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Bericht

Name des Laufes:	Algarve Marathon mehr zum Lauf: VID73
Datum des Laufes:	26.4.2003 (Sat)
Ort:	Monchique - Algarve (Portugal)
Plz:	k.A.
Homepage:	www.algarve-marathon.com
Strecken:	MA
Beschaffenheit:	90% Asphalt, 10% Schotter/Waldweg
Profil:	ca. 1000hm (Kummuliert)
Wetter:	Sonne, ca. 20-25C
Teilnehmer:	69
Name des Berichtenden:	Carlos Manuel (Autor-LID zuordnen: Login und [Edit]) Bericht vom 30.4.2003 (Wed)
Orginal-Link mit Fotos unter http://www.carlos-manuel.de/sport/marathon/algarve-2003/algarve2003.htm ####################################### Anreise Freitag morgen um 7:00 ging es los. Selbst als "Frequent Flyer" hatte ich heute meine erste Premiere in Sachen Anschlußflug, da wir über Lissabon nach Faro geflogen sind. Diese Premiere ist fast in die Hose gegangen, da die 'TAPschaften' am Frankfurter Flughafen es nicht gebacken bekommen haben uns direkt nach Faro einzuchecken! Somit war der erste Adrenalinstoß bei Ankunft in Lissabon garantiert. Am Transferschalter standen Hundertschaften von niederländischen Mitbürgern die von zwei, äußerst trägen, portugiesischen Flughafenangestellten 'bearbeitet' wurden. Ich denke mal wir würden heute noch dort stehen. Also, wir mußten mehr oder minder den Flughafen verlassen um komplett neu einzuchecken. Gott sei Dank hat alles dann doch noch geklappt, da die Maschine nach Faro eh verspätet war. In Faro angekommen lief alles recht reibungslos und wir konnten uns mit dem Leihwagen in Richtung Monchique (ca. 90km von Faro) auf den Weg machen. Hoch in den Bergen von Monchique angekommen trafen wir auch sofort meine Eltern, die ca. 10 Minuten vor uns angekommen waren. Nach kurzem Trouble mit den Zimmern hatten wir dann doch noch Glück unterzukommen, da die Reservierung offensichtlich nicht eingetragen worden war (trotz Bestätigung) :-(. Die Eigentümer hatten aber noch ein separates Haus auf dem riesen Grundstück, in dem wir alle dann untergekommen sind. Streckenbesichtigung Da es noch recht früh war, hatten wir uns die Zeit genommen den Ort ein wenig zu besichtigen. Eine recht gemütliche Ortschaft inmitten des Naturschutzgebietes von Monchique. Nachdem wir der morgigen Startplatz (der lokale Helikopterplatz) gefunden hatten, haben wir dann doch noch beschloßen die große Runde des Marathons mit dem Auto abzufahren - welch weise Entscheidung wie sich raus stellte - denn das Streckenprofil, wie es im Werbeflyer angegeben war, enthielt weder das "Wahre Profil", geschweige denn irgendwelche Angaben über Höhenmeter! Ganz klar - der eigentliche Zeitplan wurde somit sofort über den Haufen geschmissen und alles unter 4h wäre ein KO für den geplanten Mainz-Marathon in 14 Tagen! Die Nacht davor Ein Alptraum! Die Betten waren eiskalt und die Temperaturen in den Zimmern ließen einen auch nicht gerade zum schwitzen kommen. Zur leichten Nervösität kam gegen 1:30 Uhr nachts dann auch noch Dauerregen, der bis morgens um 6:00 anhielt. Ganz zu schweigen von dem permanentem Regenwasser-Geplätscher der einem das Einschlafen nicht vereinfachte. Hier half nur eins - Finger in die Ohren und unter die Decke krabbeln .... sooo tief wie es nur geht. Der Marathon-Tag... ...begann um 7:00 mit 1l Wasser. Der Regen hatte zum Glück aufgehört, aber die Außentemperatur ließ uns noch ein wenig über unseren potentiellen Laufdress grübeln. Da leider erst ab 9:00 Uhr Frühstück angeboten wurde, haben wir uns vorsorglich schon mal mit drei Bananen 'vergnügt' um der Versorgungspegel einigermaßen aufrecht zu