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29.03.2024, der 5. Tag der KW 13

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Bericht

Name des Laufes:18. Olympus Marathon Hamburg
mehr zum Lauf: VID69
Datum des Laufes:27.4.2003 (Sun)
Ort:Hamburg
Plz:D2
Homepage:www.marathon-hamburg.de
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:leicht profiliert
Wetter:10 Grad, leicht windig
Teilnehmer:20000
Name des Berichtenden: Oli Sch LID7
Oliver aus

Bericht vom 28.4.2003 (Mon)
Geschichte einer Marathonwoche

Montag: Radunfall... ich fahre frontal auf einen mitten auf der Straße wendenden Torkelradfahrer auf und falle genau auf mein rechtes Knie, das linke knallt voll gegen den Rahmen. Fazit: neue Fahrradgabel, interessante Farbgebung an
beiden Beinen.

Dienstag: Schmerzhaftes Humpeln zum Arzt. Mitleidiges Schulterzucken betreffs meines Vorhabens in 5 Tagen einen Marathon laufen zu wollen.

Mittwoch: Frust

Donnerstag: 2km joggen mit Freundin, ich laufe nicht rund, ich merke, dass ich humpel, dann 50m versucht ein wenig schneller zu traben. Bei jedem Schritt zuckt ein Schmerz durch die Schwellung im rechten Knie, das linke Knie tut eh weh, Marathon ade... Doppelfrust. Ich denke an all die Läufe im Winter, wo ich im strömenden Regen mit einer Lampe auf dem Kopf nachts durch den Wald gestolpert bin. Dreifachfrust.

Freitag: Der Arzt gibt mir das medizinische Ok für einen Marathon, das Gehen ist mittlerweile einigermaßen schmerzfrei.

Samstag: 'n Versuch kostet ja nix... meine Freundin und ich fahren nach Hamburg. Das Abholen der Startunterlagen in den Messehallen erfolgt schnell und ist problemlos, nachdem man von der U-Bahn-Station einmal um das ganze Messegelände
gegangen ist. Wir übernachten bei einer guten Freundin, die uns ein herrliches Abendessen kocht. Nach dem Essen werden die Stationen besprochen, an denen ich von meinem Supportteam angefeuert werden soll. Ich gehe früh ins Bett.

