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Bericht
Name des Laufes: | Blumauer Lauffestival mehr zum Lauf: VID83 |
Datum des Laufes: | 1.5.2003 (Thu) |
Ort: | Bad Blumau |
Plz: | A |
Homepage: | http://www.mscrognerbadblumau.com/festival.htm |
Strecken: | HM (10k/5k/Knirpse/Jugend) |
Beschaffenheit: | überwiegend Asphalt |
Profil: | weitgehend flach |
Wetter: | leicht bewölkt, 18° |
Teilnehmer: | ca. 400 |
Name des Berichtenden: |
horst LID40 nur für eingeloggte Benutzer sichtbar Bericht vom 6.5.2003 (Tue) |
Mein einjähriges Läuferjubiläum war Anlass, mich dem 2. Halbmarathon meines Lebens zu stellen: einerseits wollte ich wissen, wie schnell ich einen HM laufen kann, andererseits sollte dieser HM als Grundlage für den Trainingsplan für meinen ersten Marathon im Oktober in Venedig dienen. Wieder einmal fiel die Wahl auf einen Lauf in der steirischen Thermenregion: die Gegend ist reizvoll, überall freundliche Steirer, das Carboloading und die Nachverpflegung mit steirischen Spezialitäten ist ausgezeichnet und in der Therme kann man dem Körper zwei Tage Gutes tun nach der Anstrengung des Laufes. Anreise war am 30. April abends, ein Spaziergang zum Kulturzentrum, um die Startunterlagen abzuholen. Es sind genügend Leute anwesend, keine Wartezeit. Für jeden Starter gibt es einen Rucksack und einen Gutschein für einen Abendeintritt in die Therme, damit hat sich die Teilnehmergebühr schon gerechnet ;-) Auspacken in der Pension und dann geht's ab zum Carboloading in ein feines Wirtshaus in Burgau: dort gebe ich vor allem auf meinen Flüssigkeitshaushalt acht und spüle einen ausgezeichneten Grillspieß mit zwei Krügerln hinunter. In der Pension angekommen wartet dann noch ein steirisches Schmankerl drauf gegessen zu werden: es gibt hausgemachte Spagatkrapfen (reine Kohlenhydrate!) mit Schlag und Preiselbeeren; da muss man auch noch mit einem kleinen Bier nachspülen (das war dann jeden Tag das Betthupferl vor dem Schlafengehen ;-)). Aufstehen am Donnerstag um 7:45; das Wetter ist bedeckt und nicht so heiß wie am Vortag, also optimale Bedingungen. Nach einem gemütlichen Frühstück beginne ich dann mit Einlaufen und Dehnen. Der Start wird vor dem Gemeindeamt erfolgen, was total praktisch ist, da das nur ca. 50m bis zur Pension ist. Die Stimmung ist sehr gut, es spielt eine Band live genau die Musik, die ich mag: Rhythm&Blues - 60er Jahre. Während ich dehne, finden der Knirpse- und der Kinderlauf statt: die Teilnehmer werden von allen entsprechend angefeuert und legen sich mächtig ins Zeug. Dann geht es ab in den Startbereich, es sind so ca. 400 Läufer am Start; ich finde einen Platz in der 4. oder 5. Reihe, so weit bin ich noch nie vornegestanden. Pünktlich um 10:00 der Startschuss: keinerlei Dränglereien und ich versuche, mein Tempo zu finden. Gleich nachdem Start führt die Strecke ca. einen 3/4 km ganz leicht bergauf aus dem Ort hinaus, danach läuft man ungefähr 2km durch die Therme, Wendepunkt und danach wieder Richtung Ortszentrum. Es wird ein Rundkurs mit 4 Runden zu 5,27375km gelaufen, die auch alle exakt markiert sind. Meine geplante Zielzeit ist 1h33m, was einem Schnitt von 4:25 entspricht. Der km1 ist sehr schnell da: 4:06. Wieder viel zu schnell begonnen; ich will eher verhalten starten und dann ab der Hälfte Gas geben, also Tempo raus. Der nächste 4:11 - noch immer zu schnell, dabei hab ich spürbar nachgelassen. Außerdem überholen mich andauernd Läufer - komisch: da muss es wohl was haben (auf die Idee, dass die 5km und 10km Teilnehmer halt schneller laufen komme ich erst später...). Kurz nach km3 schließe ich eine Lücke zu einem vor mir laufenden und wir beginnen ein bisschen zu plaudern. Dabei überholen wir einen Läufer, der eine Pinkelpause einlegen muss und ich meine: "Hoffentlich passiert mir das nicht, danach wieder das Tempo zu finden ist sehr unangenehm". Das hört der Läufer am Streckenrand und meint, das ist alles nicht so schlimm, er kommt gleich wieder in seinen Schnitt: Wir rufen ihm zu, er soll sich an uns anhängen, wir haben noch Platz für einen dritten: gesagt, getan, nach kurzer Zeit sind wir zu dritt. Es stellt sich heraus, dass der Pinkler ;-) den HM als Test für den Wien Marathon am 25.Mai läuft und er will nur "ganz locker" seinen Marathonschnitt von 4:15 testen. Ganz großer Respekt! Wie kann man das nur durchstehen. Danach setzt er sich ein Stückchen von uns ab. Durch das viele Plaudern ist die erste Runde vorbei: 4:15, 4:17, 4:14. Einerseits bin ich total