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19.04.2024, der 5. Tag der KW 16

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Bericht

Name des Laufes:Neujahrsmarathon
mehr zum Lauf: VID1105
Datum des Laufes:1.1.2005 (Sat)
Ort:Schlieren
Plz:CH
Homepage:www.neujahrsmarathon.ch
Strecken:MA
Beschaffenheit:75% Naturwege, etwas Asphalt
Profil:90 Höhenmeter
Wetter:2 Grad, fast durchweg trocken
Teilnehmer:180
Name des Berichtenden:Werner Pluschke
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 2.1.2005 (Sun)
"O fortuna velut luna, semper variabilis. Semper crescis aut decrescis..."


Als Sir Simon Rattle beim Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker den Taktstock erhob (live im ZDF) und der Chor diese Zeilen aus Carl Orffs "Carmina burana" vortrug, gingen meine Gedanken zum gut sechs Stunden später angesetzten Start des Neujahrsmarathons am Ufer des Flüsschens Limmat in Schlieren vor den Toren von Zürich. Um diese Jahreszeit ist es beim Laufen für mich oft schon dunkel, und so weiss ich dass derzeit der Mond abnimmt: "Luna decrescit". Das bedeutet aber, dass sein Licht in der zweiten Nachthälfte zur Verfügung stehen sollte, also während des Neujahrmarathons.

Auf der Baar lag ziemlich viel Schnee, als ich mich auf den Weg von Böblingen nach Zürich machte. Ueberall blitzten Feuerwerke auf. Mit etwas Spürsinn fand ich Schlieren, welches deutlich schlechter ausgeschildert war als die Parkhäuser bei der Zürcher City. Ich nahm meine Tasche und begab mich in die obere Turnhalle, die als Wettkampfzentrum diente. Der bei der Registrierung verteilte Beutel war mit durchaus nützlichen Sponsor-Utensilien gefüllt. An der Hightech-Startnummer mit integriertem (Bib-)Chip zur Zeiterfassung war ein Gummiband angebracht, so dass man keine Nadeln benötigte.

Ich sprach noch vor dem Start mit Roger, dem Präsidenten des Organisationskomitees. Er ist, wie auch ich, Mathematiker. Ich konnte ihm bereits jetzt eine sehr gründliche Vorbereitung des Laufes bescheinigen. Selbst die Startnummern waren nicht willkürlich vergeben worden. Meine Startnummr sollte mir zeigen, wo er mich im Einlauf erwartete.

Es waren etwa 2 Grad, und der Wetterbericht versprach, dass die Temperatur nicht sinken würde, und so beschloss ich nach dem Einlaufen, auf eine Jacke und Handschuhe zu verzichten. Ich habe sie später auch nicht vermisst. Ich zog noch ein Trikot des TSV Hildrizhausen über.

Ein Powerbar-Tor bildete den Start, darunter stand eine Digitaluhr, die die aktuelle Uhrzeit anzeigte. Diese würde nach dem Start mit der Laufzeit übereinstimmen. Das Portal zur Zeiterfassung war relativ schmal, aber mancher hatte es wohl auch nicht eilig und mochte auf das Glas Sekt zum Neuen Jahr vor dem Start nicht verzichten.

Ueberall gab es Startschüsse, und wir liefen los. Der Weg führte hinab zum Limmat-Ufer und nach links in Richtung Dietikon. Nach zwei Kilometern wechselten wir auf das orographisch rechte Ufer, wo es auf einem Dammweg weiterging.

Die Strecke bestand aus drei Runden, die sich aus einer langen Schleife flussabwärts und einer kurzen flussaufwärts zusammensetzte, wobei die kurze Schleife nach der dritten Runde entfiel. An den entferntesten Punkten war jeweils eine Zeitkontrolle (ca. km 6, 13, 21, 28, 36), ein erstaunlicher Aufwand für die Läuferschar. Auch das weist darauf hin, dass die Organisation eine weit grössere Teilnehmerzahl bewältigen könnte.

Die Strecke überquerte in ihrem Verlauf mehrfach die Limmat. Ich sah es in der Dunkelheit nicht so genau, aber der Fluss war wohl stellenweise in zwei Arme geteilt, denn auf dem Rückweg der langen Schleife gab es weitere Flussbrücken. All diese Ueberquerungen würzten die Strecke mit kurzen steilen Anstiegen vor der Brücke und entsprechenden Gefällen dahinter. Auch die Unterquerung der Limmat-Brücken auf den Uferwegen machte sich im Höhenprofil bemerkbar.

