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Bericht

Name des Laufes:Stramilano - Mailand Halbmarathon
mehr zum Lauf: VID1596
Datum des Laufes:10.4.2005 (Sun)
Ort:Mailand
Plz:k.A.
Homepage:www.stramilano.it
Strecken:HM
Beschaffenheit:100 % Straße, einige Passagen Kopfsteinpflaster
Profil:flach
Wetter:trocken, kaum Wind, etwa 10 Grad
Teilnehmer:ca. 3.000
Name des Berichtenden:TSI LID39
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Bericht vom 16.4.2005 (Sat)
Bericht: 34. Stramilano ? HM Mailand

Der ?Stramilano? ist eines der größten Laufereignisse in Europa mit einem extrem hochklassigen internationalen Starterfeld. Noch bis vor wenigen Jahren starteten hier ausschließlich Männer und war der Lauf getrennt in Amateure und Elite-Läufer.
Dieses Jahr fand der Stramilano am 10.4.2005 zum 34. Mal statt. Neben dem Hauptlauf, dem Halbmarathon (für Amateure und Elite), gibt es einen 15 Km- und ein Jedermannslauf über 6 Km. Die weitaus meisten Teilnehmer starten beim 15er, in der Vergangenheit wurden hier schon bis zu 50.000 Starter und Starterinnen gezählt. Beim HM waren es in diesem Jahr ca. 3.000 Teilnehmer.

Entsprechend ihrer Größe ist die Veranstaltung in den Tagen zuvor das zentrale und alles bestimmende Thema in Mailand. Die Stadt und ihre Menschen nehmen regen Anteil an den Ereignissen rund um die Läufe. Und das ist auch verständlich, wird das Ganze doch höchst professionell vorbereitet, durchgeführt und der Öffentlichkeit präsentiert.
Neben der guten Organisation ist es auch die überaus schnelle Strecke, der der Lauf seinen guten Ruf verdankt. 59:17 lief Paul Tergat 1998 auf dieser Strecke, und auch wenn in den folgenden Jahren immer wieder hervorragende Siegerzeiten um die 60:xx erreicht wurden, stellt er damit noch heute die Weltbestzeit im Halbmarathon.
In dem Bestreben, die breite Spitze zu vergrößern und die Internationalität des Laufes zu verstärken, hatten die Veranstalter und die Stadt Mailand in diesem Jahr erstmals die Idee, leistungsorientierte Läufer und LäuferInnen aus ihren 13 Partnerstädten zu diesem Event einzuladen. Da auch Frankfurt zu diesen Städten gehört, wandte sich die Stadt Frankfurt mit der Mailänder Anfrage an unseren Verein Spiridon Frankfurt. Gesucht wurde ein schneller Mann (mit einer Zeit unter 1:15) oder eine schnelle Frau (unter 1:30), die samt Begleitung für 5 Tage nach Mailand fahren durften, um am Stramilano teilzunehmen. Nachdem unser schnellster Mann wegen Verletzung und Trainingsrückstand absagte, fiel die Wahl auf Birgitt als offizielle Starterin, und sie bat mich, sie "als Hase" zu begleiten.

So kam es also, dass wir am 7. April im Flugzeug nach Mailand saßen und dort 5 Tage mit weiteren Läufern und Läuferinnen aus Osaka, Chicago, Melbourne, Tel Aviv, Krakau, St. Petersburg, Sao Paulo, Toronto und Shanghai verbringen dürfen. Die Vertreterin der Stadt Mailand, Patrizia Sudar, die uns während des gesamten Aufenthalts betreute, bot uns ein komplettes Programm zum Kennenlernen der Stadt und des Laufes. Daneben und dabei blieb genügend Zeit, die bunt zusammengewürfelte Schar der Läufer und Läuferinnen ausgiebig kennen zu lernen, sich über Laufen und alles was weltweit dazugehört auszutauschen. Und sogar für ein wenig Training war Zeit eingeplant.

