefühl.
Mann, bin ich froh, dass ich bei meinen Vorbereitungen bei den langsamen 30er-Läufen oft die Müggelberge im Süden Berlins mit im Programm hatte. Zwar läuft man da von Eichwalde aus erst mal 15 km hin und dann geht?s rauf, aber daran gewöhnt man sich schon. Heute fällt es mir leicht mein Tempo an den Steigungen zu halten und es bei Gefälle einfach laufen zu lassen. Irgendwelche Kilometerzeiten zu stoppen, habe ich erst gar nicht versucht. Ich genieße die Begeisterung der Ruhries und freue mich schon auf die letzten Kilometer in Essen. Doch bis dahin ist es noch ein gutes Stück. Schließlich geht es durch Gladbeck, Gelsenkirchen und - ich glaube auch Schalke - jedenfalls haben die Leute an den Vereinslokalen einen tierischen Rabatz gemacht. Die waren super gut drauf. Alles in blauweiß!
Mein Vater meldet sich über das Mobiltelefon und gibt mir genaueste Anweisungen, wo er bei Kilometer 30 steht. Das ist mir schon sehr wichtig, ihn zu treffen, weil wir meine Flasche für den ?Bierdosen-Halder? (DER aus dem Werner-Commic, nur ohne scharfe Kanten) austauschen wollen. Da ist doch mein heiß geliebter Jogger?s Tea drin, mit einer extra Portion Hibiskus einem Teelöffel Zucker und einer ordentlichen Priese Salz. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gesammelt.
Kurz nach dem ?Come-Together-Point? (Was für ein Wort!) treffe ich meinen Vater. Wir tauschen die Trinkflaschen und er trabt ein stück neben mir her, schießt ein paar Bilder mit der ?Dicke-Tal-Kamera?. Kilometer 30 und mir geht es noch immer gut! ?Na warte Bürschken, so komm?se mir nich davon,? denke ich. ?In fünf Kilometern falle ich bestimmt in ein ganz tiefes Loch - dann geht nixt mehr!?. Mein Vater hat mir noch eines von diesen Gel-Tütchen zugesteckt. Eins hatte ich mir ja schon bei km 25 rein gedrückt, obwohl ich ja im vergangenen Jahr schlechte Erfahrungen mit dem Zeug gesammelt hatte. Es schmeckt grauenhaft, hat aber eine geniale Wirkung. Man wird nicht müde. Das Tütchen, das mir mein Vater zusteckte, hebe ich mir für km 35 auf.
Das Gel wirkt sau gut und ich muss doch nicht, ganz im Gegensat zum letzten Jahr, nicht auf?s Klo! In gleichmäßigen Tempo erklimme ich die Hügel, ruckzuck laufen wir durch Katernberg.
Am Straßenrand dudelt der ?Alte Holzmichel?. Irgendwie passt das schon, jenseits der 35 km-Marke zu hören: ?Jaaaaaaa, er lebt noch, er lebt noch...?
Und schon traben wir durch Essen-Stoppenberg. Im Vergangenen Jahr tobte hier der Bär, nun ist es etwas ruhiger. Aber die enge Straße mit unseren Fans am Straßenrand, das ist schon eine tolle Atmosphäre. An der Sankt Nikolaus-Kirche, ich erkenne sie sofort wieder, geht es links in die Ernestinen-Straße. 3:33:irgendwas sagt meine Uhr. Suuuuper, sub 4 ist sehr wahrscheinlich. ?Nu isset nich mehr weit?, würde der Ruhrie sagen. :-)
Die Zeit vergeht wie im Flug und ich sehe den Porscheplatz, im Hintergrund den Tower der Ruhrkohle AG (RAG). Die haben reichlich Kollegen ins Rennen geschickt. Andauernd sehe ich irgend welche Läuferinnen und Läufer mit dem RAG-T-Shirt, doch fast immer nur von hinten. Die sind wirklich schnell!. Hach, aber gelegentlich überhole ich doch den einen oder anderen. Ist die RAG AG vielleicht der neue Hauptsponsor des nächsten RuhrMarathon?
Die Unterführung am Essener Hauptbahnhof. Nur noch schlappe zwei Kilometer bis zum Ziel. Rechts rum, Rampe am Südausgang des Bahnhofs rauf und Links halten. Immer noch leicht bergan, geht es Richtung Rüttenscheider Straße, die ?RÜ?, wo laut WAZ, Ruhr Nachrichten und NRZ der Bär toben soll. Bald können wir sie schon hören und schon sind wir mitten in der schmalen Gasse und werden mit Trillerpfeifen dem Ziel entgegen getrieben. ?Der Wilde Eber in Berlin ist gar nix dagegen?, denke ich. Es geht immer noch leicht bergauf. Langsamer werden? Geht nicht! Tempo halten klappt irgendwie auch nicht! Die Meute ist außer Rand und Band und treibt uns die Straße rauf. Wir werden immer schneller und bekommen den Höhepunkt am ?Teufelslappen?, einen Kilometer vor dem Ziel, kaum mit. Hier kocht der ?Pott? wirklich! Dahinter hätte ich eigentlich erwartet, dass die Anfeuerungen des Publikums nachlassen. Im Gegenteil, mit ohrenbetäubenden Lärm ihrer Ratschen, Trillepfeifen, Trommeln und Topfdeckeln peitschen uns die Essener dem Ziel entgegen. Ich überlege, noch ein Mal, ein einziges Mal die Kamera zu zücken und das Ziel zu fotografieren, lasse es aber doch bleiben und konzentriere mich darauf, mein Tempo zu halten. Das Ziel rückt immer Näher. Die letzten Sekunden. Die Uhr am Ziel zeigt irgendwas mit drei-paar?n-fünfzig und schon bin ich durch, drücke meine Stoppuhr. 3:53:54. Geil! Schallmauer durchbrochen!
Sorry, is ma widda ?n bissken lang geworden. Aber ich war irgendwie im Schreibfluss.


Beste Grüße

Jörg


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