Im einzelnen war der Weg flussabwärts auf der grossen Schleife zunächst nicht asphaltiert. Man lief mit Blick auf die Kirche von Dietikon. Wir verliessen den Damm, und es folgten einige Kilometer vorwiegend auf Asphalt, der ziemlich neu war. Ich konnte nicht erkennen, weshalb man dort Asphaltwege brauchte. Auf allen Runden begann es dort etwas zu schneien, vermutlich eine Folge der Wetterlage. Für mich als Brillenträger war das etwas problematisch. Hinter der Zeitkontrolle begann ein holpriger Abschnitt, der erst an der Rampe auf die Brücke endete. Dahinter ging es zum linken Ufer hinunter und zurück. Dieser Abschnitt war mit Kanaldeckeln gepflastert. Danach wies uns ein Posten auf den Steg zur Insel zwischen den Limmat-Armen; der Weg auf der Insel endete an der Uferpromenade von Dietikon. Der Asphalt in diesem Stück war angenehm, die Hundedichte nicht. Entengeschnatter vom Fluss war zu hören. Vorbei am Bahnhof, wo auch die Nacht über reger Zugverkehr war, gelangten wir in die Nähe des Startbereichs, einem Abschnitt mit Läufer-Gegenverkehr, wo die kurze Schleife sich anschloss.

Bei der kurzen Schleife liefen wir weiter am linken Ufer. Erst nach der Zeitkontrolle an der Wende wechselten wir auf das rechte Ufer, leider sehr nahe an die Autobahn. Zurück über die Schlierener Brücke erreichten wir wieder den Begegnungsabschnitt.

Auf der ersten Runde war die Luft vom Rauch der Feuerwerkskörper erfüllt, doch es war abzusehen, dass dies bald enden würde. Hingegen war das Feuerwerk eine zusätzliche Beleuchtung. Es war eigentlich eine Mondnacht, aber unser Trabant konnte sich nicht gegen die Wolken (und den Rauch) durchsetzen. Die Taschenlampen mussten genutzt werden.

Ich war auf dem Damm am rechten Ufer in einer grösseren Gruppe unterwegs. Bei der Dunkelheit hatte ich kein Gefühl für das Tempo. So war der erste Kilometer mit ziemlich genau vier Minuten viel zu schnell. Und auch km 4 habe ich schon nach siebzehn Minuten erreicht, wie ich den Markierungen - Täfelchen am Boden - entnahm.

Ich liess die Gruppe ziehen und verlangsamte das Tempo. So musste ich jetzt mich allerdings selbst um den Weg kümmern. Eigentlich war die Strecke mit Pfeilen und Fähnchen des ASVZ sowie Absperrbändern sehr gut markiert. Doch die Prinzipien musste ich erst lernen. Das auf den ersten beiden der drei Runden noch zahlreiche Publikum war gelegentlich entsetzt, wenn ein Läufer unter ihren Augen die falsche Richtung einzuschlagen drohte. Aber an den kritischen Punkten waren Posten. Auf der zweiten Runde war ich dennoch zweimal sehr verunsichert, mich verlaufen zu haben und blieb kurz zweifelnd stehen. Aber ich war immer am Weg.

Immer wieder einmal lief jemand auf mich auf oder umgekehrt. In der Dunkelheit sieht man wenig von den anderen, die hier unterwegs sind. Am anderen Ufer waren zeitweise Lichterketten - andere Läufer. Am Begegnungsabschnitt nach der ersten Rundes kam mir die Spitze entgegen. Die beiden Führenden hatten einen Velobegleiter und brauchten selbst kein Licht. Der Radfahrer aber blendete mich so, dass wir beinahe kollidierten. Auf dem Rückweg von der ersten kurzen Schleife kamen die Langsameren entgegen. Nach der zweiten Runde begegnete ich dem führenden Läufer schon nicht mehr.

Bei km 13 war ich bei 1:02, bei km 20 bei 1:28. Es ist lästig, die Kilometertafeln zu erspähen und die Zeiten zu registrieren. Als die dritte lange Schleife begann, merkte ich, dass ich noch Reserven hatte und fing an nachzusehen, wer vor mir war. Ich überrundete dabei auch das Besenvelo. Ich bog schliesslich zum Ziel ab, das ich um 3h18 und 20 Sekunden erreichte. Vierzehnter sei ich geworden, erfuhr ich.

Zur Bouillon, die im Ziel gereicht wurde, musste ich Wasser trinken, denn sie war sehr kräftig. Dann duschte ich und schaute bei der Siegerehrung zu, die Roger vielsprachig in der unteren Turnhalle zelebrierte. Sieger waren Urs Schönholzer (2:38:28) und Jacqueline Keller (3:25:13). Neben den Klassen-Platzierten (10-er Stufe) führte Roger auch Ehrungen anlässlich von Platzierungen in Jahresbestenlisten durch. Dadurch, dass dies der erste vermessene Marathon im Jahre 2005 war, sind diese einfach zu ermitteln. Für mich galt "Fortuna crescebat": als ich auf den letzten Kilometern noch überholte, war auch ein Deutscher dabei. So konnte ich unerwarteterweise als (wohl nur kurzzeitiger) Inhaber der deutschen Jahresbestzeit auch noch einen Preis mitnehmen.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=738


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