Aus jeder Stadt startete ein offizieller Läufer, drei Begleiter nutzten die Chance, selbst am Halbmarathon teilzunehmen, ein weiterer Begleiter startete beim 15 Km-Lauf.
Das versammelte Leistungsniveau ging bei den Frauen von ca. 1:21 bis ca. 1:35 für den HM, bei den Männern von 1:06 bis 1:18 (wobei letztere Zeit meine eigene ist und ich mir relativ schnell bewusst machte, wie ich mein Leistungsniveau objektiv einzuschätzen habe). Trotz dieser unterschiedlichen Leistungen gab es jedoch keinerlei Aus- oder Abgrenzungen ? vom ersten Tag an zeigte sich innerhalb der Gruppe ein großer Zusammenhalt und gegenseitiges Interesse.

Bevor ich auf den Lauf selbst eingehe, zunächst ein paar Sätze zum ganzen Programm.
Es bestand aus einer Mischung aus Kultur, Gedankenaustausch und Sport und enthielt auch jede Menge offizielle Begegnungen. Hier der Ablauf:

Donnerstag, 7.4.
Ankunft in Mailand und Transfer ins Hotel, dort erstes Kennenlernen der anderen Teilnehmer des Programms sowie der Vertreterin der Stadt Mailand, abends gemeinsames Essen.

Freitag, 8.4.
Besichtigung des alten Kastells (vor dem am Sonntag der Start stattfindet und in dessen Park und Arena das Ziel des HM sein wird) und des ägyptologischen Museums.
Anschließend Fahrt zur Pressekonferenz des Veranstalters. Hier werden die Topathleten, hauptsächlich aus Afrika und Italien, vorgestellt und bekommen ihre Startnummern überreicht. Danach werden die offiziellen Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Partnerschaftsprogramms vorgestellt. Alles hochoffiziell und sehr gut inszeniert. Danach Empfang im Rathaus und Gespräch mit dem Stadtverordneten für Sport.
Am frühen Abend Freizeit für Training.
Um 20 Uhr dann ein großes Gala-Dinner mit ca. 200 Leuten, ausgerichtet vom Veranstalter und vom italienischen Militär, dass bei der Organisation des Stramilano eine sehr wichtige Rolle spielt. Bigitt und ich sitzen mit einem General der italienischen Luftwaffe und einer Vertreterin des New York-Marathons an einem Tisch.

Samstag, 9.4.
9 Uhr Abfahrt mit Bus und Polizeieskorte zur Besichtigung der kompletten Strecke. Sie ist weitgehend flach, enthält nach KM 10 drei lange Wellen und bei KM 16 einen längeren Brückenanstieg.
Danach Mittagessen und Besichtigung der Mailänder Skala.
Nachmittags dann nochmals kurzes Training.
Abends statt Nudel- eine große Pizzaparty, an der auch der Organisationsdirektor des Stramilano teilnimmt.

Sonntag, 10.4.
Halbmarathon
Abends ?Big Party? in einer Mailänder Disco, bei der Luigi Mauri, der etwa 65-jährige, äußerst charismatische Direktor des Stramilano, persönlich teilnimmt.

Montag, 11.4.
Ganztägige Tour nach Como mit Schifffahrt und Mittagessen auf dem See.
Am späten Nachmittag Shopping in Mailand
Abends Abschiedsessen im Restaurant.

Nun aber endlich zum Lauf:
8:30 Abfahrt zum Start des 15-KM-Laufes um 9 Uhr. Vor der versammelten Meute von ca. 20 bis 30.000 Läufern und Läuferinnen schießt die Presse nochmals Fotos, und es wird eine beeindruckende Startzeremonie zelebriert. Wir stehen erhöht auf der Ehrentribüne und sehen, dass der gesamte Domplatz (und der ist wirklich groß) und die Nebengassen mit Menschen vollgestopft sind, die allesamt am 15 Km-Lauf teilnehmen wollen.
Nach dem Start kehren wir mit dem Bus zum Hotel zurück und sammeln die Top-Elite ein, die ebenfalls dort untergebracht ist. Plötzlich sitzen direkt neben uns zwei richtig schnell aussehende Afrikaner. Ich frage natürlich, welche Zeit sie denn so anstreben??sixty?maybe sixty-one? bekomme ich zur Antwort. Schluck!!! Sie sind sehr zurückhaltend und wirken bescheiden. Schade, dass nicht mehr Zeit bleibt, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. In der Arena angekommen, bekommen die Frauen denselben Umkleideraum wie die Elite-Läuferinnen zugewiesen, wir ziehen uns mit den schnellen Italienern um.