halten. Ab 9:00 gab es dann frisches Obst, Weißbrot mit Marmelade und Honig und norchmal 1l Wasser damit es flutscht. Punkt 9:30 standen wir dann am Helikopterplatz, wo sich schon einige von der Konkurrenz eingetroffen hatten. Es war ein recht überschaubaren Haufen, wenn man bedenkt das 15 Minuten später noch der 5,8km Lauf stattfinden wird. Ein 'erfahrener' Mann, nennen wir ihn 'Kall' fragte auf deutsch wo man sich denn nachmelden könne. Ich verwies ihn auf's nahegelegene Büro und hoffte heimlich auf weitere Nachmelder um das Feld etwas dichter zu bekommen. Auf 'Kall' komm ich noch zu sprechen :-) Um 10:00 Uhr liefen wir dann alle zusammen hinter einem Start-Banner, der von drei Orga-Leuten gehalten wurde, ca. 500m bis zum eigentlichen Startpunkt. Um 10:10 Uhr dann der offizielle Start für die 69 Marathon-Teilnehmer - ohne Knall! Nach km1 dann nochmal ein Pit-Stop für mich und Alfred, da einiges von dem Wasser seinen Weg nach draußen suchte. Wir waren so freundlich unserem 'Kleinen Freund' in einem kleinen Gebüsch nochmal die Große Weite Welt zu zeigen :-) Der 'Freund' wurde eingepackt und weiter ging es dann von ganz hinten, denn diese Pinkel-Pause brachte uns auf die Positionen 68 und 69 im Läuferfeld. Mittlerweile hat die Sonne die Übermacht gegenüber den Wolken. Mit Funktionsshirt und Singlet darüber merkte man schon den einen oder anderen 'Hitzestau' aber alles in allem war alles noch in grünen Bereich. Von km2 bis km9 ging es dann konstant und teilweise sehr steil bergauf. Alles auf Asphalt, wie ca. 90% der gesamten Strecke. Die erste Verpflegung kam bei ca. km7 und war denkbar ungünstig angebracht - in einer Linkskurve vor einer Steigung und dann auch noch auf der gegenüberliegenden Seite - das hat leider den ganzen Schwung rausgenommen. Die Spitze des ersten Berges lag bei ca. 650m und war nach gut 50 Minuten erreicht. Bis dort hin hatten wir schon ca. 30 Mitläufer(innen) überholt und lagen mit einem 5:50er Schnitt absolut im Rahmen (evtl. sogar einen Tick zu schnell) Ab km9 ging es dann bis ca. km13,5 steil bergab. Hier konnte man zwar einigen an Zeit gut machen, aber die Oberschenkel dankten es einem nicht gerade. AB km12 war das Feld schon sehr auseinander gerissen und es formten sich Mini-Grüppchen von 2-4 Teilnehmern. Ein 'älterer', portugiesischer Laufkollege, ich nenne ihn einfach mal 'Fred', schloß sich uns bei km12 an und begleitete uns, relativ stumm. Er schien offensichtlich mit unserem Tempo einverstanden und dachte sich wohl - ...besser zu dritt als alleine! Bei km13,5 (es war der Kreuzungspunkt der Strecke) gab es dann nochmal Wasser, aber wiederum ungünstig positioniert und wir haben es gerade noch so gepackt einen Becher Wasser zu greifen :-(! Es war halt der einzige Teil der Strecke wo sich ein paar Zuschauer versammelt hatten und in der Euphorie sind wir halt 'fast' am Wasser vorbeigelaufen :-) Ab km14 wurde die Strecke dann ebener und wir konnten einen 5er Schnitt recht konstant halten. 'Fred' machte dann doch die ersten Anzeichen einer Kommunikation in dem er mit den Händen nach der geplanten Zeit fragte. Ich ließ ihn wissen dann ich Portugiese bin und antwortete .."Quatro horas"... frei übersetzt... "Wenn ich das Ding überlebe, dann hoffentlich nicht länger als 4h"... Er nickte etwas verwirrt und hob den Daumen. Bei km 15 standen dann meine Eltern um uns Getränke zu reichen. Die Support-Strategie war: ... - Dad steht 200m vor Mom... - Dad macht ein Foto... - Dad reicht uns 'ne Buddle HydroBar... - Dad lacht uns an(aus)... - wir laufen