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Bericht

Name des Laufes:Brocken Challenge
mehr zum Lauf: VID1050
Datum des Laufes:12.2.2005 (Sat)
Ort:Göttngen - Brocken
Plz:D3
Homepage:www.brocken-challenge.de
Strecken:84500
Beschaffenheit:Eis, Straße, Waldweg, Schlamm, Schnee, Wasser (was
Profil:Bergig, im Zweifelsfall bergauf
Wetter:Regen, Schnee, Wind
Teilnehmer:ca. 22
Name des Berichtenden: zollstocks LID859
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Bericht vom 19.2.2005 (Sat)
Eine kleine Bitte um Entschuldigung. Ich bin gerade auf der
Nordsee, draußen ist ordentlich Wind und in meiner Kabine (ganz vorne,
Deck 8) steht der Schreibtisch nicht sehr ruhig. Ich bitte deshalb,
kleine Tippfehler zu übersehen. Dann mußte ich vermutlich gerade das
Notebook festhalten...


Vorab:
Der Bericht ist fast so lang wie die Strecke. Vermutlich werden nicht
alle durchhalten. Deshalb hier mein ganz großes Lob an die
Organisatoren und Helfer (hier besonders die der Johanniter), die an
dem Tag bei recht bis sehr unangenehmem Wetter so toll geholfen haben.

Bericht:

Vorspiel: Mein Freund aus dem ersten Studiensemester erzählte mir
letztes Jahr, daß er von Göttingen aus auf den Brocken gelaufen ist.
Ich fand das so abgefahren, daß ich sofort meine Meldung für die
nächste Gelegenheit abgab. Vor einem Vierteljahr kam dann der Termin.
Da ich immer noch keine Ahnung hatte, auf was ich mich da einlasse,
schrieb ich mich erst mal ein.
Plan: Meine Frau wollte auch mit. Sie wollte ein Stück der Strecke
laufen und mich auf weiteren Stücken mit dem Rad begleiten.

VWKGJ:
Eigentlich wollte ich mich ja ordentlich mit langen Läufen,
Kombinationen (Sa / So einen längeren Lauf) über 6 Wochen fit machen.
Na ja, was kam, war Grippe, Wohnzimmer renovieren, ein etwas
hektischer 10.200 m Crosslauf, eine 10tägige Laufpause und dann, zum
krönenden Abschluß mal eine konsequente Woche. 81 km in drei Einheiten
macht zumindest Mut. Eine Chance zum Überleben war da...
Noch zwei von diesen Wochen und ich wäre glücklich gewesen. Da mir
aber ansonsten nichts weh tat, drückte ich mich vor gar nichts.