Unser Start ist um 11:15.Vor dem Start sollten eigentlich nochmals Fotos der offiziellen Starter der Partnerstädte vor dem Startblock gemacht werden. Dafür warten wir am verabredeten Treffpunkt bis ca. 10 Minuten vor dem Start, dann stellt sich heraus, dass dies ein Missverständnis war und wir müssen mächtig auf die Tube drücken, um den Startbereich noch rechtzeitig zu erreichen. Als wir noch etwa 500m vom Start entfernt sind, fängt der Sprecher schon an, die Zuschauer auf den Start einzustimmen und wir nehmen die Beine in die Hand... 1 Minute vor dem Startschuss erreichen wir den Startbereich, klettern über die Absperrung stehen mit klopfendem Herzen im Elite-Startblock

Das ist schon ein seltsames Gefühl, direkt neben und unter Läufern und Läuferinnen der Weltspitze zu stehen. Bevor wir das aber so richtig genießen können, knallt schon der Startschuss und es geht los. Die Straße ist sehr breit und es gibt kein Gedränge.
Birgitt wollte versuchen, auf jeden Fall unter 1:24, sollte es sehr gut laufen, auch unter 1:23 zu laufen. Dafür haben wir eine Renntaktik festgelegt, deren Zwischenzeit bei KM 10 auf eine Endzeit von ca. 1:23:30 hinauslaufen würde. Sollte es gut laufen und Birgitt noch frisch sein, würden wir nach Km 10 etwas anziehen und versuchen die 1:22:xx zu erreichen. Nachdem sie in Frankfurt im März, nach langer verletzungsbedingter Pause bereits 1:24:07 gelaufen war, schien dies im Bereich des Möglichen, war aber trotzdem recht ambitioniert und Birgitt ist entsprechend nervös. Auch ich bin ziemlich aufgeregt, denn wir beide waren in der Woche zuvor ziemlich erkältetet, und so richtig genesen stand ich nicht am Start. Im Nachhinein sollte sich herausstellen, dass Birgitt wesentlich angeschlagener war?

Den ersten KM beenden wir in 3:45. Zu schnell, was kein Wunder ist, wenn man mit Leuten startet, die einen KM unter 3 Minuten oder knapp darüber laufen. Wir bremsen und erreichen KM 2 in 3:57. Kurz vor KM 3 ist ein Wendepunkt, die Spitze kommt uns entgegen: Eine etwa 20-köpfige Gruppe, in der Hauptsache Afrikaner. Wahre Laufästheten! Etwas später erspähe ich auch vereinzelte Läufer aus unserer Gruppe.

Birgitt gibt mir schon während des dritten Km zu verstehen, dass sie nicht schneller laufen will. Ich sage ihr, dass das auch nicht nötig sei und stoppe 3:56. Kurz darauf, wir haben gerade den vierten KM in 3:54 absolviert, meldet sie sich erneut und gibt mir ?diesmal massiv- zu verstehen, dass das Tempo zu hoch sei und sie jetzt schon schwere Beine habe. Das ist natürlich sehr früh im Rennen, und wir müssen das Tempo anpassen. Trotzdem zeigt die Uhr nach 5 KM 19:36. Ich hoffe darauf, dass Birgitt sich während der nächsten Kilometer wieder erholt und wir noch nichts verloren haben. Leider müssen wir nach und nach sekundenweise das Tempo reduzieren. Birgitt wirkt sehr angestrengt. Ich sehe ihr an, dass sie kämpft, dass sie aber einfach nicht schneller kann. KM 10 absolvieren wir nach 39:44, unsere letzten Zwischenzeiten waren immer um die 4:03. Nach Km 11 kommt von hinten eine etwa 50-köpfige Läufertruppe aufgelaufen. Ich vermute, dass es die 4-Min-Gruppe ist und weise Birgitt an, in der Gruppe zu bleiben. Tatsächlich werden auf den nächsten beiden Km die Zwischenzeiten nochmals etwas besser, leider bleiben sie aber über 4 Min, und wir werden langsam aber sicher nach hinten durchgereicht. Mit einer Zeit unter 1:24 wird es knapp, denn jetzt kommen die langen Wellen und danach noch die Brücke.