Sonntag: Aufstehen um sechs... auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: ich finde das recht früh!
Einen Kaffee für die Verdauung, einige Toastbrote und 1,5Liter Wasser später sitze ich in mit anderen Läufern in der U-Bahn. Station Messehallen wird ausgestiegen und langsam gen Start getrabt. Auch wenn ich seit Freitag abend mein gesamtes Umfeld zumindest einigermaßen davon überzeugt hatte, dass ich den Marathon laufen kann, bin ich mir da selber nicht so sicher. Die 50m vom Donnerstag sitzen mir noch im Kopf, meine Beine sind auch noch recht bunt, der abgebrochene 35km Lauf vor zwei Wochen beruhigt mich auch nicht gerade. Das einzige was im Laufe der letzten Woche
perfekt klappte war das Carbo-Loading, das kann ich!
Aber nun bin ich hier und stehe irgendwann, nachdem ich noch ein kleines Geschäft in dem wackeligsten Klohäuschen aller Zeiten erledigt habe, mit 1000en von anderen Läufern vor einem Zielstrich und soll erst dann aufhören mich zu bewegen, wenn ich 42,195km hinter mich gebracht habe. Schluck...
Einen Plan für eine Zeit hab ich mittlerweile nicht mehr. Erstmal 10km gucken ob es überhaupt geht. Irgendwann geht es los. Meine Beine wollen aber nicht. Steif schleppe ich sie die ersten Kilometer über den Asphalt. Seit einer Woche
quasi ohne nennenswerte Bewegung, nur Schonung und Ruhe, protestieren sie gegen diese ungewohnte Behandlung seitens ihres Besitzers.
Aber große Schmerzen scheine ich nicht zu haben. Vorbei geht es an der Reeperbahn (nix zu sehen :( ) Die Stimmung im Läuferfeld ist locker und gut und auch ich werde allmählich ein wenig zuversichtlicher. Der Blick nach ca. 8km auf den
Hamburger Hafen ist schlicht großartig und wie wellig das Gelände ist merkt man spätestens dann, wenn man kurz darauf Richtung Fischmarkt und Landungsbrücken läuft. Da gehts richtig runter...
An den Landungsbrücken dann auch das erste Mal richtig viele Zuschauer, dichtgedrängt, Lärm, Anfeuerung, Krach ... und irgendwo zwischendurch "Oli!! Hier!!", oops, fast an der Freundin vorbeigelaufen. Kurz vor km15 dann der erste
Verpflegungsstand mit Bananen, von denen ich mir einige Stücke in die Hand quetschen lasse. Danach geht es dann in den Wallringtunnel. War eben noch um einen herum die Hölle los, herrscht im Tunnel eine eigentümliche Ruhe, man hört nur das Schlappen der Schuhe auf dem Asphalt und das rhythmische Atmen seiner Mitläufer. Aus dem Tunnel herauskommend geht es dann in einem weiten Bogen um die Binnen- und die Außenalster. An der Lohmühlenstraße bei ca.18.5 km steht dann
wieder mein Supportteam. Dankbar nehme ich von ihnen eine Flasche Wasser entgegen, irgendwie liegen mir die Bananen quer im Magen...
Mein Schnitt liegt momentan bei ziemlich genau 6min/km, das soll wohl so weitergehn. Aber nix da, mein rechter Oberschenkel macht mir Probleme, ab km25 nehme ich noch mehr Tempo raus und versuche irgendwie beim Laufen die Stelle meiner Schwellung ein wenig zu massieren. Als ich bei km28.5 noch einmal Chrissi sehe und ihr im Vorbeilaufen einen
Kuss gebe, weiß ich bereits, dass das heute eine längere Geschichte werden wird und ich froh sein darf, wenn ich es ins Ziel schaffe. Auch um mich herum sehe ich ab jetzt immer wieder Läufer die die merkwürdigsten Dehnübungen machen um ihren Körper wieder in den Griff bekommen. Der Rückweg Richtung Ziel ist auch von den Zuschauern nicht so stark frequentiert. Ab jetzt beginnt wirklich die zweite Hälfte des Marathons. Erst bei km35 ist wieder die Hölle los, überall Bands, Zuschauer, die brüllen, Zuschauer, die Läufer anfeuern und die merkwürdigsten Küchenutensilien aneinanderschlagen und mittendrin ich, dem mittlerweile aber auch der linke Oberschenkel anfängt wehzutun und der zwischenzeitlich schon einige Gehpausen eingelegt hat. In der Ferne sieht man durch die Straßenschluchten schon den Fernsehturm und der steht in der Nähe des Ziels. Ich denke nicht daran, dass ich noch nie im Leben so weit gelaufen bin wie jetzt, ich denke nur daran bloß nicht stehenzubleiben, immer wieder einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mir geht
es relativ gut, mein Puls ist sehr weit unten, ich unterhalte mich mit Zuschauern und Mitläufern, ich kann bloß teilweise nicht mehr laufen und muss immer wieder Gehpausen einlegen. Ich will nur noch ins Ziel, die Zeit ist mir egal. Am Klosterstern steht wieder Chrissi mit Marion, Björn und Silke. Das gibt wieder Kraft für die nächsten 2km, die
ich im leichten Trab zurücklege. 1,5km vor dem Ziel gibt es aber wieder einen kleinen Anstieg und ich muss wieder ins Gehen zurückfallen. Irgendwann schreit eine Frau mich an:"Es sind wirklich nur noch 500 Meter!" Also, hopp. Endspurt. Bei km42, das Ziel schon in Sichtweite, schaue ich nochmal kurz auf die Uhr. Also den Ehrgeiz hab ich noch, unter 4h45min zu kommen, das macht für 195m noch ganze 50s und das mit dem Wackelpudding da unten, aber was solls, ich renne, ich schreie, in bin im Ziel (4:44:59 :-))
Im Ziel... ich bin Marathon gelaufen... irgendjemand hängt mir eine Medaille um... uff...
Alle schlurfen langsam weiter, wir werden irgendwie aus dem Zielbereich geleitet, das erste Getränk, einige schlurfen nach rechts, ich schlurfe mit. Heben will/kann ich meine Beine nicht mehr. Irgendwie gelange ich zur Halle wo die
Kleidertüten zurückgegeben werden. Um mich herum liegen Läufer mit Krämpfen, völlig kaputt. Da hab ich ja noch richtig Glück gehabt, ich kann wenigstens noch schlurfen. Also raus, was jetzt? Versuchsweise grinst man sich gegenseitig zu,
das klappt schon ganz gut. Auf einmal kommt ein heftiger Regenschauer runter und eine Horde von sportlichen jungen Menschen schleppt sich mit 10cm/sec und schmerzverzerrten Gesichtern unter die nächste Überdachung. Irgendwo treffe ich
meine Freundin und wir gehen ganz langsam zur U-Bahn. Uns kommt ein Besenwagen entgegen, in dem einige Läufer sitzen, die aufgeben mussten - ich bin durchgekommen...


Fazit: Marathon-Hamburg
Wahnsinnspublikum, Marathon in Hamburg ist wirklich ein Volksfest, überall kleine und große Parties, fast schade dass man an allen vorbeiläuft!
Hervorragende Verpflegung, kein Gedränge, ausreichend Helfer
Gute Organisation der Startnummernausgabe, Chipregistrierung und der Urkundenerstellung, sehr schnell und zügig.
Teilweise recht weitläufiges Gelände,
Miese Internetpräsenz, Ergebnisse am Tag darauf nicht einsehbar.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=75


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