Vortag:
Wir fuhren nach Göttingen und kamen annähernd rechtzeitig zur
Vorbesprechung im Sportinstitut. Hier wurden bei leckeren Zimtsternen
einer Sponsors die sehr guten Karten ausgegeben, die Strecke gründlich
durchgesprochen und alle anderen organisatorischen Fragen geklärt.
Dann räumten wir noch schnell auf und fuhren zu Markus Wohnung. Eine
Riesenportion Nudeln, viel zu trinken und einige Zimtsterne zum
Nachtisch, dann ging es zurück in unser WoMo. Wir zwei machten noch
unsere Trinkflaschen fertig, packten 3 verschiedene Rucksäcke
(Verpflegung 1. Hälfte, Verpflegung 2. Hälfte, trockene Wechselsachen)
und gingen in das Bett. Um 4:30 war die Nacht zu Ende. Anziehen, hoch
zum Frühstück und erst mal 2 Brötchen, Kaffee (und eventuell doch
einen Zimtstern?) essen. Dann ging es zum Start. Alle (Läufer,
Radbegleiter, Autobegleiter) machten sich fertig, Taschenlampen,
Stirnlampen, Glühwürmchen überall. Irgendwann (als kurz nach 6) ging
es dann endlich los. Nach wenigen km auf der Straße wurde es dann
schon spannend. Ein Rad fiel aus, auf den Eisschollen auch mal ein
Radler oder Läufer zu Boden (glücklicherweise ohne Verletzungen) aber
zumindest lief es. Eineinhalb Stunden Dunkelheit und kalter Regen,
dann wurde es besser. Der Regen blieb aber man konnte wenigstens etwas
sehen. Nun waren auch die Wege frei und besser zu laufen. Ach nee,
doch nicht. Die Strecke ging über einen umgestürzten Baum auf einen
netten Schlammweg. Nach einer Biegung wurde der Schlamm von Zweigen
und Baumresten aus Forstarbeiten bedeckt. Die Läufer hatten es besser,
aber die Radler mußten die Räder eine ordentliche Strecke schieben
oder tragen. Danach wurde es aber für eine Weile besser und bald kamen
wir am ersten Verpflegungspunkt (km 16) an. Ab hier wollte meine Frau
mich dann radelnd begleiten. Ich trabte weiter über ordentliche Wege,
Waldwege, Straßen etc. Dies war ein schöner leichter Teil der Strecke.
Ich mußte immer mal wieder Tempo rausnehmen, um nicht sinnlos und
vorzeitig Kraft zu verbrauchen. Dann mal wieder eine kleine Prüfung
für Läufer und Radler. Ein steiler Waldweg führt hoch zur Tilly-Eiche.
Holzfahrzeuge schufen Fahrspuren, Schnee, Regen und Lehm die
Herausforderung. Die andere Seite herunter war noch besser :o) Steil
bergab, tief zerfahren und sauglatt. Unten angekommen konnte man tief
Luft holen - geschafft...
In Rüdershausen dann mal leichte Verwirrung. Ich hatte einen Pfeil
übersehen. Wir war zwar klar, wohin ich dann wollte, aber ich hatte
meine Radbegleitung auf dem Weg über den Hellberg abgehängt und sie
sollte mich ja hier nicht sinnlos suchen. Handy & Karte rausholen,
eben absprechen und es geht weiter. Kurz vor Rhumspringe sind wir
wieder zusammen. An der Rhumequelle wieder ein Verpflegungspunkt. Die
Helfer sind supernett: "hier ist Tee, Du mußt viel trinken, nimm noch
eine Banane, ach ja, vielleicht ein Zimtstern (Du darfst auch welche
mitnehmen...) und dann noch vor dem Start die Kontrollfrage: Hast Du
Trinken, Karte, Handy? Dann viel Erfolg. An Straßenrand steht ein
Schild "42 km" und kurz darauf sind wir in Barbis. Ab hier können die
Radler nicht mehr mitkommen. Die Strecke wird für sie unpassierbar.
Ich mache mich auf die Suche nach dem Packsach mit den Getränken für
den zweiten Teil. Hmpf, leider genau in dem Auto, daß gerade nun nicht
hier ist... Ich fülle meine Trinkflasche mit Tee, esse noch in Ruhe
eine Banane, einen Keks, trinke noch etwas und möchte dann los.
Schneller Check: Karte, Handy, Flasche, alles da. Es kann weitergehen.
Es findet sich eine Vierergruppe und gemeinsam geht es den Kammweg
hoch. Der verschneite Weg wird zur Eisplatte mit Wasserschmierung
(Notiz: Das nächste Mal Spikes einpacken, aber wieso plant man schon
das nächste Mal, wenn man noch gar nicht im Ziel ist?). Zum Teil gibt
etwas Naßschnee einen Hauch von Grip, ansonsten tippelt man über die
über die ansteigende Eisdecke. Dann endlich kein Eis mehr, sondern
Schnee. Der ist aber nur teilweise fest, naß und schwer. Die Gruppe
trabt langsam in einer Reihe und wechselt sich beim Spuren ab. Die
Kilometer ziehen sich. Zum Teil werden 11 Minuten für einen km
benötigt. Es stürmt, regnet mal stärker, mal noch stärker und der
Schnee wird immer weicher. Uns wird klar, daß wie keine Hoffnung
haben, noch auf dem Brocken hochzugehen. Bei dem Sturm lassen die
keinen hoch und keinen herunter. Plötzlich breche ich mit einem Fuß
ein und versacke knietief im Schnee. Ganz unten kommt der Fuß im
Wasser an. Ein Schnee/Wassergemisch füllt meinen Schuh (wo sind die
Tasten mit den Schädeln, Knochen, ... aus den "Asterix" -
Sprechblasen? Die bräuchte ich jetzt mal) Jammern hilft nicht, nur
Laufen macht die Füße warm. Der Beweis wird mehrfach erbracht. Immer,
wenn die Zehen wieder warm sind, bricht man mal wieder ein. Dann
Hoffnung: Der Schnee wird etwas fester und ein Schild verspricht:
"Lausebuche 2,5 km" Ich führe in einem leichten Trab und die Gruppe
folgt. Bei mir kommt sogar wieder ein sauberer Schritt auf. Irgendwann
drehe ich mich um. Die Gruppe hat mich einfach schnöde nach hinten
verlassen. So trabe ich alleine bis zum Treffpunkt an der B27 weiter.
Dort warten dann auch heißer Tee, Bananen und Zimtsterne auf mich.
Schon nett, so liebevoll umsorgt zu werden. Bei mir macht sich ein
leichter Lupus Popo bemerkbar, aber der muß nun auch erst mal
durchhalten. Meine Dago will das letzte Stück nach Oderbrück (der
Aufstieg auf den Brocken fällt wg. des schlechten Wetters aus) noch
einmal mitlaufen. Zusammen trippeln wir erst 3 ? km Eisplatte im
Nähmaschinenschritt (Fuß senkrecht aufsetzen, warten, bis Haftung da
ist und dann etwas vorwärts gehen), dann tapsen wir wieder durch nicht
wirklich trittfesten Schnee. Immer wieder umkreisen wir
Schmelzwasserpfützen, sehen kleine Wasserströme in der Loipe nebenan
in kleinen Rissen verschwinden und haben dann dies Wasser wieder im
Schuh :o(.
Dann ein Wegweiser: Rechts oder Links? Karte raus und wir entscheiden
uns für rechts. Nach einer Weile zeigt mir der Garmin, das wir
irgendwie aus der Richtung sind. Mift, wir sind falsch. Also die
Stecke zurück zur Kreuzung und dann ein neuer Versuch. Plötzlich
klingelt das Handy. Die mach uns gestartete Gruppe ist schon
angekommen - wir sind überfällig. Ich kann Entwarnung geben, etwa 5
min später traben wir den Weg zum Parkplatz herunter und sind da.
Der Parkplatz selbst steht auch unter Wasser, teilweise knietief. Auf
dem Weg zu einer Schutzhütte mit Verpflegung (heißer Tee, Schokolade,
Kekse, Zimtsterne) ist es mir zu blöd, über die Schneehaufen am Rand
zu balancieren. Ich wate einfach durch die Pfütze hindurch. Einem
Helfer der Johanniter entgleisen die Gesichtszüge. Er hat den ganzen
Tag festgestellt, daß hier nichts mit normalem Menschenverstand zu tun
hat. Das war der abschließende Beweis.
Dann ziehe ich mir in deren Einsatzwagen die ersehnten trockenen
Sachen an und fühle mich wieder richtig gut. Nach einem Gruppenfoto
fahren wir in Richtung Göttingen. Nach einem reichlichen Abendessen
beim Griechen mit zwei Weizenbier können wir richtig gut schlafen.

