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Bericht

Name des Laufes:Maratona dei Terre Verdiane
mehr zum Lauf: VID1436
Datum des Laufes:27.2.2005 (Sun)
Ort:Salsomaggiore Terne
Plz:I
Homepage:http://www.verdimarathon.it
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:100m Gefälle bis km 10, dann gleichbleibend; 2 Brücken
Wetter:km 0 trocken, dan Schnee, später Sonne
Teilnehmer:700 (Marathon)
Name des Berichtenden:Werner Pluschke
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 5.3.2005 (Sat)
Vespri fidentini

Eigentlich ist der Februar der Monat, in dem ich entweder meine Kondition auf Skipisten ruiniere (da locken die Vespri Campitellini in der Albergo Primula in Campitello, TN, http://www.albergoprimula.it ) oder aber fleissig durch Läufe für das bevorstehende Frühjahr aufbaue. In diesem Jahr aber lockte eine Ausfahrt unserer Kuppinger Laufkollegen (http://www.tsvkuppingen.de/ind-lauf.htm) zum Verdi-Marathon in die Emilia nach Fidenza, der Partnerstadt von Herrenberg; knapp 30 Läufer füllten einen Bus, sechs davon vom TSV Hildrizhausen (http://www.schoenbuchlauf.de).

"Maratona delle terre verdiane": der Lauf geht durch die Lande, die Giuseppe Verdi, Italiens grossen Komponisten, hervorgebracht und geprägt haben. Der Lauf führt über Landstrassen, anfangs bergab, dann aber ziemlich flach, wenn man von zwei höheren Brücken über Schnellstrassen absieht. Die Hauptorte der Region werden durchquert und sind auch Zielorte der Läufer, die sich nicht die volle Distanz vornehmen (es gibt 10, 22,6, 31 und 42,2 Kilometer).

Vespro primo: Nach dem Bezug unseres Quartiers in Siccomonte oberhalb von Fidenza waren wir am Freitagabend Gäste der Stadt. Parmaschinken, Parmigiano Reggiano, Pasta, Carne, Dolce, Cafe. Und dazu Vino frizzante. Auch in der Champagne könnte man nicht mehr verwöhnt werden. Professor Gian Carlo Chittolini, der Organisator des Laufes, kam auch vorbei. Als wir uns spät an Abend auf den Weg ins Quartier machten, dachte ich nicht mehr an den Marathon. Das Übergewicht war gefestigt.

Vespro secondo: "Gran Buffet di Accoglienza" war am Samstagabend. Mit den soeben abgeholten Startnummern gingen wir in das Untergeschoss des Palazzo dei Congressi im Startort Salsomaggiore Terme. Es war mehr als eine Pasta-Party; die Region präsentierte ihre kulinarischen Schätze. Wir hatten bereits ein üppiges Mahl genossen, als nach einer Stunde nur noch Wasserflaschen verfügbar waren. Indessen sollten wir ja am nächsten Tag noch laufen. Als ich das Gebäude verliess, waren die beim Morgenlauf verbrannten Kalorien wieder mehr als ersetzt.

Am Morgen des Laufes fuhren wir mit dem Bus zum Start. Ich entschloss mich zu leichterer Beinbekleidung und gab meine Utensilien dem Gepäckfahrzeug mit. Die Musik aus den Lautsprechern war unverkennbar Verdi, als ich kurz vor dem Start über die Abschrankungen in den meinem Ergebnis voraussichtlich entsprechenden Platz des Startkanals hinwegstieg.

Der Lauf führte ziemlich schnell aus der Stadt heraus. Dietmar und Winfried überholten mich; Dietmar hatte ein ehrgeiziges Ziel unter zweidreiviertel Stunden; Winfried hatte nur 22,6 km vor - er bereitete sich für Hamburg vor.

Ich schloss mich einer Gruppe um eine Läuferin an. Ich erfuhr, dass drei Stunden angestrebt wurden. Zu einer solchen Zeit sah ich mich momentan nicht in der Lage, zum einen aus Gewichtsgründen, zum andern, weil das Wetter der vergangenen Wochen keine schnellen Läufe gestattete.

Das Wetter war hier auch hier nicht so, wie man es sich in Bella Italia vorstellt: ein Schneetreiben setzte ein. Doch nach einer Viertelstunde war der Spuk vorbei.

Ich schaffte mir noch ein weiteres Problem: zweimal betätigte ich an meiner Uhr die falsche Taste; die Uhr blieb stehen, anstelle die Zwischenzeit aufzunehmen. So kannte ich nur noch meine ungefähre Zeit.

Die Gruppe wurde etwas schneller als mir lieb war. Aber die Musik an der Strecke half mir weiter. Auf den ersten Kilometern erklangen vor allem Tenöre. Vor Fidenza liess ich die Gruppe ziehen. Auch andere überholten mich; viele davon waren aber Zehnkilometerläufer, die kurz vor dem Ziel noch das letzte gaben. Nachdem sich deren Wege getrennt hatten, liefen wir neben der Kathedrale über Kopfsteinpflaster, was das Tempo senkte. Am Freitag hatte ich noch einen Blick auf das schöne Portal des Gotteshauses geworfen.