verunsichert, weil das um 10 Sekunden unter meinen geplanten km Zeiten liegt, andererseits geht's mir wirklich gut und ich fühle mich stark. Nachdem ich leider kaum Erfahrung mit Wettkämpfen habe, bin ich total unschlüssig, wie ich weiterlaufen soll. Ich habe mich bei km6 wieder an den Marathoni herangearbeitet und beschließe nun, mich an ihn dranzuhängen. Wir plaudern entspannt, er zeigt mir seinen Pulsmesser mit 155: schluck: ich laufe 170-172. Naja, mehr als eingehen kann ich nicht. Er hat auch nichts dagegen, wenn ich mich an ihn anhänge, für ihn ist es ein Wohlfühltempo und das kann er ganz alleine locker halten. So laufe ich bis zum km 16 mit ihm Kilometerzeiten zwischen 4:10 und 4:15. Die Zeit vergeht wie im Flug, und ich kann ganz locker mithalten. Ich übe dann das Trinken nach Runde 2 und Runde 3: mir fällt es am leichtesten, ein paar Schritte zu gehen und den Becher in zwei Zügen auszutrinken, für's Trinken beim Laufen bin ich offensichtlich zu patschert ;-) Beim einem leichten Bergabstück bei km16 reitet mich dann der Teufel: ich fühle mich stark, kenne die Strecke und nehme mir vor, in der letzten Runde noch zuzulegen. Ich bedanke mich fürs Ziehen und er wünscht mir viel Glück, danach geht es alleine weiter: ich kann einen nach dem anderen der vor mir liegenden Läufer überholen und das gibt mächtig Auftrieb: zwischen km18 und km19 kommt dann das totale Glücksgefühl bei mir auf: ich laufe nun einen Puls von ungefähr 180 und habe das Gefühl zu fliegen. Ich nehme alles um mich herum wie "durch Watte eingepackt wahr", so als hätte ich Fieber. Und ich habe Kraft, überhole ganz locker Läufer, die schon ganz verzagt schauen, einer schüttelt beim Vorbeilaufen ganz ungläubig den Kopf. Ich habe dann noch die Kraft, die letzten 300m, die auf der Hauptstraße zum Ziel führen, nochmals zuzulegen, ein wirklicher Endspurt wird's aber nicht, weil keiner mehr zum Überholen da ist auf den letzten Metern. ;-) Bruttozeit: 1:27:09! Ich bin wirklich sprachlos, mein Ziel um 6 Minuten unterboten - eine solche Zeit hätte ich mir nie zugetraut. Ich bekomme eine Finishermedaille umgehängt. Im Ziel gibt es Bananen, Orangen, selbstgemachte Kleinbäckerei (mhhh), Wasser, isotonische Getränke, naturtrüben steirischen Apfelsaft, auch gespritzt. Ich tanke auf und nachdem ich mich wohlfühle, beschließe ich, noch eine Runde als Pacemaker mitzulaufen ;-) Auch die geht schnell vorüber und ich habe das Gefühl, die 3 Runden, die noch auf die Marathondistanz fehlen würden, wären überhaupt kein Problem... Wiederum bei feinem Rhythm&Blues dehnen, danach ab zur Siegerehrung: es sind ausreichend Tische und Bänke in einer Wiese vor dem Gemeindezentrum aufgestellt: es gibt für alle Teilnehmer die obligaten Nudeln (man hat die Wahl zwischen Bolognese und fleischlos mit Soja). Dazu 2 Bier im Schatten unter einem Baum (mittlerweile ist es sonnig): die Welt ist *wunderschön*! Danach kurz zum Aushang der Ergebnislisten: Meine Nettozeit 1:27:02, 4:07/km! Die Rundenzeiten: 21:57 22:06 22:01 20:57. Das ist wie ein Traum. Nach einer Dusche und einem einstündigen Schläfchen beschließen wir, einem Buschen, der bei einem Wegweiser eine offene Buschenschank ankündigt, zu folgen. Daraus wird ein einstündiger, feiner Spaziergang über ca. 4,5km bis wir endlich was zu essen bekommen ;-). Nach einem sauren Teller und einer der Laufleistung angemessenen Menge an Apfelmost treten wir schließlich um 21:30 den Rückmarsch an: es ist eine total finstere mondlose Nacht und wir marschieren fast ausschließlich durch Wald. Danach warten ja noch - wie jeden Tag - Spagatkrapfen mit Schlag und einem kleinen Bier als Betthupferl. Die folgenden zwei Tage sind Entspannen in der Therme Blumau, sowie am Abend das Durchtesten der umliegenden Wirtshäuser (habe ich schon einmal eine steirische Milchsuppe erwähnt?) angesagt. Das Wochenende endet mit einem Sonntag mit Prachtwetter, wo wir ganz gemütlich durch die Oststeiermark heimzuckeln mit Zwischenstationen in Hartberg, am Masenberg, Pöllauberg (Wallfahrtskirche), Pöllau (Stift), Festenburg und schließlich einer der besten Mostschänke in Vorau: der Kornbauer in Puchegg. Danach geht's über Ratten, Rettenegg und den Feistritzsattel via Gloggnitz zurück nach Wien. Fazit: ein herausragendes Wochenende mit einer für mich unvorstellbaren Laufleistung nach einem Jahr Laufen, einer tollen Organisation und einem ganz feinen Ausklang. Venedig, ich komme! Ergebnisse: http://www.pentek-timing.at/results/2003/693-05.htm |