Der Morgen danach:
Es ist 9:00 Uhr, die Augen klappen auf und ich mache eine
Bestandsaufnahme. Ich lebe noch, es bewegt sich alles noch, die
Trinkflasche ist leer...
Ich klettere aus dem Alkoven (ging auch erstaunlich gut) und trinke
noch einen halben Liter. Dago wird auch wach und wir ziehen uns an und
fahren zu unseren Freunden zum frühstücken.
Nett, auf jedem Teller liegt noch ein Zimtstern.

Abends daheim gehe ich noch eine Runde auslaufen. Eigentlich sollte es
ein gaaaaaanz lockerer Erholungslauf werden. Aber da war eine Straße,
die nicht nachgab oder einbrach, die Sohlen hatten Halt und man konnte
lange saubere Schritte machen - das tat so gut! genaugenommen
funktionierten die Muskeln zum schnellen Laufen besser als die zum
langsamen Traben.
Die wenigen Passanten haben sich vermutlich über den Verrückten
gewundert, der da mit seligem Grinsen durch Schneeregen und Sturm
rennt. Die wissen alle gar nicht, wie schön verrücktsein ist :o)

NWKGJ:
Ich habe seit heute früh einen steifen Nacken...

In mir tobt immer noch das Endorphinhoch, draußen das Sturmtief, ich
habe fertig.
Aber in zwei Jahren bin ich wieder dabei...

# Vielen Dank fuer die Verwendung dieses Templates

ist genapped ;o)

# Ihr DRSL.de-Team

Euer Uwe

PS: Ich hab hier noch einen Zimtstern - will den jemand?


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=777


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