Vor mir lief eine Amerikanerin. Sie war in Sorge, von der Marathonstrecke abgekommen zu sein. Ich konnte aber ihre Zweifel ausräumen. Wir liefen einige Kilometer zusammen, doch dann blieb sie zurück. Sie sollte auch noch von Bernhard, der 6 Minuten nach mir das Ziel erreichte, überholt werden.

Die Strecke verlief, abgesehen von den Ortsdurchquerungen, auf Landstrassen. Sie war nicht vollkommen verkehrsfrei. Innerhalb der Orte wurden von der Polizei Verkehrsstaus verwaltet.

Getränke und Obst standen alle 5 km an der Strecke bereit. Das angebotene Isogetränk wollte ich nicht pur trinken, andererseits hatte ich Probleme mit dem kalten Wasser. So liess ich mir in der Regel den Tee schmecken. Es war Selbstbedienung bei den Getränken, was zu Zeiteinbussen führte.

Mancherorts waren Lautsprecher aufgestellt, wo die beschwingte Musik des Namenspatrons des Laufes die Mühen vergessen liess (sollte sich einmal Bayreuth vornehmen, eine ähnliche Veranstaltung durchzuführen, würde ich dort wohl nur walken ...). Man kennt die meisten Melodien, aber zum Mitsingen fehlte der Text (gegen Ende des Laufes auch die Puste).

Vor Fontanellato wurde die Zeiterfassungsmatte der Halbdistanz überquert. Ich war noch knapp unter anderthalb Stunden, da war ich mir sicher. Die 22,6km-Läufer begannen hier ihren Endspurt.

Weiter ging es nach Soragna. Am Vortag hatten wir dort die "Rocca" besichtigt, die dem Geschlecht der Meli Lupi gehört. Wir passierten diese Burg, wieder auf Kopfsteinpflaster, und liefen nun auf den Zielort zu, inzwischen jenseits der Dreissigkilometermarke.

Die Wolken hatten sich verzogen. Jetzt herrschte Sonnenschein. Auch innerlich für mich: unerwarteterweise hatte ich noch genug Kraft und konnte das Tempo weiter halten. Ich rechnete mir aus, dass ich mit 4:20 je Kilometer es noch unter drei Stunden schaffen müsste und begann mich von meinen momentanen Begleitern abzusetzen. Am Geburtshaus Verdis, einem schönen Bauernhaus, bog die Strecke ab. Lautsprecher standen neben dem Denkmal des Komponisten, aber der Platz war gänzlich menschenleer. Zurück an der Hauptstrasse waren wir zu dritt, und es wurde anstrengend. Wir unterhielten uns nicht, aber keine Frage: das Zeitziel war dasselbe. Ich überholte mir von den ersten Kilometern her bekannte Gesichter.

Den Zielort Busseto betraten wir nach 41 km. Der Triumphmarsch aus Aida spornte uns auf dem letzten Kilometer an der arkadengesäumten Hauptstrasse an. Am Vortag hatten wir dort noch die Bibliothek im Monte di Piet? besichtigt. Kurz hinter dieser bog die Marathonstrecke ab, so dass man über übles Kopfsteinpflaster, die Statue des sitzenden Giuseppe Verdi vor dem Theater von hinten passierend, die Zielmatte erreichte. Während die Turmuhren ein Uhr schlugen, vernahm ich das vom Zeiterfassungschip ausgelöste Piepsen.

Die Zielverpflegung war üppig. Ein "Pullmannino" beförderte die Läufer zu den Duschen im Stadion am Ortsrand. Nach der Rückkehr von dort sah ich meine Zeit: 3:00:05. Aber das war brutto, und ich stand ja beim Start, nicht ganz vorne. Zu Hause konnte ich definitiv feststellen, dass ich 12 Sekunden nach dem Startschuss die Startlinie überquert hatte. Da hatte ich wohl Glück, dass ich meine genaue Zeit nicht kannte. Denn sonst hätte ich mich vielleicht auf einen Schlussspurt verlassen, und der wäre mir auf dem Pflasterboden in Busseto schwergefallen.

Als 5. der Altersklasse (eigentlich 7., aber die zwei ersten waren unter den ersten 20 und deshalb als ASS klassifiziert) konnte ich einen gefüllten Karton mitnehmen.

Vespro terzo: Unsere Gegeneinladung. Wir speisten in Tabiano Terme in einem Lokal, in dem schon vor vielen Jahren Gian Carlo Chittolini viele romantische Stunden verbracht hatte. Vorzügliche Pasta, Kalb, Dessert, und guten Wein. Wir stiessen an auf persönliche Bestzeiten; Dietmar hatte es geschafft, auch Bernhard, und für mich war es jedenfalls Bestzeit für Marathonläufe ausserhalb von Grossstädten.

Es waren keine Vespri siciliani. Alle Teilnehmer kamen wohlbehalten zu Hause an.


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