Bis KM 15 können wir Zeiten von 4:02 bis 4:05 laufen, und wir passieren die Marke nach 60:02. An der kurz darauf folgenden Brücke wird Birgitt, im Gegensatz zu den Läufern um uns, herum kaum langsamer, hier zeigen sich ihre Bergqualitäten: Auf ca. 300 Metern überholen wir etwa 15 Läufer! Trotzdem gehen die KM-Zeiten weiter zurück und pendeln sich nun bei 4:08 ein, ab KM 18 folgen sogar Km-Zeiten mit 4:10. Damit wird auch die 1:24 mehr und mehr fraglich. Ich konzentriere mich nun darauf, Birgitt Mut zu machen und versuche nicht mehr zu pushen. Bei KM 20 zeigt die Uhr genau 1:20:51 - damit ist klar, dass sie auch die 1:24 nicht erreichen wird. Etwa 200 Meter später wird Birgitt von einer Frau überholt, sie versucht kurz dagegen zu halten, kommt aber nicht mehr heran.
Nach 1:25:28 laufen wir über die Ziellinie. Birgitt ist sehr erschöpft und ist natürlich auch enttäuscht über den Rennverlauf. Ich tröste sie damit, dass sie wirklich alles gegeben und großartig gekämpft hat. Es ist immer noch ihre zweitbeste Halbmarathonzeit, mit der sie sich nicht verstecken muss. Noch am selben Abend ist sie wieder ziemlich verschnupft und leidet unter Halsschmerzen. Offensichtlich war sie doch noch nicht gesund, und so ist ihre Leistung um so höher zu bewerten.

Die anderen Starter und Starterinnen erzielten zum Teil Klassezeiten:

Offizielle Starter und Starterinnen
Joaquim Martins, Sao Paolo 1:06:42
Mark Dalkins, Birmingham, 1:06:50
Aleksej Sokolov, St. Petersburg, 1:07:44
Grant Morgan, Melbourne, 1:08:09
Jacek Kasprzyk, Krakau, 1:10:23
Shay Pipman, Tel Aviv, 1:11:04
Liu Chao, Shanghai, 1:11:54
Bruce Raymer, Toronto, 1:21:39
Emily Hauer, Chicago, 1:22:42
Kana Fujimoto, 1:34:21

Begleiter und Begleiterinnen
Cameron Stuber, Chicago 1:09:42
Seanna Robinson, Toronto, 1:21:34

Die Siegerzeiten waren bei den Frauen 1:11:57 (Aniko Kolavics, Ungarn) und bei den Männern 1:00:11 (Wilson Kebenei Kiprotich, Kenia, Weltjahresbestzeit). Birgitt ist mir ihrer Zeit immerhin noch 15. Frau geworden.

Fazit
Auch wenn der Lauf für Birgitt nicht das erhoffte Ergebnis brachte, war er ein unvergessliches Erlebnis. Dazu haben vor allem die 5 Tage in Mailand, die Begegnungen und Gespräche mit den anderen Teilnehmern und Teilnehmerinnen und den Menschen aus Mailand beigetragen. Die Gruppe ist in den 5 Tagen ganz schön zusammengewachsen, zum Abschied kommt richtig Wehmut auf.
Sport verbindet Menschen ? diese sonst eher trockene Aussage durften wir hier hautnah erleben.

Danke für´s lesen


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=894


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