weiter... - Flasche zurück an Mom... - Mom bekommt von mir 'nen Schmatzer um ihr zu zeigen das es mir gut geht... - wir laufen weiter - Mom u. Dad fahren ca. 5-7km weiter usw. usw. Zu dieser Zeit waren wir auf den Plätzen 34 u. 35 wieder zu finden. Von km16 bis km19 dann der einzige, nicht asphaltierte Streckenabschnitt durch "Natur Pur". Durch den Regen der Vornacht war es hier recht matschig. Obwohl es wirklich ein schönes Stück Landschaft war, die großen Steine auf dem Weg hätten auch schnell zum Verhängnis werden können, wir haben es aber trotzdem voll genossen - einfach schön. Ach ja, 'Fred' war zu diesem Zeitpunkt noch immer unser Begleiter und es wurden mittlerweile auch schon etwas mehr Worte ausgetauscht. Wir überholten eine 'kleine' (ca. 1,50m 'Große') Brasilianerin, die wie ein Uhrwerk vor uns her marschierte. 'Fred' kannte Sie und klärte mich auf. Die Dame ist um die 60 Jahre 'jung' und eine erfahrene Ultraläuferin (100km und mehr). Also ein Trainingsläufchen für die nette Dame. Nach einem kurzem Plausch mir ihr sind wir dann weiter gezogen. Mein Respekt kannte keine Grenzen! Ab Km19 ließ Alfred sich dann ein wenig 'hängen'. Ich hatte gerade meinen Rhythmus gefunden und wollte diesen nicht unbedingt unterbrechen. So lief ich dann mit 'Fred' weiter. Km21. Die Hälfte haben wir geschafft - aber - Die zweite Hälfte wir erst so richtig 'lustig'! Km24. Jetzt geht's steil hoch. 'Fred' war nun ca. 100 Meter vor mir. Ich lasse mich am Verpflegungsstand noch einmal bewässern und 'walke' der Berg hoch. Nach ca. 10m konnte ich dann wieder los traben. Km25 und ich laufe am 'Fred' vorbei. Ich konnte offensichtlich ganz gut mit den Steigungen und konnte wiederum meinen Rhytmus finden. Von nun an war ich für ca. 3-5km alleine auf der Strecke. Durch die serpentienenartige Straßenführung konnte mal den einen oder anderen Läufer in der Distanz sehen - vorne so wie hinten. So auch Alfred, der nun ca. 5-7 Minuten hinter mir lag. Wir winkten uns kurz und konzentrierten uns wieder auf den Lauf. An dieser Stelle möchte ich nicht vergessen zu erwähnen das meine Eltern sich immer wieder bestens platziert hatten um uns mir Getränken zu versorgen. Es stellte sich nämlich schnell heraus das die 'Standardverpflegung' alle 5-7km eher knapp berechnet war. Ein Danke schon mal von dieser Stelle!! Ab km28 war ich dann wieder mit 'Fred' auf einer Höhe. Wir schwatzten kurz und schluckten so langsam die ersten 'Eiligen', die mit den ersten Krämpfen zu kämpfen hatten. Es war an der Zeit den Marathon ernst zu nehmen :-) Km32. 'Fred' meinte ganz trocken... "noch 10... gleich fertig... und dann gibt's Bier". ich lächelte und tat so als hätte ich schon 50 Marathon hinter mir :-)). Einige Meter weiter tippte 'Fred' auf meine Schulter und meinte..."Schau mal da vorne, mein Kumpel mit der weißen Mütze...der hatte 5min Vorsprung und jetzt ....hoho". Sein Kumpel schließt sich uns an und versucht uns zu erklären das er sich nicht übernommen habe...usw... grins. Wir laufen zu dritt weiter. Meine Eltern gaben mir ein kurzen update in Sachen Alfred und meinten nur er sehe nicht mehr all zu gut aus. Ich 'beruhigte' sie und sagte nur das er das schon packt. Km35. Die erste Frau nähert sich von hinten und fragte ganz höflich ob wir das weitere Profil der Strecke kennen. 'Fred' meinte... 'is noch locker bis 37, dann gibt's nochmal auf die Socken bis 40, und dann Bier".. Sie bedankte sich höflich und blieb 'hinter uns'... hmmmmm... Km37. Es wird ernst. Wir haben ca. 7-8 Läufer 'gefangen' und machen uns auf die letzen 5km. Es geht nochmal steil hoch und ich spürte erste Ansätze von Krämpfen im linken Oberschenkel. Ich walkte und 'Fred' walkte mit. 'Fred' meinte dann ganz trocken... 'Ich bin eigentlich zu alt für solche Strapazen'... ich konterte und meinte "wie...es läuft doch super, und außerdem was heißt hier zu alt?"... 'Fred' erwiderte nur... "..ich bin jetzt 62 und laufe eigentlich nur weil ich nicht gerne zum Doktor gehe'... welch weiser Spruch... Ich zog meinen Hut und ging für einige Minuten im mich... "62.... ich bin einfach nur BAFF"! Km38. Die erste Frau hatte sich offensichtlich etwas geschont, denn sie kam dann flotten Schrittes an uns vorbei und machte keinerlei Anzeichen von Ermüdung. Respekt! Km39. Ich pausiere an einer Quelle und erfrische mein Gesicht während ich mit der linken Hand meinen Oberschenkel massiere. Ich walke weitere 50m und lege dann im langsamen Trab wieder los. 'Fred' und sein Kumpel sind derweilen losgezogen und hatten mittlerweile gut 500m Vorsprung. Km40. Der Gipfel ist erreicht und ich schlucke 'Fred's' Kumpel. Bergab habe ich nochmal zulegen können und gebe die letzen 2km nochmal Gas. 200m vor dem Ziel 'lädt' mein Dad die Kamera und 'Fred' bleibt vor dem Ziel stehen um auf mich zu warten. Wir laufen zusammen nach 04:01:38 ins Ziel und suchen gemeinsam nach Bier. Leider Vergeblich :-(.... Somit kam ich als 20. ins Ziel von insgesamt 60 Finishern. Alfred kam nach 04:20 ins Ziel und war mehr als froh nicht 'ins Auto' gestiegen zu sein (das hätte er mit seinem Gewissen eh nicht vereinbaren können :-)) After-Race Gut 1:30 nach dem Rennen gab es dann die Siegerehrung. Der schnellste hat die Strecke in 2:59 hinter sich gebracht und der Zweite kam gut 10 Minuten später ins Ziel. Der Dritte, ja was soll ich sagen, war 'Kall'. Der deutschsprachige Nachmelder der, wie sich raus stellte, auch stolze 62 Jahre vorweisen konnte und das Rennen in 3:30, locker, über die Bühne schaukelte. Wahnsinn! Vorbildlich war auch das einmalige Buffet, das für alle Teilnehmer und Supporter aufgebaut wurde. Alle Restaurants hatten sich zusammengeschlossen um eine Riesenauswahl an Köstlichkeiten zu servieren - und es wurde auch von allen genossen! Super Idee und absolut zur Nachahmung empfohlen! Abends gab's lecker Dinner mit Wein und allem G'lumps um die Speicher wieder richtig voll zu bekommen. Die Nacht war dann auch wesentlich ruhiger und es gab auch kein Regen mehr - nur Sonne pur! Fazit Ein wahnsinnig schöner, aber auch anspruchsvoller Marathon. Landschaftlich 1A. Die lieben 'Kontrolleure', die auf ihren heißen Öfen (Cross-Böcke) rumm-geheizt sind hätte man lieber auf 'Vespas' gesetzt und mit Wasserkästen rummfahren lassen. Das wäre a) leiser gewesen und hätte b) den Getränke-Notstand gegen Ende der Strecke ein wenig eingeschränkt. Alles in allem eine gelungene Premiere. Das T-Shirt und die Medaille waren nicht von Welt aber immerhin gab es welche, was ja auch nicht selbstverständlich ist - Danke ans Orga-Team dafür. Ein ganz großes Danke Schön an meine Eltern, ohne die es wesentlich härter zur Sache gegangen wäre. Natürlich auch ein Danke an Alfred, ohne dessen Begleitung ich bestimmt erst gar nicht angetreten wäre. Nicht zu vergessen - Ein Danke an 'Fred', der mir die Kraft gegeben hat mit ihm mitzuhalten :-) - Ach ja, 'Fred' verabschiedete sich dann recht spontan, da er am nächsten Tag einen 15km Berglauf absolvieren musste :-)) Diesen Marathon kann ich nur empfehlen! Carlos Manuel (April 2003)

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